Lässt sich nicht beschnüffeln (In die Karten schauen)

  • Feste, regelmäßige Hundekontakte sind ungleich wertvoller für den Hund als Zufallsbegegnungen auf der Straße. Dann hat dein Hund auch die Chance, den anderen Hund kennen- und einschätzen zu lernen, Sozialkontakte zu pflegen und dabei sein Kommunikationsverhalten zu verbessern.


    Ich würde ihm feste Kumpel ermöglichen und auf die Zufallsbekanntschaften, die ihn "explodieren" lassen, verzichten. Die überfordern ihn, wie du am Explodieren merkst.


  • Lanera. Was Du beschreibst mit dem Ablenken und Clickertraining mach ich schon alles und das Funktioniert auch sehr gut! Nur ist dass ja auch keine Lösung wenn ich dass natürliche Kennenlernritual dass immer gleich verläuft durch Ablenkung abbreche. Dann ist ja quasi noch was offen zwischen den beiden?!


    Es ist eher so dass ich mir schon langsam wie ein Rabenherrchen vorkomme weil ich ihm trotz Seines proaktiven Interesses den meisten wenn nicht allen Hundekontakten aus dem Weg gehe oder sie ihm verwehren muss weil ich weiss wie es ausgehen wird.

    Ich denke, da liegt ein kleiner Denkfehler von dir, und deshalb kommen dir vielleicht auch viele Antworten hier unpassend vor: Es ist nicht so, dass du deinem Hund damit etwas vorenthältst. Das ist kein "Kennenlernen" zwischen den Hunden, wo noch "was offen" sein kann. Was soll da offen sein? Das ist so ähnlich wie das oft gehörte "Die regeln das unter sich". Da wird nichts geregelt. Das sind fremde Hunde, die auch fremd bleiben (wenn man nicht längere Strecken - und das dann regelmäßig - mit ihnen mitläuft). Für viele Hunde sind Treffen mit wildfremden Hunden Stress und bringen dem Hund gar nichts.


    Man darf sich da nicht die Hunde als Beispiel und Trainingsziel nehmen, die einfach mit jedem Hund klar kommen und sich über alle Fremdhunde freuen. Es ist nicht jeder Hund so und mit so einem Tut-Nix hat man dann auch wieder oft Probleme mit anderen Hunden, die eben NICHT mit jedem dahergelaufenen Hund spielen und schnüffeln wollen :smile: (sage ich aus Erfahrung, weil ich zwei Hunde dabeihabe, die nicht jeden anderen Hund generell toll finden und eine Hündin, die alles mag was atmet).


    Jede Situation, in der du wieder ausprobierst ob es klappt, und die dann mit einem wegschnappen seinerseits endet, ist für deinen Hunde ein Schritt in die falsche Richtung und ein Risikofaktor (falls der andere Hund ebenfalls unsicher oder aggressiv ist kann das schnell passieren, dass er sofort dagegengeht und dann hängen beide Hunde verbissen ineinander).


    Bisher rät dir ja jeder, dem Hund feste Hundekumpels zu suchen, mit denen er Sicherheit im Umgang mit Artgenossen erlernen kann und feste Sozialkontakte aufbauen kann. Das hat schon einen Grund :smile: Und dann brauchst du definitiv kein schlechtes Gewissen mehr haben, wenn du an anderen vorbeiläufst, wenn du weißt: morgen machen wir ja wieder unseren Rudelspaziergang mit seinen Hundefreunden ;-)

  • Ja. Nur die muss ich erstmal finden:-)
    Is halt nicht so einfach wenn er potenzielle Hundefreunde bzw welche die es hätten werden können durch sein Verhalten so verschreckt hat, dass sie schon zu quiecken anfangen und sich hinter ihren Herrchen verstecken wenn sie ihn von weitem sehen. :-/


    Ich treff regelmäßig eine Frau mit ihrem Weibchen beim Gassigehen. Nachdem die beiden bei ihrem ersten aufeinandertreffen so ein kurzes Intermezzo hatten verstehen die sich mehr oder weniger und wir können ohne Probleme zusammen gassi gehen.
    Wobei ich aber manchmal eher dass Gefühl habe dass sich beiden eher aus dem Weg gehen und ignorieren als zusammen übers Feld zu strawanzen ;-)



    Ich resümier noch mal.


