Austausch: Halter mit (vollständig) unverträglichen Hunden

  • Hm, ich hatte mit dem Ersthund ja schon einen Hund, der nicht das Sonnenscheinchen war, mit dem das Leben einfach ist, von daher war ich darauf vorbereitet, was das heißt...


    Und beim Grinch war es so, dass ich für mich bestimmte Ziele gesteckt hatte, der Rest wäre das Sahnehäubchen gewesen.
    Hauptziel war, dass wir uns daheim frei bewegen konnten und Hundi keinen MK drauf hatte.
    Dann war mir wichtig, dass er beim Passieren von Hunden zumindest kontrollierbar war.
    Und eben, dass nix gefressen wird, was uns besucht, ohne den Hund dafür 24h Stunden bei Übernachtungsgästen wegsprerren zu müssen.
    Leinenführigkeit, Freilauf, Kontakt zu Fremdhunden, keine Selbstverstümmelung und keine Zwangshandlungen mehr — alles Sahnehäubchen..
    Nice to have, aber kein Muss.


    Letztendlich hat mir eigentlich nur sehr, sehr viel schwarzer Humor geholfen, mich immer an seinen positiven Seiten festzuhalten (auch der Honk hat ja welche... |) ) Mir immer wieder vor Augen zu halten, dass ich nur mit dem arbeiten kann, was der Hund mir gibt und mein Leben nicht von seinen Weltansichten bestimmen zu lassen.
    =)
    Wenn ich Freunde mit Hunden besucht hab, blieb er halt im Auto oder daheim, wenn es nicht anders ging, große Stoffbox mitnehmen, Hund drin parken. Wenn Freunde mit Hund zu Besuch kamen/kommen, muss der Depp sich dann halt benehmen und an die goldene Regel halten und der Besuch dementsprechend auch seinen Hund managen (Gott sei dank sind alle Freunde HH, die ihre Hunde managen können und keiner von denen käme auf die Idee „lass es uns doch mal versuchen“ auszuprobieren). Mein Haus, meine Regeln. Die stell ich ja nicht ohne Grund auf. |)
    Tja und ansonsten - wurde Herr Hund halt 25383838fach gesichert und eben mitgeschleppt.
    Biergarten, Innenstadt, Schwiegereltern... :D Für Herrn Hund doof, für mich auch. Aber bevor ich darauf verzichte (und sowas kam ja nicht jeden Tag vor), muss der Held dann einfach mal die Backen halten und darf nur atmen. =)


    Klar schränkt das ein, man kann eben nicht alles so machen, wie man will, aber ich richte mein ganzes Leben darauf aus, dass es den Mäusen hier gut geht, Schränke mich viel ein, aber auf jeglichen Komfort und alles, was mir Spaß macht, nur weil Herr Hund eine Weltanschauung hat, die jenseits von gut und böse ist, werde ich nicht.
    Wenn es nach dem Grinch ginge, würde ich weder arbeiten, noch Freunde, noch eine Beziehung haben und in einer Tonne mitten in der Pampa leben. Und soweit einschränken will ich mich dann doch nicht. =)

  • Ich kenn diese verzweifelten Zeiten.
    Es gab Tage an denen ich nach dem heim kommen nur noch starr da sitzen oder weinen wollte und es wird solche Zeiten wieder geben.


    Nachdem Ayu seinen herben Rückschlag hatte und mir klar wurde wie einschneidend sein neuerliches übles Erlebnis für ihn war, fühlte ich mich wie ausgebrannt.
    Mein Versagen lag wie ein Schatten über allem. Ich fühlte mich Ayu gegenüber schuldig, weil ich, dumme Nuss, gestolpert und während er mich am dringendsten gebraucht hätte, in ein Kaninchenloch getreten war und selbst auf der Nase lag.
    Ich zweifelte ob ich ihn überforderte, ob er bei mir gut aufgehoben ist, ob ich für ihn genüge... und ich fühlte mich nicht immer gut genug, sondern manchmal nur klein und schuldig.
    Schuldig, weil ich ihn aufgenommen hatte ohne jetzt, wo er es gebraucht hätte, direkt mit ihm umziehen zu können. Irgendwo hin, wo er keine Hunde sehen müsste.
    Alles fühlte sich dunkel an.
    Aber es gibt auch die andere Seite. Er ist meist sehr fröhlich. Er hat gelernt sich zu entspannen, er genießt unglaublich endlich Nähe, Aufmerksamkeit und auch knifflige Aufgaben zu bekommen. Er verletzt sich nicht mehr selbst.
    Er fürchtet sich nicht mehr pauschal vor kräftigen Menschen, sportlichen Männern...
    Sooo schlecht hatte ich mich also doch nicht gemacht.


