Echte Wölfe und blöde Fragen

  • Chris, genau darauf wollte ich hinaus - es hilft eben nicht, einfach ein oder zwei HSH da zu platzieren, und schon ist die Welt hübsch. Ich habe immer noch den Eindruck, dass die Anpassungsfähigkeit und die Intelligenz von Wölfen deutlich unterschätzt wird. Immer noch!

  • U. Wotschikowsky, auf WND launisch-liebevoll "der alte Holzknecht" genannt, hat natürlich was zu Meckern bei der gerissenen Bracke - übrigens, doch, natürlich ist das einigen aufgefallen, das Ergebnis ist aber dasselbe: der Hund ist tot, vom Wolf gerissen:
    Viele offene Fragen um gerissenen Jagdhund


    Ich musste ja schon kichern, obwohl es ein ernstes Thema ist - dass sich im Wald verlaufen habende Tierschutzaktivisten sich ausgerechnet von denen, gegen die sie protestieren, retten lassen müssen, ist niedlich - Autofahren können sie auch nicht, deshalb mussten auch welche von Jägern aus dem Graben gezogen werden....blöd, blöd, blöd.... :lol:
    Djurrättsaktivister tar sikte på jägarna - Barometern


    Verdammt, nicht schon wieder: :muede:
    Angriff in Düsseldorf: Polizist erschießt kaukasischen Schäferhund - FOCUS Online


    LG, Chris

  • Ich finde den Kommentar von Wotschikowsky eigentlich sehr gut. Er beschönigt ja nichts, zieht auch die Tatsache, dass der Hund vom Wolf getötet wurde, gar nicht in Zweifel.
    Die Dinge, über die er sich - sagen wir mal - wundert, sind doch durchaus wert, angesprochen und diskutiert zu werden.
    Das ist doch eigentlich das, was jeder, der nicht Wolfskuschler geschimpft werden will, aber auch nicht zu den Wolfshassern gehört, für wichtig hält. Es gibt Bereiche, in denen man sich, wenn Wölfe in der Region leben, verhaltenstechnisch anpassen muss. Dazu gehört möglicherweise auch die beschriebene Jagdsituation.

  • zieht auch die Tatsache, dass der Hund vom Wolf getötet wurde, gar nicht in Zweifel.

    Kann er ja nicht - ist ja per DNA nachgewiesen. :lol:


    Ansonsten bin ich aber ganz bei Dir. Das "meckern" hätte ich in Gänsefüßchen setzen sollen, dann wäre es sicher besser verständlich gewesen, dass ich das nicht als unnötig empfunden habe. Es gibt immer mindestens 2 Seiten einer Geschichte, die sich noch nicht mal gegenseitig ausschliessen müssen.



    Es gibt Bereiche, in denen man sich, wenn Wölfe in der Region leben, verhaltenstechnisch anpassen muss. Dazu gehört möglicherweise auch die beschriebene Jagdsituation.


    Ja, wir haben alle noch viel zu lernen - ich finde es nur schade, dass Weide- und Nutztiere das bitter ausbaden müssen, weil immer noch so Vieles in Sachen Wolf zu sehr schöngeredet wird.
    Die PM vom Kontaktbüro Wölfe in Sachsen ist noch nicht auf der Seite, nur im Presseverteiler - ich persönlich finde, dass die Problematik da ein wenig verniedlicht wird, denn "Anpassen" bedeutet für viele Menschen und Berufsgruppen auf dem Land, dass Vieles nie mehr so sein wird, wie es war:
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    Die Weidetierhaltung ändert sich massiv, die Jagd ändert sich massiv und das ganz normale Alltagsleben der Menschen auf dem Land ändert sich massiv mit den Wölfen. Es sind eben nicht nur ein paar "Bereiche", in denen man sich ein wenig anpassen müsste. Das ist schon eine ziemliche Nummer, die den Menschen abverlangt wird.


