Echte Wölfe und blöde Fragen

  • @Bubelino und @Dickkopfweissling


    Oder gehört ihr auch zu der Gruppe der Wolfsbefürworter, die sagen, dass sich die Nutztierhalter nicht so anstellen sollen, schliesslich möchte der Wolf ja auch leben und ausserdem bekommen die Nutztierhalter doch Entschädigungen ?

    Das war eine Frage und keine Feststellung, wie Du hier schreibst

    Und zum unteren Teil:
    Es geht hier im Thread in erster Linie darum, dass es sehr schwer ist, als Nutztierhalter seine Tiere effektiv vor dem Wolf zu schützen und dass man dabei in der Regel viel zu wenig Unterstützung erhält. Ich habe von keinem User gelesen, dass er grundsätzlich gegen den Wolf ist, aber man eben eine gewisse Sicherheit für sich und seine Tiere möchte, ohne dass man sein Leben jetzt extrem einschränken muss. Ja, viele von uns sehen die"Pro-Wolf" Fraktion als ziemlich blauäugig, weil es eben in der Natur des Wolfes liegt, schnell zu lernen und seine Vorteile zu erkennen und mir fehlt auf deren Seite leider oft die Empathie für die Nutztierhalter.
    Meine persönliche Meinung ist übrigens, dass ich den Wolf für ein absolut faszinierendes Tier halte, der allerdings nicht vom Austerben bedroht ist, so dass ich keine Notwendigkeit sehe, ihn sich jetzt auf auf Biegen und Brechen in einer so dicht besiedelten Kulturlandschaft wie Deutschland flächendeckend wieder ansiedeln zu lassen.

  • In dem Zusammenhang gab es jetzt nach der Demo ein Update:


    Neuigkeit zur Petition · Was die CDU/CSU da schreibt ist Müll. Wir sollten ihnen antworten! (Video) · Change.org


    Ich frage mich ja wirklich, ob Politiker es echt hilfreich finden, ein Thema in 2, 3 oder 4 Jahren überhaupt erst mal auf die TO zu setzen. Bis die überhaupt mal anfangen wollen, hat sich das Problem wohl leider schon von selbst erledigt. Sehr zum Schaden von Mensch und Natur :fluchen: .

  • Alleiniger Grund nicht, nein, aber Teil der Causalkette mit Sicherheit.Die hochgradige Räude hat für mich bei diesem Wolf (und auch beim Pferdestall-Wolf) die Probleme an Nahrung zu kommen, verstärkt und somit die Annäherung an Mensch, menschliche Behausungen, Hunde und Co beschleunigt, da, wo andere, gesunde Wölfe noch ein Weilchen länger für bräuchten.


    Es wird ja (noch....) immer wieder betont, dass für den Menschen keine Gefahr von gesunden (!) Wölfen ausgeht. Das impliziert für mich, dass kranke Wölfe da doch schon mal eher auf dumme Gedanken kommen. Grundsätzlich verständlicherweise - wir Menschen sind nun mal ziemlich lahm unterwegs und gehen auch recht schnell kaputt, wenn man reinbeisst.


    Ich muss bei Räude immer an einen Fuchs hier im Dorf denken, der beim Nachbarn in der Scheune getötet worden ist - der war völlig gaga vor Schmerzen und Juckreiz und völlig verzweifelt vor Hunger. So einer armen Socke in Form eines Wolfes möchte ich nicht auf dem Hof begegnen.

    Ja, ich bin da ganz bei Dir. Ich finde eigentlich auch, dass man für den Zusammenhang nur unsere Hunde betrachten muß und bescheid weiß. Ich meine, wir haben da auch beide mal in einem Thread zum Thema geschrieben. Um es zu wiederholen: sogar der freundliche Geordy mußte zwecks Versorgung einer Bißwunde beim TA mit Maulkorb gesichert werden. Und der war nur verunsichert, wahrscheinlich geschockt und hatte Schmerzen. Der war nicht entkräftet, nicht hungrig und hat nicht um sein Leben gefürchtet.


