Echte Wölfe und blöde Fragen

  • Ich habe hier übrigens einen kleinen Fernsehbeitrag, den ich interessant fand, bei dem ich aber auch Zweifel habe, ob die Erfahrungen, die der Schäfer hier wiedergibt, so 1:1 auf alle Nutztierhalter zu übertragen sind. Das kommt mir irgendwie doch zu einfach vor und ich glaube, es wird immer Wölfe geben (solange es sie in D gibt), die für Nutztiere so gefährlich werden, dass man sie "entnehmen" muss.
    Trotzdem interessant, was der Herr so zu erzählen hat, finde ich.
    ?mode=play&obj=70263


    edit: mich wundert nebenbei, dass der eine Hund für mich deutlich am Humpeln ist...

  • Ich habe viel mitgelesen , aber nicht alles.
    Das größte Problem, das sich meiner Meinung nach ergibt,
    ist das wir hier in Deutschland zuviel Lebensmittel wegwerfen und leider oft genug mitten in die Landschaft.


    Das wird mMn auf Dauer dazu führen, das die Wölfe " angefüttert" werden und so die Scheu verlieren.
    Das wird Ihnen dann wohl zum Verhängnis werden.


    Für die Bereiche Sachsen, Brandenburg etc. wo es zu DDR Zeiten sehr viele Monokulturen ( Wälder, Kiefern)
    gab und gibt und dadurch wohl auch ein grosser Hirsch und Rehbestand, sind die Wölfe
    ein gewisser "Vorteil ". Sie halten diese Bestände in trab und vermindern den Verbiss. ( Laubbäume)
    Wenn die Wölfe aber lernen, das Weidetiere leichter zu haben sind, werden Sie sich da bedienen.


    Da wir alle Hunde haben und wissen sollten, wie schnell ein Hund unsere Fehler ausnützen kann
    und wie geschickt Sie uns " erziehen", müssen wir uns diesbezüglich über den Wolf nicht wundern.
    Blöd ist der nämlich nicht.

  • Ich habe hier übrigens einen kleinen Fernsehbeitrag, den ich interessant fand, bei dem ich aber auch Zweifel habe, ob die Erfahrungen, die der Schäfer hier wiedergibt, so 1:1 auf alle Nutztierhalter zu übertragen sind. Das kommt mir irgendwie doch zu einfach vor und ich glaube, es wird immer Wölfe geben (solange es sie in D gibt), die für Nutztiere so gefährlich werden, dass man sie "entnehmen" muss.
    Trotzdem interessant, was der Herr so zu erzählen hat, finde ich.
    ?mode=play&obj=70263


    edit: mich wundert nebenbei, dass der eine Hund für mich deutlich am Humpeln ist...

    1:1 übertragbar auf alle denkbaren Betriebsformen ist das sicher nicht, nein.
    Aber der Grundtenor ist da schon korrekt. Ein ansässiges Rudel, dem das Reissen von Nutztieren durch schnell einsetzenden, effizienten (!) Herdenschutz abgewöhnt wird, schützt vor den Wölfen, die tatsächlich die meisten Probleme in Sachen Nutztiere machen: den jungen wanderndenden Wölfen, die allein jagen müssen und deshalb so gern Schafe reissen, weil es so einfach ist.


