Zwei Hunde und chronisch schwer krank...

  • Hallo,


    ich schreibe, weil ich ziemlich fertig mit den Nerven bin.
    Ich habe seit vier Jahren einen Schäferhund, der als schwieriger Fall galt und den niemand sonst haben wollte, weil er so gerne jagt
    und generell schwer erziehbar ist (ewiges Austesten seiner Grenzen bei Mensch und anderen Hunden). Es lief recht gut, und so
    habe ich vor 1,5 Jahren meine zweite Kleine aus Rumänien dazugeholt, ebenfalls nicht gewollt, allerdings nur mit "kleinen Macken".
    Dann geriet mein Leben komplett aus den Fugen. Erst hatte ich eine lebensgefährliche Schilddrüsenüberfunktion, Krankenhaus, ewige
    Zeit der Regeneration, in der ich kaum Laufen konnte.( Da hatte ich aber noch einen Partner, der mir half).
    Und kaum war ich davon halbwegs erholt, hatte ich derartiges Pech und
    erlitt eine schwere Medikamentenvergiftung. Die Geschichte ist etwas komplexer, aber das Ende vom Lied ist, dass mein Zentralnervensystem
    massiv geschädigt wurde. Monatelang wusste ich nicht, was mit mir los war und ich habe tatsächlich schon für mein evtl. Ableben geplant,
    auch was mit den Hunden passieren sollte. Nun weiß ich seit einer Weile, dass ich daran nicht sterben werde, allerdings bin ich
    schubweise nahezu pflegebedürftig. Ich bin 31, aber ich habe die Leistungsfähigkeit einer 80jährigen. Das ändert sich stunden- und tageweise.
    Die Hunde sind dabei ein zweischneidiges Schwert, denn einerseits geben sie mir viel Trost, andererseits geht nahezu 100% meiner Energie
    und schmerzfreien Phasen dafür weg, ihnen halbwegs gerecht zu werden.
    Ich schaffe im Schnitt täglich zwei Stunden mit ihnen draußen zu sein, als ich gesund war, waren es locker mal 4-5. Ich mache mit ihnen daheim
    Schnüffelarbeit und Spiele. Aber ich bin ziemlich unglücklich darüber, dass ich vor allem den Großen nicht auslasten kann. Schon als alles noch
    ok war, war er kaum kaputt zu kriegen. Jetzt kann ich nicht mehr zu den Feldern und Wiesen fahren/gehen, wo er zumindest früher hat
    rennen können. Ich tue mein Menschenmöglichstes, aber ich hadere mit der Situation (natürlich auch mit meiner eigenen, es ist nicht klar, ob
    ich in ein, zwei Jahren gesund bin oder erst in zehn). Ich bin jetzt in Therapie, weil mich die Gesundheitsgeschichten traumatisiert haben und
    mein ganzes Leben auf dem Kopf steht, kein Job, keine Beziehung, kein Geld, keine Hobbies. Aber meine Therapeutin sagt, sie schätzt es so ein,
    dass es mir noch schlechter gehen würde, wenn ich die Hunde abgeben würde. Eine Freundin, die meine Hunde kennt und auch viel Hundeerfahrung
    hat, sagt, dass es wichtiger ist, dass das Rudel intakt bleibt, als etwas mehr oder weniger Auslauf. Dazu muss ich sagen, dass meine Hunde
    SEHR stark an mir hängen. Vermutlich auch durch ihre früheren Abgebe- und Tierheimerfahrungen.
    Ich denke wirklich, dass es mir und den Hunden das Herz brechen würde uns zu trennen und eigtl weiß ich auch, dass es ihnen im Durchschnitt,
    besonders für einen schwer vermittelbaren Fall wie meinen Großen, recht gut geht. Aber ich weiß auch, dass es viel Raum nach oben gibt.
    Hätte ich mit 27 Jahren gewusst, dass ich so früh so krank werde, hätte ich mir keine Hunde geholt, aber wer kann schon ahnen, dass das Schicksal
    so zuschlägt... Ich wäre euch für jedes nette Wort oder Rat dankbar. Es ist wirklich verzwickt. Meine Familie kann mir nicht helfen, die sind alle
    mit sowas überfordert. Wenn ich mehr Geld hätte, würde ich jemanden engagieren, der mir hilft, aber ich lebe von weniger als HartzIV.
    Niemand wird eine Lösung für mich parat haben, aber wenn jemandem irgendeine wilde Idee einfällt, was unsere Situation verbessert oder
    auch nur ein paar tröstende Worte, wäre ich dankbar...


    Vielen Dank

  • Ich möchte dir wirklich alles Gute wünschen und mich @flying-paws anschließen. An der Auslastung sollte es nun wirklich nicht scheitern!


    Oder ist dir irgendeine konkrete Veränderung im Verhalten der Hunde aufgefallen, die dir jetzt Sorge bereitet?


    LG

  • Ich merke halt nur, dass der Große nicht so ausgelastet/happy aussieht wie früher. Aber ich weiß nicht, ob das so ist, oder ob ich das bloß so lese, weil ich selbst so unglücklich bin. Er zeigt jetzt kein auffälliges Verhalten oder so. Ach, ich wünschte, es wäre alles besser... Aber danke für euren Zuspruch

  • Ich finde wirklich ganz ehrlich, dass das in Bezug auf die Hundeauslastung null bedenklich klingt. Er merkt vielleicht auch einfach, dass du dir total viele Gedanken machst? :streichel:

  • Hallo White Lilly,



    so, wie du dein Leben mit den Hunden beschreibst, klingt es für mich auch völlig ok., mach dich nicht selbst verrückt, die Hunde spüren das auch, können aber nicht einordnen, was ihr Frauchen so „umtreibt“. Die Hunde geben dir Kraft und all ihre Liebe und du tust doch auch, was dir möglich ist :smile: .



