Echte Wölfe und blöde Fragen

  • Aber keiner (und ich kenne durchaus einige) würde morgens die Kadaver von Wolfsrissen einsammeln, als ob es leere Papiertüten sind.

    Natürlich, weil man sieht.
    Man sieht Blut, man sieht den Schrecken.
    Das wäre / ist auch bei unsern "Spezialisten" nicht anders.
    Aber wenn das weit weit ab passiert, wo man es weder sehen noch hören kann, wenn dabei kein Blut fliesst... ich verspreche Dir dass dann schulterzuckend das Formular für die Entschädigung ausgefüllt wird.



    Tourismus ist ein sehr grosses Problem, wobei Problem das falsche Wort ist.
    Keine Touristen = weniger Reklamationen, man kann eher tun und lassen was man mag.
    Aber auch weniger Geld, und zwar in einer Spirale.
    Ich komme aus Touristenorten :smile: da schlägt durchaus mein Herz. Ich kenne den Unterschied zwischen der Wintersaison (= vom 22. Dezember bis Ostern kein Schlaf, zumindest so reduziert dass man bei jeder Gelegenheit einpennt, auch unter der Dusche) und Sommersaison (gähn).
    Hätte der Sommertourismus nicht Fahrt aufgenommen mit all seinen ungesunden Nebenwirkungen, gäbe es jetzt auch ein paar Winter-Tourismusorte nimmer, weil sich das keiner leisten kann die Infrastruktur am Leben zu erhalten.
    Hm, würde mich ehrlich nicht weiter stören :mute:
    Aber das sind viele Existenzen die dran hängen.


    Ich persönlich glaube nicht daran dass es ein friedliches Miteinander geben kann.
    Nein ich habe nichts gegen Wolf und Bär, ich glaube einfach nicht daran, dass die Interessen miteinander vereinbar sind.


    Und nochmal meine Frage: wie vertreibt man denn nun ein Rudel Wölfe von der Schafherde?
    Händeklatschen?

  • Aber wenn das weit weit ab passiert, wo man es weder sehen noch hören kann, wenn dabei kein Blut fliesst... ich verspreche Dir dass dann schulterzuckend das Formular für die Entschädigung ausgefüllt wird.

    Wie bekommen sie denn Entschädigung ohne "Beweis"?

  • Subventionen.
    Es gehen jedes Jahr Tiere verloren, das ist normal.

  • Und was die "Mehrheitsmeinung gegen Wolf und Naturschutz" angeht - das ist doch eher als Witz gemeint, oder?


    Du wirst in einem Hundeforum wohl kaum eingeschworene Wolfsgegner finden - wenn wir diese Tiere nicht per se toll fänden, hätten wir wohl kaum ihre Nachfahren im Haus. Was das "gegen Naturschutz" angeht, kann ich nur für mich selbst sprechen: Ich hab mich da nämlich schon engagiert, als das noch als abartige Randgruppen-Spinnerei galt und nach all den Jahren wirklich einiges durch.


    Um so weniger verstehe ich - und ich glaube, das geht den anderen in diesem Thread genauso - dass da plötzlich alles über Bord geworfen wird, was bisher wichtig war, Stichwort: möglichst unzerteilte Lebensräume und weiträumig vernetzt Biotope - nur, um eine einzige, hochgehypte Tierart auf Teufel komm raus möglichst flächendeckend anzusiedeln.


    Egal, ob's paßt oder nicht, und um buchstäblich jeden Preis - DAS ist eine Politik, die ich absolut nicht verstehe, ein Preis, den ich viel zu hoch finde und in meinen Augen das absolute Gegenteil von sinnvollem Naturschutz.

  • Subventionen.
    Es gehen jedes Jahr Tiere verloren, das ist normal.

    In Deutschland darf man Subventionen nicht mit Entschädigungen gleichsetzen. Gibt es in Östereich an Wolfsrissen gebundene Subventionen? Oder gilt das generell als Gefahrenzulage im Almbereich?