    Nur ist "effizienter Herdenschutz" das wichtigste Schlagwort dabei. Der muss spätestens nach dem 1. Riss so massiv einsetzen, dass die Wölfe beim nächsten Versuch "örks" sagen und es lassen.
    Das bedeutet aber NICHT, dass sie nicht immer mal wieder schauen kommen, ob der Tierhalter irgendwo einen "Fehler" im Herdenschutz hat. Fehler, für die der Tierhalter oftmals nichts kann. Das kann eine überraschend volllaufende Bodensenke sein, in der der Zaun bei Aufbau korrekt gestanden hat, die durch Starkregen aber plötzlich zu einer Wasserfläche wird, die den E-Zaun ausser Gefecht setzt. Das kann ein Ast sein, der bei Wind auf den Zaun fällt, dass kein ein HSH sein, der gesundheitlich nicht auf dem Posten ist. Der im Video steht schwer auf und lahmt eindeutig - ICH würde solch einen Hund nicht einsetzen. Denn der Wolf sieht das auch, dass der Hund nicht 100% fit ist. McGyver ist z. B. bei seiner Ohrenentzündung vorn bei den Pferden im windgeschützten Bereich geblieben, weil ihm der eisigen Wind Schmerzen im kranken Ohr gemacht hat. Aber ich bin dann der Typ Tierhalter, der dann mit aufpasst - das kann ein Schäfer mit mehreren Herden und ohne Ersatz-Hunde einfach nicht leisten. Das ist ein absolutes Dilemma.


    Wie wichtig das Schlagwort "sofort einsetzender effizienter Herdenschutz" ist, sieht man an den absoluten Problemrudeln in D: Rosenthal, Cuxhaven (das Rudel hat sich wohl zwischenzeitlich aufgelöst, ich hoffe nur, keiner von den Jungtieren kommt hierher), Barnstorf. Da hat das nicht funktioniert mit dem "Rudel erziehen", weil unmittelbar aggressiv einsetzender Herdenschutz nicht stattfand - stattdessen die "pro Jahr 10 cm-Zaunhöhe-dazu und vllt auch dann mal Hunde"-Salamitaktik. DAS ist die absolut falsche Taktik - wohin das führen kann, sieht man daran, dass es in diesen Regionen kaum noch Herdenschutzmaßnahmen gibt, die nicht überwunden werden.
    Das sind alles Dinge, die man aus den Erfahrungen anderer Länder hätte wissen MÜSSEN, wenn man sich Wolfsexperte nennt. Und DAS gehört zu den Dingen, die ich dem offiziellen Wolfsmanagement vorwerfe - dass viel zu lange vorgegaukelt wurde, man könnte dauerhaft mit 90-cm-Zäunen effektiv die Herden schützen.
    Die Erfahrungen anderer Länder hätten hier hilfreich eingesetzt werden können - indem die Fördermaßnahmen weitaus eher eingerichtet worden wären und nicht, wie immer noch, trotz all dieser schlechten Erfahrungen damit, häppchenweise, wenn man die Anwesenheit der Wölfe nicht mehr negieren kann. Das sind richtig fatale Fehler, die da vom Wolfsmanagement gemacht worden sind, auf Kosten von Tausenden gerissenen Nutztieren.
    Auch das Herdenschutzhund-Wesen hätte von offiziellen Stellen angeleiert werden MÜSSEN, genauso wie die Einrichtung eines Herdenschutz-Kompetenz-Zentrums, das es nach 20 Jahren Wolf in D immer noch nicht gibt, in offizielle Hände gehört hätte.


    Dass ein Gründungsmitglied der AG Herdenschutzhunde wie Schäfer Frank Neumann, den Einsatz der Hunde befürwortet, leuchtet ein - auch da gilt das cui bono? natürlich, wenn man in dem Verein ist, der die zertifizierten und geförderten Hunde züchtet.
    Aber dennoch ist die Grundtendenz - die Wichtigkeit des Herdenschutzhundes mit Hunden, richtig.


    LG, Chris

  • Nach Polen will nun auch Dänemark im Kampf gegen die Afrikanische Schweinepest Grenzzäune bauen, ob der Nebeneffekt, dass die Wölfis aus D dann auch nicht mehr weiterkommen, so gewollt ist, weiss ich aber nicht:
    ASP: Dänemark macht zum Schutz die Grenze dicht | agrarheute.com


    Auch nix mit Wolf, aber weng typisch für unsere Zeit:
    Ruhestörer steht unter Naturschutz | jagderleben.de


