Besucher nicht willkommen

  • Hallo,


    ich bin schon länger stiller Mitleser in diesem Forum, möchte nun aktuell mal nach euren Erziehungstips fragen.


    Ich besitze seit über einem Jahrzehnt Hunde, doch eine kleine Hündin namens Fryda macht mir aktuell das Leben schwer.
    Grundsätzlich ist Fryda ein toller, 5,5 kg Hund. Willig, gelehrig, sehr schlau - was die Erziehung manchmal erschwert. Aber wir leben im Einklang, bekommen kleinere Stimmungsschwankungen alleine in den Griff. Bisher....


    Nun hat sich Fryda Besucher ausgesucht... zu verbellen...böse....


    Hintergrund: Fryda ist ein ehm. Straßenhund, lebt nun seit bald 4 Jahren bei uns, wir leben ländlicher ohne viel fremden Besuch, ich tippe sie ist ein Zwergrehpinscher-MIx


    Wie alles begann... gefühlt mit dem Gehörverlust meiner alten Ersthündin. Früher war Fryda unsicher still, die Ersthündin übernahm die Türklingel. Doch sie wurde unzuverlässig. Bellt mittlerweile maximal noch mit, wenn sie gerade mag. So zumindest unsere gefühlte Einschätzung wie es begann.


    Fakt ist aber die Auswirkung. Eine Furie an der Tür, böse bellend. Lassen wir den Besuch herein ohne das sie ran konnte hört sie nicht auf. Darf sie den Besuch vor der Tür begrüßen, darf er rein, wird aber arglistig gecheckt. Entspannt ist sie nicht. Eher ängstlich. Gut - das heißt wir geben ihr das Gefühl es nicht hin zu bekommen. Wobei ich mit dieser Pauschaltheorie meine Probleme habe. Ein Pinscher ist ein Bewacher. Egal ob Herrchen das selber kann oder nicht.... Anderes Thema.


    Wir haben schon diverse Wege probiert, die ich hier gar nicht alle beschreiben möchte, denn ich wünsche mir unvoreingenommen eure Ideen.


    Wie zähmen wir Frydas Kampflust? ;-) Betrifft übrigens nur unbekannte Gäste. Bekannte Gesichter werden nach dem Öffnen der Tür erkannt und das böse bellen schlägt in freudiges, unruhiges Bellen und hin und her laufen um.

  • Bei Problemen bei Klingeln würd ich immer erstmal die klassische Lösung vorschlagen: Klingeln umkonditionieren
    Momentan gibt ihr das Klingeln die Aufgabe zu melden und den Besuch abzuchecken.
    Baut die Klingel als Kommando für etwas anderes ein. Zb auf den Platz gehen bietet sich an. Also einfach eine Zeit lang üben, dass jemand von euch selbst klingelt und sie auf ihren Platz geht. Bis sie es irgendwann von selbst macht, sobald es klingelt.
    Man kann sie auch etwas bringen lassen (dann hat sie gleich was im Mund und kann nicht bellen).
    Der springende Punkt ist aber einfach, dass ihr ihre Gefühle die das Klingeln auslöst von Grund auf verändert. Wenn ihr wenig Besuch habt ist das erstmal eh gut, dann könnt ihr viel Üben bevor dann echt mal Besuch kommt.

  • Huhu AnBo,
    Wir haben mit unserer Hündin ein ähnliches Problem. Besucher werden, auch aus Unsicherheit/Angst heraus feste verbellt.
    Um ihr ein bisschen die Verantwortung zu nehmen, lassen wir sie nicht mit zur Wohnungstür sondern holen sie erst dazu, wenn sich alles etwas beruhigt hat. Und das auch nur, wenn sowohl sie ruhig ist als auch der Besuch. Ist das nicht der Fall, muss sie auf ihrem Platz bleiben oder sie darf angeleint mit uns an den Tisch.


    Allerdings ist es bei uns auch nicht so, dass Nosy die ganze Zeit bellt, sondern nur, wenn der Besuch sich "großflächiger" bewegt oder lange in ihre Richtung guckt. Und halt, wenn sie am Besucher dran ist, was ziemlich unangenehm ist, obwohl sie nicht schnappt oder so.


