Kurztrip der Roadrunner nach Mittenwald

  • Huhu ihr,


    vermutlich kennt ihr das:
    Man nimmt sich was vor und schiebt es auf und schiebt es auf... man hat ja Zeit...


    Schon seit Jahren will ich mit meiner Rennsemmel eine Radtour an den Isarursprung nach Scharnitz machen - schon seit Jahren kommt immer wieder was dazwischen. Nun wird meine Rennsemmel im Herbst schon 10 und freilich ist er noch immer ein Actionheini, aber auch er wird älter und wer weiß, ob im nächsten Jahr die Tour noch möglich sein wird, also geht es morgen auf nach Mittenwald. Wir mussten die Tour etwas abwandeln, da mein blonder Bremsklotz nur bis Donnerstag anderweitig untergebracht werden konnte und auch wir beide fernab von 'richtig fit' sind. Also werden wir wandern:


    - an Tag 1 von Seeshaupt (unteres Ende des Starnberger See's) nach Kochel am See ~ 30km
    - an Tag 2 von Kochel am See nach Krün kurz vor Mittenwald ~ 30km
    - an Tag 3 entscheidet die noch verbleibende Energie (des Frauchens, nicht der Rennsemmel ;)) über den letzten Abschnitt bevor es letztendlich wieder nach Hause geht


    Leider werden wir es dieses Mal nicht zum Isarursprung schaffen, doch immerhin kommen wir ihm schon sehr nahe.


    Falls ich die Tour überlebe, melde ich mich am Freitag mit Fotos wieder.
    Falls nicht habe ich das mir völlig unbekannte Höhenprofil der Tour und das zu tragende Gewicht wohl völlig unterschätzt und lebe fortan als Einsiedlerin in den Bergen mit einem verrückten Hund. :D


    Bis denne!


    LG
    Shalea

  • Viel Spaß


    Ich freu mich schon auf Bericht und Bilder =)


    Und wenn du dich, aus welch Gründen auch immer für ein Leben als Einsiedlerin in den Bergen entscheiden solltest, besuch ich dich. Wollt schon immer mal die Mittenwalder Gegend erkunden :D Hab grad erst am Samstag überlegt ob ich nicht mal zur Abwechslung im Karwendelgebirge wandern gehe.

  • Zitat


    Und wenn du dich, aus welch Gründen auch immer für ein Leben als Einsiedlerin in den Bergen entscheiden solltest, besuch ich dich. Wollt schon immer mal die Mittenwalder Gegend erkunden :D


    Also grundsätzlich würde ich mein Blondie gerne am Donnerstagabend wieder abholen, daher hoffe ich mal, dass mir das Leben als Einsiedlerin erspart bleibt, aber ich kann dir sagen, dass die Mittenwalder Gegend traumhaft schön zum Wandern ist, allerdings kommt da auch gerne mal Geröll von oben geflogen... :hust:


    Rucksack ist fertig gepackt und bei dem, was das Ding wiegt, ist mir mein Leben als Einsiedlerin schon fast sicher. :D Ich freu mich dann schon mal auf deinen Besuch. :lol:

  • So, wir sind wieder da, haben unseren Survivaltrip überlebt :lol: und ich habe etwas gelernt: Verlasse dich nie auf irgendjemanden, nicht auf dein GPS, nicht auf deine Notfallkarte, nicht auf Anwohner und schon gar nicht auf deine Freunde, denn sie wollen dich alle töten. :p


    Wer mich kennt, weiß, dass ich ein totaler Orientierungsdepp bin und mein GPS mir für gewöhnlich das Leben rettet.
    Ich versorge mein GPS mit OpenStreetMaps und erstelle mir die entsprechenden Kartenausschnitte bei Sondertouren sobald ich weiß, wohin es geht. Die Erstellung dauert immer recht lange - in diesem Fall zu lange. Nach fast 36h, in denen mein Laptop bei 100%iger Auslastung an einem passenden Kartenausschnitt gearbeitet hat, musste ich eine Entscheidung treffen: Begebe ich mich in dieses Abenteuer mit der (absolut lausigen!) Basiskarte auf meinem GPS und einer nur sehr groben (Notfall)Karte im Gepäck oder schmeiße ich spontan die komplette Tour um und schüttle mir eine neue aus dem Ärmel... Dann entschied ich: ohne Berge - ohne mich!
    In dem Wissen, dass auf dieser Tour nichts, aber auch gar nichts nach Plan laufen wird, gab ich meine Ebby ab, sattelte die Rennsemmel und mich und dann ging es auf große Tour.