    Allerdings hat eine der Lupus-Damen bei Bekanntwerden von Räude-Wolf und gerissenen Hunden davon gesprochen, dass das kein normales Verhalten für einen an Räude erkrankten Wolf ist und wenn es so wäre, dass dieser Wolf, die Hunde am Haus gerissen hat, wäre das ein Grund für eine Entnahme. Ich weiß nicht mehr, wo ich das gelesen habe und suche das jetzt auch nicht. Aber sicher bin ich mir, dass die das gesagt hat.


    Es dürfte wahrscheinlich ja auch noch zig weitere an Räude erkrankte Wölfe geben und nicht alle entscheiden sich (im Moment) dafür, in die Dörfer zu ziehen. Ein Risiko-Faktor ist das sicher, ja. Aber deshalb gibt es eben keine Abschußgenehmigung. Risiko reicht dafür nicht. (Ob uns das gefällt oder nicht.)


    Zitat

    Aber ich glaube auch, dass in Bayern niemand aus der Politik gern die Verantwortung dafür übernimmt, der Bevölkerung zu sagen, dass sie lernen müssen (!) mit dem Wolf zu leben, weil sich die putzigen Vorstellungen von wolfsfreien Zonen (ganz Bayern.... |) ) nicht verwirklichen lassen.

    Das ist auch viel zu früh für Bayern :klugscheisser:
    Das ist schließlich bei uns jetzt gerade neu. Bis es in Bayern heißt: Der Wolf ist gekommen, um zu bleiben!, dürfte noch viel Wasser die Isar runterfließen.

    Ja, das schreibt sich nett, wenn man nicht direkt betroffen ist. Und dann empfindet man alle Berichterstattungen, die auf das Unwohlsein durch zu viel Nähe des Wolfes hinweisen, als "Progaganda und Hetze".
    Weisst du, da, wo ich jeden abend mit dem Hund Gassi gehen muss, wurde wiederholt ein Wolf gesichtet. Nachweislich. Dass mir das echt ein mulmiges Gefühl bereitet, durchaus Angst bereitet, ist Fantasie?? Ich möchte nicht im bewohnten Gebiet mit Hund im Schlepptau nem Wolf begegnen. Ist das zuviel verlangt??

    Ich nehm Deinen Beitrag jetzt nur als Aufhänger für eventuell Mitlesende.
    Ich habe das so in der Art ja auch schon geschrieben. Mir ist durchaus klar, dass das ein Totschlagargument ist und die versuche ich eigentlich schon zu vermeiden. In diesem Fall glaube ich aber tatsächlich, dass man sich erst wirklich vorstellen kann, wie die Anwesenheit des Wolfes das Leben verändert, wenn es denn eben so weit ist. Ich kann mir nicht vorstellen, dass man sich das vorher vorstellen kann.
    Hier in meinem Umfeld gibt es inzwischen nicht wenige Leute, die mit ihren vorwiegend Kleinhunden, überhaupt nicht mehr in den Wald gehen. Die bleiben auf den Straßen im Dorf. Weil sie sich Sorgen um ihren Hund machen. Das ist eine ganz massive Beeinträchtigung ihres Lebens. Und da kann man jetzt natürlich drauf rumreiten und sagen: alles überflüssig, die stellen sich halt an und fahren unbegründetet Panik. Ja, kann man. Das ändert aber nichts daran, dass es so ist. Die haben diese Sorge und die schränken ihr Leben ein und zusätzlich dürfen sie sich dann noch anhören, dass sie blöd sind oder Wolfshasser oder den Wölfen ihren Lebensraum streitig machen. Macht es keinen Deut besser.