    In Sachen Wolf werden leider immer wieder größere Zusammenhänge in Sachen Naturschutz vergessen - woher die krumme Zahl von 5,4 ha in Hessen kommt, die als Mindestmaß für Herdenschutzförderung (1. Stufe) gelten soll, weiss der Geier - dafür weiss ich aber, dass so Sachen wie "Biotopverbund" und ein grossflächiges Netzwerk an Kleinstflächen immens wichtig für den Natur- und Artenschutz sind. Im Odenwald trennt sich in Sachen Förderung jetzt schon die Spreu vom Weizen - nur etwa 50% der dortigen Schafhalter fallen dort in die Förderkulisse. Wollen wir mal hoffen, dass der Wolf darauf Rücksicht nimmt und die kleinen Schafhalter brav in Ruhe lässt:
    Hilfe für Sicherung gegen den Wolf im Odenwaldkreis


    Mit E-Zaun zusätzlich gesichertes Damwild-Gehege - noch ist nicht klar, wie die Wölfe eingedrungen sind - das macht das weitere Aufrüsten schwierig, weil man nicht weiss, wo man ansetzen soll - der halbe Tierbestand wurde gerissen:
    Erneuter Wolfsangriff auf privates Damwild – MAZ - Märkische Allgemeine


    Der Nachwuchs im Cuxland-Rudel macht so weiter wie bisher:
    Steinau: Tierhalter sieht den Wolf am toten Schaf - Cuxhavener Nachrichten


    Zitat

    Von dem Übergriff betroffen war insgesamt eine Gruppe von vier weiblichen Schafen in einer „ordentlich mit Flexinetzen gezäunten Weide“, wie Kuball mitteilte. Eines der vier Tiere sei außerhalb dieser Fläche dem Wolf zum Opfer gefallen – die anderen drei Schafe waren ebenfalls ausgebrochen, wurden jedoch am nächsten Morgen offensichtlich unversehrt wieder eingefangen und zum Hof transportiert

    Das gehört übrigens zu den Vorteilen von Herdenschutzhunden - zum einen hat der Wolf nicht so viel Gelegenheit, die Weidetiere zu verängstigen, auch wenn er trotz HSH immer mal schauen kommt und zum anderen merken die Weidetiere, dass die HSH zu ihrem Schutz da sind. Sie bleiben ruhiger und brechen nicht so schnell in Panik und somit aus der Fläche aus. Voraussetzung ist dafür aber wieder, dass Hunde und Herde Zeit genug hatten, sich aneinander zu gewöhnen. Denn sonst sind tragische Abläufe vorprogrammiert, wie der, wo der junge Kaukase von seinen Schafen totgetrampelt wurde. Dass der Einsatz von 2 Hunden in solchen Kleinst-Gruppen Irrsinn ist - steht auf einem anderen Blatt. Für solche Bedingungen braucht man andere funktionierende Schutzkonzepte - allein, die Bemühungen, dahingehend zu forschen gehen in D unendlich gegen Null.


