Echte Wölfe und blöde Fragen

  • Und wenn man sich dann vorstellt, dass es sich um einen Wallach gehandelt hat, der sicherlich seine 300 / 400 kg hatte, dann wird zumindest mir noch unwohler.

    Das verstehe ich z.B. nicht, bzw. wundert mich, dass man sich wundert ober sich nach einem solchen Vorfall unwohler fühlen kann (das meine ich nicht böse und nicht gegen Dich, Dein Post ist nur der Aufhänger). Das war doch nur eine Frage der Zeit. Weiss der Geier woher das Gerücht gekommen ist, dass Wölfe keine grosse Beute machen würden, nicht an Pferde gehen würden. Wenn Wölfe doch auch Elche, Hirsch und gar noch wehrhafteres, wie Bisons etc. pp. jagen, wie kann man nur auf den Gedanken kommen, er würde halt vor Pferden machen?


    Gerade auf Pferdeweiden, die Situation, wie im Link beschrieben, dass es einzelgängerische Pferde gibt, die sich separieren, fällt doch haargenau in die Jagdstrategie von Wölfen und ist ein alltägliches Bild auf deutschen Pferdeweiden. Es sind doch überwiegenden keine Herden, die sich als feste Sozialverbände gebildet haben, sondern von Menschen zusammengestellt und sie verändern sich auch regelmässig.
    Und in den seltensten Fällen steht auf diesen Weiden das "Superpferd", was auch noch kämpferisch eingreift. Es gibt sie. Jupp, das sind die Charaktere, die auch die "spielenden" Tutnixe ziemlich heftig attackieren, aber sie sind doch die absolute Ausnahme und Wolf oder gar Wölfe, das ist noch mal eine andere Hausnummer.


    Ganz heimlich, so für mich selbst habe ich darauf gewartet, dass es vll. mal den Liebling des Töchterchens eines Politikers treffen würde. Könnte fast wetten, ja dann .... Vll. kann die FN hier mehr bewegen, zu hoffen wäre es. So scheixxe es klingt (persönlich empfinde ich hier Trauer), davon ist eben eine andere Lobby betroffen. Ganz offensichtlich haben Viehhalter wohl nicht die richtige.


    Und grundsätzlich stelle ich mir schon die Frage, ob man niemals nicht jemals im Leben eine Wolfsdoku gesehen hat :ka: ? Hier habe ich noch einen Link mit einem einzigen Wolf, der einen Elch angeht. Die Jagd ist nicht erfolgreich, denn er ist mutterseelenalleine und jagt im Wasser, in dem er stellenweise nicht einmal stehen kann. Wäre es jetzt ein Bodengrund gewesen, auf dem der Elch ungünstig gestürzt, oder sich das Bein zwischen Steinen geklemmt hätte, und/oder vll. auch schon ein älteres Modell gewesen wäre ... Und jetzt muss man sich noch vorstellen, er hätte seine Brüder und Schwestern dabei gehabt ...


    Elch verteidigt sich gegen Wolf | Wild beim Wild


    Zumindest sieht man hier schön, selbst ein Einzelner versucht sich an solch einer schweren und wehrhaften Beute und das mit einer erstaunlichen Ausdauer. Was sollte mehrere Wölfe an einer Pferdeweide aufhalten? (Manchmal kann man nur mit dem Kopf schütteln und ich muss das mal so deutlich formulieren: Wie blöde kann Menschheit eigentlich sein?)


    Irgendwer schrieb hier schon richtigerweise im Thread: auch Pferde jagen, das tun sie überall sonst auf der Welt, nur angeblich in Deutschland würden sie das niemals wirklich tun. (Kann mir gar noch so viel an den Kopf fassen ... Blödschwaad stirbt halt nicht aus)


    Sorry ... aber das musste mal raus ...

  • Ich fürchte, Herdenschutz bei Pferden ist ziemlich dicht an unmöglich. Die sind ja nun in sehr viel höheren Maße Fluchttiere als Rinder, mit der Tendenz, loszustürmen,

    Nein, das geht auch mit Pferden. Jetzt kommt es auch darauf an, was es für ein Betrieb ist. Zuchtweiden, mit bestehenden Verbänden, dann kann man es sicherlich ähnlich machen, wie bei Chris. Bei Pensionsställen ginge das nicht, weil stetig wechselnde Einsteller. Aber dann müsste man es halt anders machen, andere Hunde nehmen. Quasi die klassischen Hofhunde mit Griff.


    Zu Hochzeiten der Pferde-Ripper haben sich nicht wenige Höfe entsprechend griffige Hunde angeschafft. Aber nicht nur dann, gab auch mal Zeiten der Banden, die überall das Equipment stahlen. Und aus meiner Jungmädchenzeit kenne ich es eigentlich gar nicht anders. Kaum ein Hof ohne mind. 1 richtigen Wachhund.


