Echte Wölfe und blöde Fragen

  • Der Wolf ist nun mal ein Raubtier und er benimmt sich wie ein Raubtier. Dieses romantisierende oder auch Wölfe als reißende Bestien darzustellen geht mir langsam auf den Keks.
    Klar wird ein Wolf der Hunger hat z.b. auch Schafe angreifen, die kriegt er ja quasi auf dem Silbertablett serviert. In den Besiedlungsgebieten bekommen die Schäfer Entschädigung für jedes von einem Wolf gerissene Schaf.
    Wölfe sind zudem unglaublich gute Beobachter, die die Gefahren und Risiken für sich sehr genau abwägen.
    Diese Panikmacherei ist doch Blödsinn. Als ob Wölfe nur hinterm Gartenzaun darauf warten würden, das Fiffi unbeobachtet ist um sich draufzustürzen.
    Und gerissenes Wild im Wald zu finden ist nun auch nicht sonderlich überraschend, wenn ich weiß das es dort Wölfe gibt. Wenn ein Fuchs seine “Reste“ nicht wegräumt und ich dran vorbeigehe, mach ich mir doch auch keinen Kopf ob er sich auf Nachbars Minihund stürzen könnte, wenn der im Garten in der Sonne liegt.
    Ich finde es gut das Wölfe wieder angesiedelt werden. Wir müssen halt nur mal wieder lernen, das Rotkäppchen ein Märchen ist.

  • Panikmache ist genauso Blödsinn wie die ewige Verharmlosung und Romantisierung mit dem Mantra "Wölfe sind sehr scheu und harmlos". Nein die warten nicht hinter dem Gartenzaun auf Fifi, aber welcher Hund wird nur entlang des Gartenzauns ausgeführt? Und ja, die kommen durchaus den Gartenzaun besichtigen.


    Wölfe sind sehr lernfähig. Und daher sollte man sich überlegen, was man ihnen beibringen will. Aktuell bringen wir ihnen bei, dass Siedlungen für sie sicher sind. Siedlungen enthalten zudem Nutz- und Heimtiere, und oft auch zugängliche Abfälle. Sind daher potentiell interessant.


    Wie gesagt, die hiesigen Wölfe sind noch lange nicht soweit, auf Hunde oder Menschen Jagd zu machen. Aber der Prozess des Verlierens der Scheue ist ganz klar in Gang gesetzt, verläuft fast lehrbuchmässig. In Rumänien gibt es Wolfsrudel, die sich auf (durchaus wehrhafte) Herdenschutzhunde als Nahrung spezialisiert haben. In Frankreich nehmen gezielte Attacken auf Herdenschutzhunde zu, einer oder zwei reichen da längst nicht mehr zum Schutz. Vorher ist es lange gut gegangen. Nur mal so als Denkanstoss, wohin absoluter Schutz führen kann - und das in weitaus weniger dicht besiedelten Gebieten.

  • Schäfer bekommen in der Tat für ein gerissenes Schaf einen Ausgleich gezahlt. Ob der immer so hoch ist, wie angemessen weiß ich gerade nicht. Der Schäfer hat nach einem Vorfall, aber auch Sorge für eine wolfssichere Umzäunung zu tragen. In Nds bekommen die Schäfer einige Prozent (40? - hab ich vergessen) von der Summe, die der wolfssichere Zaun teuerer ist, als ein normaler. Da Schafe teilweise gar nicht wirklich eingezäunt sind, ist das ein Witz. Sorgt der Schäfer nicht für wolfssichere Umzäunung, siehts auch schlecht aus mit einem Ausgleich für erneute Risse.


    Und die Wildrisse im Wald sind deshalb interessant, weil Wolf zurückkommt und seine Beute nicht teilt. Es gibt ja in anderen Threads gern mal die Hunde, die so Zeug immer finden und dann dran hängen. Wenn Wolf dann zurückkommt, wars das.


    Hier ist das PDF http://www.umwelt.niedersachsen.de/download/52657 zum Wolfskonzept in Nds.

  • Panikmache ist genauso Blödsinn wie die ewige Verharmlosung und Romantisierung mit dem Mantra "Wölfe sind sehr scheu und harmlos". Nein die warten nicht hinter dem Gartenzaun auf Fifi, aber welcher Hund wird nur entlang des Gartenzauns ausgeführt? Und ja, die kommen durchaus den Gartenzaun besichtigen.


    Wölfe sind sehr lernfähig. Und daher sollte man sich überlegen, was man ihnen beibringen will. Aktuell bringen wir ihnen bei, dass Siedlungen für sie sicher sind. Siedlungen enthalten zudem Nutz- und Heimtiere, und oft auch zugängliche Abfälle. Sind daher potentiell interessant.


