Nimmt mein Hund mich nicht für voll ???

  • Hallo,


    ich habe eine 4-jährige Strassenhündin aus Rumänien. Ich komme inzwischen ganz gut mit ihr klar, anfangs war sie aber sehr ängstlich. Sie bleibt allein zuhause, wir reiten zusammen aus, gehen spazieren oder zum Üben auf dem Hundeplatz. Wir haben also keine nennenswerten Probleme, abgesehen von kleinen Baustellen, wo wir dran arbeiten.
    Nun kommt die Situation, wo sie mich immer wieder "vorführt": Unser Spaziergebiet liegt an einem Flussufer. Neulich kam eine Bekannte am anderen Ufer vorbei, die auch 2 Hunde hat, mit denen meine oft und viel spielt. Sie schwamm durch den Fluss um mit den Hunden zu spielen, aber nicht wieder zu mir zurück! Ich stand da wie doof und war entsprechend sauer. Meine Bekannte musste sie mitnehmen bis zur nächsten Brücke! Das habe ich irgendwie noch verstanden weil sie die Hunde sehr gerne mag. Obwohl sie trotzdem zurückkommen muss!!
    Davor hatte sie das schon einmal getan weil Kaninchen am anderen Ufer hoppelten.
    Heute hat sie es wieder getan, weil ein fremder Hund am anderen Ufer Enten jagte. Das liess sich meine nicht 2 x sagen und stieg dann mit dem fremden Hund am falschen Ufer aus und kam nicht zurück. Ich musste dann wieder zur nächsten Brücke....und war entsprechend auf 180. Heute war ich so geladen dass ich sie im Nacken geschüttelt hab (was mir hinterher leid tat). Jetzt ignoriere ich sie schon die ganze Zeit.


    Wie würdet Ihr reagieren ? Ich kann sie dann locken noch und nöcher und sie kommt einfach nicht. Wasser ist nun wirklich nicht ihr Problem.
    Zwischen diesen Vorfällen lagen immer geraume Zeiträume. Zwischendurch bin ich mit ihr problemlos immer dort spazieren gegangen und dort sind immer auch andere Hunde.
    Ich werd sie jetzt immer an der Schleppe am Fluss ausführen, damit kann sie ja auch ins Wasser aber ich kann sie notfalls zurückziehen. Aber eine richtige Lösung ist es nicht.


    Warum tut sie das wohl ? Sonst ist ihr Gehorsam (Rückruf oder Pfiff) eigentlich prima. Klar war jedesmal am anderen Ufer eine Ablenkung, aber wenn mal ein Hase am selben Ufer läuft und sie kurz mal hinterhersprintet, kommt sie ja auch gleich wieder!


    Würde mich über Eure Antworten freuen.

  • Zitat

    Ich musste dann wieder zur nächsten Brücke....und war entsprechend auf 180. Heute war ich so geladen dass ich sie im Nacken geschüttelt hab (was mir hinterher leid tat). Jetzt ignoriere ich sie schon die ganze Zeit.


    Das wird es ihr nicht einfacher machen, das nächste Mal zu Dir zurückzukehren. Das bringt nix, lass das lieber.


    Schleppe ist erstmal sicher eine gute Idee (es gibt schwimmende). Wart ihr auch schon auf der ANDEREN Flusseite und sie ist rübergeschwommen? Ich meine, ist sie den Rückweg schon mal geschwommen?

  • :smile: Ich denke, bei euch klappt der Rückruf wesentlich schlechter als du denkst. Und die Jagdleidenschaft deines Hundes ist auch schon voll entwickelt, da sie ihn öfters ausleben konnte....! Ich würde nun erst mal Schleppleine...IMMER...und dann an eurer Bindung arbeiten. Du musst interessanter werden als alles andere, aber das wird dauern und dir viel Übung und Geduld abverlangen! Und das Schütteln war natürlich ein einmaliger Ausrutscher, hoffentlich nicht mit Folgen.....in Bezug auf Vertrauen!

  • Ja, sie ist schon von beiden Seiten durchgeschwommen!


    Das Schütteln kann ich nun nicht mehr ungeschehen machen. Werde aber die Sache mit der Schleppe in Angriff nehmen und üben,üben,üben, wobei ich sagen muss, dass sie beim Freilauf sonst wirklich gut hört. Mit Leckerli kann man sie ganz gut motivieren, mit Spielzeug, Stöckchen usw. leider überhaupt nicht.


    Vielen Dank für Eure Antworten.

  • Womit sie sich motivieren lässt, ist doch nun eigentlich egal, oder? Hauptsache, das! Ich versteh manchmal nicht, was da immer so furchtbar dran zu sein scheint, wenn man mit Leckerchen Basisarbeit legt.


    Es sei denn, man wird zum Futterautomaten, weil man das Ausschleichen nicht packt.


    Eine Frage noch: Du warst wahrscheinlich irgendwann am Nachmittag mit ihr am Fluss. Deinen Fred hast du um kurz vor halb zehn gestartet. Seither ignorierst du deinen Hund?


    Das sind die Dinge, die ein Hund genausowenig versteht wie das Nackenschütteln völlig ohne Zusammenhang.


    Mach Schleppleinentraining - Anleitung dazu gibt es hier im Forum, wenn du das als Suchbegriff eingibst - ganz ausführlich.


    cazcarra

  • Zitat

    . Ich stand da wie doof und war entsprechend sauer.