    Und dann konzentrierte ich mich darauf wie super schön es mit ihm im Haus immer ist. Ich erklärte ihn ironisch einfach zum Indoor Hund der für den Outdor Einsatz eigentlich ungeeignet ist (was wir aber trotzdem üben und wo er, für ihn, ganz unerwartbare Dinge lernt und erreicht)
    So lächerlich es klingt, mir gings wieder gut!
    Ich freute mich an dem was er mir an Schönem gab, anstatt immer auf das zu starren, was ich noch gern alles von ihm hätte.


    Ich war zu Beginn, durch frühere Erfahrungen mit ähnlich vorbelasteten Vierbeinern, bei ihm zeitlich zu optimistisch und musste da erhebliche Abstriche von meinen Erwartungen machen -unangenehm.
    Dann von seiner eigenen schönen Entwicklung verwöhnt bis er (gebissen wurde und) wieder ganz weit zurück fiel -übel.
    Zusätzlich hatte ich mich auch durch das regelmäßige Lob, was wir bis vor kurzem von Passant*innen für seine Fortschritte bekommen hatten, ganz unpassender Weise noch stärker auf irgendwelche Ziele fixiert und damit eben auch vor allem auf das, was ihm am schwersten fällt, anstatt erstmal primär auf das zu schauen, was super klappt. |)
    Kein Hund kann besser kuscheln als er! ;)
    Er sorgt sich um mich wenn ich krank bin, er spielt mit mir, er geht niemals an mein Essen, selbst wenn ichs vor seiner Nase vergesse ehe ich das Haus verlasse, er schaut mich voller Sanftheit an, er möchte mich verstehen und mir Freude machen -als Stubenkatze ist er unübertrefflich(!!!) ;)
    und das bisschen draußen, naja das können halt die langweiligen anderen Hunde besser -aber die sind auch alle nicht wie er. :herzen1:


    Ich hoffe, dass es dir bald wieder besser geht!
    Was ätzende HHs angeht, die ihr draußen trefft: beiss sie! ;) Manchmal liegt dein Hund mit seinem Ansatz da gar nicht so falsch. ;)
    Sicher sollte man es, wo es machbar ist, immer freundlich versuchen, irgendwann ist aber auch mal gut.
    Ich bin fast immer lange nett, aber manchmal mach ichs auch wie Ayu:
    und knurr sie alle beiseite. :ugly: ;)


    Alles Gute euch zweien!
    :streichel:

  • Hier gab es auch Tage an denen ich verzweifelt war und einfach nur heulen hätte können. Nach dem zweiten Beissvorfall (Duke biss meine Bekannte) war ich am Boden zerstört. Denn nach all den Jahren an Arbeit die ich reingesteckt habe in den Hund, passierte es eben doch. Wobei es natürlich meine Schuld war.
    Ich wusste aber, ich muss ihm einfach wieder vertrauen, ansonsten wird das nix. Ich habe auch Mentaltraining gemacht, extra für meinen Knallkopf. xD
    Das managen gehört zum Alltag, und letztendlich ist es mit Duke so ähnlich, wie mit dem Grinch von @Die Swiffer. Management und Absicherung, dann passt es auch. Klar schränkt das auch ein, aber deshalb muss man ja nicht auf dem Mond leben :D

  • Vielen Dank für eure Antworten! Ich muss sagen, ich bin immer wiede erstaunt über die "Leidensfähigkeit" vieler User hier. Ich schaffe das so nicht. Von meinem Leben bleibt ja gar nichts mehr übrig - ich habe leider einen stressigen/fordernden Job, der auch gerne mal Überstunden nötig macht. Eigentlich kein Problem, denn ich kann meinen Hund ja mitnehmen. Deswegen habe ich auch nach einem Menschen und Hunde verträglichen Exemplar gesucht.