    Wie gesagt, die hiesigen Wölfe sind noch lange nicht soweit, auf Hunde oder Menschen Jagd zu machen. Aber der Prozess des Verlierens der Scheue ist ganz klar in Gang gesetzt, verläuft fast lehrbuchmässig. In Rumänien gibt es Wolfsrudel, die sich auf (durchaus wehrhafte) Herdenschutzhunde als Nahrung spezialisiert haben. In Frankreich nehmen gezielte Attacken auf Herdenschutzhunde zu, einer oder zwei reichen da längst nicht mehr zum Schutz. Vorher ist es lange gut gegangen. Nur mal so als Denkanstoss, wohin absoluter Schutz führen kann - und das in weitaus weniger dicht besiedelten Gebieten.


    Sag ich doch : der Wolf ist und bleibt ein Raubtier. Ein schlaues dazu. Deshalb muss man auch realistisch bleiben. Natürlich wird ein Wolf sich die leichtesten Ziele aussuchen, dazu gehören Hunde und Schafe, Ziegen usw. Eben alles, was sich in Menschennähe aufhält und wenig Möglichkeit zur Flucht hat oder Gefahr zu spät erkennt. Herdenschutzhunde sind auch deshalb häufig Wölfen zum Opfer gefallen, weil sie eben lange keine Gefahr dargestellt haben. Aber auch die Hunde lernen dazu ebenso wie die Herdenbesitzer. Es wird sicher dauern das Gleichgewicht wieder herzustellen, das ist immer so, wenn der Mensch eine Rolle spielt, aber unmöglich ist es nicht.


  • Aber der Prozess des Verlierens der Scheue ist ganz klar in Gang gesetzt, verläuft fast lehrbuchmässig.


    Das find ich unheimlich wichtig!


    Bei uns muß man erst Vorsorge treffen - sonst gibt es keine Entschädigung. Man bekommt hier in Sachsen 80% (oder sogar alles?) an Wolfsschutz ersetzt. Nicht nur die Differenz. Dennoch gibt es genug Deppen, die ihre Schafe irgendwo antüddern. Und erst, wenn was passiert, wird der Schwierigkeitsgrad in kleinen Schritten gesteigert... blöd!
    Genauso wundert mich aber auch, daß Jäger nix von der Gefahr für ihre Hunde wissen! Eines der ersten Wolfsopfer in Sachsen war ein Jagdhund! Die Statistiken gehen nur noch bis 2008 zurück aber das stand jahrelang im Netz. Ich seh da eine ganz reale Gefahr für Jagdhunde und es wundert mich, daß bei all dem "Anti-Wolf-Geschrei" von Jägern gerade diese Gefahr nie gesehen und als Argument genutzt wurde! (Dieses Anti-Wolf-Geschrei lese ich übrigens nur in der Zeitung. Live höre ich von Jägern wie geil gesund der Wald geworden ist!)


    Ich glaub, das mit dem "Gleichgewicht" ist keine Selbstverständlichkeit, die einfach Zeit braucht. Die braucht Geld und viel Engagement. Und bitte nicht nur von Schäfern und Jägern. Ich hör durchaus von "romantisierenden Städtern" was von Herdenschutzhunden und der Entschädigung, die ich kriege. Ich hab 'ne kleine Hobbyherde - für meinen Shetlandbock bin ich von Dresden nach Schleswig-Holstein gefahren. (Die gibt es so gut wie gar nicht in Deutschland!) Ich zahl meine Zäune selber und ich kann es mir erlauben, extra Aufwand zu betreiben. Nur: Sollte mir so ein Krümel gefressen werden, ist es mir nicht nur ums Geld schade....



    Für einen Schäfereibetrieb ist der zusätzliche Aufwand 'ne ganz andere Nummer! Die Zeit zum Auf-und Umbauen der sicheren Zäune, die läßt sich nicht herzaubern und das Geld für zusätzliche Kräfte gibt es einfach nicht. Und ich kann gut nachvollziehen, daß nicht jeder Bock hat auf Herdenschutzhunde!


    Die meisten hier im Forum wollen ihre Hunde gerne mit Fleisch von gut gehaltenen Tieren füttern. Bei den Schäfereien die ich kenne, haben die Tiere ein gutes Leben. Fleisch vom glücklichen Weidelamm und Wolfsromantik sollte doch bitte irgendwie zusammengehen! Ich hab das hier schon mal geschrieben: Wenn "wir" als Gesellschaft den Wolf willkommen heißen, dann müssen "wir" das möglich machen. Das kostet Geld. Und für einige bedeutet das echte Einschränkungen.


    Bisher hatte ich oft den Eindruck, als würde Sachsen als kaum besiedelte Wildnis gesehen und "die drei Hanseln hier", die müssen halt klar kommen mit den Wölfen. Jetzt sind die Wölfe in der "richtigen" Zivilisation angekommen und das sind nicht wenige und die sind nicht wirklich scheu. Nix mehr Wolfsromantik im fernen Osten.

