ANTI-JAGD-TRAINING oder Dr. Jekyll und Mr. Hyde

  • Ich glaube ich würde den Hund nicht starren lassen. Ein Abbruch/Abruf und dann eine triebliche Bestätigung bei dir (zB Zergel) würde ich nehmen, um die Triebspitze zu kanalisieren.

    Als ich meinen 1. Dackel hatte, dachte ich auch, ich könnte das "so" lösen.
    Ich wurde von meinem Benny eines besseren belehrt.
    Wenn er "nur" eine Spur in der Nase hatte, dann konnte ich ihn händeln, aber wenn er einen Hasen rennen gesehen hat, dann war er nicht mehr ansprechbar. Er hing dann spurlaut mit den Hinterbeinen scharrend in der Flexileine/Schleppleine oder auch in der kurzen Leine und ich war für ihn nicht mehr vorhanden. Wenn ich dann mal für 1 Sekunde seine Aufmerksamkeit hatte, konnte ich ihn mit nichts bestätigen. Obwohl er ein Balljunky und total verfressen war, hat ihn der Ball in diesem Augenblick überhaupt nicht interessiert und auch keine Wurst.
    Ich habe es dann irgendwann aufgegeben.


    Tamy war ja kein typischer Dackel, die hatte ich bei Feldhasen auch ohne Leine komplett unter Kontrolle und sie hat sich auch so gut wie gar nicht für Spuren interessiert, was ich mittlerweile aber darauf schiebe, dass sie im Laufe ihres kurzen Lebens immer "matter" wurde.


    Und Sina hat extrem viele Ähnlichkeiten mit Benny...............

  • Ich habe ehrlich gesagt nie eine Lösung dafür gefunden, wie ich das hätte abbrechen können :ka:
    Wenn ich sie nicht hätte glotzen lassen, wie hätte sie lernen sollen, dass Wild gucken an sich aber okay ist?

    Hö? Du hast doch eben selbst geschrieben:



    Zitat

    Finya darf so lange sie entspannt ist, gucken so lange sie will (und ich Zeit habe). Das ist quasi ihre Belohnung. Also ich stehe nicht bei Eisregen ne Stunde rum und lass sie glotzen, aber ob die jetzt 1min oder 5min den Rehen oder Hasen zugucken will, ist mir egal, aber sie MUSS entspannt bleiben und auf mich reagieren. Merke ich, dass sie hochfährt, breche ich sofort ab und lenke sie um.


    Ich korrigiere in dem Fall - aber das ist so grundsätzlich "mein Ding" - die zu hohe Aufregung. Gucken ja - glotzen nein.
    Ist auch nix anderes als bei zB Fremdhundbegegnungen. Gucken - klar! Glotzen - nein.

  • @alle: Vielen Dank für euren Input.
    Ihr fasst in Worte, was auch mein Gefühl war.


    Das "Gucken lassen" ist schwierig, ob's bei Nastro funktioniert oder nicht...


    Ich glaub, ich mach' erst mal so weiter, und beobachte ob er sich entspannen kann und weiter ansprechbar bleibt - gestern Abend schien er schon nach dem dritten Reh Routine zu entwickeln, das wäre gut.


    Oder ob er dadurch "heißer" auf alles wird.


    Danke!

  • also bei Chilly bin ich zum Entschluß gekommen, daß alles, was mit Tiere jagen zu tun hat, tabu sein wird, bis auf Mäuse schnüffeln. Anschauen, Spur als Belohnung ein bisschen nachgehen usw ist für ihn nichts halbes und nichts ganzes und die Erwartungshaltung bleibt, sprich das absuchen der Bäume etc.

  • Ich denk mal, du hast gute Karten bei deinem Hund. Wenn er sich schon nach so kurzer Zeit bei Wildsichtung sogar selbst hinsetzt, kann er bestimmt auch schnell lernen, sich direkt danach zu dir umzuorientieren (und eine Belohnung - in welcher Form auch immer - zu kassieren).

  • Mein Ziel war, dass der Hund ansprechbar wird, auch wenn er Wild sieht.


    Hätte ich ihn immer abgelenkt, hätte ich mir ja den klassischen "Mein Hund jagt nicht, solange ich das Wild zuerst sehe" Fehler gebaut.


    Also durfte/darf er gucken, ich habe ihn angesprochen, wenn er reagiert hat (Hinsetzen oder mich anschauen, je nachdem), Leberwurst (normale Leckerlies haben es nicht getan) oder alternativ bei Reaktion auf Ansprache ein Schrittchen näher drangehen dürfen.


    Das ist eine klassische Übung zur Impulskontrolle. Nicht bei jedem Hund liegt da das Problem!
    Mein Hund hat an sich so wenig Jagdtrieb, dass er bereit ist, es sein zu lassen - WENN er es schafft und WENN ich zu ihm durchdringe.


    Bei anderen Hunden ist die jagdliche Motivation höher als die Bereitschaft zur Zusammenarbeit. Dann ist es nicht nur ein Impulskontrollenproblem.


    Ebenso: Für meinen ist nur das Hetzen interessant. Der Bewegungsreiz. Bewegungslos gucken - statt rennen - ist bei ihm also schon ein Erfolg.


    Bei einem Hund, der selbständig Wild sucht, nicht nur auf Bewegung reagiert, ist das Glotzen anders zu bewerten.

    Wie unterscheidet man das denn? Sieht Luna etwas auf Entfernung (Hund, Wild, Katze) bleibt sie starr stehen. Ohren hoch, Rute locker runter, Haare normal. Sie lässt sich mit "Schau" ansprechen, belohnen und in der Regel auch umorientieren ("Bei mir", Richtungswechsel und lockeres an der Leine laufen ohne starren). Aber damit Vermeiden wir ja nur die Begegnung.