    Das ist ja nun nicht der Fall. Das bedeutet, dass ich den ganzen Tag über managen muss. Sie ist immer angeleint hinter mir, mein Chef darf das Büro, in dem ich sitze quasi nicht mehr betreten, sie knurrt Besucher an und kann auch nicht richtig entspannen, weil es nun mal ein Großraumbüro ist. Auf den Spaziergängen geht es dann weiter. Sie hat eine Angstaggression und will eigentlich schon bei Hunden in 100 m Entfernung weggehen. Das ist hier aber nicht möglich, hier gibt es so viele Hunde und ich kann auch nirgendwo anders hinfahren. Habe weder die Zeit, noch die MÖglichkeit dazu. Wenn die Hunde dann also auf uns zukommen, da hier ja nur Arschlochhalter sind, die ihre Hunde nicht anleinen oder zurückrufen, gibt es jedes Mal eine Auseinandersetzung, die ihr Verhalten weiter festigt.


    Menschen sind ebenfalls problematisch, wir müssen immer Bögen laufen. Ich kann sie also weder irgendwo hin mitnehmen, noch kann ich sie alleine lassen. Ich bin einfach mit meinen Kräften am Ende und kann mir nicht vorstellen, das noch lange durchzuhalten. Hinzu kommt, dass sich mein Gemütszustand auf sie überträgt. Wenn es mir schlecht geht, dann verfällt sie noch massiver in ihr Angstverhalten und fängt auch wieder an, sich die Pfoten wund zu lecken. Mich stresst das einfach unglaublich (bin selbst kein Fels in der Brandung, nervlich gesehen) und ich habe momentan null Freude an meinem Leben.


    Dementsprechend denke ich, dass ich mich mit diesem Hund einfach übernommen habe.

  • Ich finde auch, dass das von den Bedingungen her einfach sehr suboptimal klingt für diesen Hund.
    Dadurch schaukeln sich natürlich viele Dinge noch mehr hoch und das dann die Lust an der Hundehaltung verloren geht, finde ich verständlich. Einfach weil euer Alltag ja so ist, dass das Problem des Hundes allgegenwärtig ist, man dem nie entfliehen kann und ja "schöne Momente" mit dem Hund nicht möglich sind.



    Ich handhabe es wie die meisten hier im Thread.
    Ich akzeptiere die Haltung meiner Hunde zu anderen und dränge sie nur dann dazu das auszuhalten, wenn ich den Mehrwert für uns als Hund-Mensch-Team dahinter sehe.
    Ansonsten gehe ich spazieren, wo wir niemanden treffen und ich nicht ständig die Rundum-Leuchte anhaben muss (denn das finde ich extrem zermürbend).

  • Da scheinen du und Hund ja echt unter Dauerstress zu stehen :( : .
    Darf ich fragen warum du gerade diesen Hund ausgesucht hast? Ganz ehrlich, wenn das so bei uns wäre, würde ich wohl über eine Abgabe nachdenken.


    Bei sind ausschliesslich fremde Hunde ein Thema (naja und Jagdtrieb - aber sie ist ein Hund und ich habe keine Katzen).
    Alles andere ist enspannt.
    Alma liebt Menschen abgöttig und Hunden können wir hier durchaus weitesgehend aus dem Weg gehen.


    (Heute hat selbst das nicht geholfen. Madame hat wohl einen schlechten Tag. |)
    Das der eine HH 3mal mit seinem Schäferhund direkt an uns vorbei gelaufen ist (weil sein Hund seine Beiwurst verloren hat), während ich eine hysterisch, kreischende Kröte neben mir festgehalten habe, hat dann auch als könender Abschluss zu dem Spaziergang gepasst :muede: . )

  • Heute kann ich auch nicht mehr.
    Ja, die Bedingungen müssen passen. Bei mir passts grad nicht.
    Ich will umziehen.


    Ayu ist ja leider eben nicht nur unverträglich sondern auch hibbelig.
    Heute gings wieder mal gar nicht, dann kam ein netter Nachbar vorbei, der sonst immer ausgewichen ist.
    Dummer Weise ging ich davon aus er täte es heute auch. Aber er meint ich müsste Ayu stärker konfrontieren um ihn abzuhärten...
    Er blieb also auf unserem zu engen Fußweg, mit seinem, Ayu innigst verhassten, Hündchen voraus.
    Ich mit Ayu auf den Haltestreifen und über die Strasse. Leider zu spät: Ayu war komplett durch den Wind.
    Großartig. Danke für die "Therapie" Herr Nachbar. Ein prima Ort dafür.


