Artgenosse = pure Aufregung und großes Spektakel

  • Hallo zusammen,


    ich suche nach Lösungsansätzen – Trainingsmöglichkeiten, wie mein Hund (Rüde, Kromfohrländer, 18 Monate, Chip) die pure Aufregung bei Anwesenheit von Artgenossen verlernen und höfliche Hunde-Kommunikation/-Verhalten lernen kann.


    Er hat noch nie ein „Begrüßungsritual“ mit schnuppern etc.gemacht, sondern begegnet Artgenossen immer volle Pulle frontal drauf mit Gebell. Wahlweise legt er sich davor noch hin um zu lauern.. um dann loszuspringen mit Getöse. Er akzeptiert hündische Grenzen –Abwehr – Drohen nicht und bellt dann noch mehr, knurrt, fletscht etc., geht total rein in diese „Konfrontation“. Er ist bei Artgenossen hypermega aufgeregt, wirklich wie auf Droge. Ich muss also bei ungeplanten Begegnungen immer eingreifen, abbrechen, ihnkörperlich abdrängen / einfangen, ins Sitz bringen, sichern. Was mitunter schwierig ist, weil er super schnell ist, total hektisch, kaum – nicht ansprechbar und echt ein Spektakel veranstaltet. Daher nur noch Schlepp. Von sich aus rennt er nicht über weite Strecken zu anderen hin. Erst wenn eine Distanz von 10 m unterschritten ist und/oder derArtgenosse interessiert ist / herkommt, wird es kritisch.


    Wir gehen mittlerweile nur noch mit bekannten Hunden + Trainer und bei angeleinten Social Walks, weil jeder Fremdkontakt im Chaos beginnt und endet. Ich bin viel am Managen und Ausweichen, warne schon Menschen vor, die uns begegnen und auf Kontakt aus sind „Achtung, er ist sehr wild, ich weiche aus etc.“, „Ach, der sieht doch aber so niedlichaus..“ etc. :hust: Und manchmal kann man es einfach nicht vermeiden,schlecht ausweichen, ich bin zu langsam etc. Auch Hundeschulgruppe geht nicht, weil das zu stressig für ihn und alle beteiligten Artgenossen und Menschen ist: an der Leine ziehen und springen wie ein komplett Irrer (er ist ansonsten leinenführig),Übersprungshandlungen als Frust-/Stressabbau am laufenden Band (sich kratzen, schütteln, buddeln, in was beißen, kauen – notfalls auch einfach ins Gras und den Boden), bellen... :verzweifelt:


    Ich habe ihn seit Welpe an und denke, dass er diese Aufregung und Verhaltensweisen (volle Pulle drauf, frontal von vorne Artgenossen anbellen, anspringen, raufen etc.) durch chaotische Welpen- und noch chaotischere Junghundgruppe tatsächlich so „gelernt“ hat,diesbezüglich „anfällig“ war (sehr reizoffen, aktiv und vorallem unsicher). Er war bei diesen Gruppen immer auf 180 000 Volt, der klassisch überforderte „Gruppenaufmischer“. Ich habe denTrainern vertraut („Ach, die spielen doch nur, die haben Spaß...“)und viel zu spät die Reißleine gezogen, wofür ich mich selbst ohrfeigen könnte, weil ich das Gefühl habe, dass ich es/ihn „versaut“ habe. :(


    Leinenfrustgibt’s auch, geht aber mittlerweile recht gut. (Ver)bellen inRuheposition (wenn seine Individualdistanz unterschritten ist, er die Parkbank bewacht, der andere Hund überraschend auftaucht, sich zu schnell bewegt etc.) ist auch nach wie vor Thema.


    Was wir bisher machen: bei Social Walks und bei Frontalbegegnung an kurzer Leine größerer Abstand, Bogen laufen, Richtungswechsel,fixieren unterbrechen, notfalls blocken und Loben / Füttern von defensivem Verhalten (Weggucken, Schnüffeln, Abstand vergrößern,Mensch angucken...), konditionierte Entspannung, immer wieder kurze Pausen/Ruheübungen draußen etc. Bei gemeinsamen Spaziergängen mit Trainer und seinen Hunden viel dazwischen gehen, viel ausbremsen etc. Das löst aber alles irgendwie nicht das Grundproblem.