    Ich muss das hier nur ein bisschen trennen, denn das wird lang. ;)

  • Tag 1
    Seeshaupt - Kochel am See


    Um 7:00 Uhr morgens ging es los - zunächst gaben wir Ebby ab und anschließend fuhren wir mit der U5 zum Heimeranplatz, stiegen in die S7 nach Wolfratshausen um und fuhren von dort aus mit dem Bus nach Seeshaupt (Busfahrten in dieser Region sind nicht gut für meinen Magen :verzweifelt: ). Schon während der Wartezeit hatte ich einen absolut verrückten Typen an der Backe, der mich 45 Minuten lang vollgelabert hat... über Gott, darüber, dass er von der Polizei aus Kirchen abgeführt wurde, weil er sich nackt vor Gott gestellt hat, über Kirchen, über Jesus, über.... :roll: Ich war einfach nur froh als er endlich ausstieg, die schnellen Umdrehungen meines Magens während der Fahrt waren mir deutlich lieber als sein Gequatsche, schließlich bin ich aus dem Großstadtdschungel geflohen, um R-U-H-E zu haben.


    In Seeshaupt angekommen stellte ich fest: Das wird nicht einfach.
    Durch den See hatte ich einen groben Plan, wohin ich laufen musste und mein GPS und die Karte brachten mir ebenfalls noch fetzenweise sowas wie Orientierung. Also gut, nun ging es endlich los. Mein grober Orientierungssinn sagte mir, dass wir den Moorweg entlang gehen müssen.




    Was hier traumhaft schön aussieht, hatte es ganz schön in sich, denn MOORweg heißt das Ding nicht umsonst, wie ich feststellen durfte. Bis weit über die Knöchel versumpft und vermatscht schlugen wir uns unseren Weg durch's Moor, durch den dichten Wald gab es nur zwei Möglichkeiten: Zurück und nochmal neu anfangen oder durch's Dickicht schlagen und einen Umweg in Kauf nehmen. Ich entschied mich für letzteres, denn zurück wollte ich auf keinen Fall... Ich wollte einfach nur raus aus diesem Moor. Von Mücken zerstochen und von Bienen verfolgt landeten wir schließlich auf einer viel und schnell befahrenen Hauptstraße, die wir ein ganzes Stück entlang gehen mussten. Bei der ersten Gelegenheit bogen wir in einen Feldweg ab, was schon deutlich entspannter war.. :tropf:



    Kurz vor Iffeldorf konnten wir diesen 'Falschparker' sehen. :hust:



    Von Iffeldorf nach Penzberg hatten wir eine ruhige Strecke an den Bahnstrecken entlang (so kann noch nicht einmal ICH mich verlaufen ;- )), zwischendurch ging es immer wieder mal durch Waldstücke - war eigentlich ganz schön, nur die uns verfolgenden Regenwolken machten mich etwas nervös, schließlich hatten wir erst einen Bruchteil der Strecke geschafft.


    Am Ortsrand von Penzberg angekommen bekam ich mehrere teils recht widersprüchliche Beschreibungen, wie ich denn weiterlaufen sollte, sodass hier ein paar km extra auf das Konto der Anwohner gehen. Ich wollte auf keinen Fall Pause machen bevor wir an der Loisach angekommen waren (Hälfte der Strecke), aber nach dem kleinen Verwirrspiel ließen wir uns einfach irgendwo in einer Wiese fallen - wir haben Rucksack und Packtasche abgeschnallt und unsere gequälte Muskulatur von der Sonne wärmen lassen. Nach einer kurzen Verschnaufpause ging's weiter - leider relativ viel über gut befahrene Landstraßen, aber ich traute mich nicht, irgendwelche Feldwege zu nehmen... man weiß ja nie, wo die enden und meine Karte half mir hier nicht weiter, dazu war sie einfach zu ungenau. Halten wir fest: Mitunter war das einfach nur ätzend...


    Kurz vor'm Riederner Weiher entstand dieses Bild, das mich aufatmen ließ: Berge (ich liebe Berge :herzen1: )



    Dennoch... wir hatten bisher eine zu großen Teilen eher nervige Strecke hinter uns, die viele Energien verbraucht hatte und es war noch nicht einmal Halbzeit... wir waren also schon relativ durch.