    Dieses ständige Draufrumgehacke, dass wir (Landbewohner) den Wölfen ihren Lebensraum wegnehmen, macht mich z.B. auch richtig ärgerlich. Unser Haus steht seit 1952 hier an dieser Stelle, erbaut von meiner Oma. Das ist mein Elternhaus, ich bin hier aufgewachsen. Und jetzt muß ich mir vorwerfen lassen, dass ich hier mittem im Wolfsgebiet wohne? So ein Dummfug.


    Ich habe mich 2009 ganz bewußt für einfache Collies entschieden (die übrigens rein optisch überhaupt nicht mein Beuteschema waren, nur so nebenbei) und nicht für einen Dt. Drahthaar, an denen mein Herz immer noch hängt. Ich brauchte Hunde, mit denen ich entspannt durch unsere wildreiche Gegend laufen kann. Das ist ein nicht unwesentlicher Faktor für meine Gesundheit (das ist natürlich persönlich und individuell und da kann sonst niemand und ganz sicher der Wolf nichts für). Diesen Faktor haben die Collies aber ganz wunderbar bis 2013 erfüllt. Fin brauchte ein bißchen Erziehung und ein Auge muß man auf den auch heute noch haben. Mit Geordy kann man auch blind durch den Wald laufen, ohne Gefahr für irgendein Wildtier. Alles in allem konnte ich also die Seele im Wald baumeln lassen und die Zeit mit meinen Hunden genießen, Kraft tanken.
    Dieser Faktor fehlt mir mit Anwesenheit des Wolfes. Das Verhalten der Collies hat sich verändert und ich merke, wenn Wolf sich in der Umgebung befindet. Seele baumeln lassen ist damit raus. Da geht ein Unsicherheitsfaktor mit spazieren und plötzlich ist man wieder da, wo man eben 120%ig da sein muß und die Umgebung scannt. Wo man sich Gedanken macht, sich Sorgen macht, wo man ständig aufpasst. Ich bin mir leider ziemlich sicher, dass dies ein Punkt ist, der zu meiner momentanen gesundheitlichen Krise mit beigetragen hat. Ich werfe das dem Wolf nicht vor. Dafür kann er nicht. Aber es zeigt einmal mehr, an welchen Punkten der Wolf überall eingreift und dies ist ganz sicher kein Punkt, der in irgendeiner wirtschaftlichen Berechnung auftaucht oder den überhaupt nur irgendjemand auf dem Plan hat. Kosten tut er trotzdem. Mindestens meinen Arbeitgeber und meiner Krankenkasse und damit dann wieder uns allen.
    Und das mindeste, was ich erwarte, ist, dass auffällige Wölfe auch diskutiert werden dürfen. Wenn ich den Kompromiß eingehe, dass die Wölfe hier leben und ich Vorkehrungen treffen muß und einen nicht geringen Teil meines Lebens auch umkrempeln muß, dann muß man wenigstens darüber sprechen dürfen, was nicht mehr akzeptabel für das Zusammenleben ist. Und dabei geht es mal nicht darum, ob das ein normales Verhalten für einen Wolf ist, sondern darum, ob dieses Verhalten noch kompatibel für ein Zusammenleben mit dem Mensch ist. Und wenn das eben nicht gegeben ist, dann ist dieser Wolf und zwar nur dieser, nicht noch 10 andere, nicht tragbar. Und wer nicht tragbar ist, den muß man auch töten dürfen bzw. die Tötung gutheißen dürfen, ohne dann gleich am Pranger zu stehen.


    Es geht hier im Thread in erster Linie darum, dass es sehr schwer ist, als Nutztierhalter seine Tiere effektiv vor dem Wolf zu schützen und dass man dabei in der Regel viel zu wenig Unterstützung erhält.

    Eigentlich nicht ;) Eigentlich geht es um Hundehalter und Wölfe. Aber ich habe überhaupt kein Problem damit, dass der Herdenschutz hier Raum einnimmt. Der ist wichtig und ein noch viel größeres Problem.