    LG, Chris

  • Gestern hat sich noch überraschender Besuch angekündigt. Deshalb bin ich dann flott mit allen 3 Hunden zur Geordy-Mini-Löserunde aufgebrochen. Das Handy blieb liegen, hab ich vergessen. Aber Geordy darf ja eh grad nur 10-15 Minuten laufen. Das wollte ich schnell direkt hinter den letzten Gärten erledigen. Da war aber ein Auto und ein Jogger mit Hund - nix für Eddie. Nächster Weg noch ein Auto - nix für Eddie. Nächster Weg noch ein Auto - da bin ich dann weiter reingefahren und ausgestiegen. Ich war dann deutlich weiter in der Pampa als ursprünglich geplant. Kaum waren alle 3 Hunde aus dem Auto, standen sie wie blöd um einen verdächtigen Kothaufen.
    Im Weiterlaufen gabs viel Geglotze und Stehenbleiben und Eddie schnüffelte auch auffällig. Eigentlich geht der ja nur vorwärts.
    Einmal ums Eck auf dem nächsten Parallelweg kamen dann uns dann linker Hand (das war die entgegengesetzte Seite vom Parkplatz) im Wald 3 Rehe von vorne entgegen, flüchtend. Fin habe ich also auch noch an die Leine genommen. Die Rehe nicht aus den Augen gelassen. Und es kam, wie erwartet. Etwas kam noch hinterher. Auf etwa 70m Entfernung und Blaubeerkraut als Bewuchs, lehn ich mich nicht soweit aus dem Fenster und sage, das war definitiv ein Wolf. Vielleicht war es auch ein Schäferhund. Aber ich kenne hier nur einen Schäferhund, der da spazierengeht und der ist immer an der Flex, weil problematisch. Wildernde Hunde gibts hier eh nicht mehr. Von daher ist das für mich klar. Wirklich mitbekommen hat das nur Fin, Eddie und Geordy hatten zumindest keine Sicht. Und ich habe mal wieder 25 Kreuze für meine Hunde gemacht, zumindest Fin hätte die Möglichkeit zum Durchstarten gehabt. Ich bin dann zügig wieder zum Auto. Eigentlich erzähl ich sowas hier nicht, weil ich ja keinen schicken Beweis habe. Selbst mit Handy in der Tasche, hätte ich keine Möglichkeit gehabt, so schnell und auf die Entfernung beweiskräftige Bilder zu machen.


    Aber vielleicht tut es mal Not ;) Sowas braucht man nämlich nicht. Aber damit arrangiert man sich halt. Ist ja schließlich auch nichts passiert und wir waren auch gar nicht interessant. Also alles ganz easy, nech?


    Vorm Gartenzaun muß man sie dann aber ganz sicher nicht auch noch haben.

  • Sowas braucht man nämlich nicht. Aber damit arrangiert man sich halt. Ist ja schließlich auch nichts passiert und wir waren auch gar nicht interessant. Also alles ganz easy, nech?

    Ich würde vermutlich tot umfallen...


    Nein wirklich, wie man den Menschen (in dem Fall dir) die die Wölfe tatsächlich vor der Tür haben die Angst absprechen und ihnen Panik(mache) vorwerfen kann ist mir unbegreiflich. Allein bei der Vorstellung geht mir wirklich der Arsch auf Grundeis. Ich habe hier schon ein ungutes Gefühl, weil in 20km Entfernung ein(!) bestätigter Wolfsriss war. Ob da ein Rudel ist, ein Einzeltier oder nur ein Durchreisender weiß ich nicht mal. Ich mag mir nicht vorstellen, wie das besonders für Hundehalter und Nutztierhalter sein mag...


    Ich bin eigentlich ein großer Wolfsfreund. Aber ich komme unter anderem wegen diesem Thread, wo ich sehr interessiert mitlese immer mehr zu dem zu dem Schluss, dass sie in Deutschland leider keinen Platz mehr haben.

  • So etwas passiert nun wirklich nicht besonders häufig. Das ist schon wirklich selten und man wächst da auch ein bißchen rein. Vorher hat man dann auch schon öfter mal Kot und ungwöhnliches Hundeverhalten gesehen. Die Wölfis lassen einem schon Gewöhnungszeit und schmeißen uns nicht ins kalte Wasser ;)


    Ich kann nicht behaupten, dass ich das gut finde. Aber so lange es so bleibt, möchte ich damit zurecht kommen. Mehr Nähe will ich nicht, Hinternbeißer will ich nicht, Zaunsteher und Straßenläufer will ich auch nicht.


    Edit:
    Hier sind jetzt auch die "unter Beobachtung" Orte drin. Vielleicht wirst Du da schlauer.


  • Ich bin eigentlich ein großer Wolfsfreund. Aber ich komme unter anderem wegen diesem Thread, wo ich sehr interessiert mitlese immer mehr zu dem zu dem Schluss, dass sie in Deutschland leider keinen Platz mehr haben.

    Ernst gemeinte Frage, wo bzw. in welchen Ländern haben sie denn eine Daseinsberechtigung deiner Meinung nach?

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