    Eigentlich ist dieser Nachbar immer seeehr nett. Vermutlich macht ers nicht wieder...
    Aber unsere Runde (wir waren grad erst los) ist jetzt eben ausgefallen.


    Wenn Ayu nur hibbelig, oder nur unverträglich wäre, käme ich damit grad sehr fröhlich zurecht. Aber in Kombination ists hier vielleicht einfach nicht mehr machbar wohnen zu bleiben.
    Was nützts, dass wirs schon mal fast geschafft haben?
    Nach dem er angegriffen wurde ists ihm nun halt zu viel und mir damit auch.


    Klar, wir können uns jetzt ganz langsam, ein paar Wochen lang meterweise wieder vorwärts tasten. Es wird funktionieren. Vermutlich werd ichs so machen und ansonsten einfach sehr viel mit ihm im Garten sein.
    Aber es tut sooooo weh zu sehen wie schwer es ihm fällt raus zu gehen.
    Und wenn wir wieder so weit sein werden, dass er gut neben mir zum See gehen kann, wird er sich wie immer wenn er lang nicht auf die Hunde dort getroffen ist, wieder ungeheuer über sie aufregen. Selbst dort auf seiner Lieblings Wiese, auf der er sich sonst, auch grad noch, so sicher fühlt.
    Dann fangen wir da wieder von vorn an.


    Ich mag einfach nicht mehr.
    Ich will Urlaub.
    Ich will nur noch mit ihm an der 10m Leine durchs Naturschutzgebiet wandern, wo absolut keine Hundespuren sind.
    Nur wir zwei und alles gut.


    Ich schau jetzt mal wieder nach abgelegenen Häusern und Wochenendhäusern.


    Mein liebes Bärchen! Ich wünschte ich könnte diesen einen Tag der Beißerei rückgängig machen. Ich gäbe fast alles darum.
    Aber nun muss ich irgend einen gangbaren Ausweg für uns finden.
    Ich geb mir Mühe!
    :(

  • PS:
    Wir waren grad nochmal draußen.
    Es war immer noch schwer, aber schon wieder deutlich besser.


    Ich glaub, ich muss grad einfach nur auch mal jammern, jedem erzählen, wie groß unsere Probleme sind und mir so auch irgendwie den Weg frei räumen, weg ziehen zu können. Obwohl ich eigentlich dachte ich würde hier alt.


    Ich schau halt nun regelmäßig nach passend gelegenen und dennoch bezahlbaren Häusern. Aber wer weiß.
    Er ist so ein Engelchen, so klug und so motiviert. Vielleicht schafft er es auch doch noch, ehe ich ein entsprechendes Haus gefunden hab, sich (wieder) auf diese Umgebung einlassen zu können?


    Ich hab in so schrecklich lieb.

  • Es war immer noch schwer, aber schon wieder deutlich besser.

    na siehste , bravooooooo :hurra: :applaus:

    Ich wünschte ich könnte diesen einen Tag der Beißerei rückgängig machen

    Das Gefühl kenne ich, aber es ist falsch :streichel: Man kann nichts ungeschehen machen, man kann nur das Beste daraus machen. :bindafür: Würde mir das mit meinen Knallkopf passieren, wäre es ganz aus, und ich denke ich bräuchte lange um mir das dann selbst zu verzeihen. Wobei es auch falsch ist, denn es bringt dem Hund und mir ja eh nix.


    Ich schau halt nun regelmäßig nach passend gelegenen und dennoch bezahlbaren Häusern

    Darf ich fragen wie du jetzt wohnst ? Also mehr in ner Stadt ?

  • @Vakuole Ich hab sie ausgesucht, weil sie als verträglich vermittelt wurde. Bei den Probegassigängen war auch eine andere Hündin dabei, ich habe das einfach geglaubt. Beziehungsweise denke ich, dass sie dort dermaßen gestresst war, dass ihr wahres Ich nicht zum Vorschein kam.


    Je länger sie nun bei uns ist, desto mehr wird deutlich, dass sie etwa 1 % aller Hunde mag und ihr viele Männer (und komisch laufende Frauen) unheimlich sind. Wenn es auf dieser Welt nur mich, meinen Freund und den Hund meines Chefs gäbe: Mein Hund wäre ein absoluter Traum. Und wenn ich nicht die Belastung durch den Job, könnte ich es wahrscheinlich mit ganz viel Geduld und Spucke hinkriegen, dass sie zumindest einigermaßen alltagstauglich wird.

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