    Seit einigen Wochen versuch ich mich an geeigneten Stellen im Behavior Adjustment Training - http://empoweredanimals.com (also leider nicht im professionellen,kontrollierten Set-Up). Ich habe den Eindruck, dass das zumindest auf große Distanzen tatsächlich schon bisschen was gebracht hat: er ist nicht mehr so fixiert, wendet sich viel öfter ab, schnüffelt, kann gucken ohne gleich auszuflippen etc. Mit Hunden + Trainer wollen wir probieren in der Millisekunde, in der er nach Drohen des Artgenossen von ihm „ablässt“, ihn zu rufen und zu loben/füttern, sodass er mal die Idee kriegt, dass er ablässt/weggeht/sich zurück zieht.


    Habt ihr Erfahrungen mit unfassbar aufgeregten „Drauf-los-Hunden“?
    Was würdet ihr tun oder habt ihr getan? Wie konntet ihr daslösen?
    Gibt es noch Hoffnung höfliches Hundeverhalten im direkten Kontakt zu lernen? Wenn ja, wie? Oder steht ein Leben im Management / Ausweichen/ Vermeiden bevor?


    Danke fürs Lesen, eure Erfahrungen und Kommentare!

  • Hallo,


    ich hatte hier zeitweise auch so einen "Poltergeist". Wir haben das durch frühzeitiges Anleinen, ausgewählte Hundekontakte und Erziehung (lernen und festigen von Kommandos) sehr gut im Griff.
    Grob musste ich nie werden, aber bestimmt und konsequent sein. Hundekontakte gibt es reichlich, seit dem Welpenalter. Mit bekannten Hunden ist es nie ein Problem gewesen. Da ist die Maus mehr als sozial und vorsichtig, vor allem mit kleineren Vierbeinern.
    Es gab halt pubertäre "Ausfälle". Da ich sie aber immer im Auge habe und sie gut lesen kann, ist nie etwas passiert. Jetzt reicht ein Räuspern von mir :pfeif: :gut: .


    Der Hund meiner Freundin ist gerade auch 18 Monate und ein richtiger Hau-Drauf. Gestern hat er so derbe eins auf die Mütze bekommen das er zum Tierarzt musste.
    Der andere Rüde hat sich allerdings vorbildlich verhalten. Nur was genug ist, ist genug.
    Da ist jetzt Üben angesagt und meine Freundin muss lernen das es Hunde gibt die nicht an Machtspielchen und Rennerei interessiert sind. Hundewiesen sind erst einmal tabu und werden es wohl eher bleiben.
    Sie werden sich wohl auf Spaziergänge mit Bekannten beschränken und den Hund früher anleinen.


    LG Terrortöle

  • Oh weh - das is n längeres Kapitel :-)


    Ich schreib mal, wie das bei unserer Frieda lief, vielleicht kannst da ein bißchen was mitnehmen von.


    Ich hatte das Problem mit Frieda - nur daß die einfach angstaggressiv auf andere Hunde reagiert hat. Sie hat sicherlich mal gelernt, zu kommunizieren, aber konnte durch ihre Blindheit die Kommunikation anderer Hunde nicht mehr wahrnehmen - das hat sie verunsichert, und sie ging einfach drauf, wenn Hunde herkamen. Hat sie wohl auf der Straße gelernt, wo sie sich durchschlagen mußte, bis sie gefunden wurde. Wenn ich sie da dann rausnahm (anfangs war ich einfach nicht schnell genug bzw. konnte die Situationen oft nicht einschätzen, daher kams überhaupt erst dazu), dann hatte sie Panikdurchfall - richtig wässerig, auf der Stelle!


    Ich hab erstmal komplett Hundekontakte gemieden, alles geblockt, was 4 Füße hatte. Monatelang, ich glaub, sogar 2 Jahre lang. Irgendwann hab ich dann angefangen, wieder Hunde in der Nähe zu suchen - immer nur einzelne, und so, daß Frieda sie zwar wahrnahm, ich merkte, wie sie minimal nervös wurde, aber sie auch merken konnte, wie ich die Hunde (dann in näherer Entfernung als vorher) geblockt und weggeschickt hatte. Aber immer nur 1-2 Hunde aufm Spaziergang, ganz allmählich, damit sie nicht das Vertrauen verlor darin, daß ich ihr Hunde vom Hals halten kann. Dann wieder etliche Spaziergänge ohne Hund in der Nähe.


