Hallo,
ich mache mir momentan viele Gedanken um meinen Chihuahua-Rüden (3 kg, 1 1/2 Jahre, seit 2 Monaten kastriert). Er ist eigentlich nicht der Klischee-Kleinhund und bislang habe ich immer Kontakt zu großen Hunden zugelassen. Seit seiner Kastration jedoch gehen 90 % aller Hundekontakte früher oder später in die Hose, was mich mittlerweile zu dem Schluss gebracht hat, dass wenn wir beim Gassi gehen einen größeren, fremden Hund (+ 15 kg) treffen, ich ihn sofort anleine und wenn der andere Hund offline unterwegs ist und trotzdem herkommen sollte, ich meinen kommentarlos auf den Arm nehme, bis der Hund weg ist.
Mein Hund ist eigentlich ein offener kleiner Kerl, der immer viel Kontakt hatte und auch wollte. Unser Erziehungsproblem Nummer 1 ist/war, dass er zu jedem Hund in Sichtweite gerannt ist. Aber mitterweile läuft das immer nach Schema F.
Läuft mein Hund ohne Leine und sieht einen anderen Hund (egal welcher Größe), plustert er sich erstmal zu seine vollen Größe auf mit hoch erhobenen Schwanz. Der andere und meist um einiges größere Hund schnuppert an meinem, während dieser starr da steht und ihn gewähren lässt. Meiner kommt meistens gar nicht dazu auch mal am Popo vom anderen zu schnuppern, da es sofort zu einem Rennspiel kommt. Und dann wird gerannt, Haken geschlagen, bis zum geht nicht mehr während der andere hinterher fetzt. Nach kurzer Zeit kippt dann die Lage und mein Hund wird immer panischer, bis er irgendwann quietschend vor dem anderen Hund auf dem Boden liegt und man nur hoffen kann dass es ihm nicht den Schalter vom Haustier zum Raubtier im Kopf umlegt.
Ich gebe den anderen Hunden dafür nicht die alleinige Schuld für dieses mehr Jagd- als Spielverhalten. Aber erfahrungsgemäß macht es aus meiner Sicht keinen Sinn meinen mit Hunden, die zehnmal so viel wiegen wie meiner "spielen" zu lassen. Es endet wie gesagt zu 90 % damit, dass er entweder als Beute oder zum Ego-Aufpolieren für andere Hunde dient. Und nun habe ich mir in letzter Zeit die Frage gestellt, was hat mein Hund eigentlich von diesen "Hundekontakten"? Irgendwie nichts, außer einen Adrenalinschub und Stress.
Weiter dazu kommen noch schlimmer eskalierte Situationen, wo ich wirklich dachte, dass ich jetzt mit einem toten Hund auf dem Arm nach Hause gehn kann.
Soweit so gut. Meine Taktik mit anleinen, auf den Arm nehmen funktioniert eigentlich ganz gut. Mein Hund achtet viel mehr im Freilauf auf mich, bleibt von selbst in meiner Nähe. Als würde er mir mehr vertrauen. Er kläfft auch nicht wenn ein fremder Hund sich uns nähert. Nehme ich ihn auf den Arm, schaut er interessiert nach unten und scheint ganz froh zu sein, wenn der andere nicht an ihn ran kommt.
Unser neues Problem, was entspannte Spaziergänge verhindert, sind die anderen Hundehalter, die meinen mein Verhalten persönlich nehmen zu müssen und mich ständig deswegen anzupöbeln. Tierschutzmäßig kommt man offensichtlich wenn man seinen Kleinhund auf den Arm nimmt, gleich nach den Leuten die Giftköder verteilen. Natürlich weiß ich, dass diese Menschen weder mich noch meinen Hund kennen und auch noch nie Situationen erlebt haben, wie mein Hund und ich.
Ich selbst habe keine Angst vor großen Hunden und auch keine Probleme wenn diese knurrend an mir hochspringen, da ich das einfach als nicht meine Erziehungsbaustelle abhake.
Andere Methoden wie fremde Hunde abblocken, funktioniert nicht. An der Leine ist mein Hund viel zu wuselig und panisch wenn ein großer Hund kommt um da irgendetwas blocken zu können. Oder ich bin zu langsam. Auch ihn erst aus der Situation nehmen, wenn es am eskalieren ist, funktioniert nicht, da er nicht zu mir kommt um Schutz zu suchen und ich meistens in eine Art Schockstarre verfalle, wenn mein Hund plötzlich unter einem oder mehren Hunden begraben liegt und wie am Spieß schreit.
Natürlich schränkt dass nun seine Kontakte mit anderen Hunden ein. Die meisten anderen kleinen Hunde hier, sieht man nicht auf Hundewiesen und die größeren, mit denen er sich gut versteht und es nicht zu Hetzen kommt, lassen sich auch mit einer Hand abzählen.
Jetzt bin ich am überlegen ob es meinen Hund wirklich in seiner Lebensqualität einschränkt, wenn er nur noch reduzierte und ausgewählt Kontakt zu Hunden aufnehmen kann/darf. Ich weiß mir wirklich nicht mehr zu helfen außer ihn etappenweise eben zu tragen, da die meisten Hunde aus meiner Sicht nicht richtig mit ihm umgehen.
Noch dazu kommt die Wahl des geeigneten Gassigebietes. Oft höre ich den Vorwurf, dass ich dann gefälligst nicht mit meinem Hund in "Auslaufgebiete" (eigentlich nur einer der wenigen Orte hier ohne Leinenzwang) gehen soll. Aber eigentlich möchte ich dass mein Hund möglichst viel frei laufen kann und Hundewiesen sind ja meistens schon von solchen Hunden belegt, denen ich ausweichen möchte.