Lonely Barkers - die Alleinbleib-Selbsthilfegruppe

  • Ist es denn sinnvoll den Hund auch mal alleine in einem Raum zu lassen und die Türe zu schließen, wenn man weiß, dass er dann an der Türe liegt und durch den Bodenschlitz schnüffelt? Oder lieber wirklich kleinschrittig arbeiten bis er von allein zB aufm Sofa liegen bleibt?

    Das ist glaube ich echt Ermessenssache und ich muss gestehen, ich kann mir Argumentationen in alle Richtungen denken.
    -> Pro Hund soll ruhig an der Tür liegen & schnüffeln: denn so kann er sich mit dem Alleinesein auseinandersetzen und realisiert (hoffentlich), dass es nichts Schlimmes ist & eine Sekunde später ist man ja auch wieder da ...
    -> Pro der Hund liegt entspannt auf dem Sofa: denn so gerät er nicht vom Schnüffeln ins noch mehr Stress
    -> Pro weder noch, der Hund wird mit einem Türgitter am besten klarkommen: denn so kann er dich noch sehen und einer der nächsten Schritte ist dann, die Tür blickdicht zu schließen
    -> Pro da muss er durch: denn das ganze Gewese macht ihn nur noch unruhiger
    ... und so weiter :)


    Es klingt zwar total blöd, aber ich würde erstmal das machen, womit man sich persönlich am besten fühlt und was man ehrlich denkt, was der Hund am besten verpacken kann.
    Wenn man kleinschrittig arbeitet, kommt man sich zwar etwas blöd vor und fragt sich, ob das jetzt eigentlich so nötig ist. Aber man kommt sich nie so komplett dumm, unfähig, gedankenlos und grausam vor, wie man sich fühlt, wenn man seinen Hund 25 Minuten alleine gelassen hat und auf dem mal aus Jux & Dollerei gemachten Video sieht, dass er nach 5 Minuten herzzerreißend zu jaulen begonen hat und verzweifelt an der Wohnungstür kratzt.

  • Danke für die Antwort 'KasuarFriday'! Dann werde ich mal ganz oft andeuten aufzustehen und schauen ob ihn das nervöser oder entspannter macht.
    Ist es denn sinnvoll den Hund auch mal alleine in einem Raum zu lassen und die Türe zu schließen, wenn man weiß, dass er dann an der Türe liegt und durch den Bodenschlitz schnüffelt? Oder lieber wirklich kleinschrittig arbeiten bis er von allein zB aufm Sofa liegen bleibt? So wie es sich hier im Thread liest gibts da aber wohl kein Patentrezept und es ist bei jedem Hund anders?

    Ich denke schon jeder muss für sich und seinen Hund einen geeigneten Weg finden. Aber so ganz am Anfang würde ich auch erst mal in der Wohnung anfangen. Einfach damit der Hund lernt dir nicht immer zu folgen. Und erst wenn er da entspannter ist würde ich daran arbeiten aus der Wohnung zu gehen. Am Anfang entweder immer Türen hinter dir schließen oder wenn selbst das noch zu viel ist kann man mit so Kleinkindgittern arbeiten. Da kann man drüber steigen und er kann dich noch sehen /hören. Ob man mit bleib arbeitet oder nicht ist glaube ich Geschmacksache.

  • Ayu bleibt ja absolut ruhig allein.
    Aaaber diese Ruhe ist bei ihm eher eine Starre.
    Er legt sich auf unser Bett und wartet. Er isst nicht und trinkt auch kaum.
    Grad mussten wir ihn zum ersten mal 2 Tage lang mit einem Menschen den er gern hat bei uns zuhause allein lassen.
    Ayu hat 2 Tage lang nur Wurst- und Käsestückchen angenommen, viel zu wenig getrunken und ständig regungslos in unserem Bett gelegen.
    Als wir zurück waren, hat er sich erstmal schon dolle gefreut, aber er zog sich dann auch ganz ungewöhnlich stark zurück.


    Am folgenden Vormittag, als er mit meinem Freund allein war, hat Ayuin wieder nicht gegessen, obwohl er seit er bei uns ist mit uns beiden nahezu gleich eng zusammen lebt.
    Seit ich dann wieder da war klebt er förmlich an mir und will nur noch bekuschelt werden.
    Was mach ich denn jetzt bloß?
    Wie gewöhne ich ihn ans allein sein?
    Wie kann ich es ihm leichter machen?
    Geht das überhaupt?
    Er hat eine Geschichte des Verlassenwerdens hinter sich.
    Verlieren solche Hunde ihre Angst davor idR irgendwann?
    Gibt es Literatur/ Links zu dem Thema, die ihr mir empfehlen könnt?
    :hilfe:

  • Erstmal vorweg: ich bin gerade auf dem Weg ins Bett, darum nur kurz ... aber so einen Post kann man ja auch nicht unbeantwortet stehen lassen.