  • @mittendrin


    Zu Deinem letzten Absatz: ja, eigentlich hast Du völlig Recht :bindafür:


    aber das, was Du oben in Deinem Text so einfach und doch so deutlich über die Ängste der HH in Wolfsgebieten schreibst, wird ja noch weniger als Tatsache akzeptiert, weil
    "der Wolf ist scheu und tut dem Menschen nichts, also passiert auch dem Hund beim Menschen nichts" wird ja gebetsmühlenartig immer wiederholt.
    Als in unserer Gemarkung vor knapp 2 Jahren eine vermutlich durchziehende Wolfsfamilie 2x gesichtet wurde, habe ich sofort überlegt, wie ich meine Spaziergewohnheiten ändern müsste, wenn die sich hier niederlassen - und da war eine Gefahr noch gar nicht real, so wie bei euch :streichel:

  • Und ich bin ja nur ein Hundehalter. Ich kann das ganze Ausmaß für Nutztierhalter nicht erfassen. Aber die haben mit einem Mehr an Arbeit für den Herdenschutz zu kämpfen, mit einer immensen psychischen Belastung wegen der zukunftigen Gefahr für ihre Tiere und auch wegen schon erlebter Risse. Die haben plötzlich auch ein verändertes Leben wegen z.B. Herdenschutzhunden und außerdem obendrauf noch ordentlich Kosten zu stemmen.
    Ist auch nicht von der Hand zu weisen, dass das bei dem ein oder anderen zu gesundheitlichen Folgen führen wird.

  • Sodele, nun will ich auch noch ein paar Anmerkungen loswerden.



    aber ich kann mich nicht mit der Art der Berichterstattung anfreunden, die zur Zeit immer Richtung Propaganda und Hetze geht.

    Du ich auch nicht - ganz besonders, was die Pro-Wolf-Propaganda angeht. Dazu nehme ich im Verlauf gleich mal eine typische NABU-Infoveranstaltung auseinander, da kann man sehr viel über den gezielten Einsatz von sprachlichen Stil-Mitteln erfahren.

    Und: bääähhhm, bekommt der Nächste, der nicht der mehrheitlichen Thread-Stimmung folgt, eins auf die Fresse.

    Wer sich so äußert und dabei unmittelbar und direkt andere beleidigt, der Hysterie bezichtigt und Rotkäppchen-Blabla von sich gibt, muss auch mit entsprechenden Antworten rechnen, oder nicht?
    Wirklich sachliche (!) Einwendungen von reinen Wolfsbefürwortern habe ich hier im Thread bisher nicht lesen können. Die gäbe es durchaus, ich hab auch schon welche hier eingebracht. Aber ich bin ja, weil ich es wage Kritik am Umgang mit dem Wolf zu üben, in der Schublade "üble-Jägerecke, Wolfshasser" gelandet. Was ich beides nicht bin.

    um ihr mein Lob und meine Bewunderung für dieses Engagemant in diesem Thread auszusprechen.

    Davon habe ich keinen Meter Zaun gebaut und keinen Napf voll Futter für die Mc`s.
    Es wärmt mich auch nicht in den kalten Nächten, in denen ich in der Scheune schlafe, weil Hunde und Rinder unruhig sind. Ich verzichte deshalb dankend aufs Kopftätscheln. Noch dazu von Menschen, die mich dann im späteren Verlauf konsequent beleidigen möchten.


    Und ich bin es auch leid, dass Wolfsbefürworter, die keinen Hintergrund als Selbst-Weidetierhalter haben, mich mit für ihre Zwecke mißbrauchen, ohne einen Handschlag oder einen Taler zu dem, was sie dann lapidar als "geht doch, wenn man nur will" bezeichnen, beigetragen zu haben.


