Echte Wölfe und blöde Fragen

  • Du meinst mit "Menschen" dieselbe Spezies, die einst dafür gesorgt hat ... (hihi, konnte ich mir gerade nicht verkneifen).

    ? :ka: :???:
    Meinst Du ausrotten? (Schreib doch mal den Satz zu Ende, dann muss ich nicht so interpretieren.) ;) :lol:
    Hoffe, ich habe richtig geraten!

    Eher an der (noch) bestehenden Trägheit/Desinteresse des Menschen/Politik. Würde fast wetten (nein, eher befürchten), gäbe man sie zum Abschuss frei ... dann würde es (an Deine Theorie angelehnt) auf einmal passendes Hirn dazu regnen, so schnell kannste einen Regenschirm nicht öffnen

    Fraglich! Sehr fraglich!
    Die Pro-Wolfslobby ist ja auch nicht doof, trotzdem gehen viele Wölfe durch die Lappen.
    Glaube nicht, dass die Wolfsgegner schlauer sind als die Wolfsbefürworter - nur anders gelagert eben.
    L. G.

  • Hoffe, ich habe richtig geraten!

    War doch nicht so schwer ;) ...


    Glaube nicht, dass die Wolfsgegner schlauer sind als die Wolfsbefürworter - nur anders gelagert eben.

    Genau, zielgerichteter wären sie.


    Wolfsbefürworter ist eine heterogene Gruppe, die vielen Interessenlagen folgt. Habe selbst nichts gegen den Wolf, Chris doch auch nicht. Würde man sich wappnen können und dürfen ... Aber so, sehe ich die Viehhalter mit dem Problem doch ziemlich allein gelassen.


    Und ich befürchte, solange nicht mehr Allgemeinheit betroffen ist (seien es die Haustiere aus Garten & Co. ... was immer), wird das vermutlich noch eine längere Zeit so bleiben.

  • Glaube nicht, dass die Wolfsgegner schlauer sind als die Wolfsbefürworter - nur anders gelagert eben.

    Genau da liegt meines Erachtens der Hund begraben. Ich frage mich immer, wo diese ganzen Extreme herkommen. Ich finde Wölfe toll. Wir haben jetzt den ersten hier - ich freue mich tierisch! Habe jahrelang auf den Moment gewartet.


    Aber in den Medien begegnet mir irgendwie immer nur "Toll, Wölfe! Hurra! Alles reguliert sich von selbst. Friede, Freude, Eierkuchen." und "Oh Gott, Wölfe will ich hier nicht haben! Die gehören hier nicht her." (In der Lokalzeit wurde ein gestandener älterer Herr interviewt, der ensthaft Bedenken hatte, noch allein mit dem Fahrrad zu fahren - wegen EINEM ortsansässigen Wolf!). Beides ist Blödsinn.


    Ich frage mich immer, wieso kein Mittelweg gefunden werden kann: Ein kontrollierter Abschuss von Wölfen, die an Haustiere, menschliche Behausungen und Menschen gehen und keine ausreichende Scheu zeigen. Damit ist der Problemwolf tot, die Rudelmitglieder haben was gelernt (Menschen sind doof.) man hat auf lange Sicht eine genetische Selektion auf Menschenscheu und verringert die Population, was wiederum zur Folge hat, dass die verbleibenden scheueren Wölfe mehr zu futtern haben, Krankheiten wie Räude sich nicht so leicht verbreiten und deswegen auch schon wieder weniger Grund da ist, sich an Haustieren zu vergreifen. Gleichzeitig zeichnen sich optimale Wolfregionen ganz von selber aus. Wo genug Wild und Lebensraum ist, ist das Konfliktpotential geringer als in Gegenden mit wenig Wild, vielen Haustieren, und/oder einer zu hohen Wolfspopulation.


