Echte Wölfe und blöde Fragen

  • Ich würde ja gerne mal nach Doerverden, da ist ja auch wirklich ein großes Wolfszentrum. Ich würde gerne mal wissen, wie die das sehen.
    Der Wolfsberater hier um die Ecke im Wisentgehege in Springe sagt bei den normalen Wolfsvorführungen auch immer nur: Wenn die Nutztierhalter nicht vernünftig vorsorgen, brauchen sie sich nicht zu wundern, wenn Wölfe dann Tiere reißen.
    Da ich den aber ansonsten ganz offen und realistisch empfand kann ich mir irgendwie nicht vorstellen, dass er gegenüber einem betroffenen Schäfer oder so auch so reden würde.

  • Ich würde ja gerne mal nach Doerverden, da ist ja auch wirklich ein großes Wolfszentrum. Ich würde gerne mal wissen, wie die das sehen.

    Deutlich realistischer - Frank Faß ist in Sachen Herdenschutz ja durchaus sehr engagiert, aber er kennt auch die Grenzen der Machbarkeit sehr genau.


    LG, Chris

  • Deutlich realistischer - Frank Faß ist in Sachen Herdenschutz ja durchaus sehr engagiert, aber er kennt auch die Grenzen der Machbarkeit sehr genau.
    LG, Chris

    In Springe ist ja der Herr Vogelsang unterwegs. Zitat aus Wikipedia:


    Seit dem Mai 2010 arbeitet Matthias Vogelsang[17] mit seiner Frau Birgit Vogelsang als Selbständiger mit vier Timberwölfen und seit August 2012 auch mit fünf Polarwölfen im Wisentgehege. Er hat die Wölfe zusammen mit seiner Frau zu Hause von Hand aufgezogen und leitet das Rudel als Ranghöchster dauerhaft im Wisentgehege. Für die Besucher bietet das die einmalige Gelegenheit, Wölfe aus unmittelbarer Nähe zu erleben. Matthias Vogelsang berichtet in seinen regelmäßigen Präsentationen über die Tiere, ihre Entwicklung und über sein Zusammenleben mit den Wölfen. Zu den Angeboten gehören außerdem offene Wolfsabende mit hunderten Gästen und private Wolfsabende in kleinerem Kreis, Managerseminare, die Fotostunde und der Waldspaziergang mit einem Wolf. Sieben TV-Beiträge wurden bis 2012 von ZDF, RTL, NDR und KIKA ausgestrahlt.


    Link zum Artikel auf Wikipedia


    Ich habe letztes Jahr 10 Wochen so etwa 30 Minuten von Doerverden gelebt. Da hat es leider zeitlich nicht gepasst. Und nun wohne ich über ne Stunde weg. Nur mal eben zum gucken ist mir das dann auch zu weit. So als Nichtbetroffene sozusagen. Auch wenns sicherlich interessant ist.

  • Frank Faß macht auf jeden Fall deutliche Unterschiede zwischen Gehegewölfen und den wilden Wölfen. Er ist auch einer der wenigen Wolfsbefürworter, die nicht gleich bei dem Wort Abschuss in Schreckstarre verfallen, sondern sieht auch das eher pragmatisch-realistisch.
    Ich habe vor 2 Jahren mal ewig lange mit ihm telefoniert, das war vermutlich die Vorrecherche-Zeit für sein Buch, das war ein interessantes und fast freundschaftliches Gespräch, bei dem ich den Eindruck gewonnen habe, dass er weit überdurchschnittlich über die Herdenschutzproblematik informiert war und dass er weit überdurchschnittlich mitgedacht hat, sein noch recht frisches Buch "Wildlebende Wölfe - Schutz von Nutztieren, Möglichkeiten und Grenzen" zeigt das auch.
    Auch, wenn es ebenfalls zeigt, dass die Möglichkeiten in erster Linie aus dem bestehen, was wir hier alle schon zigfach gelesen haben und dass die Grenzen schneller erreicht sind, als uns lieb sein kann.
    Es ist das bisher erste Buch, dass sich dieser Thematik stellt und wird, weil diese Thematik tatsächlich sehr übersichtlich ist, einem regelmäßigem Leser hier im Thread fast keine neuen Möglichkeiten zeigen.


    LG, Chris

  • Hatte doch irgendjemand - ich glaub sogar in diesem Thread - überlegt, wieviel Menschen denn da nötig wären für einen effizienten Schutz. Am besten in "übergreifenden" Schichten, damit es keinen direkten Schichtwechsel gibt, z. B. drei Schichten à neun Stunden.