    Dagegen arbeite ich gern mit den Wolfsvereinigungen zusammen, die um die Schwierigkeiten des Herdenschutzes wissen und die Tierhalter unterstützen, wo sie nur können. Das sind im Einzelnen der FK freilebender Wölfe, die Gesellschaft zum Schutz der Wölfe und die bayerische Umweltstiftung. Keiner von denen würde von mir erwarten, dass ich mich als Tierhalter "pro Wolf" bekenne, die sind mehr daran interessiert, anderen Tierhaltern durch Einzelbeispiele Lösungsansätze für den Herdenschutz vorzustellen. DAS ist für mich tatsächlicher Wolfsschutz. Verbale Schlammschlachten und eingeschnappte Wolfsbefürworter dagegen schaden dem Wolf mehr als sie ihm helfen.

    Das kann ja nur ein naturromantischer Städter, sprich also Spinner und Wolfskuschler, mit Kräuterbalkon im achten Stock sagen, nieeee ein "Betroffener" auf dem Land. Alles klar.

    Klischees entstehen durch eine gewisse Häufung von Ereignissen.


    Ich habe kein Problem mit Menschen, die den Wolf faszinierend finden.
    Ich habe aber ein sehr grosses Problem mit Wolfsromantikern. Und auch das nur dann, wenn sie der Meinung sind, Tierhaltern erklären zu müssen, wie diese Herdenschutz betreiben sollen. Ansonsten sind sie mir egal.


    Nicht so simpel ... das ist eben genau eines der Hauptprobleme hier.




    Edit Chris: Zitat unvollständig, da sonst die Zeichenbegrenzung überschritten wird, meine Antwort bezieht sich aber auf den Gesamtbeitrag


    Dein Beitrag hagelt nur so vor Beleidigungen und Unterstellungen - praktischerweise trägst Du sie aber so vor, dass man nicht gezielt darauf antworten kann, weil eindeutige Hinweise auf denjenigen vorenthalten werden, den Du da meinst. Das ist, wenn man tatsächlich offen diskutieren möchte, einfach nur schlechter Stil - entsprechend werte ich das für mich als Frust ablassen Deinerseits. Sei Dir gegönnt. Aber zur Akzeptanz des Wolfes trägt sowas mit Sicherheit nichts bei - wenn man alle Bedenken von Betroffenen einfach wegwischt und sie einfach nur als zu blöd darstellt. Wie oft kommt "Hirn einschalten" in dem Beitrag vor?



    Ich brauch mein Hirn nicht einschalten - meines läuft 24/7.
    Deshalb fällt es mir auch leicht, niemanden pauschal zu verunglimpfen, sondern ich bin tatsächlich in der Lage auf einzelne Äußerungen in den von mir verlinkten Zeitungsartikeln eine selbstgedachte Meinung zu haben. Ich brauche niemanden, der mir was vorkaut, ich kann glücklicherweise selbst denken.





    Teil 2 kommt gleich, die Zeichenbegrenzung hat zugeschlagen.

  • Ich mach Dir das gern mal vor - an diesem Beispiel, ein ZA über eine NABU-Infoveranstaltung in NRW zum Thema Wolf:
    Interview mit Hans Troullier: Naturschützer: Der "böse" Wolf ist ein Mythos | General-Anzeiger Bonn

    Es besteht tatsächlich eine große Gefahr für Schafe – vor allem wenn sie nicht ausreichend geschützt werden. Man sollte sein Eigentum aber immer gut schützen, nur haben das die meisten Viehhalter in den Zeiten ohne Wölfe völlig verlernt.


    Klingt erst mal gar nicht sooo falsch, gelle?


    Aber Moment:

    ...wenn sie nicht ausreichend geschützt werden....


    Da fängt die gezielte Wolfspropaganda schon an.
    Das impliziert nämlich ganz automatisch, dass es einen ausreichenden Schutz geben könnte. Den es nicht gibt. Genauso wenig, wie es einen 0815-Standard-Herdenschutz gibt, der überall auf allen Betrieben in allen Lagen bei allen Tierarten funktionieren könnte. Es wird in offiziellen Schriftstücken schon längere Zeit nicht mehr von "wolfssicherer Einzäunung" geschrieben, sondern nur noch von "wolfsabweisenden Zäunen" - warum nur? Weil es, wie mittlerweile ebenfalls immer häufiger geschrieben wird, einfach keinen 100-prozentigen Schutz vor dem Wolf gibt.