    Klaro ist das sehr vereinfacht dargestellt und in echt noch mal komplizierter, aber das ist mal die Kurzversion einer funktionierenden Regulierung in der Theorie. In der Praxis hat man dann noch andere Probleme. Z. B. die Jäger, die sich über scheueres, schwer zu bejagendes Wild beschweren. Da muss man als Jäger mit leben können. Wir haben die Aufgabe vom Wolf übernommen. Ist der Wolf zurück, können wir zumindest einen Teil wieder an ihn abgeben. Ich persönlich finde ein funktionierendes Ökosystem, in dem der Mensch nicht mehr so stark eingreifen muss, prima. Und es bleiben ja auch Flächen übrig, die aufgrund von Zersiedelung nicht für den Wolf geeignet sind, wo der Jäger eh weiterhin ran muss.


    Ich betone: Ein kontrollierter Abschuss ausgewählter Individuen - im Optimalfall sogar durch Staatsbedienstete statt Hobbyjäger. Ich meine nicht: Gebt den Wolf zum Abschuss frei und möge das fröhliche Ballern beginnen! Denn das scheinen alle zu verstehen, sobald das böse Abschuss-Wort fällt (daher ja auch diese herrlichen Euphemismen wie "lethale Entnahme" - da kann man auch gleich "Bleivergiftung" oder "Abschiebung über die Regenbogenbrücke" sagen).


    Es gibt Wölfe, die in unmittelbarer Nähe zu Schafen leben, ohne jemals da dran zu gehen! Wir hatten hier so eine Wölfin (hat inzwischen einen Partner, der ihr das mit den Schafen erklärt hat). Es kann sich also durchaus lohnen auf solche Tiere zu selektieren. Bei Haushunden hat es andersrum schließlich auch funktioniert (Selektion auf fehlende Scheu, gute Kooperationsbereitschaft etc.).


    Das war das Wort zum Sonntag. In der Praxis wird vermutlich eher die Population weiter steigen, die Scheu weiter sinken, und dann wird irgendwann was passieren, was die Akzeptanz selbst beim letzten ovolaktovegetabilen Penthouse-Stadtmenschen einbrechen lässt und dann hat der Wolf so richtig verkackt und die ganze Nummer läuft plötzlich in die umgekehrte Richtung. Und davor hab ich Angst.

  • Ich komme im Moment so selten dazu hier im Forum was zu schreiben. :ops:


    "Wir" sind seit Anfang Oktober offizielles Wolfsgebiet (hatte hier auch schon jemand gepostet) und das Wichtigste natürlich zuerst. |) :ugly:


    Wölfin bekommt vom Landrat den Namen Gloria von Wesel




    Das die Wölfin hier im Umkreis unterwegs ist, ist natürlich nicht neu und durch gute -private- lokale Vernetzung sind "wir" (die Betroffenen im Gebiet) ganz gut informiert, kümmern uns selbst drum, auch wenn man teils filtern muss. Muss man mit bei den offiziellen Infos aber letztlich auch.


    Ich werde auch einen Förderantrag bezüglich Präventionsmaßnahmen stellen und bin gespannt. Ein bißchen unglücklich finde ich es, dass erst der Antrag gestellt (und bewilligt) werden muss, bevor Anschaffungen getätigt werden dürfen. Habe ich vorher bzw. würde jetzt sofort aufrüsten (was natürlich kostet), bekomme ich gar nichts zurück.
    Mein Stall-und Weidekramdealer xD ist zwar hilfreich, indem er im Prinzip Ware raus gibt und Rechnung erst später stellt (so daß es passt), letztlich kann es aber auch nicht sein, dass wieder andere diese Lücke auf ihre Kappe nehmen. Und ich will gar nicht wissen, wie "lustig" :ugly: es wird, wenn der eine oder andere Antrag nicht bewilligt wird. Ich nutze im übrigen sein "Angebot" nicht, auch wenn ich es sehr nett von ihm finde das den Betroffenen anzubieten.


    HSH werden hier erst ab einer Herdengröße von 100 Tieren bewilligt, natürlich keine Folgekosten und die Anzahl ist selbstverständlich begrenzt. Ich finde das gerade nicht, es waren -glaube ich- maximal zwei Hunde pro hundert Tiere.
    Der Großteil würde zu viele Hunde benötigen. Es gibt hier keinen, der seine Tiere nicht auf mehrere Gruppen aufgeteilt hat. Einige werden ihre Gruppen zwar reduzieren, aber weniger als drei-bis vier geht im Grunde nicht. Selbst ich habe den Großteil des Jahres schon zwei Gruppen (zeitweise sogar drei) und ich habe aktuell nur 27 Schafe.