    Vermeiden wäre es, wenn DU etwas siehst und den Hund schnell ablenkst, damit sie es nicht entdeckt.


    Wenn der Hund etwas sieht und dir durch Stehenbleiben anzeigt, finde ich das ideal.


    Es ist eine Alternative: Statt zu Hetzen, steht sie. Das ist dem Hetzen vorzuziehen, also belohne es. Mit der Zeit wird sie selbst anfangen, ihre Belohnung einzufordern. Kann auch sein, dass sie dich "verarscht" und nur so tut, als hätte sie was gesehen. Ich nehme das als ein gutes Zeichen und habe auch das immer belohnt! Sie nutzt ihre Energie, um das von dir gewünschte Verhalten zu zeigen und belohnt zu werden, und nicht, um die nächste Katze zu suchen - BINGO!
    Es wird mit der Zeit von alleine weniger. Zeit ist das Stichwort, es dauert.


    Hast du dich mal eingelesen? In dem Buch von Pia Gröning stehen viele hilfreiche Sachen drin.

  • Hö? Du hast doch eben selbst geschrieben:


    Ich korrigiere in dem Fall - aber das ist so grundsätzlich "mein Ding" - die zu hohe Aufregung. Gucken ja - glotzen nein.
    Ist auch nix anderes als bei zB Fremdhundbegegnungen. Gucken - klar! Glotzen - nein.


    Ja, aber bevor sie das konnte, durfte sie jahrelang hinstarren und sich festsaugen, weil ich da schon froh war, dass sie nicht mehr schreiend in der Leine hing und Lenkdrache gespielt hat^^
    Das sitzen bleiben und einfach nur fixieren war in dem Fall eine Verbesserung zu dem vorher gezeigten Verhalten. Sie konnte damals nicht entspannt gucken, sondern ist eben direkt von ihrem "Alltags-Traummännlein-Verhalten" ins "1000Volt-Hetz-Verhalten" gekippt.
    Da war es mir natürlich recht, wenn sie stattdessen am ganzen Körper vibrierend Hasen geglotzt hat und ich ihr nebenbei Kekse ins Maul schieben konnte^^

  • Ich hätte keine Chance bei Tarek das starren zu unterbrechen ... das einzige was er dann machen würde ist die Energie die ich in die Korrektur gebe nach vorne umzusetzen ...


    Auch in der alten WG stand er manchmal bis zum bersten gespannt am Kindergitter, weil gleich auf der anderen Seite der Kater der Mitbewohnerin stand ... habe ich ihn abbrechen wollen knallte er immer ins Gitter ... ich hab ihn einen moment stehen und glotzen lassen, ihn ruhig angesprochen, den Kater angesprochen und auf ein na komm rein (ins wohnzimmer) konnte er sich dann lösen ... anfangs schwer, mit de Zeit viel ihm das nicht mehr schwer ...


    Irgendwie total crazy, und umständlich, auch nicht meine erste wahlt, aber wenns funktioniert , so what ...


    Wir sind auch draussen auf dem Stand dass er bei Wildsichtung von selbst erst mal stehen bleibt ... und dann kommts halt auch immer auf das Wild an, wohin es sich wie schnell bewegt und ob wir nen guten Tag haben oder nicht ...


    Und je besser er mir im Alltag zuhört, desto einfacher sind auch Wildkontakte zu handeln ...

  • Eben, ich würde auch denken, bis man an dem Punkt ankommt abbrechen zu können, dauert es ja nach Hund eine Weile, bzw. vielleicht will man das auch gar nicht.


    Kami konnte am Anfang auf nix reagieren. Stehen und Glotzen ging sehr schnell, weil sie das eh angeboten hat. Aber sie hat dann kein Leckerlie genommen und auf nix reagiert (verbales Kommando).


    Inzwischen nimmt sie Kekse und kann dabei auch Kommandos ausführen (Sitz,...). Umorientierung liegt ihr immer noch nicht. Ich bestätige es zwar, ebenso wie das selbstständige lösen, aber es ist eben nicht so ihres. Sie löst sich aber nach einiger Zeit aber immer allein und steigert sich nicht rein.


    Abbrechen könnte ich sie jederzeit, würde bei ihr aber zu starkem Meideverhalten führen, auch mir gegenüber und wahrscheinlich auch über längere Zeit will ich nicht.


    Vielleicht kommen wir wie oregano noch an diesen Punkt, aber eben Schritt für Schritt.

    Leider fetzt er dafür bei jeder Bewegung von mir (egal welche Bewegung) sofort in Richtung Wild los...


    Das kann man auch langsam trainieren. War hier am Anfang auch so. Da wurde dann aber immer für festes Sitzen oder Stehen bestätigt, als sie so weit war und mit verschiedenen Interaktionen gespielt. Also mal neben den Hund stellen, Körpergewicht nach vorne verlagern, langsam vorwärts gehen, mal schnell in Richtung des Wildes gehen, rumhüpfen,... Alles gesteigert, bis sie trotz Bewegungsreiz durch mich stabil blieb. Eben damit ich im Freilauf, wenn sie steht, ich ohne Problem auf sie zugehen kann,...


    Inzwischen arbeiten wir auch an der Kontrolle, also sie bekommt ein "langsam" für langsames vorwärtsgehen, dann "stopp" oder "sitz",..., um auch in einer "Pirschbewegung" Kontrolle zu üben.

  • Ja, @SanSu, bis zu einem gewissen Grad sicher.
    Bei älteren Spuren und Mäusen konnte er es ja auch lernen.
    Aber ob wir bei frischer Spur oder gar Sichtung je an den Punkt kommen... ich weiß nicht.
    Naja, wir haben ja hoffentlich noch einige Jahre :pfeif:

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