    Diesen Abstand habe ich immer mehr verringert, dabei so weit eingehalten, daß sie gemerkt hat, daß sich ein Hund näherte, aber eben noch nicht ausgerastet ist. Bestätigt für das Ruhigbleiben, und wieder weggegangen.


    Dann hab ich angefangen, an den Leuten mit Hund vorbeizugehen mit ihr, im größtmöglichen Abstand auf dem Weg eben, wenn das möglich war. Wurde sie nervös habe ich sie mit einem fröhlichen "Weiter" und losrennen (dabei laut mit den Füßen aufgetreten, damit sie hören konnte, ich renne schneller) schnellstmöglich dran vorbeigebracht, dann gelobt und normal weitergelaufen. Irgendwann war es möglich, zu passieren, ohne das Tempo zu beschleunigen. Und heute können wir mit ganz normalem Abstand zum anderen Hund dranvorbeigehen, es stört sie nicht mehr, sie reagiert beim reinen Gassigang gar nicht mehr auf den Hund.


    Es gab auch schon öfter mal Begegnungen mit anderen Hunden, die sich ihr, ohne daß ich es merkte, von hinten genähert haben, und auch da blieb sie 2-3 Sekunden lang ruhig, sodaß ich mir offenbar bislang ein Zeitfenster erarbeitet habe, in dem ich sie vom anderen Hund wegnehmen kann - ich wollte ihr zeigen, daß sie selbst die Situation verlassen kann, wenns ihr unangenehm wird. Daher dann nicht mehr den anderen Hund geblockt, sondern SIE dort weggenommen. Nachdem ich gemerkt habe, daß 2-3 Sekunden gehen, wollte ihr mehr :-) Ich möchte das ausbauen.

  • Inzwischen gehe ich alle paar Wochen (wie halt grad paßt) mal auf ne Hundewiese mit ihr, die sehr groß ist, und viele Möglichkeiten zum Ausweichen hat. Ich kündige den anderen Hund an, der darf herkommen (ich suche aus - Hunde, die nicht heranstürmen, sondern sich eher vorsichtig nähern, andere werden geblockt oder ich weiche aus. Denn auf stürmische Hunde würde auch mein Bossi evtl. mit einer Korrektur reagieren, aber völlig gerechtfertigt, und das mag ich nicht unterbinden, auch bei Frieda nicht. Kann aber bei Frieda nicht sicher unterscheiden, ob sie nur korrigieren möchte, oder ihr übliches Schnappverhalten zeigt, daher laß ichs nicht dazu kommen, daß einer ranstürmt, damit ich net falsch reagieren kann), es wird kurz beschuppert. Mehr als 2-3 Sekunden geht noch nicht, dann schnappt sie - aber das ist im Gegensatz zu dem anfänglichen Toben allein beim HÖREN eines Hundes ein Klacks, das kann ich abblocken, indem ich ihren Kopf wegschiebe mit den Fingern. Ruhiges Schnuppernlassen bestätige ich, u.a. mit Weggehen und verbal (möchte da keine Leckerlis reinwerfen zwischen sie und nen Fremdhund.... *gg Nicht daß ich mir wegen Ressourcen das bislang Erarbeitete kaputtmache). Jeder Versuch zu schnappen wird mit einem "Nanana!" oder "äh-äh...." geahndet. Wenn ich also zu langsam war mit Weggehen, und sie kommt tatsächlich zum Schnappen (sie schnappt eher in die Richtung, aber nicht gezielt in den Hund! Früher hat sie den Hals zum Ziel gehabt....), gehe ich auch weg - aber ohne verbale Bestätigung (wobei das Weggehen ja trotzdem bestätigt - bisserl doof...), und lasse beim nächsten Mal weniger lange schnuppern.


    Es ist immer ne Gratwanderung, je nachdem, wie gechillt oder gestreßt der Hund in dem Moment ist, muß ich mich anpassen, ob ich das nur einmal zulasse, oder es 2-3mal üben kann bei der Gelegenheit. Keinesfalls darf die Situation mal so ausarten, daß sie sich genötigt sieht, sich komplett zu verteidigen, dann könnten wir wahrscheinlich von vorn anfangen.


