Hallo ihr lieben Hunde-Menschen!
Ich wende mich an euch, da ich hier schon viel Interessantes gelesen habe. Sei es um Spiele, Beschäftigung, Futter, Flöhe, etc.
Kurz zu mir, dann zu meinem Hund und anschließend zu meiner Verzweiflung:
Mein Name ist Nicole, ich bin 33 Jahre alt und lebe alleine mit meinem Hund in einer Wohnung.
Hundchen ist unkastrierter, fast zwei Jahre junger Cavalier King Charles Spaniel und ein Traum von einem Hund.
Ich hatte auch vorher schon Hunde, aber niemals war einer ein solches liebes Lebewesen wie dieser kleine Mann hier. Und ich hätte auch nie gedacht, dass evtl. gerade das einmal ein Problem werden könnte.
Aber ich muss es offen zugeben: Ja, ich habe ein Problem. Und Ja, ich weiß einfach nicht mehr weiter.
Bali (besagter Hund ) ist ein sehr aufgeschlossener, junger Kerl. Neugierig und unheimlich lieb und verspielt. Alles und jeden findet er toll. Schlechte Erfahrungen hat er mit nix gemacht.
Ich habe ihn bereits als Welpen bekommen und viel mit ihm gemeinsam gelernt. Er war eher einer von der Sorte "kleiner Schisser" und wenn bei Nacht ein Grashalm einen wackelnden Schatten geworfen hat, dann ist die Nase - neugierig wie sie ist - da sofort hin um das merkwürdige Etwas zu beschnuppern und zu untersuchen, die Hinterbeine allerdings waren bereits zu Hause, so weit hatte er diese weggestreckt.
Ich habe mir mit ihm viel viel Zeit genommen, ihm Vieles gezeigt und deutlich gemacht, dass die Welt nichts ist, wovor man Angst haben muss. Und wenn es doch mal eine brenzlige Situation gibt, dann ist da sein Frauchen, welches die Sache klärt und sich darum kümmert und am Ende ist alles gut. (Habe ihn übrigens in all der Zeit niemals "getröstet" oder ein "ach du aaaarmer, kleiner Bub" von mir gegeben, sondern war ganz souverän ihm gegenüber.)
Er wird auch nicht behandelt wie ein Prinz oder ein "unerfüllter Kinderwunsch". Mir ist es wichtig, dass er ein Hund sein darf und ganz klar seine Grenzen kennt. Zudem wird er sowohl körperlich, als auch geistig ausgelastet, zum Beispiel in Form von Intelligenzspielzeug (was er zu meinem Leidwesen leider immer viiiiel zu schnell versteht), von DogTricks oder von Suchspielen.
Zudem ist er wenn ich arbeite in einer Hundetagesstätte, wo er mit anderen Hunden zusammen ist.
So. Nun habe ich denke ich genug Vorgeschichte erzählt. Falls doch noch jemand Fragen hat: gerne her damit. Ich beantworte gerne, sofern es zur Lösung meines Problemes beiträgt.
Bali kreischt. Er jault. Er schreit alles zusammen.
Und zwar nicht wenn er alleine ist, sondern wenn er frustriert ist.
Wenn er einfach meint: "Nee Frauchen, hab ich jetzt kein Bock. Ich will das und das und das."
Ich vergleiche das mit einem richtig ekligen Flegelkind, was sich im Supermarkt auf den Boden wirft, mit den Fäusten trommelt, heult und kreischt und schreit: "Und ich will aber ein Überraschungsei. Ich will. Ich will! Ich will!!!"
Genau so kommt er mir vor.
Anfangs war dies nur der Fall, wenn er einen Hund gesehen hat, zu dem er uuuunbedingt hin wollte, und Frauchen ihm dies nicht erlaubt hat. Frustrationstoleranz üben. Aber pah von wegen. Frustrationstoleranz gleich null. Beim Hund zumindest. Und ich kann auch bald nicht mehr. Ehrlich. uff...
Problem äußert sich so, dass er anfängt mit einem ganz kurzen leisen Jaulton, der immer schneller wird und stetig ansteigt, bis es soweit ist, dass es ein ohrenbetäubendes Geschrei, eine Mischung aus Heulen und Jaulen und Kreischen und Bellen ist, dass das ganze Dorf weiß: "Aha, Bali ist wieder unterwegs."
Und er tut das mit einer Hingabe... oh man... Er steigert sich derart in dieses Jaulen rein, dass ich ihn nicht mehr raus bekommen kann. Keine Chance! Und das meine ich wirklich so.
Ich habe ne ganze Menge versucht und ich weiß wirklich nicht mehr weiter. UND... es wird immer schlimmer.
Anfangs hat er das nur gemacht, wenn er zu anderen Hunden wollte.
Beim Tierarzt im Wartezimmer ist es mittlerweile Standard und ich muss ihm hier entweder das Maul zuhalten (was ihn nicht davon abhält, einfach in meine Hand weiter zu motzen) oder ich gehe mit ihm raus, weil das so laut ist, dass niemand mehr ein Wort versteht.
