ZitatBrazzi, wie schön von Dir zu lesen. Erinnere mich noch an viele Fotos von Skadi. Du weißt, ich war schon immer parteiisch. Insofern. Was erlauben diese Hunde sich auch der armen Skadi gegenüber? Umöglich
Spannend finde ich, dass sie Flucht und Unterwerfung nicht toleriert. Muss dann halt der Skadi-way-of-life sein, ne? Für andere HH muss das doch auch total irritierend sein, weil die sie doch erstmal gar nicht lesen können, oder?
Also Unterwerfung akzeptiert sie durchaus. Aber eben nur passive. Blick abwenden, Erstarren, langsam weggehen, auf die Seite oder den Rücken drehen, das alles ist total ok bzw. gewünscht. Aber aktive Beschwichtigungsgesten lässt sie schlicht nicht gelten.
Nimmt man es ganz genau, so ist aktive Unterwerfung ja auch kein "echtes" Unterwerfen, sondern eben nur "gut Wetter machen" um seine Grenzen doch noch weiter ausloten zu können. Man windet sich, wuselt umher, verteilt Küsse, stupst Maulwinkel, pfötelt und schleimt sich ein was das Zeug hält um das zu bekommen, was man sich wünscht - Aufmerksamkeit. Dabei ignoriert man ja bewusste die Drohungen, die einen eigentlich auf Distanz halten sollten unter dem "aber-ich-bin-doch-so-klein-und-welpig"-Deckmantel. Dieses Verhalten ist aber tatsächlich eigentlich nur im eigenen Rudel angebracht, denn es kommt ja ursprünglich aus dem Kontext Muttertier/Welpe. Ich kenne inzwischen viele Hunde, die so überhaupt nicht begeistert von aktiver Unterwerfung sind - nur sind nicht alle solche Hardliner wie die Skadizei.
Bei passiver Unterwerfung ist die Sache eben glasklar: Mach was du willst, ich ergebe mich komplett und tue nichts, bis du es wieder erlaubst.
Von daher habe ich jetzt nicht so das grundsätzliche Problem damit, das Skadi hier deutlich unterscheidet. Wenn sie denn die Flucht wenigstens zulassen würde und nicht eine solche null-Toleranzgrenze gegenüber sämtlichen aktivem Beschwichtigen hätte.
Verbockt hab ich ihr Verhalten übrigens selbstverständlich selber. SKadi hat, weil sie eben sehr aufgeschlossen und sehr nett war, in Jugendtagen sehr viel Hundekontakt haben dürfen und leider eben auch müssen. Ich war ein totaler Verfechter von "die machen das schon unter sich aus" und habe sie ein paar mal zu oft (wirklich leider sehr, sehr oft ) die Erfahrung machen lassen, dass sich manche Hunde selbst dann nicht benehmen und die gesetzen Grenzen akzeptieren, wenn man ihnen eine ordentliche Tracht Prügel verpasst. Tja, und so hat die Gute dann eben gelernt, dass Drohverhalten bei einem gewissen Typ Hund überflüssig ist und man genauso gut gleich richtig draufkloppen kann/muss, will man irgendeine Wirkung erzielen....
Loki (die ich wegen ihrem Hang zur extrem aktiven Beschwichtigung in Kombi mit sehr dreistem Grenzen überschreiten gerne Labradackel nenne ), hat im übrigen genau einmal von Skadi einen drüber gekriegt - sah echt heftig aus, allein schon wegen des Größenunterschiedes. Passiert ist allerdings GsD nichts, denn sie hat einem kurzen (erfolglosen) Fluchtversuch sofort geschaltet und ist erstarrt. Skadi hat sie so noch einige Zeit knurrend auf dem Boden fixiert und dann entlassen. Seitdem war selbt für die damals unglaublich quirlige Loki klar - passive Unterwerfung ist das richtige bei Skadi.
Sie kann Hunde überhaupt unglaublich gut einschätzen und ich erkenne an ihrem Begrüßungsverhalten sehr genau, welchen Hund man ernst nehmen muss und welchen nicht. Die meisten (bekannten) Hunde versinken unter Küssen und wildem Gewusel, egal wie sehr sie Knurren oder in die Luft schnappen. Nemo war da das besste Beispiel: Er hat echt ausgesehen wie der Weiße Hai und Töne von sich gegeben die aus der Hölle zu kommen schienen, aber Loki hat ihn null ernst genommen. Aber bei einigen Hunden sackt sie schon bei der kleinsten Verspannung des Körpers sofort in passive Unterwerfung - ohne von diesen je Ärger bekommen zu haben. Sie ist quasi mein kleines Statusbewusstseins- /Selbstbewusstseinsradar
Sie hat außerdem den Wechsel zwischen passiver und aktiver Beschwichtigung inzwischen so perfektioniert, dass sie manchmal sekündlich zwischen beidem wechselt und es so inzwischen sogar schafft Skadi kurze Küsse zu verpassen. Sieht unglaublich witzig aus, wenn sie sich mal wieder quasi im "Stop-and-Go" immer näher an die Gouvernante herran arbeitet.... ich muss unbedingt mal ein Video davon machen
Skadi hat durch sie allerdings echt viel Geduld gelernt. Seit Loki bei mir wohnt ist sie auch fremden Hunden wieder deutlich etspannter gegenüber. Vor allem droht sie wieder mehr, da sie bei Loki ja jedesmal schon bei leichten Drohblicken (zumindest kurzfristigen) Erfolg hat. Sie hat also wieder gelernt, das sich Drohverhalten lohnt.
Was die anderen Leute angeht: Die meisten können doch einen drohenden Hund ohnehin nicht erkennen, wenn sie ihn sehen. Bei denen geht Drohen bei Knurren und Zähne zeigen los.
Skadi kommuniziert bei entsprechend hampeligen Junghunden aber schon auf zig Meter Distanz, dass ein Kontakt ihrerseits nicht erwünscht ist. Ich sehe das inzwischen überdeutlich: gespannter Körper, Schwerpunkt nach vorn, Rute hoch erhoben und leicht, gepannt wedelnd, eventuell gestellter Kamm, Drohfixieren, Backen blähen, später einfrieren, eventuell steif umherstaksen. Nur leider hört es dann auf. Knurren, Zähnezeigen, Abschnappen und Scheinangriffe werden dann oft einfach übersprungen. Und genau das ist der Teil, den die meisten Menschen als Drohen erkennen.
Mich bis vor ein paar Jahren eingeschlossen. Als die Agressionen losgingen (so ca. mit 2 Jahren und maßgeblich beeinflusst durch die Hormone) stand ich wie der Ochs vorm Berg und dachte, mein Hund explodiert vollig ohne Vorwarnung. Ich musste erst lernen, dass all das, was ich oben beschrieb schon zu drohen gehört.
Damals übersprang sie allerdings tatsächlich auch noch vielfach alle Eskalationsstufen zwischen Drohblick und Angriff (bei Futterverteidigung ist ihr Drohverhalten immer noch deutlich eingeschränkter als im sozialen Kontext).
Da ich nun aber weiß, dass die meisten Leute nicht erkennen, dass mit ihr gerade nicht gut Kirschen essen ist, übernehme ich dann das kommunizieren mit den Leuten oder regele die Situation eben wie oben schrieben selber.