    LG, Chris


  • Die Weidetierhaltung ändert sich massiv, die Jagd ändert sich massiv und das ganz normale Alltagsleben der Menschen auf dem Land ändert sich massiv mit den Wölfen. Es sind eben nicht nur ein paar "Bereiche", in denen man sich ein wenig anpassen müsste. Das ist schon eine ziemliche Nummer, die den Menschen abverlangt wird.


    LG, Chris

    Mir stellt sich ja irgendwo die Frage ob das überhaupt möglich ist.. das sich alles ändert und nicht zu Chaos und Problemen führt.


    Spätestens wenn die Mastbetriebe hier in MV besuch von Wölfi bekommen und die da so wüten wie beim "Kleinen Viehhalter nebenan" gibts sowieso den Ausruf der Großjagd. Da bin ich mir sicher.


    DIe Ironie an der Sache ist.. jahrelang kämpfte man dafür dass reine Stallhaltung, Anbindehaltung und co verboten werden. Inzwischen erscheint es mir als sicherste Lösung im Wolfsgebiet...

  • Inzwischen erscheint es mir als sicherste Lösung im Wolfsgebiet...

    Es gibt ja neben den zahlreichen Presseberichten über Risse auch zig Tierhalter, die tatsächlich mit effizientem Herdenschutz in etablierten Wolfsregionen klar kommen.
    Und mit "klar kommen" meine ich jetzt nicht "ach, ein paar Risse wird man nie verhindern können", sondern klar kommen im Sinne von: keine Risse dank Herdenschutz.


    Nur um an diesen Punkt zu kommen, muss man eben rechtzeitig mit Herdenschutz anfangen.
    Es sind interessanterweise i. d. R. Tierhalter wie ich, die keine Probleme mit den Wölfen im Umfeld haben. Nämlich Tierhalter, die ihren Herdenschutz aufgerüstet haben, bevor die Wölfe da waren.
    Auch zahlreiche Tierhalter, die erst nach dem ersten Riss-Vorfall intensiv den Herdenschutz vorangetrieben haben, haben i. d. R. Ruhe vor den Wölfen. Wenn die beim ersten Riss noch ein schlabberiges 80-cm-Netz vorgefunden haben und beim nächsten Schaf to go-Versuch auf einmal 3 Mastines vor der Nase haben, ist das sehr nachhaltig und überzeugend.


    Die größten Probleme treten in Regionen auf, in denen die Wölfe zahlreiche Erfahrungen mit ungeschützten Nutztieren machen konnten. Das soll keine Schuldzuweisung an die Tierhalter sein, wir sind in D noch Anfänger in Sachen Wolf und wir machen Fehler - mir gehts da nur um die Lernerfahrung der Wölfe. Die Politik macht uns das Trödeln ja leider vor.


    Heute war HSH-Wanderstammtisch in Bayern - besucht haben wir eine Schäferei mit Mastines. Die Hunde sind seit letztem Sommer dort, rechtzeitig angeschafft, BEVOR die Wölfe Probleme machen können.


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    Das ist kein Netz, um Schafe einzuzäunen, sondern um den Hundeauslauf für die momentane Stallzeit der Schafe einzuzäunen:
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    Man braucht schon ziemlich viel Enthusiasmus um bei diesem starken Frost nicht nur eine lange Autofahrt, sondern auch den mehrstündigen Aufenthalt da draussen auf sich zu nehmen, um sich mit anderen Tierhaltern austauschen zu können. Schön ist, dass das "vereinsübergreifend" stattfindet und sich auch Halter unterschiedlicher Tierarten austauschen.