    Er ist also unsicher.
    Ich sollte ihm mehr Selbstvertrauen und Sicherheit geben was sich hoffentlich auch irgendwann von selber einstellt wenn er seine Verlustängste überwunden hat weil er sich irgendwann Zuhause angekommen fühlt. :-)
    Mehr Kontakt bzw. gemeinsames Gassigehen mit seinen bisherigen "Freunden".
    (Sind eigentlich nur zwei Hundeweibchen bis jetzt ;-)

  • Er ist unsicher, wie er sich im Kontakt mit ihm unbekannten Zufallsbegegnungen verhalten soll und steht im Regen, weil du ihm keine Richtung vorgibst (bzw. bisher dachtest, du tust ihm wasa gutes)


    Er kann ein sonst sicherer Hund sein!
    Er hat nur in seinem vorherigem Leben nicht solche Situationen gehabt und hat nun mit seiner Strategie: "Ich erschreck die Nervensägen, so dass sie zittern und abhauen" Erfolge verzeichnet. Und das was Erfolg bringt wird wiederholt.
    Hunde kommen von selbst nicht auf andere Strategien. Und sie diskutieren auch nicht über den Weltfrieden.


    Du wirst bei konseuenten Beschützen deines Hundes und auf der anderen Seite Coolness und Ausgleich mit anderen Hunden, bald eine Verbesserung in seinem Verhalten sehen können.

  • Die Hunde kommunizieren auch, wenn es aussieht, als ignorieren sie sich.
    Das braucht auch alles Zeit.
    Ein Hund in dem Alter, der zudem "den Ernst des Lebens" auf der Straße und in einem Gruppenzwinger kennen gelernt hat, hat womöglich kein Interesse am Spiel mit Artgenossen.
    Überhaupt spielen viele ältere Hunde nur noch mit ausgewählten Spielpartner und wesentlich weniger als im jungen Alter.
    Vielleicht nimmt das bei dir auch einen gewissen Druck aus, wenn du davon ausgehst, dass du deinem Hund keine Spielpartner "servieren" musst?


    Ich würde bei Hundebegegnungen auch möglichst nicht stehen bleiben, sondern zusammen weitergehen. Das ist vielleicht für die Menschen schwieriger, aber für die Hunde einfacher.
    Auch der Hund, der gerade so verschreckt reagiert, kann während des gemeinsamen Gehen besser entspannen und erfahren, dass sich die erfahrene Schrecksituation im Gehen nicht wiederholt.
    Gehen nimmt Spannung raus, Stehen baut sie mit auf.

  • Hallo,


    ob dein Hund unsicher oder sicher ist bei Hundebegegnungen, kann man meiner Meinung nach nur vor Ort beurteilen. Was meinte der Trainer dazu?


    Du sagtest doch, das er 3 Hunde mag. Das reicht doch als als Hundefreundschaften? Oder trefft ihr die nicht wieder?


    Hast du denn Freunde die auch einen Hund haben? Dann würde ich mich mit denen zum Gassi verabreden. Beide Hunde an die Leine und einfach mal parallel laufen. Wenn das ganze ruhig von Statten gegangen ist, beim nächsten Gassi genauso anfangen und dann, wenn alles ruhig ist und eigentlich kein Interesse am jeweils anderen Hund besteht, ruhig ableinen, den Hund nicht schicken, oder ansprechen und einfach weiterlaufen. Dabei nicht stehenbleiben. So würde ich bei einem solchen Hund Hundekontakt aufbauen.


    Leberwurst, Klicker etc, würde ich gar nicht verwenden. Ich sag dir auch warum. Leberwurst ist eine Resource. Kommt ein anderer Hund zu nah, kann diese Resource verteidigt werden und du erreichst etwas völlig anderes, als du möchtest. Resourcen bring ich nur bei Hunden ins Spiel, die sich wirklich gut kennen und sehr gut miteinander auskommen. Sonst bleibt Fressen usw. weg.


    Der Klicker gehört für mich bei solchen Begegnungen nicht vewendet, weil wir nicht in der Lage sind, alles was der Hund da kommuniziert, zu erkennen. Bestimmte Sachen sehen wir, aber ich bin mir sicher, das selbst sehr erfahrene Hundehalter nicht alles sehen.


    Mein Rüde z. Bsp. verhält sich bei jedem Hundekontakt anders in der Kontaktaufnahme. Mal sehr höflich, mal weniger höflich. Er weiß schon lange vor der Begegnung, wie der andere Hund tickt und wie er sich nähern kann. Tut mir leid, ich weiß das vorher nur, weil ich sehe wie sich mein Hund verhält. Was der andere Hund ausstrahlt um bestimmtes Verhalten auszulösen, weiß ich nicht.


    Jedenfalls kommt es beim klicker schnell zu Fehlverknüpfungen und das Risiko würd ich beileibe nicht eingehen.


    Ein guter Hundekontakt ist übrigens einer, bei dem die Hunde nicht wild spielen, sich eigentlich mehr ignorieren und ihren Weg gehen, die ersten Begegnungen über. Wenn sie sich besser kennen, kann es zu einem Spiel kommen, aber für gewöhnlich ist Ruhe erstmal angesagt.


