Austausch: Über Hunde mit Menschenproblemen

  • Ich mach auch mal mit :)
    Mein Rüde Dobby kommt aus dem Tierschutz und hatte, als wir ihn bekommen haben, solche Angst vor Menschen, dass er pinkelnd und kotend geflüchtet ist, wenn Fremde da waren. Leider hat er ziemlich schnell gelernt, dass es schneller zum Erfolg führt, wenn er nach vorne geht, weil die Menschen dann natürlich Abstand halten. Seit 2,5 Jahren arbeite ich daran, mit teilweise gutem Erfolg: Mittlerweile hat sich herauskristallisiert, dass es vor allem Raucher sind, vor denen er panische Angst hat und die er gern vertreiben möchte.
    Der Rest ist entspannter, er schnüffelt heute auch schon mal an fremden Leuten und fasst bei manchen so schnell Vertrauen, dass er sich nach ein paar Stunden streicheln lässt. Nur das mit den Rauchern werden wir evtl. nicht los...

  • Ich lese hier immer still mit. Ich habe einen Hund, der fremde Menschen doof findet und auch nach vorne geht. Er ist zudem ausgesprochen territorial. Besuch ist also teilweise nicht ganz einfach. Er ist auch ein sehr triebstarker Hund. Wir kommen so einigermaßen im Alltag klar und arbeiten stets an dem Thema und an vielen weiteren. Freilauf ist phasenweise möglich. Meist ist er jedoch an der langen Schleppleine. Nun wollte ich hier mal fragen, ob jemand auch so einen Hund hat und zudem noch Kinder. Ich mache mir schon jetzt große Gedanken, wie das klappen soll. Besuch ist schwierig und er bleibt auch schlecht alleine. Wie macht ihr das mit einem schwierigem Hund und Kind? Kann das klappen? Ich bin nicht schwanger, aber möchte schon in naher Zukunft Kinder.

  • Wie macht ihr das mit einem schwierigem Hund und Kind? Kann das klappen?


    Ist nicht einfach. Max kann nicht gut mit Kindern. Das wußte ich ja vorher, wobei meine Töchter schon fast erwachsen waren.
    Dennoch war es schwierig.
    Bewußt halte ich ihn von Kindern fern, die unter 12 Jahren sind. Das überfordert ihn auch aufgrund seiner Vergangenheit (ihn triezende kleine Kinder), und er würde zubeißen.
    Mittlerweile ist er dadurch (also durch das Beschütztwerden) auch soweit, dass er begriffen hat, dass er ausweichen kann, sodaß er warnt und geht. Aber mir ist bewußt, dass das keine wirkliche Sicherheit ist.
    Falls er dazu müde ist, oder der Tag schon anstrengend war, würde er auch eher wieder in alte Muster verfallen.


    Sicher kann man sowas regeln, aber das ist sehr anstrengend. Würde mit einem solchen Hund eher keine kleinen Kinder empfehlen.
    Wäre einfach dauerhaftes Management.

  • @ricci, habt ihr Kinder in der Familie? Marley ist ja sowieso ein Schisser mit Rückwärtsgang, sodass man sich bei ihm keine akute Sorge um Angstaggression machen muss. Er findet fremde Kinder auch ziemlich gruselig und weicht lieber weiträumig aus, aber mit meinen Nichten und Neffen, die er ja häufiger sieht, kommt er gut zurecht. Auch da hab ich natürlich ein (sehr scharfes) Auge drauf und würde auch niemals riskieren, ihn mit einem Kind unbeaufsichtigt zu lassen. Dafür ist mir das Risiko zu hoch, dass es zwischen Hund und Kind zu Missverständnissen kommt. Aber da wäre ich auch bei einem nicht ängstlichen Hund vorsichtig. Bei Marley glaube ich, dass er sich an ein Kind relativ schnell gewöhnen würde. Langfristig würde ich mir da eher Gedanken über Besucherkinder machen, aber da könnte man ja zur Not auch trennen.
    Ich weiß, wie gesagt, nicht, wie da das Handling mit einem territorialen Hund ist, der ja doch in seinem ganzen Auftreten ganz schön kernig sein kann. Marley ist ein Softie. Aber ich würde, wenn ihr denn da Erfahrungen habt, eher mal gucken, wie Jordi auf Kinder reagiert, die er etwas kennt. Die eigenen Kinder wären ja dann in dem Sinn keine fremden Menschen mehr.


