Natürlich. Ich bin auch überzeugt davon, dass bei Menschen, die sich im sog. Reality-TV in der Familie prügeln, schon ein gewisses Aggressionspotenzial vorhanden ist. Mal platt gesagt, meine Schwester könnte noch so oft in mein Zimmer laufen, ich würde der trotzdem nicht auf die Fresse hauen. Anderen geht es da anders. Bei RTL arbeiten wie auch bei der Bild hochintelligente Menschen, die gezielt die Medien so einsetzen und inszenieren, dass sie bei ihren Konsumenten so ankommen, wie sie das gern hätten. Man mag das Volksverdummung nennen, aber man darf nicht vergessen, dass sehr viele Menschen zugänglich sind für simpelste Unterhaltung. Alles muss schneller höher größer weiter lauter gefährlicher witziger sein. Schaut euch mal einen uralten Film an, Citizen Kane zum Beispiel, Casablanca. Man schläft fast ein, weil die Schnitte schier endlos lang sind. Heute gar nicht mehr denkbar, die Menschen würden das Kino verlassen. (Womit ich nicht sagen will, dass die heutigen Filme besser sind, die beiden genannten Beispiele sind wichtige Meilensteine in der Filmgeschichte und auf jeden Fall sehenswert!)
RTL & Co machen Fernsehen für die sog. Unterschicht. Wer hat bitte Zeit, sich mittags um 14h eine Reality-Serie anzuschauen? Zumeist Menschen, die nicht arbeiten gehen. Da sehen sie dann andere Menschen, bei denen es genauso ist wie bei ihnen. Toll! Da kann man ja noch was fürs eigene Leben draus lernen!
Die "Mutter" dieser Reality-Geschichten ist übrigens Notruf, falls sich noch jemand erinnert. Da wurden echte Geschichten nachgestellt und von den Verunglückten erzählt, zwischendurch gab es erste Hilfe-Tipps von Hans Meiser. So was ähnliches will auch die Super Nanny sein, oder der Hundeprofi. Der Zuschauer soll sehen: "Aha, solche Probleme hab ich auch, so und so kann ich sie lösen." So wird es dargestellt. Tine Wittler verwüstet ein Haus und gibt zwischendurch Tipps, wie man eine Wand richtig verspachtelt. Eine ganze Horde von selbsternannten Starköchen überfluten die Medienwelt und haben als einzigen Tipp für ein schlecht laufendes Restaurant in petto, dass man die Karte kürzen muss und alle Probleme lösen sich auf.
Für alle anderen, die keine Tipps aus diesen Sendungen ziehen, gilt: Man kann sich so wunderbar vor dem Fernsehen verstecken. Da in dem Flimmerkasten sind Menschen, denen geht es ja so viel schlechter als einem selbst, die haben Schulden, ein schlecht laufendes Geschäft, Probleme mit den Kindern, finden keine Frau... Was fühlt man sich besser, wenn man das Elend anderer gesehen hat!
Deswegen werden diese Sendungen geschaut, deswegen haben sie so hohe Einschaltquoten, immer noch. RTL kauft Teilnehmer für Supertalent und DSDS ein, Leute wie die zwei, die sich Spaghetti vom Körper des anderen reingehauen haben. Die machen sich medienwirksam zum Affen, die Nation lacht und zwei Hartz4-Empfänger streichen ein paar Scheine ein. Man hat das Gefühl, alle Seiten seien damit glücklich.
Leider sind die vermeidlich Dummen, Arbeitslosen, Schulabbrecher, Assi-Proll-Jugendlichen... mittlerweile wohl so was wie die Gladiatoren der Neuzeit, die zur Belustigung der vermeidlich höheren Schichten den Löwen zum Fraß vorgeworfen werden.
Dass man bei RTL Schritte wählt wie einen Hund umzubringen (wenn es denn so war), verwundert dann eigentlich auch niemanden mehr. Alles für die Quote, "die Leute wollen das ja sehen".