    Bei Wolfsverlust muss dies nachgewiesen sein, ehe man nur an Geld denken darf. Jedenfalls bei uns im "Flachland".


    Ein Landwirt konnte nur das Ergebnis "Wolf nicht nachweisbar", sprich nicht genau zu sagen ob es wirklich kein Wolf war, bekommen und hat keine Entschädigung bekommen.



    Und nochmal meine Frage: wie vertreibt man denn nun ein Rudel Wölfe von der Schafherde?
    Händeklatschen?

    Und noch zu deiner Frage:
    Effektiv? Müsste man den Tieren tatsächlichen Schaden zufügen, z.B. durch Gummigeschosse oder anderen Fluggeschossen ohne sie dabei zu töten. Ein getöteter Wolf ist schlecht für die Rudelstruktur. Ein verletzter Wolf kann seine Erfahrungen weitergeben. Und ob es dann wirklich langfristig reicht, kann man aufgrund fehlender "Übungen" nicht sagen. Der rein präventive, passive Herdenschutz durch Zaun ist nicht ausreichend. HSH können beitragen, sollten aber nicht die einzige Möglichkeit bleiben. Hunde als "Warnanlage" mit Möglichkeit der "sofortigen" Vergrämung scheint am sinnvollsten.

  • da ich die Mehrheitsmeinung gegen Wolf und Naturschutz hier nicht teile, das auch deutlich sage und dafür schon massiv angegriffen wurde inklusive Unterstellungen,

    Wieso wird ein kritischer Umgang mit dem Thema Wolf und Herdenschutz von Dir gleichgestellt mit einer "Mehrheitsmeinung gegen Wolf und Naturschutz"?


    Das verstehe ich nicht.


    Die leben hier auf meinen Flächen:
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    Das Steinschmätzer-Paar lebt hier einige Wochen auf Durchzug, bis es in sein Brutgebiet weiterzieht:


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    Die mal nur als "Zeigerarten" - das lässt sich nur durch extensive Weidetierhaltung erreichen. Diese bedingt ein Blütenangebot durch die gesamte Vegetationsperiode hindurch, weil auf den extensiven Weideflächen niemals so ein Kahlschlag herrscht, wie nach dem Mähen. Das Blütenangebot und auch der auf die Fläche gelangende Rinderdung wiederum ermöglichen einen unvorstellbaren Reichtum an Insekten und daraus resultierend weitergehenden Artenreichtum, was Schlangen, Amphibien und Co angeht. An sonnigen Vormittagen kann ich bei meinen Kontrollgängen bis zu 30 verschiedene Schmetterlingsarten sehen.


    Ich lebe das, wovon viele andere nur reden. Und zwar in aller Konsequenz und unter grossen finanziellen Aufwand.


    Dass ich trotz aller Schwierigkeiten, die der Herdenschutz in der Praxis bereitet, immer noch kein Wolfsgegner, sondern lediglich ein Kritiker des hiesigen Wolfsmanagements bin, das in Bayern ja quasi nicht vorhanden ist, sollte doch verständlich sein, denn ohne einen in der Praxis auch machbaren Herdenschutz ist all das da oben gefährdet. Ich war und bin nicht gegen den Wolf - ich bin für Weidetiere und endlich machbaren Herdenschutz.


    Grad jetzt, nach dem Termin für VNP-Flächen und dem 2. konventionellem Schnitt, sind meine Flächen inmitten der Rodungsinsel, auf der unser Dörfchen steht, die einzigen weit und breit, wo noch Pflanzen blühen. Das muss doch verdammt noch mal erhalten werden können - und wenn das wegen sonstiger rechtlicher Geschichten (Aussenbereich) nur mit Herdenschutzhunden möglich ist, müssen diese verdammt noch mal auch von der Bevölkerung und dem Tourismus-Kram akzeptiert werden.


    Aber Deiner Ansicht nach bin ich gegen Wolf und Naturschutz.


