Club der (Hunde-)Altenpfleger & Altenpflegerinnen - Teil 2

  • Tut mir sehr leid für euch Digger1108..
    Habe auch gut 2 Jahre mit dementem Opa verbracht, die Lebensqualität richtig einzuschätzen ist da oft schwer.
    Für uns war es wichtig, dass er keine Angst empfindet (war auch taub/blind), dass er uns noch erkennt und dort die vertraute Sicherheit findet. Das blieb bei ihm bis zum Schluss glücklicherweise auch so, wir erlösten ihn aufgrund von plötzlichen, epileptischen Anfällen.
    Wünsche euch viel Kraft für den Abschied und die schwere Zeit danach.. :streichel:




    Wir gehen morgen früh auch mal wieder zum Doc - Yippieh!
    Nichts dramatisches zum Glück, Kontrolle & Leerung der Analdrüse. :muede: Ansonsten geht´s dem Opa ganz gut momentan.

  • Ansonsten ist bei uns im Moment auch ein wenig seltsame, melancholische Stimmung: auf der einen Seite genieße ich jeden Moment mit dem Opi, schaue ihm zu, wie er völlig sorglos im Bach planscht, sich im Garten auf seinem Lieblingsplatz räkelt, in der Küche bei der Mittagessenvorbereitung bettelt, sich abends einen Schlafplatz im Bett erschleicht; auf der anderen Seite tut es weh, wenn man ihn schwer atmen hört, wenn er nicht richtig hochkommt mit den Hinterbeinen, gerne noch selbst auf's Sofa hüpfen möchte, aber es nicht mehr schafft, und beim Gehen instabil ist und schwankt, wenn er müde ist.

    Genau das fühle ich auch sooft. In diesem Thread werden hier soviele tolle/wahre/verständnisvolle/tröstende Worte gefunden.


    Mit dementen Hunden ist es wirklich schwierig. Eine gute Freundin hatte auch einen und die Hündin war halt einfach verwirrt, unsauber etc. Aber sie war angstfrei und recht stressfrei. Für uns war es schlimm aber ich denke es ging ihr gut und sie hat so auch noch zwei Jahre gut gelebt. Bei einer Bekannten aus dem Stall hat der Haustierarzt sich geweigert den dementen Hund einzuschläfern, weil er ja nur dement war. Allerdings hatte dieser Hund wirklich bei jeder Kleinigkeit absolute Panikzustände und es war für ihn wirklich alles nur Stress. Der Tierarzt hat es zu Hause ja nicht miterlebt. Für die Besitzerin wurde es so halt doppel schlimm.

  • Beim ersten Familienhund war es sehr ähnlich wie bei @Beaglebine:
    Demenz, Orientierungslosigkeit - aber dabei über einen langen Zeitraum zufrieden in seiner eigenen Welt. Bei Raudi waren es am Ende auch die Anfälle, weswegen wir ihn einschläfern mussten.


    Ich weiß gar nicht, wie ich damit umgehen würde, wenn mein Hund aufgrund der Demenz Angstattacken bekäme, ich die schwere Entscheidung getroffen habe - und mir dann der Tierarzt (ist ja immer irgendwo auch Vertrauens- und Autoritätsperson) sagt, ich würde zu früh einschläfern lassen wollen. Wäre für mich sehr schlimm, denke ich.


    Bei Oskar, unserem letzten Senior, haben wir am gleichen Tag den Tierarzt noch auf dem Abendspaziergang getroffen. Da sagte er, dass er es immer noch für sich persönlich schlimm findet, Hunde einschläfern zu müssen und dass er deswegen oft lange damit warten möchte. Fand ich imponierend ehrlich.

  • Zugegeben Sie macht viel Arbeit, Rund um die Uhr, man schränkt das eigene Leben immer weiter ein und sitzt oft nachts heulend im Bad weil man selbst nicht mehr kann.

    Das ist die andere Seite.
    Wenn man selbst als liebender und aufopferungswilliger Hundehalter auf dem Zahnfleisch geht, dann spiegelt das den schlechten Zustand des Hundes wider.




    Mein voriger Rüde war in seinen letzten Monaten extrem anstrengend. War bis zuletzt absolut stubenrein, wurde deswegen nachts mehrmals unruhig und musste raus ... um 23 Uhr, um 4 Uhr ...
    Und ich hatte gerade eine neue Arbeitsstelle angefangen und hatte dadurch auch noch Stress.
    Als er dann eines Tages tot dalag, als ich nach Hause kam, war ich erleichtert.
    Ich hatte aber in den Monaten davor die Trauer um das absehbare Ende schon zugelassen und viel geheult, weil er so ein Herzenshund war.


    Ist immer wieder eine harte Nummer, da den richtigen Punkt zu finden.