    Anstrengend wäre es aber sicher. Und bestimmt auch einfacher ohne kleine Kinder. Ich find's nur halt so schwierig, da eine Entscheidung zu treffen. Man kann sich ja auch nicht wegen eines Hundes gegen eigene Kinder entscheiden oder aber den Hund einfach "abschieben", obwohl man gar nicht weiß, ob es nicht vielleicht doch besser klappen würde als erwartet. Gibt ja auch unverträgliche Hunde, die mit dem im Haus lebenden Artgenossen super klarkommen. Und Marley findet, wie gesagt, bekannte Kinder durchaus in Ordnung, fremde sind dagegen einer der schlimmsten Gruselfaktoren. Und dann wiederum will man ja auch nicht auf Kosten der Kinder oder des Hundes irgendwelche Experimente machen... Es ist ein echter Zwiespalt, aber ich find's auch ganz wichtig, sich da frühzeitig Gedanken drüber zu machen und nicht zu blauäugig da ranzugehen. Bestimmt bekommst du hier auch noch weitere Erfahrungsberichte, die dir weiterhelfen.

  • Danke für die Antworten. Ich denke auch, dass es sehr schade wäre, wegen dem Hund auf Kinder zu verzichten. Das würde ich in einigen Jahren sehr bereuen. Für mich steht eigentlich schon immer fest, dass ich Kinder möchte.
    Jordi war grade für eine Woche mit mir und meiner Familie für eine Woche in Dänemark. Da waren auch zwei 4 Monate alte Babys dabei. Das war kein Problem (obwohl ich mir vorher solche Gedanken gemacht habe, sodass ich 2 Wochen kaum geschlafen habe:D). Ich habe ihn nicht so richtig an die Kinder gelassen, aber er hatte nur leichtes Interesse und hat nicht fixiert. Er kennt auch die Kinder von meinen Freunden. Da zeigt er wenig Interesse. Ich muss wegen dem Jagdtrieb aber scheuen, dass er nicht nach laufen kann. Bei uns in der Wohnung war Kinderbesuch etwas schwieriger. Er wollte die Mutter mit dem Kind stark kontrollieren. Wegsperren ist bei ihm nicht einfach, weil er dann ohne Unterlass bellt und quietscht. Da üben wir schon lange dran.
    Ich denke, dass er mit unserm Baby schon zurecht kommen wird, wenn wir immer sehr gut aufpassen. Jedoch mache ich mir große Gedanken um den Alltag. Jordi löst beispielsweise aus, wenn uns jemand fremdes anspricht. Er ist groß und imposant und nimmt beim austicken keine Rücksicht auf Verluste. Wie soll ich mit einem Einjährigen umher laufen und mein Hund so führen, dass niemandem etwas passiert (er das Kind umrennt oder so, wenn wir angesprochen werden). Zudem ist das Alleinsein nach jahrelangem Training immer noch schwierig. Ich kann niemanden lange besuchen und Besuch können wir auch nicht so einfach bekommen. Ich will dem Kind ja auch etwas bieten und nicht nur zuhause beim Hund sitzen. Ich will aber auch dem Hund gerecht werden und ihm seine Bewegung bieten. Kind und sehr straken Hund an der schleppleine stelle ich mir nicht so einfach vor.. Vielleicht mache ich mir auch zu viele Gedanken.. Es ist etwas schade, dass ich mich nicht so recht aus Kinderkriegen freuen kann, weil ich Angst habe, dass es mit meinem wirklich sehr geliebten Hund nicht klappt. Vielleicht sind hier ja auch einige, die das super hinbekommen und mir Mut machen.