    Würde es dir denn besser gehen, wenn z.B. wenigstens dein Großer mal ab und zu raus in die Felder könnte ? Wie schaut es aus mit Freunden oder Nachbarn, die mal beide oder einen der Hunde mitnehmen könnten oder euch alle drei mal ins Auto packen und ein bißl in den Wald fahren ? Gibt es da gar keine Möglichkeit ?



    Hier im Forum gibt es auch Gassigeh-Gruppen nach Postleitzahlen, vielleicht postest du mal dort – vielleicht ergibt sich da was ? Jemand, der euch mal mitnimmt oder einen der Hunde ?


    Eine andere Möglichkeit wäre, bei deinem Tierarzt vor Ort einen Aushang zumachen.



    Wir z.B. nehmen auch mindestens einmal die Woche einen Nachbarn mit seiner Hündin mit, wenn wir in den Wald fahren, er ist auch alleine, ohne Auto und knapp bei Kasse. Irgendwann trifft man sich ja beim Gassigehen immer wieder, kommt mal ins Gespräch usw. So war es bei uns auch- na, der ist nett, die Hündin auch –also warum nicht die beiden regelmäßig mitnehmen, da haben doch alle was davon ?


    Vielleicht ergibt sich bei dir auch so etwas, sei offen und geh ruhig auf die Leute zu (falls dir das möglich ist).



    Was deine Krankheitsgeschichte betrifft, so wünsche ich dir weiterhin viel Kraft und Durchhaltevermögen, du, das wird wieder. Erwarte keine Wunder, gib dir selbst Zeit – alles wird wieder gut :bindafür: .

  • Ich merke halt nur, dass der Große nicht so ausgelastet/happy aussieht wie früher.

    Woran machst Du das fest?


    Ich könnte mir eher vorstellen, dass Dein Hund früher ziemlich "drüber" war und jetzt mit dem normalen Maß eigentlich viel besser lebt.


    Die meisten Hunde können so einen Beschäftigungs- und Gassimarathon oft schlecht schlucken. Gerade Hütehunde sind da schnell ziemlich überfordert, weil sie auf so etwas überhaupt nicht selektiert wurden. Viele denken dann, der Hund sei "glücklich", weil er sich so aufgedreht mit leuchtenden Augen gibt. Das ist aber kein Glück, sondern Stress. Natürlich machte in solcher Hund weiter und gibt sich dem Rausch hin...


    Ich habe Border Collies. Wenn ich mit denen das machen würde, was Du vorher gemacht hast, würden sie dauerhaft im "roten Bereich" laufen. Nicht schön für die Tiere...


    Viele Grüße
    Corinna

  • Ja, ich werde nochmal versuchen Leute zu finden, die mir irgendwie helfen könnten. Für mich sich allerdings feste Terminabsprachen schwierig, da ich nie weiß, wann mein Körper im Laufe des Tages einbricht. (So hing ich schon oft irgendwo auf der Straße oder in einer anderen Stadt, kurz vor der Ohnmacht und wusste nicht wie ich heimkomme).
    Freunde und Familie wohnen zu weit weg oder haben selbst kein Auto, daher muss ich jemand neues finden... Ich wohne hier erst eine Woche, also ist eh alles neu. Der Große ist mit Rüden leider meistens nicht so verträglich, aber vielleicht habe ich ja Glück und finde jemanden mit einer großen, robusten Hündin (mit denen spielt er am liebsten ;) ).


    Ich hatte selbst einen Border Collie als Patenhund und kenne die Gefahren der Überansprachung ohne Grenzen. Meiner zeigt keine Hütecharakteristiken (ist auch ein Mix), sondern eher Jagdhund und Spürhundeigenschaften. Und nein, es hat nie den Punkt gegeben, wo er im Overdrive war. Er ist ein unglaublich starker, robuster Hund, selbst für einen Schäferhundmix, und jetzt mit 7 noch so aktiv wie ein 3 oder 4jähriger Hund.


    Ich muss das irgendwie wuppen. Aber euer Zuspruch aus Sicht anderer Hundehalter beruhigt mich erstmal. Denn ich habe mir die Hunde damals nicht zugelegt, um mich selbst (ausschließlich) zu beglücken, sondern zwei traurigen Fällen ein schönes Leben bieten zu können - vielleicht sind meine Ansprüche deswegen etwas hoch und ich strebe zu sehr nach Perfektion. Aber wie gesagt, ich bin gerade generell ziemlich überlastet und nervlich angeschlagen, also sehe ich auch alles gerade leicht düster.


    Vielen vielen Dank nochmal!

  • Meiner zeigt keine Hütecharakteristiken (ist auch ein Mix), sondern eher Jagdhund und Spürhundeigenschaften.

    Ähm... DAS sind die Hüteeigenschaften ;) Hüten = Jagen.


    Aber nochmal: Mach Dir keinen Stress, wo keiner hingehört. Ich denke, dass es für Deinen Hund ausreicht, was Du bieten kannst.

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