Hallo Nala,
ZitatIn ihrem ersten Lebensjahr war sie auch eher der Typ der ängstlich auf andere zugeht, versteckte sich immer hinter mir und traute sich gar nicht auf andere Hunde zu zu gehen.
Doch seit einem Jahr verändert sich die Situation immer mehr, statt sich hinter mir zu verstecken, geht sie bellend auf andere Hunde zu. Menschen die sie nicht kennt, werden auch angebellt vor allem wenn sie auch noch in unser Haus wollen, sie geht richtig gegen die Besucher.
Klar bist Du hier richtig... Wir tauschen hier unsere Erfahrungen mit den verschiedensten Angstproblemen unserer Hunde aus - also willkommen im Club!
Der erste Teil über Nala liest sich, als hätte Nala nie wirklich gelernt, wie sie sich verhalten kann, wenn sie sich in irgendeiner Situation unsicher bis ängstlich fühlt und irgendwann hat sie per Zufall entdeckt, dass fremde Hunde und auch Menschen aufhören, sie (aus ihrer Sicht) zu bedrängen, wenn sie denn bellt.
Deshalb hast Du gleich mehrere Arbeitsansätze: Das Training, damit Nala lernt, dass fremde Menschen keine Bedrohung für sie darstellen, dito mit fremden Hunden und auch noch, dass ihre "selbsterfundene" Lösung, nämlich das Verbellen, nicht die ist, die Du Dir vorstellst.
Tipps für die ersten beiden Arbeitsansätze sind hier schon einige drin. "Quäl" Dich mal durch die ganzen Texte, da wirst Du mit Sicherheit fündig. Die grobe Vorgehensweise ist jeweils sehr ähnlich: Man arbeitet mit Gegenkonditionierung. Etwas lapidar formuliert - man "füttert" für den Hund unangenehme Situationen schön. Wie das genau geht, kann man super in dem kleinen, günstigen und absolut zu empfehlenden Buch "Trau nie einem Fremden" von Patricia McConnel nachlesen. Dort werden die einzelnen Übungsschritte "aufgedröselt", so dass man eine Ahnung davon bekommt, in wie kleine Häppchen man so ein Training aufschlüsseln muss.
Um die "selbsterfundene" Lösung Nalas, nämlich das Verbellen, anzugehen, musst Du ihr ein Alternativ-Verhalten anbieten. Überleg einfach mal für Dich, wie Du gerne Nalas Umgang mit Besuchern zu Hause hättest, als Vorschlag sag ich mal: Nala soll bei Besuch einfach ruhig und entspannt auf ihrem Platz liegen.
Dazu muss Nala lernen dürfen, dass ihr Liegeplatz ihre absolute Sicherheitszone ist. Da hat kein Besucher was zu suchen. Und auch sonst in der Familie sollte gelten, wenn der Hund da liegt, hat er seine Ruhe.
Wenn nun der erste Besucher kommt, sucht man sich am besten einen "Freiwilligen", der dem Hund zu liebe mitmacht. Der Besucher soll reinkommen (Tür angelehnt lassen, damit er rein kann) und Du schickst Nala auf ihren Platz. Ggf. mit Leine. Der Besucher soll sich irgendwo in deutlicher Entfernung zu Nalas Platz ganz ruhig hinsetzen, halb seitlich zu Nala, sie nicht ansehen, auch nicht aus dem Augenwinkel und einfach so tun, als wäre da gar kein Hund. Wenn Nala aufsteht und bellt, benutzt Du ein Abbruch-Kommando und legst sie wieder hin. Wenn sie liegt und ruhig ist, kommt ein Nala, fein plus ein EMO (eßbares Motivationsobjekt....)
Fürs erste ist das schon genug und der Besucher kann wieder gehen. Gerade das Ankommen und Gehen muss man ein wenig extra üben - der Mittelteil -der Besuch ist da und man trinkt nen Kaffee oder so, kommt fast von allein.
Parallel dazu übst Du mit Nala, sich an fremde Menschen ranzutrauen - wie schon geschrieben, das Übungsprogramm mit Doba weiter oben kann man ja auf die eigenen Bedürfnisse zurechtschneidern und das ist auch mit das Wichtigste, dass man sich aus allen Tipps, die man kriegt oder liest, das raus sucht, was auf die eigene Situation anwendbar ist. Um Nala nicht zu verwirren, würde ich das Besucher-Training drinnen und das "fremde Menschen allgemein"-Training draußen machen. Später fließt dann alles zusammen....
Auch die Geräuschängste sind sehr gut wieder abtrainierbar - aber leider auch antrainierbar! Überprüf einfach mal in einer ruhigen Minute Dein eigenes Verhalten bei ängstigenden Geräuschen darauf, ob Du Nala nicht versehentlich in ihren Ängsten bestätigst - z. B. durch "Trösten" in irgendeiner Form (beruhigendes Ansprechen, Streicheln, etc.).
Und dann such Dir möglichst ein beeinflussbares Geräusch (Lautstärke, Dauer) und arbeite da ebenfalls mit der Gegenkonditionierung. Notfalls nimmt man das Geräusch der anspringenden Heizung auf und hat so wenigstens Einfluss auf die Lautstärke.
Wenn man bei mehreren Problemen gleichzeitig nicht mehr weiß "wo anfangen" hilft es sehr, sich an einen geeigneten Trainer zu wenden. Grad am Anfang ist das hilfreich, weil unser eigenes Verhalten sich so sehr auf den Hund auswirkt und man vermeidbare, eigene Fehler sofort ausschalten kann.
Lies dich ein wenig ein, mach Dir einen Plan, wann Du was wie üben willst und dann fang an. Ich kann mir vorstellen, dass sobald Eure erste Baustelle Besserungen zeigt, die anderen umso schneller hinterherziehen, weil all diese Unsicherheiten zusammenhängen. Die erste Zeit ist zäh, aber dann gehts zackig weiter!
Liebe Grüße und viel Erfolg,
Chris