    Mir ist klar, dass es nur ein Witz ist ... Aber über meinen ironischen Gedankengang, wie man den Herdenschutzmenschen denn täglich bezahlen und am Laufen halten wollte (Schüssel Discounter-Kekse oder -Chips und Schale Wasser, denn ein Stück Pansen wird er wahrscheinlich verweigern ... ok, nach ner Woche sieht er es wahrscheinlich anders ...) bin ich über etwas gestolpert, wofür man mich höchstwahrscheinlich steinigen könnte.


    Wie ist denn so die Bilanz beim Herdenschutzhund zur Herde? Also im Bezug zu seinem eigenen Protein Verbrauch? Also wenn man bedenkt, dass Hunde ja auch fressen müssen, 365 Tage im Jahr. Und je grösser die eigene Viehherde, desto weitläufiger das Gelände, desto mehr Hunde ... Nur vorgestellt, würde man das Futter nicht im Billig-Import beziehen, sondern den Proteinbedarf aus der eigenen Herde decken (weiss, klingt jetzt scheixxe), hätte man dann überhaupt noch eine Herde, so schnell wachsen sie doch nicht nach?

  • Wieso sollte dich jemand dafür steinigen? Ist ja erstmal rein theoretisch und ich finde das eine interessante Überlegung.


    Und den HSM meine ich tatsächlich nur halb ironisch. Wäre es denn tatsächlich nicht möglich, (angestellte) Menschen zum Schutz der Herde einzusetzen? Und dazu eben nur einen Bruchteil der ansonsten nötigen Hunde? Ganz ohne Hunde halte ich einen Rundum Schutz ja auch nicht für möglich. Oder wäre es wiederum doch günstiger, nur Hunde dafür einzusetzen? Wenn ich da jetzt so drüber nachdenke, liegen die Haltungskosten wahrscheinlich weit unterhalb eines Monatsgehalts. Außer vielleicht man nimmt Ein-Euro-Jobber. :fear: Pfuh, ich glaube, ich hab meiner Idee nun selbst den Gar aus gemacht. Zurück zur Realität.


    Ich weiß nur immer nicht, was ich hier noch schreiben soll. Die Meckerpunkte und "Lösungs"möglichkeiten werden immer schon von anderen genannt und außer interessiert mitlesen kann ich gefühlt nur verzweifeln. :( :

  • Hi @Aza1on


    im ganz minimalen Rahmen kann man sich - denke ich - trotzdem einbringen. Indem man entsprechende Veranstaltungen besucht und auch als Nichtviehhalter seine Bedenken äußert. Gerade als Canidenfreund und - erstmal - nicht direkt Betroffener.


    Ein paar Diskussionen und Veranstaltungen habe ich mitbekommen. Da ist - wie so oft - das Problem, dass es wenig differenzierte und ausgearbeitete Konzepte und Ideen gibt. Weder am Anfang noch am Ende.


    Ich hatte es hier im Thread schonmal erwähnt: Auch meine ureigensten Interessen als Büromaus sind in Zukunft bedroht. Ich mag unser Geld nicht für Fleisch aus Massentierhaltung ausgeben (ich selbst esse seltenst Fleisch, aber da sind ja noch Mann und Hunde). Habe das Glück, dass ich recht günstig und einfach aus der Rhön Fleisch aus extensiver Haltung kaufen kann. Wenn die Wölfe dort vordringen, wird das nicht mehr so einfach und mit Sicherheit deutlich teurer.


    Und ich mag artenreiche Landschaften ...


    Meine Hoffnung ist, dass man wenigstens ein paar der „Wolfsromantiker“ auch greifen kann (und ja - ich verstehe die Faszination selbst shr gut, die diese Tiere ausüben. Die sitzen irgendwie ganz fest im kollektiven Unbewusstem). So dass auch die Position von Nutzviehhaltern (und meinetwegen auch von Jägern [jedenfalls Manchen]) eine Lobby und Verständnis bekommen. Und damit dann vielleicht auch mal Druck auf die Politik ausgeübt werden kann.


    Und dann - ja, warum nicht - auch tatsächlich mehr Budget dafür da ist, da auch Menschen zu beschäftigen :ka:


    Die Hoffnung stirbt zuletzt.

  • Valeska de Pellegrini hat bislang in ihrem Leben erst einmal zwei Wölfe in freier Natur gesehen.

    Sehe ich das richtig das das eine neue Wolfsexpertin ist?

    „Die Tiere haben sich vorbildlich verhalten“

    Aja, gebildet sind die Wölfe also auch gewesen.

    HerdenschutzMENSCH.