    Es war viiiiel Arbeit - aber wir waren beim letzten DF-6er-9er-Treffen tatsächlich mit ihr dabei! Sie war ein bißchen aufgeregt, aber ich habe sie aus dem gröbsten Hundeknäuel rausgehalten, sie konnte problemlos mitlaufen, solange keiner direkt an sie ran ist, sie ist paarmal gegen einen Hund gerempelt, als es eng wurde (bin also bewußt nicht mit nem Abstand gelaufen, sondern hab nur geguckt, daß es nicht zu eng wurde innerhalb des Haufens, weil ich sonst mit ihr nicht ausweichen kann), oder wurde gerempelt, wenn Andere rannten - sie lief einfach weiter ohne zu schnappen. Nur, wenn einer vor ihr stehenbleibt, muß ich bisserl aufpassen und sie außenrumführen oder zu mir nehmen. Sie ging mit ins Wasser zum Schwimmen, neben den Anderen - kein Problem. Ein einziges Mal ist ein Hund im Vorbeirennen voll gegen sie gerannt (weil er im Kopf grad woanders war, war ein Versehen), da hat sie dann ein Verhalten gezeigt, daß ich aber eher als Korrektur gewertet habe in der Situation. Hat halt geschimpft und kurz 2 Sprünge nachgesetzt (an der Leine nicht weiter wild, ich kann sie ja halten), und hinterhergebellt. Ist aber umgehend wieder "runtergefahren" und hat sich beruhigt, daher tippe ich auf Korrektur, nicht auf Aggro-Verhalten. Und das darf sie weiterhin. Bin ja froh, wenn sie Korrekturen irgendwann sauber zu setzen lernt (und ich lerne, das zu erkennen *gg damit ich nicht fälschlicherweise eingreife), statt zu glauben, gleich jeden Hund töten zu müssen wie früher. Und die wollte Ernst machen, was bei nem Jagdterrier kein Spaß ist.... (schönes Wortspiel *g)


    Ja - sie ist (einzig!) in der Hinsicht noch nicht ganz das, was ich mir mal erträumt habe - einfach der Dritthund, der zu den anderen beiden gehört - aber was wir erreicht haben, ist eh schon Wahnsinn, so wie die sich früher aufgeführt hat. Und nachdem ich den Eindruck habe, daß sie jetzt sehr gechillt und entspannt Gassigehen kann, und nichts vermißt, forciere ich das mit den Hundebegegnungen auch nicht, ich denke, würde ich massiv dran arbeiten, ginge da noch mehr. Aber ich eile da lieber mit Weile, wie das Sprichtwort so schön sagt - das Eisen ist mir zu heiß, um da nen Rückfall zu riskieren, nur weil ich der Meinung bin, die müßte mit meinen anderen beiden kuscheln.... Überstürzen bringt nix.


    Und ich wette - so interessiert, wie Bossi immer mit Frieda ist, wird, wenn überhaupt, er derjenige sein, der das Eis bei ihr brechen kann.... Neulich auch wieder: wollte Gassi mit Frieda alleine, Biene und Bossi waren zuvor. Da stand Bossi neben mir und wollte uuuunbedingt mit uns nochmal mitlaufen. Wir gehen auch zu Dritt (naja, zu Viert, halt mit allen drei Hunden *gg) schon Gassi, und es stört Frieda nicht im Mindesten, daß die beiden Anderen um sie herumwuseln. Und Bossi guckt daheim immer mal wieder zu Frieda, wenn die abends in der Box ist, oder kommt eben zum Spazierengehen mit und guckt dabei, was sie unterwegs so macht.


    Einmal war ich bei ner Freundin letztes Jahr imSommer grillen und hatte beide dabei. Bossi und deren Hündin durften frei laufen, Frieda war am Baum mittels Leine festgemacht, war im Schatten. Die Hündin hat einfach abstand gehalten. Aber Bossi: Bossi ist immer wieder in Friedas Nähe gelaufen, sie hat sich wieder aufgeführt und gebellt, Bossi ging wieder weg - man hat richtig gesehen, wie er den Abstand auslotet, den sie zuläßt. Irgendwann hat sie ihn dann tatsächlich ihn auf nem Abstand von ca. 3-5 Metern akzeptiert und sich ganz einfach ruhig hingelegt und ist entspannt eingeschlafen. Hat offenbar gemerkt, der will ihr nix. Dann hat auch er sich hingelegt, nachdem sie verstanden hatte, mit Blick zu ihr. Als wollte er aufpassen... :-) Das lief über den ganzen Nachmittag, bis die sich entspannen konnte....