    Warst du auf dich sauer - weil du dich nicht interessant genug machen konntest oder warum warst du sauer? ;)


    Zitat

    Heute war ich so geladen dass ich sie im Nacken geschüttelt hab (was mir hinterher leid tat). Jetzt ignoriere ich sie schon die ganze Zeit.


    Das Erste war dermaßen contraproduktiv, die Rückkehr zu dir verbindet sie mit Strafe, einen Hund muss man immer loben, wenn er kommt, niemals bestrafen.
    Und Nackenschütteln ist in der Hundeerziehung grundsätzlich tabu, das sollte man niemals anwenden.
    Das ist ein Vertrauensbruch.
    Denkst du, dass sie das Ignorieren mit dem, was ablief, noch Stunden später in Verbindung bringen kann?
    Nein, kann sie nicht, sie weiß keineswegs, warum sie nun ignoriert wird.





    Zitat

    Warum tut sie das wohl ?


    ... weil alles andere interessanter ist als du.


    Ja, Schleppleinentraining ist eine gute Idee.
    Beschäftige dich während des Spaziergangs mit ihr, mache dich interessant.


    Gruß
    Leo

  • Nehm eine Schleppleine her, wie ja die anderen schon sagten. Und lobe sie wie ein Weltmeister wenn sie zu dir kommt, egal was sie vorher getrieben hat, wenn sie kommt ist Party angesagt. Der Nackenschüttler war nicht gut. Sorry wenn ich das so sage.


    Achso, vergessen: Vielleicht solltest du noch ein wenig mit ihr an eurer Bindung arbeiten.

  • Zitat

    Nimmt mein Hund mich nicht für voll ???


    Hmm, wie kommst du eigentlich auf diesen Gedanken?


    Überlege dir besser, welche Motivation dein Hund hat, um in deiner Nähe zu bleiben, dich "toll" zu finden, zu dir zurückzukommen.
    Das hat nichts mit "für voll nehmen" oder mit "Macht", sondern mit Bindung und Vertrauen zu tun.

  • Ich sag's nur ungern (na ja, eigentlich doch ;) ), aber Du vermenschlichst Deinen Hund. Er hat keinesfalls im Sinn, Dich "vorzuführen" oder sowas. So ein kleiner Ausrutscher (auf die andere Seite schwimmen) kann doch durchaus mal vorkommen und man nimmt das Frauchen trotzdem "für voll"!


    Allerdings kommen hundeseits langsam Zweifel auf, wenn man stundenlang ignoriert wird :???:


    Du hast doch auch so viele Dinge genannt, die gut klappen bei euch. Da nimm ihr diese beiden Male doch nicht so übel. Du sagt ja selbst, dass "geraume Zeiträume" dazwischen liegen. Ein souveräner Hundeführer ist großmütig!


    Ansonsten ist den Tipps meiner Vorschreiber nichts mehr hinzuzufügen!


    Gutes Gelingen!
    Wauzihund


  • Für meinen "Geschmack" im Umgang mit meinen Hunden, reagierst Du jeweils viel zu spät, indem Du Deiner Hündin bereits die Entscheidung überläßt, wann etwas interessant genug ist, um sich aus Deinem Einflussbereich zu entziehen. Dementsprechend nimmt sie halt auch die Entscheidung für sich in Anspruch, wann es ihr genehm ist, zu Dir zurückzukommen.... aus Hundesicht einleuchtend (aber nix boshaftes), aus Menschensicht ein Zeichen, dass sich etwas ändern muss.


    Enten jagen, Kaninchen, Hasen.... Du läßt Deiner Hündin ganz schön viel durchgehen...auch, wenn sie "nur" hinterherrennt/schwimmt, ist das für die anderen Tiere grosser Stress, der einfach nicht sein muss. Wir mögen ja nicht nur unsere Hundis, sondern respektieren auch andere Tiere.


    Einem leidenschaftlichen Jäger, der ungebremst seiner Passion nachgehen durfte bisher - dem kannst Du als Mensch nicht viel "bieten", um für ihn interessant zu sein... da sollte sich also dringend was ändern!


    Deine Idee mit der Schleppleine ist schon mal prima - denn jeder Erfolg, sich aus Deinem Einfluss zu entziehen, macht es Dir und Deiner Hündin auf Dauer nur noch schwieriger.


    Grundsätzlich scheint Ihr doch gut miteinander klar zu kommen und Deine Hündin scheint ja prinzipiell auch gut zu hören. Deshalb glaube ich einfach nur, dass Du es ihr mit Deiner Einstellung "dann ist sie halt mal kurz unterwegs, um Enten zu jagen, mit anderen Hunden zu spielen, Hasen zu hetzen..." in der Vergangenheit zu leicht gemacht hast.
    Aber das läßt sich mit Geduld und Konsequenz (im Sinne von angemessenem SL-Training) sicher wieder in den Griff bekommen.


    Deine Hündin macht nichts, um Dich zu ärgern. Deshalb sind Deine Reaktionen ein wenig zu ausgeprägt und eher kontraproduktiv. Sie macht das, was Du Ihr direkt oder indirekt (durch Unterlassen eines rechtzeitigen Stopp/Rückrufsignal) "erlaubt" hast. Nicht mehr und nicht weniger.


    Mit einem konsequenten SL-Training und ein wenig Umdenken bei Dir wird das schon.


    LG, Chris

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