Probleme mit Besuch - Unsicherheit oder Aggression?

  • Hallo,


    wir haben seit 4 Monaten einen Mischling (Spitz-Schäfer) aus dem Tierschutz.
    Jack (1 Jahr und 3 Monate, kastriert) war vom Alter 5,5 Monate bis 11 Monate an ein Paar vermittelt.
    Als dieses sich getrennt hatte, mußte er wieder weg.
    Wahrscheinlich hat er in diesen 6 Monaten viel zu wenig von seiner Umwelt mitbekommen.
    Er hatte Angst vor allem möglichen (Mülltonnen, gelbe Säcke, Geräusche, vorbeifahrende Autos, Jogger, Fahrradfahrer...).


    Es wird immer besser, wir sind natürlich in der Hundeschule.


    Ein großes Problem ist Besuch Zuhause.
    Er bellt sowieso bei jedem kleinsten Geräusch, wir wohnen in einem Zweifamilienhaus mit meinen Schwiegereltern.
    Es klingelt, Jack bellt wie verrückt.
    Wir bringen ihn auf seinen Platz.
    Machen wir dann die Tür auf, will er sofort los, wir versuchen natürlich, das zu verhindern.
    Jack bellt den Besuch an, meistens braucht er einige Minuten, bis der Besuch ok ist.
    Jack hat sich dann scheinbar beruhigt.
    Steht der Besuch auf, weil er z.B. auf Toilette gehen will, bellt er wieder (z.T. mit Knurren).
    Außerdem wird der Besuch durch die Wohnung verfolgt (begleitet von unregelmäßigem Bellen und Knurren).


    Heute war mein Papa da (hat er noch nie gesehen).
    Ich muss dazu sagen, dass meine Eltern selbst einen Hund haben (Labrador-Mix, 4 Jahre).
    Nach anfänglichem Bellen war es ok, er hat mit ihm gespielt, er ließ sich auch streicheln und knuddeln.
    Wenn sich mein Papa durch das Haus bewegt hat, hat Jack ihn verfolgt und eben auch angebellt.
    Einmal ging er in das Zimmer meiner großen Tochter (14), meine anderen 2 Kinder waren auch dort (beide 12).
    Jack stürmte an ihm vorbei und stellte sich vor ihn (schaute ihn an) und bellt und knurrt.
    Als mein Vater dann einen weiteren Schritt gemacht hat, ist Jack auf ihn zu und wollte ihn schnappen (zunächst die Hand, danach von hinten die Hose).
    Ich hatte das Gefühl, er will die Kinder beschützen.


    Unten hat er sich dann mit Jack beschäftigt und er war wieder ganz normal.
    Als er gehen wollte, hat er wieder gebellt und geknurrt.
    Er macht dieses Theater auch bei einem Freund meines Sohnes (hat Angst vor Hunden).


    In der Hundeschule und auch sonst pöbelt er z.Zt. gerne.


    Wie vermittel ich ihm, dass er uns nicht beschützen muss?
    Wie wird er seine Unsicherheit los?
    Oder ist er aggressiv?


    Ratlose Grüße :( :
    Verena

  • Unsicherheit äußert sich häufig durch Aggression! Nach dem Motto: Angriff ist die beste Verteidigung!

    Zitat

    Machen wir dann die Tür auf, will er sofort los, wir versuchen natürlich, das zu verhindern.


    Das ist schon mal gut, aber verhindern und nicht nur versuchen!

    Zitat

    Steht der Besuch auf, weil er z.B. auf Toilette gehen will, bellt er wieder (z.T. mit Knurren).
    Außerdem wird der Besuch durch die Wohnung verfolgt (begleitet von unregelmäßigem Bellen und Knurren).


    Auch das verhindern, indem er auf seinem Platz bleiben muss!
    Ihr müsst das regeln und Jack die Sicherheit geben, das nichts passieren kann, wenn Ihr die Sache in die Hand nehmt!
    Und solange der Hund so unsicher ist, hat Besuch nichts am Hund zu suchen!
    Hat er einen Rückzugsort? Bspw. einen Kennel oder ein Körbchen, wo nicht jeden Moment jemand vorbei läuft?
    Das ist bei vielen unsicheren Hunden sehr hilfreich.

