In Erziehung völlig versagt?

  • Es tut mir leid für den langen Text, den ich jetzt schreiben werde. Aber ich möchte so viele Informationen wie möglich geben.


    Ich fang mal ganz von vorne an. Als ich 10 Jahre war, hat sich mein damaliger Stiefvater einen Hund (Golden Retriever) geholt. Ich fand das Zusammenleben mit ihm einfach nur toll. Er war total lieb und machte uns keine Probleme. Als sie sich dann trennten und ich auszog wollte ich dann mal einen eigenen Hund. Also sammelte ich jahrelang Erziehungsbücher und lies sie alle auswendig. Wenn ich andere unerzogene Hunde sah, dachte ich nur: "Wenn ich mal nen Hund habe, dann übe ich mit ihm bis er richtig hört usw.". Naja nach jahrelangem Warten kam nun der Tag, an der ich meine Ausbildung abgeschlossen habe und ich "Zeit" für einen Hund hatte. Er sollte klein sein, denn ich wohne im 4. Stock und Welpen sollen ja nicht Treppen steigen. Außerdem wollte ich ihn überall mit hinnehmen. Ich wurde auf die Rasse "Prager Rattler" aufmerksam und verliebte mich in einen Rüden. Die Züchterin war total begeistert von ihm, weil er so lieb war usw. Naja dann hab ich ihn geholt und er sollte sich ja bei mir wohl fühlen. Also hab ich alles für ihn getan. Ich bin von Beginn an in eine Hundeschule. Ich weiß nicht, ob es überall so ist. Jedenfalls machen wir in der HS jede Woche andere Übungen. So habe ich bis jetzt keinen "Plan" im Training. Mal kurz gefasst: In der einen Woche üben wir Sitz und ich trainiere es die nächsten Tage weiter. Doch plötzlich in der nächsten Woche üben wir in der HS Platz und da vernachlässigen wir das Sitz. So ging es immer weiter. Ich bin total frustriert, weil ich einfach nicht weiter komme beim Training. Ich habe 50 verschiedene Übungen angefangen, aber können tut er nichts bzw nur wenig. Ich bin der Meinung, dass der Grundgehorsam sitzen sollte bis sie ein Jahr alt sind. Aber er kann gerade mal Sitz und das auch noch nicht unter verschiedenen Bedingungen. Naja so richtig geht die Trainerin auch nicht auf mein Problem ein. Genauso mit der Stubenreinheit. Wir gehen aller 4 Stunden raus und es klappt bei ihm auch mal so 2 bis 3 Wochen und dann plötzlich macht er mehrere Tage hintereinander wieder in die Wohnung. Dann klappt es mal wieder usw. Naja jedenfalls half mit die Trainerin auch nicht weiter. Die Regeln (aller 2 Stunden raus usw.) aus den Büchern treffen auch nicht bei mir zu, denn eigentlich schafft er es ja auszuhalten. Jedenfalls hatte ich dann letzte Woche ein Telefonat mit der Züchterin. Und die meinte, dass er es macht, weil er momentan der Chef ist und es einfach macht, wenn er will. Seitdem überprüfe ich jedes Verhalten von ihm und überlege, ob es auch daran liegen könnte. Ich versuche mal sein Verhalten ein bissel zu beschreiben. Von Anfang an klebt er an mir wie ne Klette. Er verfolgt mich überall hin. Er schläft nur mit Körperkontakt zu mir. Er heult, wenn ich weg bin (egal ob andere Personen mit bei ihm sind). Alleine bleiben klappt gar nicht (Er jault 3 Stunden durch.). Ich denke mal, weil er mich dann nicht unter Kontrolle hat. Wenn ich mit den Katzen schimpfe, schimpft er auch mit ihnen und "schnappt". Weil er vielleicht denkt, dass er als Rudelchef erziehen muss. Draussen an der Leine knurrt er andere Menschen, Radfahrer usw an. Heute meinte mein Freund, dass er es bei ihm nicht macht. Manchmal wenn er neben mir liegt und mein Freund ihn anleinen will, knurrt er ihn an. Richtig schlimm war es am Sonntag. Meine Schwiegereltern waren bei uns zu Besuch. Sie haben ihn nur einmal gesehen. Er hat sie angeknurrt und gebissen. Nicht blutig, aber muss schon wehgetan haben. Mehr Situationen fallen mir im Moment nicht ein. Naja jedenfalls hat die Züchterin gesagt, dass ich härter durchgreifen muss und deutlich zeigen sollte, wer der Chef ist. Wenn ich allerdings an meine Trainerin denke... Die verstärkt nämlich nur positiv. Für sie würde sowas nicht in Frage kommen. Was ich auch nicht verstehe, wenn es an der Rangordnung liegt, müsste es nicht die Trainerin dann auch gemerkt haben? Habe ihr ja alle Situationen beschrieben. Nur viel kommt immer nicht zurück. Nur Buchempfehlungen. Ich habe sage und schreibe schon 34 Hundebücher. Und überall steht es anders drinne. Ich verzweifle bald. Ich weiß einfach nicht mehr weiter. Anfangs hat es noch mit ihm Spaß gemacht, aber im Moment empfinde ich keine Freude mehr. Ich dachte mit einer Hundeschule würde die Erziehung leichter fallen, tut es aber nicht. Oder brauche ich dazu Einzelstunden? Ich weiß nicht mehr weiter. Habe ich mir echt einen Giftzwerg anerzogen? Mit dem Golden Retriever war alles so einfach. Und bei ihm klappt gar nichts. Ich glaube es liegt auch daran, dass ich selber so unsicher bin. Ich handle dann oftmals nicht aus Angst etwas falsch zu machen. Denn nach meiner Trainerin sollte ich ja keine Konsequenzen folgen lassen. Deshalb bin ich so vorsichtig. Er muss ja irgendwie kapieren, wenn er etwas nicht machen soll. Wie würdet ihr die Situation einschätzen? Denkt ihr auch, dass es an der Rangordnung liegt? Er ist auch nur bei mir so. Das muss doch einen Grund haben. Was kann ich tun? Ich wäre euch so dankbar, wenn ihr mir helfen könntet. Denkt ihr, dass ich eine andere HS suchen sollte? verstehe mich aber mit der Trainerin gut und will sie nicht verletzen. Ist ein Gespräch hilfreich. Oder soll ich einfach um Einzelstunden beten? Ich bin total am Ende. Es macht keinen Spaß mehr. Alle Gedanken drehen sich nur noch um die Erziehung von ihm. Ich bin auch wütend auf mich selbst, weil ich es einfach nicht hinbekomme. Ich möchte ja auch nicht durch irgendwas unüberlegtes die Beziehung stören. So schwer hab ich mir das alles nicht vorgestellt. Ich wusste, dass mit der Erziehung viel auf mich zukommen wird, aber das mir die HS nicht helfen wird, wusste ich nicht. Hab das Gefühl, dass sie alles nur noch schlimmer macht...


