Echte Wölfe und blöde Fragen

  • Vor 150 Jahren gab es auch noch massive, regelmäßig Hungersnöte in Europa, und jahrelange Kriege, von denen die Wölfe profitierten - also nicht gerade ein Vergleichsparameter, das ich besonders anziehend finde.


    Und die Kosten für die Wölfe werden auch diesmal total auf den Tierhalten hängenbleiben: Verbraucher werden angesichts der billigen Alternative aus Massentierhaltung dahin ausweichen, und die öffentliche Hand wird den Teufel tun, Weidetierhalter zu unterstützen. Sieht man ja jetzt schon an den Diskussionen um eine Weideprämie.


    Es wird, wenn es so weitergeht, so laufen, dass die nicht industriellen Tierhalter aufgeben müssen (was die Mehrzahl der Verbraucher schlicht einen kalten Kehricht schert) und die Landschaft zunehmend dem Mais, den Wölfen und den Sauen gehören wird. Das wäre mir eine einzelne hochgehypte Tierart absolut nicht wert.


    Mal ganz abgesehen davon, dass der teure Schutz - wie hier schon - zigmal erwähnt - an vielen Stellen schlicht nicht möglich ist. Meine Ponys zum Beispiel stehen in einem extensiv beweideten kleinen Naturparadies, auf Koppeln von etwa 20 Hektar. Die haben noch ein besonderes Plus: Sie sind rundum, innen wie außen, mit landschaftstypischen uralten Eichen umgeben. Würden wir da den in der Theorie vorgeschriebenen Untergrabeschutz einbuddeln, würden wir dafür ein Massaker an diesen herrlichen, geschützten Bäumen anrichten müssen. Muß der Wolf das wert sein?


    Wir können also nur beten ,dass der tiefe unterste Elektrodraht die Wölfe fernhält. Tut er es nicht, wird das keine Sau kümmern: Alle Pferde, die da stehen, gehören Hobbyhaltern - und von denen wird ja eh erwartet, dass sie ihre Tiere entschädigungslos fressen lassen.


  • Die artgerechte Tierhaltung hat es gegenüber Umweltsünden und Massentierhaltung schwerer, weil Menschen deinem Argument "Rindfleisch aus Südamerika ist billiger" folgen, nach meiner radikalen Argumentation gäbe es gar keine Nutztierhaltung ;)Nach meiner realistischen Argumentation sollte der Verbraucher die Kosten tragen, also der Konsument die gestiegenen Fleischkosten, der Steuerzahler die gestiegenen Kosten der Landschaftspflege auf öffentlichen Flächen.
    Alles war nicht artgerecht ist gehört mMn eh verboten und mensch sollte sich schämen, das durch seinen Kauf zu unterstützen.

    Schade, zum Problem, dass gerissene Tiere größtenteils gar nicht Fleischgewinnung dienen, sagst du so gar nicht...


    Übrigens, für das südamerikanische Fleisch habe ich vergleichbaren Preis, wie für Biofleisch bezahlt, warum soll die Haltung dort schlechter sein als hier?
    Ich sagte, ich bezahle nicht mehr als 30, da jetzt so viel Bio-Rind ungefähr kostet, werde ich nicht bereit sein, Mehrkosten zu tragen, bloß weil manche gerne Wölfe in D haben möchten ;-)
    Ich möchte nicht mißverstanden werden - ich kaufe kein Fleisch aus schlechter Haltung, weder für Mensch, noch für Hund!
    Es muss nur kein Fleisch aus Deutschland sein - da ich die Senkung des CO2-Ausstossses für utopisch halte, habe ich kein Problem damit, wenn es längere Transportwege gibt.

  • "Nach meiner realistischen Argumentation sollte der Verbraucher die Kosten tragen, also der Konsument die gestiegenen Fleischkosten,"


    Das hältst du für realistisch? Lebensmittel waren jahrhundertelang so teuer, dass nahezu der komplette Arbeitslohn dafür draufging. Noch zu Kaisers Zeiten mußte ein normaler Arbeitnehmer mehrere Stunden für einen einzigen Laib Brot arbeiten, und das war damals das Grundnahrungsmittel. Viel mehr drüber gab es für den Durchschnittsverdiener nicht, für Arme gehörte Hungern zum Alltag.


    Hältst du es wirklich für "realistisch", also für politisch und wirtschaftlich durchsetzbar, dahin zurückzukehren? Glaubst du echt, dass viele Konsumenten, durch moderne Landwirtschaft an den totalen Lebensmittel-Überfluß gewöhnt, sowas mitmachen würden - nur für den Wolf?