  • Wir hatten drei - alle fast gleich alt- alle fast zur gleichen Zeit dement...alles dauerte fast zwei Jahre...mit Liebe und Tränen und Wut und Erschöpfung und Ungerechtigkeit und Unverständnis und und und....Sie gingen innerhalb von 83 Tagen- Manchmal denke ich, besonders beim letzten, Sammie, hätte ich früher reagieren sollen...das böse was- wäre- wenn - Ding...holt uns , jedenfalls mich, immer wieder ein...Die Sache mit dem richtigen Zeitpunkt...den gibt es nicht auf Rezept - den fühlst du ...aber du weißt nie, ob dein Tierchen den auch so gewählt hätte...meine drei haben es geliebt zu leben, aber ich bin mir bewusst, dass alle ohne uns schon viel früher gegangen wären- Natur ist erbarmungsloser als wir...oder gnädiger, wer weiß das schon... mittendrin zu stehen und die Entscheidung treffen zu müssen, zu wissen, dass das Eis immer dünner wird, ist die schlimmste Zeit...muss mir heute noch anhören, ob das wohl richtig war, sie so lange leben zu lassen...es wird sich nicht ändern, ich werde es kaum mehr erleben, denke ich - für die meisten Menschen ist ein dementer Hund nur Belastung, für mich zählt das nicht, und glaubt mir, ich habe viele Tränen der Erschöpfung vergossen...nur weil sie uns mindestens zeitweise vergessen, wenn sie einen Schub haben, müssen wir das nicht umgekehrt auch tun- und bislang habe ich das nur hier erfahren, dass Menschen da genauso denken und fühlen wie ich... seit 6 Monaten ist nun Sammie schon zum Rest meiner geliebten Bande gewechselt - so lange...und erst gestern...ich lese hier immer noch mit, weine gerade mit euch, streichle im Geiste eure Omis und Opis... alles wird gut werden, auch wenn ihr es momentan nicht glauben könnt...ihr werdet die Entscheidungen für eure Kleinen zum rechten Moment treffen, sie loslassen, betrauern...und auch die Erleichterung zulassen, das ist ok...denn Mitleid heißt mit zu leiden und das tut man- lange...bis man das Gefühl hat, dass sie dann immer noch geborgen sind, wenn man sie gehen lassen muss...dann ist es Zeit...fühlt euch allesamt gedrückt...
    Wollte gar nicht so viel schreiben, sorry...das musste nur mal raus...

  • @Gaudo Du hast meinen allerhöchsten Respekt. Ich hatte bisher nur einen dementen Hund - aber 3 - das verdient Hochachtung. Und ganz sicher hatten sie ein tolles Leben bis zum Schluss bei Dir, wer mit so viel Liebe von seinen Alterchen schreibt, hat nichts falsch gemacht, niemals.

  • @Gaudo, auch von mir meinen allergrößten Respekt.

    Wir hatten drei - alle fast gleich alt- alle fast zur gleichen Zeit dement...alles dauerte fast zwei Jahre...mit Liebe und Tränen und Wut und Erschöpfung und Ungerechtigkeit und Unverständnis und und und....

    Dieses Gefühl kennt jeder in dieser Situation, mit 3 Hunden, möchte ich mir gar nicht vorstellen wie schwer es war.


    Ich habe jetzt soweit alles mit dem Bestatter geklärt und warte noch auf einen Rückruf der Tierärztin, da ich noch einige Fragen habe, die ich beim letzten Mal nicht ansprechen konnte (wollte wie auch immer)
    Außerdem möchten wir, wenn das Möglich ist, einen Termin nach der regulären Sprechzeit und nicht wenn das Wartezimmer voll ist. Ich hatte auch überlegt das ganze zu Hause machen zu lassen, davon bin ich aber aus verschiedenen Gründen wieder abgekommen. (Ich habe Bedenken, was ist, wenn etwas schief geht und es dadurch zur Qual wird? und auch wenn es eher Eigeninteresse ist, habe ich angst davor, das mit unserem Rückzugsort zu verbinden)
    Wir werden versuchen die nächsten Tage bis dahin normal weiter zu machen. Sie bekommt jetzt einfach alles was Sie möchte, auch zu fressen. Nach dem Tierarzttermin letzte Woche, gab es am Tag danach einen Moment, da konnten wir sie anfassen ein ganz leichtes Kopfkraulen, der Moment war schnell vorbei, aber nach all der langen Zeit war es das schönste Gefühl überhaupt. Al ob in dem dicken Nebel für eine Sekunde ein Sonnenstrahl durchkommt.


    Während ich diesen Text geschrieben habe, hat die TA angerufen... Brauche jetzt erst etwas Zeit

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