    Danke schon mal für eure Ratschläge.

  • Wie alt ist der Hund denn aktuell?
    Das Programm der Hundeschule empfinde ich persönlich als zuviel.
    Leider nur die Kurzform da mit dem Handy getippt.

  • Hallo


    Atme einmal tief durch. Du machst dir gerade so einen Stress wegen der Erziehung, dass du die Zeit mit deinem Hund gar nicht mehr genießen kannst.
    Erstmals, wie alt ist er denn? (schon gesehen)


    Dein Hund möchte sicher nicht der Rudelchef sein, bitte verabschiede dich von dem Gedanken. Er ist noch jung und muss lernen und jeder Hund hat da sein eigenes Tempo, manche sind sehr schnell und manche etwas langsamer. Das ist aber kein Grund der Panik.


    Er will dich nicht kontrollieren sondern einfach bei dir sein. Wenn du weg bist ist er sehr unsicher und hat Angst, daher jault er auch.


    Wenn du mit den Katzen schimpfst merkt er ja, dass du böse bist und reagiert darauf. Er will sicher nicht die Katzen erziehen.


    Wenn er schnappt und knurrt ist er vielleicht einfach unsicher und hat Angst.


    Wenn deine Trainerin dir nicht weiter hilft, dann wäre es wirklich sinnvoller du suchst nach etwas neuen.

  • Naja ich setze mich da immer selber so unter Druck.


    Und jeder sagt was anderes...


    Wenn ich selber schon nervös an einem Fahrrad vorbei laufe, weil ich jeden Moment damit rechne, dass er los pirscht, dann überträgt sich das sicher auch auf ihn.