    Darum vor allem ersteinmal: och nee! Egal, was war und was wird, es ist ein so übles Gefühl, zu merken, wie sehr den Hund das Alleinesein offenbar belastet.

    aber er zog sich dann auch ganz ungewöhnlich stark zurück.

    (Das macht Elvis nach anstregenden Tagen, wenn er viel zu "verknusen" hat. Wenn etwas sehr aufregend war, braucht er immer ein bisschen physischen Abstand, um sich zu sortieren.)

    Am folgenden Vormittag, als er mit meinem Freund allein war, hat Ayuin wieder nicht gegessen, obwohl er seit er bei uns ist mit uns beiden nahezu gleich eng zusammen lebt.
    Seit ich dann wieder da war klebt er förmlich an mir und will nur noch bekuschelt werden.

    Du bist wahrscheinlich seine Hauptbezugsperson. So wundervoll er deinen Freund sicherlich findet, hast du vermutlich Prio 1 bei ihm. (Ein schönes Kompliment, auch wenn es die Situation gerade nicht einfacher macht).

    Was mach ich denn jetzt bloß?
    Wie gewöhne ich ihn ans allein sein?
    Wie kann ich es ihm leichter machen?

    Au Mann, da fragst du was.
    In der Theorie vermittelt man seinem Hund einfach*, dass die Welt nicht zusammenbricht, wenn man mal nicht da ist und dass man ja auch immer wiederkommt.
    In der Praxis ... trifft man sich im Internet mit anderen, die auch mit dieser Praxis kämpfen :S, tauscht Erfahrungen aus und überlegt zusammen.

    *Ist das nicht schön? Man schreibt einfach "einfach" und schon sieht es ganz leicht aus!

    Er hat eine Geschichte des Verlassenwerdens hinter sich.
    Verlieren solche Hunde ihre Angst davor idR irgendwann?

    Ich glaube jein. Ich glaube fest daran, dass die meisten Hund neue Erfahrungen sammeln können und lernen können, zumindest entspannter die Alleinbleibezeit zu überstehen. Und ich glaube auch daran, dass man als Hundehalter ganz schön damit zu tun haben kann, herauszupuzzeln, auf welche Art und Weise der eigene Hund dies am besten erfahren und lernen kann.

    Gibt es Literatur/ Links zu dem Thema, die ihr mir empfehlen könnt?

    Daran wäre ich auch interessiert. Bisher war ich nicht so zufrieden mit dem, was ich gefunden habe.


    Ich habe von Patricia MacConnel "Waldi allein zu Hause", dort wird (extrem eingedampft und z. T. sinnentstellend gesagt) mit Gegenkonditionierung gearbeitet. Unter anderem bekommt der Hund was zu Knabbern wenn er alleine ist und wenn man zurückkomt, nimmt man es ihm wieder weg.


    Ich glaube von Ziemer/Falke habe ich "Entspannt allein", dort wird letztlich auf kleinschrittiges Gewöhnen gesetzt. Zusätzlich wird eine Art visuelles "Ignoriersignal" etabliert, das dem Hund signaisiert, dass jetzt nichts für ihn passiert, obwohl der Halter anwesend ist, so dass das Alleinesein kein psychischer Megaschock mehr ist (auch hier: meine sinnentstellende Zusammenfassung).


    Gut gefallen hat mir ein Artikel von Sonja Meiburg in der Partner Hund oder Der Hund. Ich habe nur noch in Erinnerung dass dabei für den Hund eine Art "Lieblingsort" etabliert wird, der mit Entspannung & Wohlgefühl verknüpft wird, so multisensorisch (Duft, Musik, ...) wie möglich. Ähm, aber ich merke, ich muss den Artikel noch einmal lesen, ich weiß nicht mehr, wie es nach dem Lieblingsort weiterging.


    Kurz: ich bin auch an Empfehlungen interessiert.


    Toi toi toi und gute Erholung nach diesem bewegenden Wochenende.

  • Ich glaube bei dem Thema gibt es einfach keine pauschalen Antworten. Das macht es so schwierig. =)


    Ich habe ja die letzten Monate gar nicht geübt. War nur die letzten Tage öfter mal kurz raus (zum Hausflur wischen, relativ häufig Wäsche hoch und runter tragen...). Teilweise habe ich die Wohnungstür dabei angelehnt gelassen.


    Und vorgestern kam ich dann aus dem Keller hoch und Molly lag auf dem Sofa und schaute nur kurz als ich reinkam. (Sonst hat sie immer im Flur rumgestanden und gewartet.)
    Also dachte ich gestern dann: Probier doch einfach mal da vorsichtig drauf aufzubauen. Ich hab mit einem Wäschekorb bewaffnet :ugly: (ohne Kamera aufzubauen oder irgendwelche Abläufe zu machen) die Wohnung verlassen.
    War ca. 15 Minuten beim Rewe um die Ecke. (natürlich ohne den Wäschekorb :lol: ) Als ich wieder kam lag sie auf dem Sofa und hat wieder nur kurz hochgeguckt als ich reinkam.