  • Z. B. die Jäger, die sich über scheueres, schwer zu bejagendes Wild beschweren. Da muss man als Jäger mit leben können. Wir haben die Aufgabe vom Wolf übernommen. Ist der Wolf zurück, können wir zumindest einen Teil wieder an ihn abgeben.

    Mir wurde als Kind vom Jäger im Dorf erzählt, er müsse leider Tiere abschießen, weil es keine natürlichen Feinde mehr gibt. Damit sollten sich die Jäger doch freuen, daß sie das nicht mehr tun müssen.
    *Ironie off*

  • Aber Wildsäue werden von Wölfe nicht annähernd dezimiert und die sind durch Wolfsanwesenheit viel schwieriger vom Jäger zu erwischen und die Abschusszahlen zu erreichen wird immer schwieriger.

  • Ein bißchen unglücklich finde ich es, dass erst der Antrag gestellt (und bewilligt) werden muss, bevor Anschaffungen getätigt werden dürfen. Habe ich vorher bzw. würde jetzt sofort aufrüsten (was natürlich kostet), bekomme ich gar nichts zurück.
    Mein Stall-und Weidekramdealer ist zwar hilfreich, indem er im Prinzip Ware raus gibt und Rechnung erst später stellt (so daß es passt), letztlich kann es aber auch nicht sein, dass wieder andere diese Lücke auf ihre Kappe nehmen. Und ich will gar nicht wissen, wie "lustig" es wird, wenn der eine oder andere Antrag nicht bewilligt wird. Ich nutze im übrigen sein "Angebot" nicht, auch wenn ich es sehr nett von ihm finde das den Betroffenen anzubieten.

    Ja, das ist deutschlandweit mit das größte Dilemma der Herdenschutzförderung.
    Sie kommt zu spät, ist in keinster Weise praxisorientiert und an die rasch lernenden Wölfe angepasst.
    Ein Nutztierriss in einer sich etablierenden Wolfsregion sollte immer als der Herdenschutz-Notfall gehandhabt werden, der er ist. Im Idealfall, den die verbliebenen Bundesländer, die es noch hätten besser machen können, aber nicht erreichen werden, stünde der Herdenschutz bereits, BEVOR der erste Wolf kommt.


    Deinen Weidekram-Dealer finde ich top. :bindafür:



    Es gibt Wölfe, die in unmittelbarer Nähe zu Schafen leben, ohne jemals da dran zu gehen!

    Ich finde Deinen ganzen Beitrag gut, möchte das Zitierte aber noch mal gesondert betonen.
    Ja, solche Wölfe gibt es. Und ja, das Zusammenleben mit solchen Wölfen stelle ich mir durchaus als machbar vor. Das mögen diejenigen Wölfe sein, die eher zu den übervorsichtigen Individuen gehören, aber das mögen genauso gut Wölfe sein, die ihre ersten Erfahrungen mit Nutztieren bei so Haltern wie mir machen - deren Herdenschutz nämlich steht, bevor der erste Ansiedlungs-Interessent sich für das noch vakante Territorium bewirbt.
    Ich gehe immer noch davon aus, dass scheibchenweise aufgerüsteter Herdenschutz der falsche Weg ist und dass das Herdenschutz-Motto tatsächlich heissen sollte: Von Anfang an richtig reinklotzen.


    Wir sind allesamt HH hier und wissen doch, wie Caniden grundsätzlich ticken und vor allem lernen. Beim Wolf stellen ich mir das lediglich noch mal in einer weitaus höheren Liga als beim Hund vor.


    LG, Chris

  • Aber Wildsäue werden von Wölfe nicht annähernd dezimiert und die sind durch Wolfsanwesenheit viel schwieriger vom Jäger zu erwischen und die Abschusszahlen zu erreichen wird immer schwieriger.