    Würde mein Hund die ganze Zeit bellen, würde ich mich neben ihren Platz setzen, wenn Besuch da ist und ihr mit meiner Nähe Sicherheit geben (und außerdem Ausbruchversuche abblocken) und es belohnen sobald sie still ist. Also vielleicht klickern und dann ganz ganz hochwertig belohnen.
    Wir haben (in ähnlichen Situationen) die Erfahrung gemacht, dass es ganz kleinschrittig Verbesserung geben kann, wenn man das nur regelmäßig übt. Also vielleicht kann sie erst mal kein Leckerchen annehmen vor lauter Aufregung, beim nächsten mal dann vielleicht schon und dann beim übernächsten mal ist sie plötzlich schneller bereit auf ihrem Platz zu bleiben, oder sie ist öfter oder länger ruhig oder wie auch immer. Zwischendurch klappt es dann plötzlich gar nicht mehr und dann wieder ganz toll - lernen halt!
    Für unsere Nosy ist in den Situationen, in denen sie starke Unsicherheit zeigt jedenfalls wichtig, dass wir ihr erstens genau zeigen, was sie tun soll (auf ihrem Platz bleiben) und dass wir zweitens mit ihr in engem Kontakt bleiben (neben ihr sitzen, niemanden an sie heran lassen, erwünschtes Verhalten belohnen). Das heißt jetzt nicht, dass wir an ihr rumfummeln und auf sie einreden, sondern einfach mit Ruhe neben ihr hocken, mit dem Besuch plaudern, es belohnen, wenn sie Entspannungszeichen zeigt und Aus-oder Einbruchsversuche (letztere natürlich vom Besucher) blocken. Wenn man sich nicht auf dem Boden neben dem Hundekorb fläzen will, dann legt man sie halt an die Leine und nimmt sie mit zum Tisch, aber das Prinzip bleibt das Gleiche: Ruhe vermitteln, Gutes belohnen, Schlechtes umleiten oder ignorieren und nur Kontakt, wenn eine gewisse Grundruhe in der Situation ist.


    Was wir ebenfalls manchmal in solchen Situationen machen ist tricksen! Das klingt voll bescheuert, hilft unserer Hündin aber mitunter sehr dabei, in schwierigen Situationen nicht die Bodenhaftung zu verlieren. Erstens zeigt ihr das nämlich, dass die Situation eigentlich völlig normal ist und wir uns offenbar so sicher fühlen, dass wir jetzt sogar Lust zu spielen haben und zweitens ist es gut für ihr Selbstbewusstsein, weil sie Anerkennung bekommt. Je nach Situation kann man entscheiden ob der Besuch mitlobt oder sogar belohnt oder ob man sich für die Tricks lieber in eine andere Zimmerecke/anderen Raum begibt.
    Die Tricks die wir dann abrufen sind natürlich die, die sie im Schlaf beherrscht und wo schon so ein gewisser Automatismus aufkommt. Damit kann man sie besser überrumpeln. Manchmal klappt das aber auch ganz und gar nicht und überhaupt ist die Methode bei vielen Hunden vermutlich nicht übertragbar, aber Versuch macht kluch und vielleicht klappt es ja ausgerechnet bei Fryda!


    Viele Grüße!

  • Hallo Fillis, vielen Dank für deinen Vorschlag. In Ansätzen hatten wir dieses probiert und es klappte auch gut. Bis die Realität dazu kam, die man vorher ja nur nachstellen konnte und ab da war der Ablauf für sie anders und sie reagierte zwar nicht negativ auf das Klingeln, dafür aber auf den Besuch der daraus folgte. Sprich - nicht alleine die Türklingel ist das Problem, das ist eher der Auslöser für ihre Reaktionskette, vielmehr scheint es der Besucher selber zu sein der das Problem auslöst. Denn auch beim Klopfen reagiert sie.


    Hallo lajosz, vielen Dank für dein Frage. Das kommt auf den Besucher an. Bekannte Besucher sind ok. Sitzen wir allerdings längere Zeit zB am Tisch und derjenige steht dann auf, dann kann es sein das sie knurrt - die Situation entweder kontrollieren will oder unheimlich findet. Aber auch nicht immer und bei jedem. Kein Muster abzusehen. Sie steigert sich aber nicht rein. Ist der Besuch neu und weiblich bzw ein Mann der sehr freundlich zu ihr ist, dann lässt sie sich zB mit Futter locken. Ist danach aber wieder negativ aufmerksam. Je nach Grad knurrt sie nur oder bellt bei zu schnellen Bewegungen. Bei zB Schornsteinfegern, Handwerkern, also Menschen die ich selber nur "normal verhalten" begrüße, ist und bleibt sie agro. Sie lässt sich zwar von mir beeindrucken und geht zB in den Korb, aber knurrt, bellt zwischendrin, ist arg unentspannt.


    So, aber nun kommt es. Anhand meiner Beschreibung würde ich selber auf Unsicherheit tippen, gepaart mit Überforderung und Kontrollwahn. Nun aber hat sie als Straßenhund ein Laster. Fressen! So auch unser aktueller Weg damit umzugehen. Kommt Besuch gehen beide Hunde in die Küche in die Boxen und knabbern ein Leckerlie. Das klappt zu 70% ruhig, nur ein WUFF ist dann und wann dazwischen. Wie erst kann es ihr dann sein?!