    Wir hatten z.B. immer welche, DSHs und später Dobis (andere hatten AHs oder aber auch Riesenschnauzer ... weitere Rassen fallen mir spontan nicht ein ... ). Die kuscheln halt nicht mit den Pferden, lernen aber, ihnen nicht nachzustellen, sie zu akzeptieren. Und auch die Pferde lernen recht schnell. Wenn sie sich auch nicht so beschützen lassen würden, wie in den Schaf- oder Rinder-HSH-Konstellationen. Dafür sind sie aber selbst auch wehrhafter.

  • Ich fürchte, der klassische Hofhund (den ich auch von überallher kenne) ist nicht mehr als ein Zusatzhäppchen, sobald die Wölfe zu mehreren auf die Jagd gehen. Und ja, Pferde sind wehrhaft, das hab ich bei meinen Isis im Zusammenhang mit großen Hunden mehrfach erlebt, aber dummerweise vergessen sie ihre Wehrhaftigkeit und setzten nur noch auf Flucht, sobald sie über einen gewissen Punkt hinweg geängstigt werden.


    Das hast du ja bei dem Ausbruch in Selsingen gesehen: 30 erwachsene Hannoveraner hätten theoretisch aus zwei Wölfen Frikassee machen können. Haben sie aber nicht, sie sind panisch durch die Zäune gegangen. Und mit dem Shettyfohlen letzte Woche stand auch ein Hengst auf der Weide. Hat ebenfalls nichts genützt.


    Ich denke, das Problem liegt in der zunehmenden Anzahl der Wölfe. Gegen Einzeltiere haben Pferde sicher noch eine Chance - gegen mehrere strategisch vorgehende nicht, egal, wie groß und theoretisch wehrhaft sie sind.

  • HSH wären in einem Reitbetrieb mit ständig vielen Leuten auf der Koppel auch unmöglich - und dann?

    Das stimmt nicht.
    Es wäre aufwändig, ja.
    Und es wäre damit verbunden, dass die Einsteller bereit sind, gewisse Regeln einzuhalten, grad, wenn wer Neues dazu kommt.
    Aber es gibt schon einige Pensionsbetriebe mit HSH, die vormachen, dass es geht.


    Auch beim Pferd gilt - HSH machen die Herde ruhiger, sprich, die Ausbruchsgefahr wird dramatisch verringert. Um die Hunde zuverlässig in der Fläche zu halten brauchts weniger Zaunaufwand, als um Wölfe draussen zu halten.


    Unmöglich ist es nicht - es ist aufwändig, ungewohnt, teuer und völlig anders als bisher, natürlich auch mit den üblichen Problemen behaftet, was den Einsatz der Hunde angeht - aber nicht unmöglich.


    LG, Chris

  • @Das Rosilein
    Oh, du hast mich (als Antwort auf deinen Aufhänger) falsch verstanden.
    Ich bin die Artenschutzbeauftragte unseres Landkreises. Ich bin dementsprechend stark im Thema Wolf eingebunden und ich bin mir bewusst, dass auch große Tiere gerissen werden (können).


    Das Problem, was durch solche Meldungen entsteht, ist einfach die Folgen in der Gesellschaft, die eben glauben, was ein Wolfsbüro sagt. Und dieses gab jahrelang an, Pferde und Rinder seien nicht betroffen. Man müsste dort keine Vorkehrungen treffen.



    Dieser negative Aspekt wird die zielgerichtete Arbeit für mich erschweren.



    Ich mache mir keine Sorgen darüber, dass Pferde gerissen werden können.


    Ich mache mir Sorgen darüber, dass nun alle realisieren, dass Pferde und Großvieh gerissen werden kann.


    Ich mache mir Sorgen für "meinen" Schützling Wolf ebenso wie ich mir Sorgen darüber mache, wie mit der Thematik in Zukunft umgegangen wird.

  • Ich fürchte, der klassische Hofhund (den ich auch von überallher kenne) ist nicht mehr als ein Zusatzhäppchen, sobald die Wölfe zu mehreren auf die Jagd gehen.

    Als erstes sollte man sich m.M.n. davon verabschieden, eine perfekt sicher Lösung überhaupt in Erwägung zu ziehen. Die wird es nicht geben (gab es auch noch nie und dennoch wurden und wurden immer Hunde zum Schutz gegen Predatoren vom Menschen eingesetzt, seit Mensch und Hund zusammenarbeiten).


    Das war nie 100%ig sicher. Eine solche Sicherheit gibt es nicht einmal bei den besten HSH-Projekten, die Du finden kannst. Auch dabei kommt es zu Rissen und zu Ausbrüchen von Vieh, was sich dann auch dabei verletzt usw. usf., regelmässig. Aber die Hunde stören die Jagd-Dynamik der Wölfe.


