Echte Wölfe und blöde Fragen

  • Ich fände es auch sehr beunruhigend, wenn ich mit meinen Hunden einem Wolf begegnen würde. Auch deshalb, weil die nicht alle fit sind. Keine Frage, das will und muss man nicht haben.
    Was hier, wo ich wohne, bereits ein Problem ist (schon länger), sind Wildschweine. Man begenet ihnen recht häufig, und je nach Jahreszeit ist das wirklich alles Andere als gemütlich...

  • Ernst gemeinte Frage, wo bzw. in welchen Ländern haben sie denn eine Daseinsberechtigung deiner Meinung nach?

    Ich rede nur von meiner Meinung: dort, wo es große, verhältnismäßig dünn besiedelte Naturgebiete gibt und die Menschen sich unverzüglich ohne Gesetzeswidrigkeiten mit allen Möglichkeiten dem Wolf zu Wehr setzen darf.

  • Ich rede nur von meiner Meinung: dort, wo es große, verhältnismäßig dünn besiedelte Naturgebiete gibt und die Menschen sich unverzüglich ohne Gesetzeswidrigkeiten mit allen Möglichkeiten dem Wolf zu Wehr setzen darf.

    Okay. Nenn mir da doch mal bitte Länder?
    Nur damit ich ne Vorstellung habe.

  • So etwas passiert nun wirklich nicht besonders häufig. Das ist schon wirklich selten und man wächst da auch ein bißchen rein. Vorher hat man dann auch schon öfter mal Kot und ungwöhnliches Hundeverhalten gesehen. Die Wölfis lassen einem schon Gewöhnungszeit und schmeißen uns nicht ins kalte Wasser ;)


    Ich kann nicht behaupten, dass ich das gut finde. Aber so lange es so bleibt, möchte ich damit zurecht kommen. Mehr Nähe will ich nicht, Hinternbeißer will ich nicht, Zaunsteher und Straßenläufer will ich auch nicht.


    Edit:
    Hier sind jetzt auch die "unter Beobachtung" Orte drin. Vielleicht wirst Du da schlauer.

    Das hast Du sehr treffend geschrieben - so ähnlich geht es mir auch.
    Ich möchte gern damit zurecht kommen, ich bin auch über die Maßen bereit, meine Tiere zu schützen, ich möchte aber auch die Gewißheit haben können, dass es bei auftretenden Problemen mit den Wölfen zu raschen, effektiven Maßnahmen kommt, die gern bei Vergrämungsversuchen anfangen, aber schlimmstenfalls auch bis zum Abschuss gehen. Damit meine ich noch nicht einmal Wölfe, die nachts Dörfer als Abkürzung benutzen. Aber ich meine damit Wölfe, die sich ganz selbstverständlich tagsüber in Dörfern und Siedlungen aufhalten und ich meine damit Wölfe, die sich von machbaren Herdenschutzmaßnahmen nicht von Nutztierrissen abhalten lassen.
    Ich würde es noch nicht mal problematisch finden, wenn ich nachts um 3.00 im Dorf auf einen Wolf treffe - aber ich würde es problematisch finden, wenn derselbe Wolf am Zaun entlangschlendert, wenn ich vormittags um halb 10 im Gemüsegarten rumpussel.


    Ich hätte gern die Definition für "Problemwolf" enger gefasst, als sie jetzt ist.
    Wobei ich mir darüber im Klaren wäre, dass diese Probleme nicht zwangsläufig von den Wölfen an sich ausgehen müssen. In recht dicht besiedelten Gegenden halte ich es für normal, dass man sich öfter mal über den Weg läuft. Aber wenn das enge Beieinander zu Problemen führt, muss es Möglichkeiten geben, diese Probleme zu lösen - das wären dann "es gibt Probleme, weil wir zu dicht aufeinanderhocken-müssen-Probleme, keine "Problem-Wölfe-Probleme".


    Was mich jetzt massiv stört, ist, dass es zwar die Aussagen gibt, dass Problemwölfe entnommen werden können, die Definition für "Problem" aber so gefasst ist, dass es de facto kaum einmal dazu kommen wird. Mir wird da zu viel mit dem Neugier-Verhalten von Jungwölfen entschuldigt. Für mich sind Jungwölfe die erwachsenen Wölfe von morgen - und die Erfahrungen, die sie unterwegs machen, behalten sie für den Rest ihres Lebens im Hinterkopf.
    Mir wird auch zuviel auf die Tierhalter abgeschoben - es ist mir unbegreiflich, wie ein Rudel wie das in Barnstorf, das mittlerweile einen Herdenschutz mit Hunden wegen der Zaunkünste zwingend erforderlich macht, weiter geduldet werden kann.
    Da wird für mich dieses "wir müssen es alle erst wieder lernen" gnadenlos auf dem Rücken der Tierhalter ausgetragen. Ich bin mir sicher, die Tierhalter in dieser Region haben ihre Lektion gelernt, wie wichtig effizienter Herdenschutz ist - aber dieser muss eben auch machbar bleiben. Und das wird dort immer schwieriger, weil das Rudel mittlerweile Zäune nur noch als lustiges Training empfindet.