    Die Fahrt dorthin war wie eine "Wolfstour" durch Bayern. Immer entlang an Autobahnabfahrten mit Ortsnamen, wo hier schon Wölfis rumrennen. Am einen Ende ich - am anderen die Schäferei 140 km entfernt.
    Ich bin überzeugt, dass wir Tierhalter, die bereits jetzt effektive Herdenschutzmaßnahmen betreiben, künftig wenig Probleme mit den Wölfen haben werden. Allerdings darf es keine Fehler geben. Und auch die Arbeit mit HSH ist durchaus fehlerbehaftet, auch da sind wir allesamt noch Anfänger. Es werden gehäuft noch zu junge, zu unerfahrene Hunde eingesetzt, aber auch zu wenig. Weil es einfach keine Hunde gibt - die Geschichten, wie die Tierhalter an möglichst gute Hunde kommen, sind z. T. echte Abenteuer. Es werden Fehler in der Sozialisierung auf den Menschen gemacht, so dass man häufig sehr scheue, fast depriviert wirkende Hunde sieht - etwas, das in unserem hiesigen, von Freizeitbürgern bevölkertem Umfeld m. M. n. nicht der richtige Weg ist. Wir sind hier nicht in den Karpaten, hier benehmen sich viele Menschen da draussen so richtig Scheis...e, was anderer Leuts Flächen und vor allem Weidetiere angeht, da brauch ICH Hunde, die den Menschen kennen und wissen, wie sie damit umgehen müssen.


    Die Mastines da oben werden einen guten Job machen, wenn es soweit ist. Wenn dort die Anzahl der Hunde rechtzeitig aufgestockt wird und das ist schon in Planung, sollte es dort keine Probleme geben.


    Hier in Bayern sind mehr Wölfe unterwegs, als man uns offiziel bekannt gibt.


    LG, Chris

  • Kann er ja nicht - ist ja per DNA nachgewiesen. :lol:
    Ansonsten bin ich aber ganz bei Dir. Das "meckern" hätte ich in Gänsefüßchen setzen sollen, dann wäre es sicher besser verständlich gewesen, dass ich das nicht als unnötig empfunden habe. Es gibt immer mindestens 2 Seiten einer Geschichte, die sich noch nicht mal gegenseitig ausschliessen müssen.



    Ja, wir haben alle noch viel zu lernen - ich finde es nur schade, dass Weide- und Nutztiere das bitter ausbaden müssen, weil immer noch so Vieles in Sachen Wolf zu sehr schöngeredet wird.

    Was die letzte Bemerkung betrifft, bin ich nun ganz bei Dir. Ich sehe das auch so, dass Nutztierhalter die Gelackmeierten in der ganzen Sache sind. Und das muss einfach endlich in eine andere Richtung laufen.
    Zum Anderen: nun ja, die DNA hat ergeben, dass der Leitwolf an dem getöteten Hund dran war. In den Kommentaren zum ursprünglichen Artikel schreibt z.B. jemand, dass er es ungewöhlich fände, dass der Hund quasi "von hinten her" angefressen ist. Und fragt sich, ob das nicht auch Wildschwine gewesen sein könnten. Er wird natürlich niedergemacht, für dumm und blöd erklärt usw. Was das bringen soll, weiß ich nicht. Vor allem, da die Spuren, die als Tötungsbiss gedeutet wurden, nicht ausgewertet wurden (aus für mich verständlichen Gründen, nur sind Mutmaßungen dann auch irgendwie doof).
    Insgesamt ist der Riss der Bracke für mich kein gutes Beispiel dafür, was Wölfe in D anrichten/anrichten können und was man möglichst verhindern muss. Hier ist ja kein Wolf oder eine Gruppe von Wölfen in eine menschliche Siedlung eingedrungen, ebensowenig wurde eine Herde Nutztiere angegriffen und dezimiert.
    Nein, ein einzelner Mensch und sein Jagdhund sind in eher brenzliger Jahreszeit in ein Revier eingedrungen, in dem seit Jahren ein Wolfsrudel lebt. Der Hund war lange ohne Kontakt zu seinem Führer, er war "laut jagend" unterwegs, trotz Bundesstraße nahebei und eingesessenem Wolfsrudel im Gebiet. Nun ja, ist das nicht völlig "normal" und im Bereich des Einkalkulierbaren, was mit dem Hund geschehen ist?
    Und darauf wollte ich auch eigentlich hinaus. Ich glaube einfach nicht daran, dass es möglich sein wird, den Wolf wieder ganz loszuwerden, ohne extrem tierschutzrelevant vorzugehen. Und das wird doch kaum jemand, der Interesse an Tieren insgesamt hat, wollen. Also muss man regeln, wo Wölfe leben können (und wo dann auch diese Art von Jagd beispielsweise schlicht und einfach fahrlässig ist) und wo man sie nicht haben will und schnell (!) Maßnahmen zur Vergrämung ergreifen muss.

