Lämmer, Schwanz, Gummiband?

  • Hallo liebe Schafhalter und -kenner,


    bei uns in den Huntewiesen sind nun auch die Mutterschafe mit ihren Lämmern auf den Deichen. Sehr schön anzugucken und zu beobachten.
    Mir ist aufgefallen, dass die weiblichen Lämmer alle ein Art Gummiband um den Schwanz gebunden haben.
    Ich vermute mal, dass das Schwanzende so abstirbt und so auf eine handlichere Größe (zum Scheren?) schrumpft. Ist das der Grund? Und warum dürfen die nicht ihre langen Schwänze behalten? Ist das Verletzungsrisiko beim Scheren zu hoch? Oder Gibt es vielleicht einen anderen Grund?
    Die kleinen Böcke hatten das nicht. Kann man daraus schließen, dass sie ihre erste Schur nicht erleben werden? Also dass sie vorher geschlachtet werden? Oder ist es bei ihnen anatomisch gesehen weniger schlimm, wenn sie einen langen Schwanz haben? (Ja, ja, lacht nur, ich weiß nur nicht, wie ich es ausdrücken soll, damit es nicht bei der Stilblüte landet)


    Vielleicht kann mir ja jemand des Rätsels Lösung verraten.


    LG Nele

  • Man macht das aus hygienischen Gründen, damit ein evtl. kotbeschmutzter Schwanz nicht mit dem Geburtskanal in Berührung kommt. Das Veröden mit dem Gummi geht natürlich nur, solange die Lämmer noch klein sind.
    In einem kotbeschmutzten Schwanz können sich auch Parasiten ansiedeln. Gerade bei großen Herden kann der Schäfer dies nicht jeden Tag prüfen. Und so werden potentielle Gesundheitsgefahren durch de Schwanz von vorne herein vermieden.


    LG
    Prunus

  • Der ursprüngliche Schwanz beim Schaf ist kurz. Als Wolle ein wertvoller Rohstoff war, wollte man jeden Zentimeter nutzen zur Gewinnung. Also wurden die Schwänze bei vielen Rassen bewollt und lang gezüchtet.


    Heute ist Wolle nichts mehr wert. Manchmal deckt sie noch nicht mal die Scherkosten. In kleinen Beständen kostet es nur... Scheren... Entsorgen...


    Naja, auf jeden Fall benötigt man die wolligen, langen Schwänze nicht mehr. Da, wie Prunus schon erwähnt, die Verschmutzung zu Problemen führen kann, werden sie heute wieder gekürzt.


    Ich habe übrigens zwei Schafrassen: Eine, die kurze, unbewollte Schwänze hat und eine mit langen. Ich kann nicht bestätigen, dass es zu mehr Problemen kommt, wenn man darauf achtet, dass die Schafe nicht dauernd an Durchfall leiden etc... Daher haben meine lange Schwänze ;)

  • Danke für eure Antworten. Hab mir sowas ja schon gedacht. Dann bin ich mal gespannt, wie lange es dauert, bis die Enden abfallen. Oder muss da der Schäfer nachhelfen? Die Lämmer scheint's nicht zu stören. Ich finde es aber trotzdem irgendwie schade, dass man die Schafe quasi kupieren muss, damit es nicht zu Problemen kommt. Nun ja, wenn man nicht davon leben muss, kann man sich wahrscheinlich weit aus dem Fenster lehnen.


    LG Nele

  • Schafe zeigen Schmerzhaftes so gut wie gar nicht an. Das ist das "Beutetiererbe". Wer Schwäche zeigt, ist ein Opfer. Ich würde das daher nicht unbedingt als Indikator sehen :smile:

  • Meine dürfen ihre Schwänze auch behalten. Die Milchschafe "lösen" das Problem mit dem Geburtskanal auf ihre eigene Art. Im Frühling verlieren die Schwänze ihre Wolle und werden nackt. Klappt beim restlichen Schaf nicht ohne Hilfe, aber immerhin :-)


    Meine hatten auch nie Probleme mit den Schwänzen.

  • Zitat

    Schafe zeigen Schmerzhaftes so gut wie gar nicht an. Das ist das "Beutetiererbe". Wer Schwäche zeigt, ist ein Opfer. Ich würde das daher nicht unbedingt als Indikator sehen :smile:



    :/

  • Ich mache es bei meinen auch nicht, habe aber in einer größeren Herde gearbeitet und weiß dadurch wie es geht und wie sich die Lämmer dabei verhalten.
    Es ist ihnen sehr unangenehm und sie sind deutlich irritiert davon - vermutlich tut es auch weh, allerdings nur in den ersten Minuten. In dieser Zeit springen sie herum, werfen sich hin und stehen wieder auf, drehen sich nach ihrem Schwanz um etc.


    Meinen Studenten habe ich immer vorgeschlagen sich selbst mal einen Gummiring um den Finger zu wickeln (nicht ganz im Ernst - aber ähnliches kennen viele, wenn sie nachts auf ihrem Arm geschlafen haben und der "eingeschlafen" ist). Der Finger wird taub und gefühllos, fühlt sich an, als gehöre er nicht mehr zu einem. So muss es denke ich für die Lämmer auch sein.
    Richtig schmerzhaft wäre es, wenn man die Ringe wieder entfernt solange die Gefäße sich noch nicht für immer geschlossen haben...



    Ich mag die Prozedur jedenfalls nicht, aber in einer großen Herde sehe ich den Nutzen durchaus...

  • Interessanter Beitrag, woher die lang bewollten Schwänze herrühren,wußte ich auch nicht. Wir halten unter anderem Bergschafe, von denen wir unkopierte zugekauft haben. Bei der eigenen Nachzucht kürzen wir bei allen Lämmern, die nicht in die Schlachtung gehen, die Schwänze kurz nach der Geburt. Bei kleinen Verletzungen z.B. Geburt oder bei Durchfällen in der warmen Jahreszeit kommt es schnell zu Fliegenmadenbefall. Selbst bei einer vergleichsweise kleinen Herde, von 150 MS, bleibt so etwas nicht immer sofort entdeckt und behandelt. Da mute ich der Nachzucht lieber das Kupieren zu.

  • Ich hatte in all den Jahren noch nie Fliegenmadenbefall bei einem meiner Coburger Fuchsschafe. Einzig bei einer Moorschnucke, und die haben kurze Schwänze... Ich kann diese "Theorie" daher überhaupt nicht bestätigen.

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