    Für mich ist die Lösung so nicht zufriedenstellend, da ich das Problem so nicht bekämpfe, nur die Auswirkungen. Ich möchte ihr aber helfen.

  • Hallo Karotto, ich finde deinen Ansatz gut. In der Ruhe liegt die Kraft. Doch wie handhabt ihr das Ganze bei Menschen die nur kurz hallo sagen? Zb einer Nachbarin die kurz ein Ei haben möchte oder dem Paketboten? Ich finde es aktuell weniger schwierig bei Besuch den wir zum Sitzen bitten, denn das sind in der Regel geliebte Menschen die auch der Hund kennt und akzeptiert. Das spürt sie irgendwie. Unsere Schwierigkeit liegt vielmehr in den Kurzbesuchen. Zb hatten wir vor unserem Hauskauf einen Bankmenschen zu Besuch. Schick im Anzug, wir selber auch etwas angespannter. Der Hund war da echt "peinlich". Sie folgte und ging nach dem anfänglichen Ausrasten in den Korb, war aber unentspannd knurrend und auch mal bellend und wehe der Mann bewegte sich zu seiner Tasche.....

  • Bei uns verlagert es sich: Solange fremde Menschen HIER sind, ist es ok, aber wehe, wenn sie mit dem Hund Gassi gehen wollen....
    Dann dreht der völlig am Rad und Hundesitter und Hund sind mit den Nerven am Ende.

  • Witzigerweise hat just vor einer halben Stunde der Paketbote geklingelt :D


    Nosy ist aus dem Schlaf hochgeschreckt (sie lag in meinem Arbeitszimmer auf der Liege), ich habe sie auf ihren Platz geschickt, dann den Schlüssel genommen und die Tür hinter mir zu gemacht. Paket angenommen, Tür aufgeschlossen, Hund wieder auf den Platz geschickt und danach haben wir zusammen das Paket geöffnet, was ihr immer eine Riesenfreude bereitet.
    So läuft das bei uns immer, eine bessere Methode ist uns ehrlich gesagt noch nicht eingefallen! :ka:


    Mit der Nachbarin die ein Ei will ist das so eine Sache... also genau genommen würde keiner unserer Nachbarn auf die Idee kommen bei uns zu klingeln, weil sie alle ziemlichen Respekt vor unserem Hund haben. Und wenn sie doch klingeln (z.B. weil sie Post für uns haben oder so) dann warten sie von sich aus unten an der Tür und es läuft wie mit dem Paketboten. Also zusammengefasst: wenn wir nicht sicher wissen, wer da an der Tür ist, dann kommt der Hund auf seinen Platz und wir verlassen die Wohnung um zu gucken wer da ist.


    Zu der Sache mit dem Bankmenschen habe ich auch eine Geschichte. Bei uns waren neulich die Heizungsableser. Wir haben uns da im Vorfeld schon Gedanken drum gemacht, wo wir den Hund absetzen können, ohne dass die ihr zu nahe kommen. Es blieb am Ende nur das Sofa.
    Da hockte Nosy dann und bellte sich die Seele aus dem Leib, während diese beiden armen Menschen beklommener Stimmung durch unsere Wohnung huschten. An einen Lerneffekt war nicht zu denken, ich habe einfach nur neben ihr gesessen und sie nach Kräften gesichert, weil sie wirklich auf die Leute los gehen wollte.
    Keine Ahnung, wie wir das besser hätten lösen können!
    Wir sind in dem Thema also auch nicht so richtig fit, deshalb bin ich mal gespannt, was hier noch so vorgeschlagen wird! Den Ansatz von Fillis finde ich z.B. schon mal ziemlich interessant. Es ist zwar nur ein Aspekt des (unseres) Gesamtproblems, aber man könnte so ja die aufkommende Unsicherheit und Unruhe schon ein wenig abfangen. Wie gesagt, wir schicken sie zwar auch auf ihren Platz, aber auf die Idee, das Verhalten auf das Geräusch der Klingel zu konditionieren sind wir noch nicht gekommen!
    Das kann man ja echt supertoll üben!

  • Bei mir hätte dieser Hund nichts am Besuch verloren. Du schilderst die pure Überforderung. Der Hund dürfte bei mir weder begrüssen, noch dem Besuch folgen, noch gelockt werden.
    Ich würde ein ordentliches " Deckentraining/ Körbchentraining machen, und den Hund bei Besuch immer dorthin schicken. Wahlweise auch mit was zum Kauen, wieso nicht?

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