    Bis wir an der Loisach ankamen dauerte es noch weitere kräftezehrende eineinhalb Stunden (mir vernünftigem Kartenmaterial hätten wir sie früher erreicht... ). Der Weg an der Loisach entlang, der auch zum Kloster Benediktbeuern führt, war schön und recht entspannt, aber so richtig genießen konnte ich ihn hier schon nicht mehr - wirklich schade, denn dieser Abschnitt an der Loisach entlang wurde der schönste der ganzen Tour.



    Obwohl das ein wirklich gut beschilderter Wander- und Radweg ist, haben wir nur vier Fahrradfahrer getroffen und waren ansonsten bis kurz vor Kochel für uns.


    Kurz hinter Benediktbeuern wurde die Loisach einfach nur traumhaft schön und die Berge waren schon fast zum Greifen nah.



    Doch trotz des wirklich schönen Weges und des traumhaften Blicks auf die Berge waren die letzten Kilometer bis nach Kochel wirklich sehr mühsam. Hätte ich nicht für des Herrn Rennsemmels Futter warmes Wasser gebraucht, hätte ich wohl an diesem Punkt mein Zelt aufgeschlagen und wäre keinen Meter mehr weiter gelaufen... es reichte einfach.
    Was man auf dem Bild nicht sieht ist, dass links von uns richtig dicke Gewitterwolken hingen, die sehr unheilvoll aussahen. Wir versuchten also trotz schwindender Kräfte einen Zahn zuzulegen, aber ich musste einsehen, dass wir mehr kurze Pausen brauchten, also machten wir trotz der dicken Wolken etwa jeden weiteren Kilometer eine kurze Pause, um wenigstens das Gepäck kurz loszuwerden...


    Um 18:00 Uhr sah es rechts von uns bereits so aus...



    ... und links noch schlimmer.


    Um 19:15 Uhr kamen wir endlich an. Ich baute das Zelt auf, lies die Rennsemmel kurz allein, um warmes Wasser für sein Futter zu holen und hatte dann mehrere Löcher im Innenzelt, weil die Rennsemmel in Frauchenpanik verfallen ist... DAS war genau das, was ich an diesem Tag noch gebraucht hatte... mein nagelneues und bisher ungenutztes 300€-Ultraleichtzelt von Vaude demoliert durch meine Rennsemmel... GANZ TOLL!
    Ich musste allerdings einsehen, dass der Fehler bei mir lag und da das Ding nicht komplett in Fetzen lag... was soll's? Es ist nicht schön, hat mich sehr geärgert, aber letztendlich konnte ich es jetzt eh nicht ändern...


    Das war Tag 1 - nach 38km Fußmarsch mit 15kg Gepäck, vielen nervigen Wegen und endlos vielen Mückenstichen reichte es auch....

  • Zitat

    Wow, 38km, da wäre ich auch am Ende...


    Die 38km sind sicher mehr als unsere tägliche Gassirunde, aber ohne Gepäck hätten wir das um Längen besser hinbekommen - mit Gepäck (für mich 13,5kg und für die Rennsemmel 1,5kg - übrigens mal Kompliment an mich selbst, gepackt hatte ich wirklich ziemlich gut) war das schon.... anstrengend. :- D


    Schon am Abend des ersten Tages stellte ich fest, dass ich im Bereich der Schultern knallrot und ordentlich geschwollen war. Hier kamen Zweifel auf, ob wir uns am nächsten Tag noch einmal mit dem ganzen Zeug auf Achse machen sollten... einerseits wollte ich unbedingt mein Ziel erreichen, andererseits war mir klar, dass mein Kartenproblem ja nicht gelöst ist und da einige zusätzliche Kilometer und Höhenmeter auf uns zu kämen...


    Tag 2
    In Kochel und um Kochel und um Kochel herum


    Am Morgen war klar: Ich fasse diesen Rucksack heute nicht an. Es ging auch nicht, selbst der Gurt meiner Kamera auf meiner Schulter verursachte schon arge Schmerzen (und ich bin nicht besonders empfindlich ;- ) ). Damit allerdings war auch mein Alternativplan (ne ordentliche Bergwanderung) dahin, denn ich konnte meiner Rennsemmel unmöglich so viel in die Packtaschen stopfen - schließich war er gestern die gleiche Tour gelaufen wie ich. ;- )


    Etwas angenervt und lustlos zogen wir also um 10:00 Uhr erst einmal ohne genaue Zielvorgabe im dichten Nebel los (ganz schön frisch da um diese Zeit).