    Kann ich mir absolut nicht vorstellen. Stattdessen wären die Folgen, wie oben schon öfter beschrieben, der Weg in die totale industrielle Fleischerzeugung, ohne die tierfreundlicheren Alternativen, die es jetzt zum Glück noch gibt. Und die sind mir insgesamt einfach wichtiger als Wölfe in jeder möglichen und unmöglichen Ecke dieses Landes.

  • Schade, zum Problem, dass gerissene Tiere größtenteils gar nicht Fleischgewinnung dienen, sagst du so gar nicht..

    tue ich: Zitat "der Steuerzahler die gestiegenen Kosten der Landschaftspflege auf öffentlichen Flächen."

    warum soll die Haltung dort schlechter sein als hier?

    Egal aus was für Haltung (intensiv oder extensiv) Fleisch aus Südamerika stammt, die Ökobilanz ist eine Katastrophe: erstens wegen dem Transport, zweitens wegen dem Zusammenhang zwischen Abholzung von Regenwald, wahlweise für Futteranbau (intensiv), oder für Weideland (extensiv), Regenwald gegen Rinderweide

  • @terriers4me stimmt, das ist auch irgendwie "Glauben an das Gute im Menschen" :D
    Aber tatsächlich würde ich es begrüßenswert finden, wenn tierische Produkte eben nicht massenhaft im Überfluss billig zu haben wären, sondern Luxus.
    Wenn diese Produkte einen Preis kosten würden, der Tieren und Tierhaltern ein würdevolles Leben ermöglichen, was sollte daran verkehrt sein?
    Warum Brot durch die Rückkehr von Beutegreifern und Herdenschutz teurer werden sollte erschließt sich mir jetzt irgendwie nicht?

  • Rinski, da sind wir und VÖLLIG einig - tierische Produkte sollten, wenn es auf dieser Welt gerecht zuginge, eigentlich der Luxus sein, der sie ja nun mal sind. Immerhin ist dafür jemand gestorben.


    Nur an das Gute im Menschen glaube ich da nicht - und daher nehme ich an, die Verbraucher werden von "superteuer wegen Wolf" eher auf "billig, kommt aus Intensivhaltung" ausweichen, statt mal zu verzichten.

  • "Warum Brot durch die Rückkehr von Beutegreifern und Herdenschutz teurer werden sollte erschließt sich mir jetzt irgendwie nicht?"


    Weil das Brot von heute - also das Grundnahrungsmittel - bedauerlicherweise Fleisch geworden ist, und weil es in der Realität kaum durchsetzbar sein dürfte, Lebensmittel wieder so teuer oder Fleisch so rar zu machen wir vor 100 Jahren. Das würde genau den Aufstand geben, der beim Aussterben der artgerechten Tierhaltung ausbleiben wird.

  • In dem Artikel steht auch, dass kein Herdenschutz betrieben wurde, es wird geprüft, ob das zumutbar sei.
    Die Aufwandsentschädigung für Herdenschutz meine ich mit Mehrkosten.
    Und ja, wir werden nicht mehr auf jedem Fleck Land ungeschützt Tiere stellen können sondern eben nur noch da, wo es machbar ist. Unter den neuen/alten Gegebenheiten eben da, wo Herdenschutz machbar ist.



    Und damit "Das würde genau den Aufstand geben, der beim Aussterben der artgerechten Tierhaltung ausbleiben wird."
    sind wir an genau dem Punkt, dass das eigentliche Problem der Mensch mit seinem Konsumverhalten ist. Sei es im Bezug auf Fleischpreise, sei es als Depp auf der Kuhweide, der Kälber streichelt, HSH provoziert oder Kühe vom Hund scheuchen lässt.

  • Alp "nicht schützbar"

    Bei uns auf der Alp tut der Wolf gut :mute:
    Wie viele Schafe elendiglich verrecken weil sich keiner kümmert, wie viele mehr jedes Jahr "vergessen" werden da Oben... und genau so traurig langsam sterben; aber das ist egal. Weil zu anstrengend und die Kosten werden eh vom Staat übernommen.
    Jetzt ist's der böse Wolf, da muss man natürlich was tun. Gut so!
    Wenn 30 Schafe einen bekannten aber ungeschützten Tobel runterfallen und mit gebrochenen Knochen langsam sterben, kümmert das überhaupt gar keinen.
    Traurig aber leider ist dem so.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!