  • Ich habe drei Jahre lang mit Gehegewölfen gearbeitet und es hat sich genau einer mal ein paar Meter weiter ran gewagt.


    Gehegewölfe haben sehr, sehr, sehr wenig mit frei lebenden Wölfen zu tun. SIe werden gefüttert und das wichtigste ist das Gehegewöfe nicht in natürlichen Strukturen lebe, also nicht in Familienverbänden, wo die Jungwölfe abwandern können.


  • Bei uns muß man erst Vorsorge treffen - sonst gibt es keine Entschädigung.


    und das ist gut so! (einzelne) Schafe werden angepflockt nachts draußen gelassen, oder werden nicht eingestallt. Bequemer kann mensch es den Wölfen nicht machen.
    Hier sind noch größer Schafherden unterwegs, nachts kommen die in dein abgezäuntes Areal mit elektrischem Schafsdraht (nicht so hoch wie in Wolfsgebieten) oder in den riesigen Stall.

  • P
    Wie gesagt, die hiesigen Wölfe sind noch lange nicht soweit, auf Hunde oder Menschen Jagd zu machen.


    komischerweise gilt das weltweit! Das Menschen durch Wölfe umkommen ist absolut selten entweder krankheitsbedingt (Tollwut) oder die Mesnchen sind selbst schuld: anfüttern, in die Enge treiben, den Welpen nähern. Wenn du dich mal schlau machen willst zieh dir mal das büchlein (auch ebook) von der Radinger rein Wolfsangriffe – Fakt oder Fiktion? für ein paar Euro.


    Zitat

    In Rumänien gibt es Wolfsrudel, die sich auf (durchaus wehrhafte) Herdenschutzhunde als Nahrung spezialisiert haben. In Frankreich nehmen gezielte Attacken auf Herdenschutzhunde zu, einer oder zwei reichen da längst nicht mehr zum Schutz.


    hast du QUellen dafür? Herdenschutzhunde wurden Jahrtausende auf Herdenschutz durch Wolf und Bär selektiert. Warum sich mit einem wehrhaften Hund anlegen wenn es reicht die hunde weckzulocken und freie Bahn auf die Schafe zu haben?

  • Zitat

    hast du QUellen dafür? Herdenschutzhunde wurden Jahrtausende auf Herdenschutz durch Wolf und Bär selektiert. Warum sich mit einem wehrhaften Hund anlegen wenn es reicht die hunde weckzulocken und freie Bahn auf die Schafe zu haben?


    Ja. Ein Gebiet von 70 Quadratkilometern wurde im Rahmen einer Studie in Rumänien auf Wolfsrisse untersucht. Im Zeitraum von Januar 2001 bis Oktober 2002 wurden folgende Tiere und Menschen gerissen:


    62 Schafe, 7 Kühe, 1 Kind, zwei Fohlen, 186! Hunde, von denen 157 Herdenschutzhunde waren. Die Hunde wurden dabei zu 80-100 Prozent von den Wölfen verzehrt.


    Mertens, A. in prep. Socio-economics of large carnivore-livestock conflicts in Romania. PhD Thesis, University of Munich, Germany

  • Das mit den Zitaten im neuen Forum ist seltsam. Ich hab das nicht gefragt...


    Nun ja
    Die größeren Herden sind hier geschützt. Mit ordentlich Aufwand.


    Die Anfütterer hier, die machen mich wahnsinnig! Die wissen, daß sie keine Entschädigung bekommen aber scheinen zu denken, daß sie das nicht ändern können! "DUUUU kriegst ja Entschädigung wenn was ist! Du hast ja Zäune!" Da ist von der Aufklärung nach all den Jahren immer noch nix angekommen! Die Aufklärung sagt aber auch nicht knallhart, daß hier Raubtiere fast systematisch angefüttert werden. Denn dann würde man ja genau das sagen: Raubtiere! Anfüttern = schlechte Idee!


    Ich hab immer das Bild vor Augen von Hunden, die Türen aufmachen und Menschen, die immer ein wenig nachrüsten. Bis der Hund auch Kindersicherung kann.... und Wölfe sind ja die besseren Problemlöser.


    Willkommen Wolf in Deinem neuen Revier. Hier gelten folgende Regeln.... das wär sinnvoll. Schafe sind echt schwierige Beute. Kannste vergessen! In Siedlungen ist richtig scheiße. Nur Ärger!
    Das machen wir aber nicht. Wir trainieren in winzig kleinen Schritten hoch. Immer nur so viel Mühe und Geld wie nötig. Oder sogar noch etwas weniger. Da verpassen wir echt Chancen!

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