  • Du bist fast ein Jahr in der Hundeschule geblieben, obwohl du die Struktur des Trainings nicht verstehst, und sie dir so gar nicht helfen konnten bei den Erziehungsproblemen? Hast du dich denn mal nach Alternativen umgeschaut? Wie solltest du denn laut dieser Trainerin dem Hund die Regeln des Zusammenlebens vermitteln? Wie durfte er Grenzen lernen? Wo schläft der Hund?

  • Naja ich setze mich da immer selber so unter Druck.


    Und jeder sagt was anderes...


    Wenn ich selber schon nervös an einem Fahrrad vorbei laufe, weil ich jeden Moment damit rechne, dass er los pirscht, dann überträgt sich das sicher auch auf ihn.

    Hast du schon mit deiner Trainerin darüber gesprochen?


    Wenn du nicht gut bei ihr aufgehoben fühlst, dann such dir ein anderen Trainer, einen der dich auch in Alltagssituationen helfen kann.

  • Naja er kam nicht als Welpe zu mir. Er war vorher bei einem anderen Mann, der ihn wohl wegen psychischen Problemen immer wieder zurück zur Züchterin brachte. Bis diese sagte, dass er ihn ich mehr bekommt und ich ihn holte. Er war da schon ein halbes Jahr.


    Dass ich so unzufrieden bin habe ich der Trainerin gesagt. Sie sagte, dass jeder so eine Phase durch macht. Und ich soll mich mal mit anderen Besitzern in der HS unterhalten. Sie sagte auch, dass ich mich zu sehr unter Druck setze und mich mit anderen vergleiche. Sie sagte in den ersten 1,5 Jahren ist weniger mehr.


    Wir trainieren mit dem Clicker. Also nehmen wir mal das Problem mit dem Anbellen draussen. Ich soll dann nicht schimpfen, sondern dann clicken, wenn er ruhig ist. Und das eben auch mit allen anderen Situationen. Also nur positives clickern.


    Schlafen tut er in einer Box neben dem Bett. Hab ich eingeführt, weil er anfangs nachts immer in die Wohnung gepinkelt hat. Wurde auch sofort von ihm angenommen. Das Bett ist von Anfang an Tabu.

  • Ich würde mir einen Trainer suchen, der nach Hause kommt und mit euch ein paar Einzelstunden macht. Wenn du schreibst, wo du wohnst, kann man dir evtl einen Tipp geben.


    Sitz und Platz und all das brauchst du nicht so dringend. Ich würde schauen, dass er lernt, auf einem Schlafplatz zu bleiben (und nicht dir hinterherläuft), Leinenführigkeit und Rückruf.


    Positiv arbeiten (wie genau?) ist eine gute Sache, aber Sinn muss es schon haben. Und Konsequenz.


    Rangordnung klingt immer so einleuchtend - aber worum geht es denn? Dass dein Hund dich versteht, dass er motiviert ist, zu tun was du möchtest, dass er sich bei dir sicher fühlt und dich respektiert.


    Das erreicht man eben nur mit Geduld und Arbeit - man kann sich nicht mittels irgendeiner Methode über Nacht zum Chef machen und dann wuppt alles. Wär ja nett, wenns so einfach wär.


    Die Rasse ist auch nicht vergleichbar mit einem Golden Retriever. Die erziehen sich zwar auch nicht von alleine, aber es sind einfach extrem kooperative Hunde...


    Es wäre noch interessant zu wissen, was ihr so den Tag über macht. Oft fehlt es den jungen Hunden an Struktur im Tagesablauf, Regeln, die ihnen Orientierung geben, und vor allem genug Entspannungsphasen. Wenn er das nicht hat - was ich nach deinen Schilderungen annehme, denn er ist ja den ganzen Tag beschäftigt, hinter dir herzulaufen? - dass kann er Gelerntes gar nicht verarbeiten. Im Dauerstress werden Hunde blöd.


    Welche Bücher hast du denn? Evtl kann man dir eins empfehlen?
    Mal Patricia McConnell gelesen?

  • Sie sagte in den ersten 1,5 Jahren ist weniger mehr.

    Da hat sie recht.




    Also nehmen wir mal das Problem mit dem Anbellen draussen.

    Warum bellt er? In welchen Situationen?
    Erwünschtes verstärken ist gut. Wichtig ist aber auch, dass du die Ursache des Bellens erkennst und daran etwas änderst!

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!