    Und weiter geht es:



    Man sollte sein Eigentum aber immer gut schützen, nur haben das die meisten Viehhalter in den Zeiten ohne Wölfe völlig verlernt.


    Oh, wie einfach es sich doch da mal wieder gemacht wird - zack, liegt die alleinige Verantwortung beim Tierhalter, noch dazu dem dummen Tierhalter, der noch nicht mal seine Herden schützen kann.
    Tierhalter, die seit Generationen ihre Weidetiere nicht vor grossen Beutegreifern schützen mussten, weil sie nicht mit ihnen zusammenleben mussten, können nichts "verlernt" haben.
    Auch wird durch das Weglassen von zahlreichen behördlichen Bestimmungen impliziert, dass ja die Tierhalter schon längst Fort-Knox-Zäune hätten bauen müssen und vor allem KÖNNEN, weil man sein Eigentum ja immer schützen muss.
    Dass es ein Maximum an reglementierenden Faktoren gibt, die einen tatsächlich schützenden Zaunbau absolut verhindern, wird da bequemerweise einfach unter den Tisch fallen gelassen. Als ich hier 2007 den Koppelzaun für die Pferde beantragt habe, war eines der zu erfüllenden Kriterien die Durchschlupfmöglichkeit für Wildtiere. Da passen dann auch zaunzerstörende Schneeschuhwanderer durch - glaub mir: ich hätte so gern diese Deppen von meinen Flächen ferngehalten. Man bloss: ich DURFTE es nicht. Es gibt Vorgaben bezüglich der Zaunhöhe, der Zaun-Abstände und Zaun-Art, die von den Tierhaltern unbeeinflussbar sind.
    Auch gezieltes Weglassen von wichtigen Informationen kann man bei so deutlich nachvollziehbaren Intentionen wie denen einer kommerziellen Naturschutz-Firma als gezielte Des-Information bezeichnen. Denn es ist viel, viel praktischer, wenn man die Schuld für nicht funktionierenden Herdenschutz den faulen, bequemen, blöden Tierhaltern unterjubeln kann, statt zuzugeben, wie aufwändig Herdenschutz ist und wie viele behördliche Bestimmungen einem effektivem Herdenschutz entgegenstehen.



    Troulllier: Eingesperrte oder angebundene Schafe sind leichte Beute für den Wolf. Dann werden oft viele Schafe auf einmal gerissen.
    Wie kommt das?
    Troullier: Das liegt daran, dass die Schafe verlernt haben zu fliehen. Sie verhalten sich völlig hysterisch in ihrem Pferch und stacheln damit den Jagdtrieb des Wolfes immer weiter an.


    Setzen. 6. Wenn es eine 9 auch gäbe, wäre dieser Satz eine 12.
    Was für ein ausgemachter Bullshit. Die Frage ist: ist es ausgemachter Bullshit, weil er es nicht besser weiß (dann sollte so jemand sich aber auch nicht hinstellen und über Herdenschutz schwadronieren) oder ist es ausgemachter Bullshit, weil auch da wieder ganz gezielt eine Linie gefahren werden soll, den Wolf der Bevölkerung schmackhafter zu machen?


    "Eingesperrt" klingt irgendwie so völlig anders, als "so sicher wie nach behördlichen Vorgaben erlaubt, eingezäunt". Das klingt nach armen Nutztieren, die ja sowieso geschlachtet werden, das klingt nach Tierhaltern, die ihre Tiere nur ausnutzen, um so richtig Kohle damit zu machen. Einsperren. Gedankenassoziationen. Massentierhaltung. Böse Landwirtschaft. Gülle und Glyphosat.
    Und dann sind die blöden Schafe auch noch selbst Schuld! Was rennen die auch so hysterisch rum, der arme Wolf, der wollte ja gar nicht, aber wer kann dazu schon nein sagen? Oder was sollen diese Sätze sonst implizieren.