    Ich würde bei Dir ähnlich vorgehen: erstmal keinerlei Hundekontakt, bis der Hund ruhig Gassigehn kann. Denn wenn der immer auf 180 ist, weil es könnte ja ein Hund kommen, dann steht der unter Dauerstrom. Also Gassigegend anpassen, wenn möglich, deutlich Hunde blocken, und ihm zeigen, was er tun soll - Fußgehen, hinter Dich gehen, oder Du drehst um mit ihm, was halt grad paßt und Dir am günstigsten vorkommt für Euch in dem Moment. Sodaß er halt lernt, DU hälst Hnde fern, er braucht sich nicht zu ereifern.


    Mein Ziel wäre im ersten Step, genau diese Gleichgültigkeit mit anderen Hunden, wie sie Frieda heut beim Gassi hat, zu erreichen. Weg mit der Erwartungshaltung, weg mit dem Zustürmen - ich glaube, daß Deiner Beschreibung nach der Hund glaubt, er müsse Hundebegegnungen für Euch regeln, damit aber einfach überfordert ist, weil er das Verhalten anderen Hunden gegenüber nie richtig gelernt hat. Und daher würde ich erstmal klarmachen, daß er gar nix zu regeln hat, indem ich alles übernehme und ihm den entsprechenden Schutz geben, daß er sich damit nicht auseinandersetzen muß.


    Erst dann ist er aufnahmefähig genug unterwegs, wenn er nimmer unter Dauerstrom steht, um daran zu arbeiten, die Abstände zu verringern. Und um ihm ein Alternativverhalten beizubringen. Fußgehen, langsam im Bogen um Hunde herumlaufen, etc. Dann darf er auch mal, wenn ein Hund wo gepieselt hat (und er dabei zusehen konnte und ruhig blieb), (als Bestätigung) an der Stelle schnuppern. Quasi "wenn Du ruhig bleibst, darfst Du schnuppern" (aber halt erstmal nur an der Pipistelle)...


    Wenn Du mit etwas Abstand an anderen Hunden vorbeigehen kannst und er ruhig bleibt, kannst auch mal kurze (!) Gassiteilstrecken mit anderen Hundebesitzern im Feld machen, wo man den Abstand entsprechend großzügig variieren kann, je nachdem, wie der Hund drauf ist, damit er nicht ins Pöbeln gerät. Wird er nervös - allein weitergehen (am besten aber vorher abschätzen, wie lange Strecke zusammen er verträgt, ohne nervös zu werden, und rechtzeitig abbiegen).



    Wenn das alles so geht, ist er eh von sich aus schon ruhiger und wird nicht mehr so auf andere Hunde zustürmen, und Du kannst ihm auch zeigen, daß man (nur) langsam laufend zu anderen Hunden hin kann - und gehst halt dann erstmal nur so weit hin, wie Deiner komplett ruhig bleibt. Fängt er auch nur an, hochzufahren, drehst postwendend um - "mit Hochfahren komm ich da nie hin" muß ankommen.


    Du kannst Dich dann auch mal an ne Hundewiese etzen (außerhalb der Umzäunung), und den Hund einfach ne Zeitlang den anderen Hunden zugucken lassen. Kommunikation beobachten, etc. Bitte Abstand so halten, daß er ruhig bleiben kann und gar net erst hochfährt durch die Anwesenheit anderer Hunde.


    Und dann halt austesten, mit ganz ruhigen souveränen Hunden, Begegnungen mit ganz langsamer Annäherung, evtl. an der Schlepp gesichert, und wenn es freundlich und ruhig zugeht, darf er kurz schnuppern, und weitergehen - damit er nicht wieder aufgeregter wird. Irgendwann lernt der das dann, daß es auch längere Zeit geht, ruhig zu bleiben.....



    Und für Dich als Trost: es muß nicht jeder Hund mit jedem dauernd "spielen gehen" - meist wollen die Hunde das gar net so dringend, wie die Menschen glauben. Solange der Hund mit ausgewählten befreundeten Hunden problemlos Kontakt hat, würd ich Fremdhunde eh grundsätzlich meiden.


    Für den ein oder anderen Hund ist es einach streßfreier, mit seinem Menschen alleine zu gehen, als wilde Toberunden mit immer wieder fremden Hunden zu absolvieren. Dieses sich immer wieder auseinandersetzen müssen mit fremden Hunden setzt die bloß unnötig unter Streß... (das hast ja in der Hundeschule gesehen, hast Du ja geschrieben)


    Menschen
    haben oft die irrige Vorstellung, das sei ein Hund, und der müsse mit
    jedem Hund, der ihm begegnet, erstmal ne runde "Spielen", und die
    meisten von denen sehen gar nicht, wie sie ihre Hunde damit unter Streß
    setzen oder überfordern.