    Chris hat schon mehrfach auf den Herdenschutzbericht der Schweiz mit seinen detaillierten Analysen, Fallschilderungen und Statistiken hingewiesen, weil man unglaublich viel daraus lernen kann. Deswegen nennt sie es "die beste Fortbildung in Sachen Herdenschutz".


    Eines was man daraus lernen kann, dass Hunde den Schaden mindern, mildern (oder wie immer man das nennen mag). D.h., es sind jeweils weniger Tiere verletzt. Was ich mir denken könnte, es kommt dabei weit weniger zum sog. Overkill, eben weil die Hunde die Strategie der Wölfe massiv stören. Das soll sogar in dem Fall so gewesen sein, in dem die zwei Hunde erst ganz kurz zuvor ausgeliehen wurde. Und diese Einschätzung halte ich für realistisch.


    Mein Fazit sogar daraus: Besser ein schlecht eingestelltes Vieh-Hund-Team, als gar keine Hunde. Dass man es besser machen sollte, man hätte schon seit Jahren präventiver agieren sollen, steht für mich ausser Diskussion (liegt aber nur bei wenigen Menschen im Verhaltensrepertoire ... die meisten üben sich doch lieber in Verdrängung der Tatsachen).

  • Habe ja auch geschrieben, dass Dein Post nur mein Aufhänger war ...

    Das Problem, was durch solche Meldungen entsteht, ist einfach die Folgen in der Gesellschaft, die eben glauben, was ein Wolfsbüro sagt. Und dieses gab jahrelang an, Pferde und Rinder seien nicht betroffen. Man müsste dort keine Vorkehrungen treffen.

    Weil die einen es so verkaufen WOLLEN und die anderen es auch so glauben WOLLEN. Nennt sich, glaube ich, Zweckoptimismus ... oder so ...

  • Hätte ich auf all die "das geht nicht" gehört, hätte ich jetzt kein Rinder-Hunde-Team, wobei die Hunde nachts ja auch die Ponys mitschützen, bzw. auch tagsüber im Winterbetrieb.


    Ich behaupte nicht, dass es einfach ist.
    Und wer bei mir mitliest, weiss auch, dass man eine Sorge durch andere ersetzt, wenn man HSH einsetzt.


    Aber ich muss lange, lange Zeit keine Angst um meine Herrschaften da draussen haben. Das ist es mir wert. Deshalb mache ich das und deshalb halte ich den Rest einfach i-wie aus und durch.


    Was da alles noch an drum-rum dazu kommt - die Rinder grundsätzlich nachts in den Auslauf zu holen (wegen der Nachbarschaft in Sachen Hunde), Sichtschutz zum Nachbarn hin, Auslaufbefestigungen, ganzjähriges Zufüttern, ganzjähriges Misten, Einstreuen, dadurch zu kleine Mistplatte - das ist finanziell und arbeitsmäßig völliger Irrsinn.


    Die Herdenschutzkosten übersteigen den Marktwert meiner Tiere bereits um das X-Fache.


    Völliger Irrsinn.


    Aber ich machs, weil ich meine Tiere einfach nicht so vorfinden will.


    LG, Chris

  • HSH wären in einem Reitbetrieb mit ständig vielen Leuten auf der Koppel auch unmöglich - und dann?

    Das ist falsch, weil es rein faktisch früher immer so gelaufen ist und die Koppeln waren von Hause aus grösser (nicht das, worauf heute zig Pferde in Offenstallhaltung auf kleiner Fläche zusammengepackt werden ... auf unseren Wiesen steht heute eine richtig grosse Siedlung ... ). :ka:


    Die Hunde lernen den Betrieb mit den wechselnden Besuchern tagsüber als völlig normal kennen. Wir hätten und haben diese Hunde dafür nicht sichern müssen. Jeder konnte unbescholten tagsüber auf den Hof oder sich sein Pferd von der Weide pflücken. Allerdings mussten sie ihre eigenen Wauzis (nicht bei allen, aber bei den meisten) dabei zu Hause lassen und die Lebenserwartung von Tutnix & Co., die mal kurz Spass auf der Weide haben wollte, sank dramatisch.


    Aber wenn der Betrieb zur Nachtruhe geschlossen wurde, veränderte sich einfach alles. Dann war es unter gar keinen Umständen angeraten, für nicht Familienmitgliedern das Areal zu betreten. Späte Gäste, mussten besonders mit den Hunden "bekannt gemacht" werden und selbst lernen, sie auch vorher anzusprechen, um sich zu identifizieren (damit es nicht zu Missverständnissen kommt). D.h., man musste den Hunden beibrigen, dieser Mensch darf auch noch nach 22.00 Uhr und er kommt mit dem Schlüssel rein.

  • Elch verteidigt sich gegen Wolf | Wild beim Wild

    Das wollte ich auch gerade posten, oder zumindest ein ähnliches Video... warum sollte ein Wolf nicht an Pferde gehen? Die Geschichte ist voll von Berichten.

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