    Die Wahrheit ist: Ein Schaf kann per Definition gar nicht hysterisch sein.
    Aber "Hysterie" ist doch so ein hübsches sprachliches Mittel, das immer das "Übertriebene", das "Unnötige", das "weibliche" mit sich trägt und in seiner historisch gewachsenen Bedeutung eine gezielte, bewußt angewandte Abwertung bedeutet.
    Ja, Sprache als Stilmittel wird hier gezielt eingesetzt, um die Meinung zum Wolf positiv zu beeinflussen.
    Die Angst eines potentiellen Beutetieres wird hier mit übelster Absicht ins Lächerliche und ins Abwertende gezogen - das ist einfach nur verabscheuungswürdig.




    Müssen sich auch Rinder- und Pferdezüchter Sorgen machen?Troullier: Nein. Rinder und auch Pferde sind kaum gefährdet, da die Tiere groß und wehrhaft sind. Ausgenommen sind vielleicht Ponys.


    Ach, guck, also alle Rinderhalter auf nach NRW. Der große Rindertreck 2018, der in die Geschichte eingehen wird. BHV1-Quarantäne machen wir unterwegs irgendwie. NRW: Da sind Rinder kaum durch den Wolf gefährdet.
    Immerhin mittlerweile ein "kaum" statt ein "nicht". Die pro-Wolf-Propaganda-Sprache ändert sich ganz subtil im Vergleich zu früheren Jahren.
    Aber Moment - was genau meint der Mann mit "kaum"?


    Reissen Wölfe nun Rinder oder reissen sie keine. Da sollte es doch möglich sein, ein klares Ja oder ein klares Nein zu äussern, oder zumindest ein "Jein" etwas genauer zu differenzieren.
    Dieses "kaum" ist ein raffinierter Schachzug. Erstmal wiegt es Rinder- (und natürlich auch Pferdehalter) in Sicherheit, denn da steht ja, wir müssten uns keine Sorgen machen. Das "kaum" ist man bloss ein sprachlich geschicktes Mittel, sich ein offenes Hintertürchen aufzuhalten. Dann kann man später, wenn völlig überraschenderweise die ersten Rinder gerissen werden, wieder auf "man muss sein Eigentum schützen, aber die Tierhalter haben das ja verlernt" umschwenken und schwupps, sind wieder die Tierhalter die Deppen.


    Warum in Bundesländern man bloss Rinderhalter zunehmend auf ähnlichen Herdenschutz setzen wie Schäfer auch? Zaun UND Hunde. Weil die Rinder "kaum" gefährdet sind? Aha.


    Ausgenommen sind vielleicht Ponys.


    Wenn der Mann sich schon mit hysterischen Schafen so gut auskennt (JA, das IST Zynismus), weiss er wohl, wie die größentechnische Definition für "Pony" lautet?


    Das sind Stockmaßhöhen bis 1,48 m. Er sagt da grad aus, dass so ungefähr die Hälfte der unter dem Pauschal-Begriff "Pferdebestande" zusammengefassten Perdeartigen unter 1,48 Stockmass "vielleicht" von den Wölfen gefährdet sind.
    Wieder wird erstmal mit dem "nein, müssen sich keine Sorgen machen", abgewiegelt, sich aber gleichzeitig das "Lest mal genau nach, wir haben das von Anfang an nicht ausgeschlossen"-Hintertürchen offengehalten. Der nicht-Pferdekenner-Zuhörer allerdings wird unter Pony in erster Linie die Zwergis verstehen, die abgebrochenen Meter und denken, "ja die sind ja auch wirklich sehr klein....."