    :ka:


    LG, Chris

  • Wo denn? Dann ziehe ich sofort da hin.

    Im Oisans Gebiet, Frankreich.
    Zumindest habe ich die Herdenschutzhunde dort als ziemlich selbstverständlich erlebt, der Tourismus hat -wieder nur was ich erlebt habe- relativ vernünftig reagiert. Unser Rennen etwa wurde verschoben weil ein HSH mit seiner Herde auf der Strecke stand und der Besitzer erstmal gesucht werden mußte.


    Auch in den Spanischen Pyrenäen hatte ich nicht den Eindruck, dass es massive Probleme mit dem Einsatz von HSH gab.


    In der Türkei sind HSH seit ewigen Zeiten selbstverständlich. Laut den Erzählungen von Freunden (die in der türkischen Pampa aufgewachsen sind) der Umgang mit selbigen auch.


    Wenn man von vorneherein weiss, dass effizienter Herdenschutz, der in der Theorie wunderhübsch klingt, in der Praxis aus zahlreichen Gründen nicht umsetzbar ist - was bleibt einem denn dann anderes übrig?

    Wenn man aber gleich von vorneherein alles auschließt und so tut, als könnte man den Wolf wieder los werden wird es doch erst recht nicht besser? Und dieses wolfsfreie Südtirol wird es nicht geben. Ein paar weniger Touristen würde uns dagegen im Sommer echt gut tun ;)


    Außerdem wird in der strukturell sehr ähnlichen Nachbarregion Trentino auf Herdenschutz gesetzt, völlig unmöglich wird es auch hier nicht sein.

  • Nun, für jemanden, der sich grundsätzlich gegen Nutztierhaltung ausspricht, kann das nicht gut sein, Chris.
    Weil: du hältst ja immer noch Nutztiere. ;-)


    Das ist ja das Abstruse an der ganzen Diskussion.
    Seit ca. 15-20 Jahren gibt es Bemühungen, die Tierhaltung generell zu verbessern. Es gibt ein wachsendes Bewusstsein dafür, das Pferde beispielsweise nicht mehr in Ständern zu halten sind. Auch in der Rinder- und Schweinehaltung, sowie in der Geflügelhaltung gibt es Verbesserungen.
    Bei Pferden ist es definitiv so, dass du heute keinen Stall mehr vermietet bekommst, wenn du keine Weide hast, auf der die Pferde möglichst ganztags rauskommen. Wenn du einen neuen Stall baust, muss der bestimmten Normen (Boxengröße, Luft, Licht, Auslauf) entsprechen, sonst bekommst du den gar nicht erst genehmigt.
    Das hat es vor 20 Jahren in der Form noch nicht gegeben.
    Nun ist es inzwischen also so, dass jeder Pferdebesitzer den ich kenne (und das dürften gut um die 200 sein) sein Pferd möglichst viel auf Weide oder im Offenstall stehen haben will.
    Ist nur schwierig, wenn man im Wolfsgebiet lebt. Der Weidegang wird hier und da deutlich reduziert und findet nur unter Aufsicht statt. Qualität der Pferdehaltung hat also weniger Bedeutung als die freie Entfaltung der Wölfe. Klar, logisch.
    Pferdehalter sind ja auch irgendwie "Nutztierhaltung", die das Ganze eh nur zum Vergnügen machen und einfach nicht wissen, wohin sie sonst mit ihrer Kohle sollen.
    :mute: :mute:

  • Und auch wenn es schwer fällt: Jäger streifen nicht schiesswütig durch ihr Gebiet und machen alles platt, was sich bewegt.

    Wer schreibt das wo? Bitte mit Zitat ;)
    Ich zB habe nur mein Missfallen von dem Anblick von bewaffneten Menschen ausgedrückt

    Lösungsvorschläge: müsste man, sollte man, könnte man, hätte man... - nein Danke. Das hilft nicht.

    Sondern?

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