    Ich denke ich mache da jetzt ganz vorsichtig weiter. Ich will es mir nicht verderben indem ich jetzt direkt zu lange weg bin sondern erstmal maximal 15 Minuten probieren. Und eben viel in dem Bereich weniger Minuten. Und das ganze dann eben ohne Kamera und ohne irgendwelche Abläufe. Vllt. verbindet sie diese Abläufe inzwischen mit etwas negativem und Aufregung. Keine Ahnung, ich hinterfrage das nicht weiter sondern versuche es ohne diese Hilfsmittel.
    Werde das aber nur auf meine freien Tage beschränken. Wenn ich arbeiten war und wir zusammen in die Wohnung abends kommen, ist sie immer sehr aufgeregt. Da gibt es dann endlich Futter. Und nach dem Futtern lässt sie ihre überschüssigen Energien immer an einem Kong aus. Ich denke das wäre kein guter Zeitpunkt zum trainieren (bis eben auf vllt. 1-2 Minuten für die Wäsche),


    Was aber bestimmt hilfreich war: in beiden Fällen waren wir ca. 30-40 min vorher schön spazieren. Ich denke das schafft auch gute Vorraussetzungen.

  • Gut gefallen hat mir ein Artikel von Sonja Meiburg in der Partner Hund oder Der Hund. Ich habe nur noch in Erinnerung dass dabei für den Hund eine Art "Lieblingsort" etabliert wird, der mit Entspannung & Wohlgefühl verknüpft wird, so multisensorisch (Duft, Musik, ...) wie möglich. Ähm, aber ich merke, ich muss den Artikel noch einmal lesen, ich weiß nicht mehr, wie es nach dem Lieblingsort weiterging.

    So, ich habe jetzt noch einmal nachgelesen :)
    Der Lieblingsort wird etabliert und dann wird auch mit einem Ignorieren gearbeitet. Z. B. wird der Hund während eine bstimmte Musik spielt, nicht beachtet. Erst nur kurz, langsam dann länger. Dann geht man während dieser Zeiten Tätigekeiten nach, mit denen man sich auch außerhalb des Zimmers bewegt und schließlich außerhalb der Wohnung.

  • ... und ich bin immer noch am Überlegen wegen Ayu. Da komme ich aber nicht weiter, einfach weil ich mit Elvis einen ähnlichen Fall habe, nur dass bei mir kein zweiter Mensch wohnt.


    Dadurch ist Elvis fast zwangsläufig auf mich fixiert und ich habe es auch versäumt, ihn in der ersten Zeit nach der Übernahme an das Prinzip Fremdbetreuung zu gewöhnen.
    Wenn Elvis gesittet wird, dann eigentlich immer bei mir Zuhause (auch, weil ich diese atmende Futtersuch-, Mülleimerdürchwühl- und Dingerzerkaumaschine nicht wirklich anderen Leuten in ihrer Wohnung zumuten mag).


    Hm, wie macht ihr das?

  • Danke! =)
    Ayu wurde jetzt, seit er bei uns ist, zum ersten mal zuhause von wem anders betreut als mir oder meinem Freund.
    Es war unser direkter Nachbar, den er täglich trifft und besonders gern hat.
    Ansonsten war er regelmäßig entweder Stundenweise allein oder einer von uns war bei ihm.
    Ayu verhält sich allein komplett ruhig -eher starr- (s.o.) also könnte ich ihn auch jedem "zumuten", den er bei uns rein lässt. :hust: Es ist halt nur für ihn so schwer auszuhalten. :verzweifelt: Wie gesagt, er bewegt sich nicht freiwillig, isst praktisch nichts und trinkt auch kaum etwas.


    Ist der Artikel über den du geschrieben hast irgendwo im Netz zu finden?
    Das wäre nochmal ein neuer Ansatz, den ich mir gern genauer beschauen würde! :gut:
    Nochmals viiiiielen Dank für all deine Gedanken!!!!

  • Es ist halt nur für ihn so schwer auszuhalten. Wie gesagt, er bewegt sich nicht freiwillig, isst praktisch nichts und trinkt auch kaum etwas.

    :verzweifelt:
    Das schnürt einem ja auch das Herz ab!

    Ist der Artikel über den du geschrieben hast irgendwo im Netz zu finden?
    Das wäre nochmal ein neuer Ansatz, den ich mir gern genauer beschauen würde!

    Ahem, der Artikel fliegt gerade in einem anderen Zimmer rum und ich bin gerade zu faul, vom kuscheligen Sofa aufzustehen ... also habe ich nach ihm gegoogelt und das hier gefunden:
    Muddi, lass mich nicht alleine! Trennungsstress erkennen und behandeln (Teil 1) - Hey-Fiffi.com
    Soweit ich sehen kann ein 30-Minuten-Video von ihr zum Thema und anscheinend gibt es noch einen zweiten Teil, beide kostenlos anzuschauen.
    ... und wer schaut jetzt wohl erstmal das Video? Ich! xD

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