    Kurze Zeit später zog sich der Nebel zurück und es wurde richtig schön. Etwas unheimlich war mir zunächst die unglaubliche Ruhe in Kochel. Ich hatte mir Kochel sehr viel größer und sehr viel touristischer vorgestellt und musste bald feststellen, dass Kochel eigentlich ein ziemliches Kaff ist. :lol: Aber ich fand's gut. Ruhe war genau das, was ich brauchte.



    Auf diesem schönen Weg mitten in Kochel war um 10:30 Uhr nichts los - außer mir und meiner Rennsemmel war keiner da und so nutzten wir die Gelegenheit und machten hier und da ein paar Fotos und gingen's ansonsten einfach ruhig an.


    Ich wollte herausfinden, ob Schlehdorf ebenfalls so ein Kaff ist (in Kochel habe ich noch nicht einmal einen Laden gefunden, in dem man Lebensmittel kaufen kann :lol: ) und so gingen einfach mal los in Richtung Schlehdorf.


    Über die erste Loisachbrücke,...



    ... über die zweite Loisachbrücke...


    ... ui, was ist das denn? Da unten wartete ein kleines Paradies auf uns!



    An diesem schönen Ort, wo außer uns und einem einzigen Angler kein Mensch war, blieben wir erst einmal ein wenig. Dieser schöne Platz hatte es mir einfach angetan, ich habe ihn zu meinem Lieblingsplatz in und um Kochel auserkoren - einfach traumhaft!


    Nun, irgendwann ging es dann also weiter ins (von dort aus) 5km entfernte Schlehdorf - leider wieder direkt neben der Landstaße, aber immerhin auf einem separaten Geh- und Radweg. Aber es war mir egal, die Berge waren so nah, dass ich die Straße ziemlich gut ausblenden konnte.


    Vorbei am Kloster Schlehdorf...



    ... und direkt zum Fischerwirt (sehr zu empfehlen!). :- D
    Mein Gehirn brauchte erstmal ein paar Nährstoffe und schließlich entschied ich, dass wir erst einmal um den See herum marschieren... wenn wir schon mal da sind. ;- )



    Also los geht's...


    ... Richtung Schiffanlegeplatz mit dieser Aussicht:



    ... über die wenig befahrenen Dorfstraßen nach Raut und dann den Felsenweg entlang, der seinem Namen alle Ehre machte:



    Diese Aussicht...



    :herzen1:


    Und weiter geht's auf dem schönen Felsenweg:



    Der letzte Blick auf den Berg bevor wir wieder zurück waren:



    Nun war es erst 15:00 Uhr und ich brauchte einen neuen Schlachtplan. Der Kochelsee war kleiner als ich das erwartet hatte, also machten wir kurz Pause und zogen anschließend noch ein bisschen auf den Berg. Für einen kompletten Aufstieg war es leider einfach schon zu spät und da der Mittwoch ja eigentlich anders geplant war, war ich auch nicht passend ausgerüstet, sodass ich mich mit einem Teilstück zufrieden geben musste.


    Natürlich kam ich mal wieder vom Weg ab, aber was macht das schon, wenn man weder Karte noch GPS dabei hat... :hust:
    Aber gut... in der Tat war es in diesem Fall halb so schlimm, denn eigentlich musste ich ja nur wieder so halbwegs in die gleiche Richtung runter und das klappte sogar. :- D


    Der Wald war total verwüstet, sodass der Aufstieg gar nicht soooo ohne war. Schon recht weit oben folgte dann dieses Warnschild:



    Witzig daran war nur, dass der bisherige Weg keinen Deut einfacher war als der, der noch folgte. Beim Abstieg hab ich dann auch das Schild untendrunter gelesen, auf dem groß und breit stand, dass der Weg zu gefährlich und deswegen gesperrt ist. :pfeif: Alles Weicheier.. pff...


    Anschließend ging's noch ins Restaurant "Grauer Bär" (tolle Karte, tolle Aussicht, absolut faire Preise, wie übrigens überall in dieser Region, wo ich so war, aber total schläfriges Personal *zzzz*), dann neigte sich auch der zweite Tag dem Ende entgegen.


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