  • Danke schon mal! Ich hoffe, es melden sich noch einige mehr mit Erfahrungen, Berichten, Tipps :-)


    Wow @BieBoss! Danke für die Wortflut und den ausführlichen, plastischen Bericht über deinen Weg mit deiner Hündin. Und über deine ausführlichen Tipps! Da kann ich mir schon gut was drunter vorstellen. Du hast wirklich viel investiert und viel mit deiner Hündin gearbeitet, Respekt!! Aber ich muss noch mal (blöd) nachfragen:


    Wie genau hast du sie "rausgenommen" / "weggenommen" aus Situationen, in denen sie überreagiert hat? War / ist sie dabei immer an der (kurzen) Leine? Wie hast du das ruhig bleiben in größerer Distanz bestätigt (Lob, Futter, Umweltdinge..)? Meiner tendiert ja im Allgemeinen schnell zum Hochfahren und Überdrehen, da kann ein falsch gesprochenes Wort schon zu viel des Guten sein ;-)


    Wenn ich dich richtig verstanden habe, ist dein Tipp Social Walks und auch die Kontakte mit Hundebekannten+Trainer erstmal zu lassen bis er eine gewisse "Hunde-Neutralität/-Gleichgültigkeit" zeigt und komplett ruhig bleibt? Quasi eine "Hunde-Diät" mit konkretem Auftrag "Rechts, Links, Hinten.."? ;-) Ich sehe es ähnlich wie du: nicht alle Hunde müssen ständig mit allen anderen "spielen", Vieles, was für "Spiel" gehalten wird, ist gar keines etc. Und Hundeplätze/-wiesen sind oft eher ein "Schlachtfeld" ;-) Aber bei gar keinem Kontakt zu Artgenossen (auch wenn es nur für eine beschränkte Zeit ist..hoffentlich) hätte ich irgendwie ein schlechtes Gewissen. Hmm.. Aber vielleicht habe ich da einen Denkfehler??


    Würdest du die "kurze (!) Gassiteilstrecken mit anderen Hundebesitzern im Feld" an der Schlepp machen? Oder ist die "Leinenfrage" ob kurz oder lang ohnehin eher unwichtig?


    Du hast recht: Hochfahren, sich aufregen bringt ihn bisher immer ans Ziel oder ans vermeintliche Ziel ;-) Auch bei den Hundebekannten (Rüde und Hündin beide erwachsen, ruhig, stabil) + Trainer ist er sehr aufgeregt und macht an der kurzen Leine den Leinentango "Leinenführig?! Nie gehört, kenn ich nicht.." und Übersprungshandlungen. Irgendwann wechsel ich dann an die Schlepp mit Sitz, Blickkontakt und Freigabe. Und er stürmt los.. um erstmal in die Schlepp zu knallen.. aua.. Oder in mich zu knallen, weil ich ihn bremse.. doppel- aua.. Der Rüde ignoriert sein "Gebaren" komplett, lässt sich davon nicht beeindrucken, geht quasi "durch ihn durch" als wäre er nicht da - sehr effektiv, da probiert er es dann eigentlich auch nicht mehr. Die Hündin hingegen geht aktiv mit ihm um, will ihn einschränken, abwehren, korrigieren etc., da steigt er voll drauf ein, hat dabei wohl die gewünschte "Reibungsfläche". Es schaut oft echt so aus als würde er das irgendwie "witzig" finden. Und tatsächlich nicht "verstehen" können, was sie will, was diese Art der Kommunikation eigentlich bedeutet. Oder er will es halt nicht verstehen, akzeptiert es nicht. Das wird dann eben abgebrochen Nein+dazwischen gehen oder Handfläche dazwischen. Er ist aber nicht den ganzen Spaziergang komplett fixiert oder dreht am laufenden Band durch. Die laufen/gehen auch einfach nur zusammen, schnüffeln rum und machen Hunde-Dinge, er ist ansprechbar, abrufbar, befolgt Kommandos etc. Er ist nicht "absolut entspannt", weiterhin seeeeehr impulsiv, es fällt ihm schwer sich zu konzentrieren, aber er ist auch nicht total "drüber". Zwischendurch ist er aber immer wieder nervig, wild, aufgeregt, stellt sich frontal vor die anderen mit anspringen, anbellen etc. Nur bei fremden Artgenossen ist eben wie gesagt der "komplette Totalausfall".