    Ernst gemeinte Frage, wo bzw. in welchen Ländern haben sie denn eine Daseinsberechtigung deiner Meinung nach?

    Für mich überall da, wo dann auch den Wölfen mal Grenzen gesetzt werden.
    Ich habe vor Längerem mal ZA aus den USA verlinkt - dort wird von Fish and Wildlife unmittelbar reagiert, wenn Wölfe in den Ortschaften auftauchen, es gibt unverzügliche Vergrämungsmaßnahmen, die Bevölkerung wird informiert und über richtige Verhaltensweisen aufgeklärt. Bei sehr nahen Annäherungen von Wölfen an Hundespaziergänger in Ausflugsgebieten wird ebenfalls unverzüglich reagiert, es gehen Warnmeldungen an die Bevölkerung heraus und es wird mit Vergrämungsmaßnahmen begonnen. Das setzt eine hohe Personaldecke und ständige Rufbereitschaft voraus - das scheint bisher etwas zu sein, was dem Wolfsmanagement in D als "unzumutbar" vorkommt.


    LG, Chris

  • Ich würde mal wagen, es zu generalisieren und zu sagen: Der Wolf gehört überall da hin, wo er noch Teil eines natürlichen Ökosystems sein kann - und hat da nichts verloren, wo er (zwangsläufig) über Jahrhunderte gewachsene ländliche Strukturen bedroht.


    Was ich interessant finde ist, dass gerade Länder, die diese Bedingungen noch zu bieten haben, wie z.B. Kanada Wölfe in Siedlungsnähe trotzdem noch so scharf regulieren. Die werden schon wissen, warum - und bei uns, in einem der am dichtesten besiedelten Länder Europas, soll alles easy von selbst laufen?

  • aus der Märkischen allgemeinen Zeitung von heute:
    Wolf auf Autobahn
    bei Cottbus überfahren
    Cottbus. Auf der Autobahn 15 bei Cottbus ist in der Nacht zu gestern ein Wolf überfahren worden. Das Tier habe die Fahrbahn überquert und wurde dabei trotz Vollbremsung von einem Peugeot-Transporter angefahren, teilte die Polizeidirektion Süd gestern mit. Das Tier verendete, der Transporterfahrer blieb unverletzt. An dem Wagen entstand ein Sachschaden von 1000 Euro.

  • auch aus der Märkischen , allerdings von gestern:



    Locktow


    . Der Wolf zwingt Gerhard Kernchen in die Knie. Mehr als zehn tote Tiere hat der 68-Jährige in seinem Damwildgehege bei Locktow am Donnerstagmorgen vorgefunden – allesamt über die neun Hektar verteilt. „Die müssen hier richtig Bambule gemacht haben“, sagt Kernchen und zeigt auf die Spuren, die dort, wo noch Schnee liegt, zu sehen sind. „Ich höre definitiv auf“, sagt er resigniert. „Das ist eine Invasion, die kann man nicht mehr aufhalten.“
    Schon bevor Gerhard Kernchen zu seinem alltäglichen Morgenrundgang aufbrechen will, hat ihn per Telefon ein Landwirt über die Situation vor Ort informiert, der mit seinem Traktor am Gehege vorbeigefahren ist. Kernchen habe dann umgehend den für die Region zuständigen Wolfsbeauftragten angerufen. Dieser ist am Nachmittag nach Locktow gekommen, um den Schaden zu begutachten.
    Angriff am Donnerstag ist der zweite dieser Art
    Er fährt das Gelände ab, notiert Größe und Gewicht der Tiere, macht Fotos. Außerdem dokumentiert er die Rissspuren. Seinen Namen will der Gutachter nicht nennen – er werde wegen seiner Tätigkeit von vielen Menschen angefeindet, erzählt er nur.
    „Für mich ist das größte Unglück, dass alle weiblichen Tiere hochschwanger waren“, erzählt Gerhard Kernchen. Er besitzt das Gehege seit 1993. Der Angriff am Donnerstag ist der zweite dieser Art. Zuletzt hat ein Wolf im Februar 2016 fünf Tiere des Bestandes gerissen. Er hat sich damals durch ein flach gegrabenes Loch unter dem Zaun Zugang zum Gehege verschafft.

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