Hallo zusammen,
in der Hoffnung, einen Lösungsansatz für mein Problem zu finden, habe ich mich hier mal registriert. Mein Problem ist: Ich habe Angst davor, mit meinem eigenen Hund Gassi zu gehen. Und das kam so:
Mein Hund reagiert an der Leine extrem aggressiv auf andere Hunde. Problem erkannt (ich weiß, wie es dazu kam, das ist aber eine noch längere Geschichte), Hundetrainer organisiert, am Problem gearbeitet. Eines schönen Tages marschiere ich also höchst motiviert los zur nachmittäglichen Gassirunde. Ich muss von der Haustüre aus nur 20 Meter die Straße hoch bis zur Kreuzung, ab da ist nur noch freies Feld, Hundeparadies.
3 Meter vor der Kreuzung tauchen sie plötzlich hinter der Hecke auf, die Nummer Eins Erzfeinde, älterer Herr auf Fahrrad mit zwei (sehr gut erzogenen) DSH. Ich erschrecke zu Tode, bleibe stehen, Mann gibt Kommando an seine Beiden, die werfen sich sofort hin, meiner nutzt die Gunst der Stunde und geht zum Angriff über. Steht keifend nur noch auf den Hinterbeinen, vorne hängt er nur noch im Halsband, Vorderbeine in der Luft. Ich, zum Glück mit kurzer Leine, trete den Rückzug an und zerre mein kleines Pony hinter mir her wieder die Straße runter.
Kurze, nicht ganz unwichtige Info: Mein Hund, Rüde, (damals noch) unkastriert, 7 Jahre, 72 cm Stockmaß, 42 kg schwer und zu allem entschlossen. Ich, 58 kg verteilt auf 162 cm.
Es kam, wie es kommen musste: Hund springt mir in die Kniekehlen, ich falle vornüber und knalle voll auf die Knie. Hund noch immer an der Leine. Als ich grade dabei bin, mich wieder hochzurappeln, nutzt meiner die Gelegenheit und startet durch und reißt mich dabei, diesmal rückwärts, um. Da ich noch immer die Leine festhalte, kann ich mich nicht abfangen und knalle mit dem Steiß und dem Hinterkopf voll auf den Boden.
Irgendwie habe ich mich dann die letzten Meter bis nach Hause geschleppt, Männe angerufen. Der hat mich dann erstmal in die Notaufnahme geschafft. Steißbein angebrochen, Riesenbeule am Kopf, beide Knie offen, das wars.
Und seitdem hat sich das Gassigehen für mich erledigt.
Habe ich mich natürlich gleich am nächsten Tag mit meinem Hundetrainer in Verbindung gesetzt. Fest stand, ich muss weiter an dem Leinenaggressionsproblem arbeiten, jetzt erst recht, damit sowas nicht noch mal passiert, das hätte nämlich böse ausgehen können. Ich habe mit dem Trainer dann auch noch einige Übungsstunden gemacht, und zwar mit Halti am Hund. Einfach, damit ich trotz des ungleichen Kräfteverhältnisses die Sicherheit habe, dass ich den Hund halten kann, wenn irgendwas Unvorhersehbares passiert.
Vor der ganzen Aktion waren wir schon soweit, dass wir mit ca. 10 Meter Abstand Hunde passieren konnten ohne Theater. Nur leider-traue ich mich jetzt überhaupt nicht mehr mit ihm vor die Türe. Mein Mann geht mit dem Hund raus. Wenn es sich nicht anders einrichten lässt (wegen Arbeit) und ich mit dem Hund gehen muss, drehe ich innerlich schon Stunden vorher am Rad.
Heute ist es wieder so weit. Männe hat wichtigen Geschäftstermin und kommt erst spät abends heim. Ich muss nach der Arbeit mit der Bestie vor die Tür. Mir ist schon seit zwei Stunden schlecht, ich kann mich auf nichts mehr konzentrieren weil ich einfach nur totale Panik davor habe, dass wieder irgendwas passiert, wenn ich heute mit dem Hund raus gehe. Ich kann nicht abschätzen, ob ich ihn mit Hilfe des Halti überhaupt festhalten könnte.
Wenn ich dann zuhause bin, überträgt sich meine Anspannung natürlich sofort auf den Hund. Mit dem Ergebnis, daß der natürlich schon auf 180 ist wenn er mitbekommt, dass es jetzt raus geht. Draußen schaue ich mich natürlich ständig um, zucke bei jedem Geräusch zusammen, klammere die Leine fest, als ob es kein Morgen gibt. Das kann doch so nicht weitergehen!
Kann mir irgendjemand vielleicht einen Tip geben, wie ich diesen Teufelskreis unterbrechen kann? Ich würde so gerne mal wieder „ganz normal“ mit meinen Hund rausgehen, so wie jeder andere Mensch auch. Aber meine Angst sitzt einfach so tief.
Danke für`s lesen!
Verzweifelte Grüße,
Heike und Benito