  • Ich mache dir mal Mut :smile:
    Wir haben ja auch noch keine Kinder, planen aber auf jeden Fall eins.
    Balou kennst du übers Forum ja.
    Ich werde ihn als MEINEN Hund sehen, nicht als Familienhund. Das Kind und er werden nur sehr geregelten Kontakt haben, nicht zusammen spielen usw. Spaziergänge nehme ich mir so vor, dass er eine Runde am Tag ohne Kind kriegt und eine mit Kind. Ich lasse mich nicht ansprechen und werde das auch mit Kind nicht ändern. Wenn es doch passiert, packe ich Balou hinter mich, wo er meinetwegen auch rummotzen kann.
    Bei Kinderbesuch wird Balou entweder angeleint auf seinem Platz sein oder außer Reichweite. Er wird mit lauten und spielenden Kindern nämlich garantiert immer ein Problem haben. Bei seiner damaligen sitterin war das nämlich auch schwierig und er musste abseits sein, nie im Geschehen.
    Ich mache mir da nicht so den Kopf und würde dir das auch empfehlen. Sieh es nicht als schwierig, sondern als normal. Das Management, was unsere Hunde brauchen, ist normal und nicht irgendwie doof und anstrengend und inkompatibel mit Kindern. Sie sind halt so und darauf muss man Rücksicht nehmen.

  • Man stellt sich einiges manchmal einfacher vor, als es ist. Gerade mit Baby. Ich habe das auch getan.
    War dann mit Drei-Monats-Koliken und kaum Schlaf alles andere als einfach, und ganz ehrlich hätte ich da für einen Hund wie Max garkeine Nerven übrig gehabt!


    Sicherlich kann es ein ruhiges Kind werden. Sicherlich kann alles wunderbar klappen, und der Hund fügt sich irgendwie ein. Wenn er sonst mit Kindern halbwegs klar kommt, sowie eher.


    Nur die andere Seite wäre eben, dass man dauernd auf dem Zahnfleisch geht. Dass der Hund am Rad dreht, weil ihn das Babygeschrei und die nervösen Eltern stressen. Dass keine Zeit und kein Nerv für einen Hund mit SpecialEffects vorhanden ist.
    Dass nix so klappt wie erhofft.
    Kalkuliert das ein, denn es ist realistisch!

  • Ist auch schlicht blöd und alles andere als leicht, wenn man an diesem Punkt steht. Hab leider keine pauschale Lösung. Man sucht sich solche Hunde ja nicht immer aus.


    Vielleicht wenn man viel Familie oder Freunde hat, die den Hund zeitweise mal nehmen...


    Babies sind toll! Nur, was macht man, wenn es zusammen mit dem Hund nicht klappt?
    Das ist halt was, was man überdenken sollte.

  • @ricci Was wenn ihr euch jetzt einen guten Trainer sucht und versucht bis ihr Kids plant die Probleme in den Griff zu bekommen?
    Ich würde um ehrlich zu sein auch niemals auf meinen Kinderwunsch verzichten einem Hund zu Liebe.


    Hab zwar selber keinen Hund mit Menschenproblemen aber zeitgleich mit mir fing bei unserer Trainerin eine junge Frau an, die hatte gerade erfahren dass sie schwanger ist. Ihr Rottweiler rassetypisch sehr grossen Beschützerinstinkt und fand fremde Menschen, vor Allem in der Nähe der Besitzerin, sehr suboptimal, was er auch voll auslebte. Sie machte sich auch mega Sorgen und hat es geschafft bis zum ET den Hund soweit unter Kontrolle zu haben dass er mit ihr und Kind im KiWa im Park spazieren geht. Habs damals nur nebenbei mitbekommen, heute ist der Kleine knapp 2Jahre und was ich so auf ihren Videos sehe klappt es gut. Der Hund kennt seine Grenzen und akzeptiert diese.

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