    Das ist Rhetorik pur.
    Da sich so viele dieser NABU-Infoveranstaltungs-Texte so verflixt ähneln und es in diesen Texten überall so überaus raffinierte Formulierungen gibt, MUSS man sich die Frage stellen, was der Sinn dahinter ist.


    Warum sollte eine Organisation,die Spendengelder für den Wolf einnimmt, wohl Interesse daran haben, dass Probleme kleingeredet werden, dass von vorneherein Weichen für spätere Schuldzuweisungen gestellt werden, dass die tatsächlich auftretenden Herdenschutzprobleme verniedlicht werden, das sehr Vieles bewusst schwammig dargestellt wird (berühmtestes Beispiel: scheu, was von den meisten Menschen zwangsläufig fehlinterpretiert werden muss) Alles Dinge, die dazu führen, dass der Wolf erstmal als deutlich unproblematischer wahrgenommen wird, als er tatsächlich ist?


    Cui bono?


    Die Frage kann sich jeder für sich beantworten.


    Meine Antwortet lautet: Der Wolf, um den es doch gehen sollte, seine Akzeptanz, effizienter Herdenschutz sind es eher nicht. Denn dazu müßte man ernsthaft über auftauchende Probleme sprechen und sie nicht beschönigen oder Zweifler, Frager, Kritiker auf die hysterische Rotkäppchen-Seite schieben und damit als hirnlos, blöd und hysterisch darzustellen.


    Meine Kritik richtet sich da an die Firma NABU (ja, auch das Firma ist Rhetorik) als Gesamtkonstrukt, wer sich als Vertreter des NABU mit solchen Texten an die Öffentlichkeit begibt, muss auch damit klarkommen, dass er Kritik dafür einheimst. Das schliesst für MICH aber nicht aus, dass ich in vielen Bereichen die Arbeit von NABU-Mitgliedern nicht zu schätzen wüsste.


    Meine Kritik richtet sich auch an all die Wolfsexperten, die mit ihren Vorhersagen sowas von daneben liegen. Für jemanden, der nicht betroffen ist, ist es sicher ein normaler wissenschaftlicher Vorgang, wenn man vor 10 Jahren etwas steif und fest behauptet, sich das dann aber als falsch rausstellt. Dann korrigiert man die Äusserung und gut.
    Für jemanden, dessen Tiere das dann bitter ausbaden müssen, wäre es besser gewesen, die Wissenschaft hätte sich tatsächlich exakt geäussert mit einem "Wir wissen es nicht, wie sich das mit dem Wolf hier in D entwickeln wird."


    Ich habe mir bei den vielen Arbeitsstunden, die ich mittlerweile in Sachen Herdenschutz geleistet habe und bei Summen für den Herdenschutz, die in diesem Jahr dann wohl die € 10.000,- überschreiten werden, das Recht zynisch auf solche Äusserungen zu reagieren, hart und teuer erarbeitet.


    LG, Chris

  • Wer sich so äußert und dabei unmittelbar und direkt andere beleidigt, der Hysterie bezichtigt und Rotkäppchen-Blabla von sich gibt, muss auch mit entsprechenden Antworten rechnen, oder nicht

    Du sprichst mich ja direkt an durch das Zitat.
    Danke also für die Blumen, auch wenn ich nicht weiß, wo ich von Hysterie gesprochen habe, wo ich jemanden beleidigt habe und welchen meiner Posts Du als Rotkäppchen-Blabla abtust.
    Vielleicht verstehe ich das auch falsch.

  • Vielleicht verstehe ich das auch falsch.

    Ja, sorry, ich hätte das, worauf sich Deine Aussage bezogen hat, auch mit reinnehmen müssen, weil sich darauf wiederum meine Aussage mit dem "so" bezieht. Zitat-Gewurschtel. Aber 10.000 Zeichen können verflixt wenig sein bei sowas und das wären 2 - 3 Beiträge gewesen.


    Also: ernsthafte Entschuldigung meinerseits an Dich!


    LG, Chris

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