    Herdenschutzmenschen kosten mindestens 8,50€ die Stunde. Wer soll den sowas bezahlen? Wobei ich die Idee garnicht soooo blöde finde.

    Nur vorgestellt, würde man das Futter nicht im Billig-Import beziehen, sondern den Proteinbedarf aus der eigenen Herde decken (weiss, klingt jetzt scheixxe), hätte man dann überhaupt noch eine Herde, so schnell wachsen sie doch nicht nach?

    Das ist eigendlich eine sehr gute Frage. gerade wenn man Selbstversorger mit seinen Tieren ist/sein möchte. Das Fleisch das man für sich selbst produziert ... da muss man dann noch mal ein Schwung extra produzieren, für die Hunde... Zahlen würden mich da echt mal interessieren. Vielleicht hat ja schon mal einer das ausgerechnet.

  • Zur Frage "Hunde am Deich". Hunde sind grundsätzlich (zumindest an niedersächsischen Deichen) verboten. Ausnahmen für HSH gibt es noch nicht und wie man die Politik kennt, würde das auch sehr lange dauern, bis es die Ausnahme gibt.


    Mit Herrn Faß habe ich auch bereits mehrfach telefoniert und würde ihn ebenso als einen sehr, rationalen und interessierten Menschen bezeichnen.

  • Und den HSM meine ich tatsächlich nur halb ironisch. Wäre es denn tatsächlich nicht möglich, (angestellte) Menschen zum Schutz der Herde einzusetzen? Und dazu eben nur einen Bruchteil der ansonsten nötigen Hunde? Ganz ohne Hunde halte ich einen Rundum Schutz ja auch nicht für möglich. Oder wäre es wiederum doch günstiger, nur Hunde dafür einzusetzen? Wenn ich da jetzt so drüber nachdenke, liegen die Haltungskosten wahrscheinlich weit unterhalb eines Monatsgehalts. Außer vielleicht man nimmt Ein-Euro-Jobber. Pfuh, ich glaube, ich hab meiner Idee nun selbst den Gar aus gemacht. Zurück zur Realität

    HSH kommen ja u. a. deshalb ins Spiel, weil ihre Sinnesleistungen unseren um Klassen überlegen sind, weil sie 24/7 im Einsatz sein können, weil sie dem Wolf weit beeindruckendere "Argumente" entgegensetzen können, als wir Zweibeiner.
    Sie sind besser als wir Menschen, sie sind schneller, sie rennen nicht zur Gewerkschaft und was sie jedem Angestellten um Meilen voraus haben: sie betrachten die Herde als ihre Familie und denken beim Schutz nicht drüber nach, inwieweit sie sich selbst dabei in Gefahr begeben.


    Hunde sind und bleiben im Unterhalt deutlich günstiger als Angestellte.
    Die Motivation von zwangsverdonnerten Mitarbeitern bei einem so kniffligen Tätigkeitsfeld, dürfte unendlich gegen Null gehen. Um als Mensch die Herde schützen zu können, muss man es vor allem WOLLEN, nur dann tut man sich das an, dass man da draussen schläft, beim Anschlagen der Hunde aufspringt und sich bei auf dem Beutezug befindlichen Wölfen dabei auch durchaus selbst in Gefahr begibt.
    Ich kenne keinen Angestellten, der so weit gehen würde.


    Herdenschutzmenschen kosten mindestens 8,50€ die Stunde. Wer soll den sowas bezahlen? Wobei ich die Idee garnicht soooo blöde finde.

    Der Stundenlohn eines Schäfers liegt weit darunter.




    Zur Frage "Hunde am Deich". Hunde sind grundsätzlich (zumindest an niedersächsischen Deichen) verboten. Ausnahmen für HSH gibt es noch nicht und wie man die Politik kennt, würde das auch sehr lange dauern, bis es die Ausnahme gibt.

    Ich weiß nicht mehr, in welchem Bundesland - aber es gibt bereits Deiche, auf denen HSH eingesetzt werden. Vllt. finde ich das ja wieder.
    In Sachen Deichschutz geht es da ja wohl in erster Linie ums Buddeln - da gibt es HSH-Individuen, die mehr dazu neigen, andere so gut wie gar nicht.
    Und das andere ist ja das typische Argument "HSH am Deich geht nicht, weil Touris...." was mittlerweile wiederlegt sein sollte, sofern die Bevölkerung entsprechend aufgeklärt wird, dass sie jetzt auch einfach da durch muss, weil Deichschutz Priorität hat.


    Sonst fallen mir keine "üblichen Verdächtigen" als Argumente ein, die den Deichschutz mit von HSH beschützten Herden verhindern könnten.



    LG, Chris

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