  • Ich glaube einfach nicht daran, dass es möglich sein wird, den Wolf wieder ganz loszuwerden, ohne extrem tierschutzrelevant vorzugehen.

    Ja und derweil wird extrem tierschutzrelevant vorgegangen, indem Weidetiere von Wölfen gehetzt und gerissen werden und indem Hunde, die aber auf jeden Fall unbedingt eine Hütte brauchen aus Tierschutzgründen *kreisch* , sich den Wölfen auf Leben und Tod zum Kampf stellen sollen.


    Wo ist DA der Tierschutz? Damit mein ich jetzt nicht Dich, Bubelino, sondern die komplette Wolfsthematik.


    LG, Chris

  • Ja und derweil wird extrem tierschutzrelevant vorgegangen, indem Weidetiere von Wölfen gehetzt und gerissen werden und indem Hunde, die aber auf jeden Fall unbedingt eine Hütte brauchen aus Tierschutzgründen *kreisch* , sich den Wölfen auf Leben und Tod zum Kampf stellen sollen.
    Wo ist DA der Tierschutz? Damit mein ich jetzt nicht Dich, Bubelino, sondern die komplette Wolfsthematik.


    LG, Chris

    Ich weiß schon, dass ich nicht persönlich gemeint bin. Und ich gebe Dir auch Recht. Es gibt auch für mich Regionen in D, wo man alles versäumt hat, was notwendig gewesen wäre. Und wo man die Gefahr verharmlost hat. Und immer nioch zu geizig ist, die notwendigen Gelder zur Verfügung zu stellen.
    Ich persönlich habe eben die Wunschvorstellung, dass es möglich sein kann, Weidetiere bestmöglichst zu schützen UND mit Wölfen in bestimmten Regionen klarzukommen. Das gilt nicht flächendeckend, aber ich glaube schon, dass es regional machbar ist, wenn endlich alle an einem Strang zögen. Wenn ich allerdings die gerade aktuelle Beschlusssituation in der großen Politik ansehe, glaube ich, dass die Wölfe den Kürzeren ziehen werden. Und zwar deshalb, weil Herdenschutz mehr Geld kostet, als das Abknallen der Angreifer.
    Für mich z.B. ist es auch bitter, dass die, die sich dafür einsetzen, dass allen notgedrungen Beteiligten Unterstützung und Hilfe zukommt, sehr, sehr schnell verunglimpft werden (und damit meine ich jetzt nicht Dich).
    Wenn ich nur das Wort "Wolfskuschler" höre oder lese, dann könnte ich brechen. Das ist für mich ein Linie mit "Bahnhofsklatscher, Gutmensch" etc. Ein leider zu oft gelingender Versuch, Menschen, die nicht die einfache Lösung suchen, als dumm und inkompetent zu verunglimpfen.
    Niemand sollte sich wundern, wenn derart Angegriffene auch keine Lust mehr auf den Austausch von Meinungen haben. Und das gilt selbstverständlich wie immer vice versa.

  • Weißt Du, aller Mißverständnisse zum Trotz glaub ich, dass wir eigentlich gar nicht weit auseinander sind bei dem Thema. Nur vielleicht auf den bildlich betrachtet unterschiedlichen Seiten des Weidezaunes.


    LG, Chris

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