UND... da bin ich ganz ehrlich: ich mag auch einfach nicht mehr so angesehen werden von den Leuten. Ich kann es nicht mehr sehen. Es nervt mich so sehr.
Die Blicke sind manchmal echt schwer zu ertragen und gehen von bösartigen Schlitzaugen, was ich dem Hund wohl gerade Brutales antue bis hin zu Unverständnis, wenn ich einfach daneben stehe und gar nichts mache.
Neulich (und das erste Mal, dass er das woanders gemacht hat) waren wir im Fressnapf einkaufen und ich habe ihm für die HuTa so ein Regencape anziehen wollen.
Hat ihm scheinbar nicht gepasst gerade, also ging es los und ich dachte noch: "Nee, das glaub ich doch jetzt einfach nicht!!!"
Direkt als wir aus dem Laden raus waren (wir sind gegangen, als er nicht mehr gejault hat - nur zur Info), fing er doch tatsächlich im Auto an. Hat er auch noch nie gemacht.
Ich hab vielleicht geguckt und dachte nur: Was um alles in der Welt ist in meinen Hund gefahren?
Mit heißer Hündin hat das übrigens nichts zu tun. Das kann ich schon mal vorwegnehmen.
Er ist so ein lieber Kerl, aber dieses Verhalten ertrage ich bald nicht mehr.
Folgendes habe ich bereits unternommen:
- ich habe ihn vollkommen ignoriert (sowohl sprachlich, als auch mit Blicken, er war nicht da für mich)
- ich habe mit ihm geschimpft, auch sehr lautstark
- ich habe an der Leine gerissen
- ich habe ihm Blutwurst (!!!) vor die Nase gehalten (und er ist wie verrückt danach - auch mit anderen Lieblingsleckerli - keine Chance, er schaut sie nicht mal an, er ist wie in einem Wahn)
- ich habe ihn auf den Rücken geworfen und nach unten gedrückt, sogar fest (er hat genauso weiter gemacht, völlig unbeeindruckt)
- ich habe ihn feste gezwickt, es MUSS ihm einfach weh getan haben (bitte verurteilt mich nicht dafür, ich habe ihn niemals misshandelt, aber auch hier hat er einfach nicht aufgehört, nicht mal eine Rekation darauf hat er gezeigt)
- ich habe ihn angebunden und bin einfach in die andere Richtung weg von ihm gegangen, so weit dass er mich nicht mehr gesehen hat
- ich habe ihn an der Leine hinter mir her gezogen (in die entgegengesetzte Richtung)
- ich habe ihm die Hand vor sein Gesicht gehalten und ein scharfes "Zsch" von mir gegeben
- ich habe mich (unter anderem auch in bedrohlicher Haltung) vor ihn gestellt
- ich war mit ihm bei einem Hundetrainer, doch auch hier hatte ich keinen Erfolg (wir haben ihn immer wieder in Situationen gebracht, wo er voraussichtlich jaulen würde, heißt er z. B. andere Hund sieht und nicht hin darf, sind dann bei beginnenden Lautäußerungen eingeschritten mit "Sch"-Lauten oder "Hey"-Rufen und haben ihn immer mit Clicker belohnt, wenn er lieb war und keinen Laut von sich gegeben hat - leider war dies jedoch nur äußerst äußerst selten)
- ich habe seinem Verhalten nachgegeben (1 Mal wohlgemerkt um zu testen ob oder wie lange er weiterjaulen würde, was er natürlich nicht getan hat)
Fazit:
es interessiert ihn nicht.
Er ist schlichtweg in einem Wahn und da nicht mehr rauszubringen.
Und ich bin echt am Ende. Er ist soo ein lieber Hund, aber das macht mich einfach wahnsinnig und ich weiß nicht, was ich noch tun kann.
Ich weiß auch nicht, was ihn dazu gebracht hat dieses Verhalten zu zeigen, denn als er dies das allererste Mal gemacht hat, konnte ich keine Änderung an irgendeinem Verhalten oder der Umgebung feststellen und er hat dafür auch keine Aufmerksamkeit erhalten. Das war meine erste Reaktion, nämlich keine Reaktion darauf zu zeigen.
Leider hat ihn dies null beeindruckt und so habe ich im Laufe der Zeit (mittlerweile etwa ein Jahr) all die anderen oben beschriebenen Dinge angewandt.
Ich will nicht ins Fernsehen, sonst hätte ich mich schon hilfesuchend an den Rütter gewandt.
Hoffentlich kann mir jemand von euch helfen. Ich wäre sooo dankbar dafür.
Denn ich weiß mir einfach keinen Rat mehr.
Entschuldigt, dass es sooo lange geworden ist, aber ich wollte einfach sicher gehen, dass die gesamte Situation erfasst werden kann und ich euch nicht nur Bruchstücke vorwerfe und dann nach Hilfe rufe.
Ganz liebe, wenn auch verzweifelte, Grüße,
Nicole und Bali...