    Uff.. auch eine kleine Wortflut ;-) Ich wollte es eigentlich besser strukturiert - zitiert machen, aber irgendwie hat das nicht so ganz geklappt ;-) Ich hoffe, es ist jetzt dennoch klar verständlich.


    Nochmal ein großes Danke!

  • cCh schreib mal mittenrein in bunt, ist leichter zu verstehen. :-)

    So - bitteschön :-) Ist immer schön, wenn ich bisserl weiterhelfen kann - muß ja nicht jeder das Rad selbst neu erfinden. Sicher muß man immer austesten, was beim eigenen Hund dann besser hilft - aber wenn man 10 Anregungen kriegt, wie man arbeiten kann, kann man doch meist in etwa abschätzen, was für den eigenen Hund am ehesten passen könnte. Oder was in der eigenen Umgebung machbar sein könnte. Wenn nicht, hat man zumindest Alternativen, wenns doch net klappt wie vorgesehen, und verzweifelt net gleich *gg

    Huch, jetzt habe ich geschnallt, dass deine Antwort (merci!) im anderen Thread gelandet ist und hab die mal hierher kopiert ;-)


    Ja, das sehe ich auch so: Fremdkontakt klappt garnicht und sieht auch echt nach großem Stress aus. Wie gesagt verhindere ich das so gut ich kann. Ich hatte die "Hunde-Diät" da falsch verstanden = quasi auch keine bekannten Hunde.. kann ich mein schlechtes Gewissen also wieder beruhigt wegpacken ;-)

  • ich kann Dich sehr gut verstehen, da wir hier auch so ein Exemplar haben.


    Unser Hund kommt aus dem TS und erst durch eine Trainerin haben wir erfahren welche Rasse wir da an der Leine haben.


    Durch Recherche im I-Net bin ich auf diese sehr informative Seite gestossen
    http://www.kromfohrlaender-von-der-holderheide.de/informatives/rüdenprobleme/
    Mir hat das geholfen unseren (ADHS)Hund ;) und sein Verhalten besser zu verstehen und nicht nur an mir zu zweifeln, dass ich alles falsch mache.


    Weitere Tipps kann ich Dir leider nicht geben, da es bei uns zwar besser geworden ist, aber mit der Leinenaggression und dem richtigen hündischen Sozialverhalten gibt es immer wieder Probleme.
    Aber wir haben Dank dem Tipp eines DF-Mitglieds :bussi: einen Trainer gebucht. Und hoffen auf "durchschlagende" Erfolge, die wir bisher mit 6 Einzel-Trainern und 2 Hundeschulen nicht hatten.

  • Danke, @Lupinie, für deinen Beitrag!


    Die Kernaussagen der Website "Kromfohrländer sind in höchstem Maße MENSCHENHUNDE, ihnen fehlt die Komponente der innerartlichen Kommunikation...Entsprechend schlecht ist seine Kommunikationsmöglichkeit unter Artgenossen... Es macht bei einem Kromfohrländer keinen Sinn, soziale Kompetenz zu verlangen oder anzutrainieren - ER BESITZT SIE NICHT!" lassen mich nicht mehr los. Das wäre in gewisser Weise ja fatal.


    Welche Probleme genau zeigt denn dein Hund? Wie alt ist er denn ca.? Du schreibst, dass es zumindest "besser" wurde.. Wie denn? Hast du nun einen Trainer mit Kromfohrländer-Erfahrung? Wie arbeitet ihr denn?


    merci, LG!

  • tja, da sind so einige Aussagen auf der Homepage, bei denen ich auch schlucken musste.


    Allerdings bin ich der Meinung, dass er die innerartliche Kommunikation lernen kann, aber es dauert halt länger (deshalb ADHS-Hund ;) )


    Unser Hund ist leinenaggressiv, Mister 1000 Volt, schnell gestresst und unsicher.
    Wir üben viel Frustrationstoleranz und UO.
    Bei der Leinenaggression haben wir so ziemlich alles durch, nichts hat geholfen.
    Einzig das "fußlaufen" scheint jetzt endlich was zu bewirken.


    Leider konnte ich die eine Trainerin mit Kromfohrländer-Erfahrung nicht buchen.
    Schreibe Dir mehr dazu per PN.

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