    Meine Hündin mag auch nicht von anderen Hunden hinten beschnüffelt werden. Und ja, sie "explodiert" da auch wenn jemand hinten dran möchte. Solang kein Blut fließt, ist es eine Korrektur, die dem anderen Hund sagt, ich mag das nicht. Wenn dein Hund gut sozialisiert ist, geht er kurz nach vorn um sich sofort danach wieder zurückzuziehen und ohne den anderen Hund zu verletzen. Der andere Hund lässt dann das beschnüffeln sein und bedrängt deinen Hund nicht weiter wenn er kein Kommunikationskrüppel ist.


    Wenn deiner danach den anderen Hund anfängt zu besteigen, würd ich das unterbinden. Das gehört sich nicht. Das der andere Hund ruhig war ist gut, aber ich finde in eine solche Situation muss er sich nicht begeben. Das er sich geschüttelt und gegähnt hat danach, dient dem Stressabbau. Dein Hund hatte Stress in der Hundebegegnung. Deshalb rät hier auch jeder zu festen Freunden, weil Fremdhundebegnungen meißt erstmal Stress für einen Hund darstellen, was man mit festen Freunden, mit festen Regeln umgeht.


    Um ganz ehrlich zu sein, glaube ich auch das du bestimmte Signale fehlinterpretierst. Und zwar die Sache ob dein Hund zu einem anderen hinmöchte um ihn kennenzulernen oder nicht. Die Hunde begegnen sich auf der Straße. Es ist normal, dass sie, wenn sie es gewohnt sind dass es zu einem Kontakt kommen könnte (es ist ja für deinen Hund nicht klar, wann er Kontakt haben darf und wann nicht) den anderen Hund schon mal versuchen abzuchecken. Sie versuchen schon vorher einiges über den anderen Hund herauszufinden um aus dem Kontakt unbeschadet wieder rauszukommen. Wenn dein Hund lernt, er wird nur mit immer gleichen Hunden Kontakt haben, mit fremden Hunden jedoch nie, wird er, so denke ich, ganz schnell die anderen Hunde ignorieren können.


    Wie ich das bei einem fremden Hund aufbauen würde, habe ich dir ja geschrieben. Da würd ich halt dann auch schauen, ob du mit dem Halter auch öfter gehen möchtest, oder ob es eine Zufallsbekanntschaft ist, die du evtl. nie wieder siehst. Somit reduzierst du auch die neuen Kontakte die dein Hund haben muss um Freunde zu finden.

  • Ich habe nun nicht alles gelesen und das meiste nur überflogen. Da ich ähnliches Verhalten von meinem Tierschutz-Hunde-Opa kenne, möchte ich trotzdem gerne auch noch meinen Senf dazugeben :-)...


    Es wurde hier glaube ich schon erwähnt: Würdest du es mit dem richtigen Timing schaffen, deinen Hund kurz vor der Explosion aus der Situation rauszunehmen? Ich könnte mir nämlich vorstellen, dass er sich dieses Verhalten beibehalten hat, weil es so enorm erfolgreich ist. Bzw. vielleicht konnte er in früheren Zeiten nie weg, wenn ihm was zu viel war und hat sich dann mit Erschrecken aus der unangenehmen Situation befreit. Ich glaube nämlich, dass coole Hunde einfach gehen, wenn es ihnen reicht. So macht es jedenfalls unsere Nachbarin, eine charmante Zwergdackelhündin und absolute Grand Dame der Konfliktvermeidung.


    Mein Charly hat diese ausserordentliche Theatralik auch drauf. Bei ihm erkläre ich mir sein Verhalten auch mit seiner früheren Haltung, wo er nie die Möglichkeit zur Flucht hatte, weil er angebunden war. Er macht dieses Drama allerdings vor allem bei Menschen: er geht neugierig zu den Leuten hin, doch plötzlich wird es ihm zu viel. Die Leute sind dann total erschrocken und kreidebleich im Gesicht. Das passiert immer dann, wenn trotz meiner Bitte und Vorwarnung Charly trotzdem gestreichelt wird. Ich spreche ihn nun immer an, wenn ich merke, dass eine Situation für ihn komisch wird. Dann reagiert er auch sofort und kommt zu mir gekuschelt.


    Mit Artgenossen ist es auch ähnlich wie bei deinem Hund. Er hat ein paar wenige, ausgewählte "Freundinnen". Die Freundschaft sieht so aus, dass man sich anfangs kurz beschnuppert (am Hinterteil oder im Schritt ist Charly jedoch heikel) und dann ignoriert man sich gegenseitig. Dass das so friedlich funktioniert finde ich super. Von dem Gedanken eines Hundes, der mit anderen Hunden freudig über die Wiese rennt, habe ich mich schon längst verabschiedet.


    Ich könnte mir vorstellen, dass die negative Erfahrung mit der Bulldogge ihn in seinem Misstrauen gegenüber Hunden bestätigt hat. Eine ganz blöde selbsterfüllende Prophezeihung!

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