    Bei der Aussage habe ich ehrlich gesagt meine Schwierigkeiten, die so zu glauben:
    Einerseits nimmt angeblich die Zahl der Schweine zu, es gibt immer mehr Sichtungen und Zusammenstöße mit Wildschweinen, andererseits wird es für Jäger -wolfsbedingt- immer schwerer Wildschweine zu sehen und zu schießen?


    Polemisch ausgedrückt: Die Wildschweine haben durch den Wolf gelernt, ausgerechnet Menschen mit Jagdschein und Waffe zu meiden, während sie allen anderen Menschen munter über den Weg laufen?


    Könnte es sein, daß die Aussage von Jagdverbänden kommt, bzw von Jägern, die vom wolfsfreien Deutschland träumen?

  • Bei der Aussage habe ich ehrlich gesagt meine Schwierigkeiten, die so zu glauben:Einerseits nimmt angeblich die Zahl der Schweine zu, es gibt immer mehr Sichtungen und Zusammenstöße mit Wildschweinen, andererseits wird es für Jäger -wolfsbedingt- immer schwerer Wildschweine zu sehen und zu schießen?


    Polemisch ausgedrückt: Die Wildschweine haben durch den Wolf gelernt, ausgerechnet Menschen mit Jagdschein und Waffe zu meiden, während sie allen anderen Menschen munter über den Weg laufen?


    Könnte es sein, daß die Aussage von Jagdverbänden kommt, bzw von Jägern, die vom wolfsfreien Deutschland träumen?

    Wo werden die Wildschweine denn gesichtet? Die meisten Berichte sprechen von Gartenanlagen, Parks, „vor der Haustür“. Da darf kein Jäger schießen...


    Wildschweine drücken wegen Wölfen und auch wegen dem Jagddruck immer mehr in Gebiete, in denen sie nicht geschossen werden dürfen.


    Und: welcher Wolf geht denn an Wildschwein, dass ihn ohne Probleme schwer verletzen kann, wenn er ein paar hundert Meter weiter Schafe auf der Weide stehen hat?

  • Und ich befürchte, solange nicht mehr Allgemeinheit betroffen ist (seien es die Haustiere aus Garten & Co. ... was immer), wird das vermutlich noch eine längere Zeit so bleiben.

    ... und, wenn das dann auf einmal mächtig hochkocht, weil irgendwelche Vorfälle das Sommerloch füllen und in der Presse aufgebauscht werden, dann wird es mit den Maßnahmen sicher auch bizarr ...

    Ja, solche Wölfe gibt es. Und ja, das Zusammenleben mit solchen Wölfen stelle ich mir durchaus als machbar vor. Das mögen diejenigen Wölfe sein, die eher zu den übervorsichtigen Individuen gehören, aber das mögen genauso gut Wölfe sein, die ihre ersten Erfahrungen mit Nutztieren bei so Haltern wie mir machen - deren Herdenschutz nämlich steht, bevor der erste Ansiedlungs-Interessent sich für das noch vakante Territorium bewirbt.

    Ich krieg ja schon immer die Krätze, wenn die Schafhalter hier drumherum ihre Stromzäune nicht gescheit stehen haben, nicht genug Wumms drauf etc., weil ich immer an die Schafe denke, die deswegen einer unnötigen Gefahr ausgesetzt sind, weil sie keinen Respekt vor dem Zaun haben. (Ich halte hier und da auch mal testweise den Zaunprüfer dran und beglückwünsche die Besitzer für ihre totenbraven Schafe.) Angesichts der Wolfsthematik ist das aber noch mal eine ganz andere Nummer. Wenn meine netten Schafhalternachbarn dem Wolf schon mal beigebracht haben, dass dieses Ding ungefährlich ist, dann wird es auch nichts mehr nützen, dass ich immer auf eine hohe Spannung achte. Das nervt mich jetzt schon, obwohl wir hier bisher nur einen Durchziehenden hatten. Da ist mir mein bekloppter Schäfernachbar, der seine Schafe ganz ohne Zäune überall rumrennen lässt, ja noch am liebsten.

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