  • Ich würde das gar nicht differenzieren, ob aggressiv, oder unsicher.... ein Hund kann durch Unsicherheit aggressiv werden.... Sprich, ist völlig Schnuppe, wie man das tituliert... Fakt ist, dass der Hund mit gewissen Situationen ein Problem hat.... ich, als "totaler Profi" (achtung, Ironie), sage, der Hund kontrolliert, weil er denkt, die Kontrolle übernehmen zu müssen, weil kein "Anderer" es wirklich tut. Wenn ein Hund jemanden auf Schritt und Tritt verfolgt und ihn zusammenbellt, sobald er sich bewegt, dann möchte der Hund dieses für ihn "unpassende" Verhalten kontrollieren, weil er nicht gelernt hat, anders damit umzugehen...... es passiert etwas, was er nicht einschätzen kann, was nicht in SEINE Welt passt, somit reagiert er so. Klar ist, wie bei fast jedem Hund, dass er Regeln braucht, Rituale. Aber auch eine führende Hand, jemanden, der ihm zeigt, dass diese Abläufe völlig normal in seiner Welt sein sollen (Jemand steht auf, geht zur Toilette. Jemand klingelt an der Tür. Jemand hustet... etc) Um auf das Individuum Hund eingehen zu können, benötigt es aber höchstwahrscheinlich einen Trainer (so wie das von Dir Geschriebene klingt, habt ihr euch in einer Endlosschleife verfangen....) der explizit auf euer Problem eingeht..... soll auch absolut kein Vorwurf sein, gell!!!! Bei manchen Dingen steht man einfach machtlos da und denkt sich "ich mach doch alles, was ich kann", aber es fehlt manchmal einfach an dem Funken, der einen aufblicken lässt.... und dieser Funke kann, meiner Meinung nach, nicht vermittelt werden, wenn man den Hund und sein Verhalten, aber vor allem, das Verhalten der Halter in diesen Situationen, nicht gesehen hat....nicht miterlebt hat..... eine dritte, unabhängige Person, hat einen ganz anderen Blickwinkel auf die Situation.....

  • Hallo liebe Verena,


    habe mich auch kürzlich hier im Forum angemeldet, weil wir auch so einen Kandidaten übernommen haben. Echt könnte auch unser Hund sein, was du da beschreibst, die Vorgeschichte ist auch nicht unähnlich^^


    Klar, vorab die Einschränkung: Ferndiagnosen übers Forum doof usw usw
    Aber für mich liest sich das wie 1a-Wachhundverhalten, würde ja auch zu den Rassen passen. (Territorium und Rudel bewachen, beschützen; Nicht-Rudelmitglieder kontrollieren/maßregeln/vertreiben)
    Zu deiner Titel-Frage: ein Hund, der Menschen/Tiere anknurrt und schnappt oder beißt zeigt ganz klar Aggressionen. Das ist zunächst mal nichts unnormales, sondern gehört eben zum Verhaltensrepertoire eines Hundes, es bedeutet folglich nicht, dass es ein "böser" Hund ist, der vielleicht sogar scharfgemacht wurde und jemand zerfleischen will.
    Dieses Hosenbeine/Ärmel packen und "wegziehen" ist mE typisch beschützender/bewachender Hund.
    Wenn ich dich richtig verstanden habe, geht er ja schon aktiv nach vorne, wenn ihm was nicht passt, und nicht nur, wenn er selbst bedrängt wird (??).
    Damit will ich das nicht Schönreden!


    Und so ein Verhalten schließt aber auch Unsicherheit/Ängste des Hundes als Motivation für das (Wachhund)Verhalten nicht aus! Denke, gerade Hunde mit so einer Veranlagung reagieren empfindlich auf Orts- und Besitzerwechsel.
    Dass er dieses Verhalten jetzt erst so massiv zeigt, ist nicht ungewöhnlich, anscheinend kommen "Secondhand-Hunde" oft erst so nach 3-4 Monaten so richtig im neuen Zuhause an und dann können durchaus solche Baustellen auftauchen (und wahrscheinlich war das Verhalten in Ansätzen auch schon da, aber nicht so massiv)


    So, nun ist diese Kombi Wachhund+Unsicherheit echt nicht ohne, denn die Veranlagung des Hundes wurde (wie bei uns) in der Vergangenheit offenbar nicht in sinnvolle Bahnen gelenkt. In unserem Fall ist das alles auch noch an Stress gekoppelt, schwer zu beschreiben.


    Da ist dann viel Management angesagt, damit sich das Verhalten nicht weiter verfestigt. Will ich mich echt nicht so weit aus dem Fenster lehnen, denn wir haben zwar schon viele Erfolge erreicht (bei uns war zB das Treppenhaus anfangs Horror), aber daheim haben wir auch noch keinen Durchbruch geschafft. Trainieren viel mit "auf den Platz und Bleib". Im Optimalfall begreift der Hund dann: "Ich kann/darf ja gar nix machen, Frauchen kümmert sich, och und eigentlich ist es auf meinem Platz doch auch ganz entspannt".Gibt da auch einige gute Beiträge im Forum dazu.


    Habt ihr mal überlegt, einen guten Trainer zu Rate zu ziehen, der für ein paar Einzelstunden zu euch kommt ?
    Bitte seid vorsichtig, wenn er alles über die Rangordnung erklären will so nach dem Motto "Der Hund ist euer Chef, sonst würde er das ja nicht tun" und dem nix anderes einfällt als Wasserflaschen und Rappeldosen zu werfen ;)


    Naja, das war jetzt seehr allgemein was ich geschrieben habe, aber vielleicht hilfts trotzdem bisschen weiter...


    Dann noch einen schönen Ostermontag, lass mal wieder hören, wie es läuft, freue mich immer über Erfahrungsaustausch :smile:

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