ANTI-JAGD-TRAINING oder Dr. Jekyll und Mr. Hyde

  • Erzogene Hunde (auch mit Jagdtrieb) habe ich hier immer abgeleint.


    Wenn ich mir ihrer sicher war, nicht im Frühjahr.
    Sonst wären hier für alle Hunde immer nur Leinenspaziergänge möglich.


    Hunde können sich auch an stark wildreiche Gebiete gewöhnen, meiner Meinung nach.

    Wie hast du es denn bei den anderen Hunden aufgebaut? Wenn das so gut geklappt hat, warum nicht genauso vorgehen?

  • Klar, aber der Hund ist noch jung, der Jagdtrieb womöglich noch nicht voll ausgereift. Im schlimmsten Fall kommt das erst, wenn du ihn im August laufen lassen willst.


    Vieles kommt da erst mit 2-3Jahren.


    Unsere ist ohne Ablenkung (andere Hunde) inzwischen ziemlich sicher. Sie läuft in Wald und Feld immer frei, hat mir nach 9 Monaten Training keinen Anlass gegeben zu zweifeln. Trotzdem würde ich sie, obwohl es tagsüber super läuft in der Dämmerung nie von der Schlepp lassen.


    Das Wild ist aktiver, das hört man teils sogar, die Erregungslage bei ihr größer und die ist keine Jagdsau.


    Ich kenne einen Spaniel, der die Begegnung mit einem Wildschwein nur knapp überlebt hat (musste wieder zusammen geflickt werden), der hat vorher nie gejagdt. Das Risiko würde ich nie eingehen, wenn ich weiß mein Hund ist da eh schon empfänglicher für. Von den Gefahren für das Wild mal ganz abgesehen.


    Gerade bei einem so jungen Hund wäre ich da noch sehr vorsichtig.


    Jetzt den Grundstein legen ist super, aber im schlimmsten Fall entwickelt sich der ganze Trieb erst noch und da wäre ich noch seeehr vorsichtig.

  • Wie hast du es denn bei den anderen Hunden aufgebaut? Wenn das so gut geklappt hat, warum nicht genauso vorgehen?

    Die wollten zwar auch immer Spuren suchen und hinter Bewegungen her... Aber waren nicht soooo erregt.


    Da hat dann ein "Halt"+Lob funktioniert. Irgendwann konnte man drauf an, dass die Hunde, wenn sie starr irgendwo standen, Wild gesehen haben. Das gemeinsame Beobachten war (bzw. "ist", der eine Hund lebt noch) dann echt toll.


    Aber Nastro fällt's echt richtig schwer. Und ich weiß nicht, ob "gucken lassen" der Weisheit letzter Schluss ist. Deswegen meine ersten Versuche, mich zum Thema Anti-Jagd-Training klug zu machen.

  • Ich glaube ich würde den Hund nicht starren lassen. Ein Abbruch/Abruf und dann eine triebliche Bestätigung bei dir (zB Zergel) würde ich nehmen, um die Triebspitze zu kanalisieren.

  • Es kommt da halt einfach ganz stark darauf an, was dem Hund liegt und was dir liegt @Gersi und was du am Ende vom Hund willst.


    Ich breche Jagdverhalten ja erst nach der Anzeige ab. Meine zeigen klassisch an, also festfrieren und bei Frodo immer Vorderpfote hoch, bei Finya mal mit und mal ohne.
    Frodo rufe ich dann ab und er bekommt eine Alternative - am liebsten ist ihm sein Felldummy, aber manchmal will er auch lieber Futter und wenn ich mich richtig doll freue, ist er auch glücklich. Das macht ihn leicht lenkbar.
    Er würde eher auf Spur abhauen oder wenn Wild direkt vor ihm hochgeht. Wild, das irgendwo am Feld steht, sieht er gar nicht. Das ist ihm völlig egal.


    Finya darf so lange sie entspannt ist, gucken so lange sie will (und ich Zeit habe). Das ist quasi ihre Belohnung. Also ich stehe nicht bei Eisregen ne Stunde rum und lass sie glotzen, aber ob die jetzt 1min oder 5min den Rehen oder Hasen zugucken will, ist mir egal, aber sie MUSS entspannt bleiben und auf mich reagieren. Merke ich, dass sie hochfährt, breche ich sofort ab und lenke sie um. (hat ewig gedauert diesen Punkt zu erkennen bevor sie explodiert^^)
    Das sind allerdings die neuen Regeln. Jahrelang durfte sie auch angespannt gucken. Da galt: so lange sie ruhig sitzt, gibts Kekse und Lob, auch wenn der ganze Hund zittert. Früher musste sie sich auch hinsetzen, inzwischen ist das optional.


    Da Finya jahrelang nicht kapiert hat, dass sie sich auch mal umorientieren soll (so wenig, dass sie sich bei "Schau" immer noch hinsetzt, wenn sie gerade Wild sieht xD ), habe ich sie irgendwann nach einer Weile immer mit Futter ein Stück weggelockt. Das hat sie etwas aus der Anspannung geholt und dann habe ich ihren Blick mit Futter auf meine Augen gelenkt. Erst dann gabs das Futter. Das Kauen ist für sie da allerdings reiner Stressabbau. Ich glaube, da würde sie sogar Karotten fressen und normal rührt sie rohes Gemüse im Leben nicht an.
    Das hat ihr geholfen etwas aus ihrem Tunnel rauszukommen. Sie hat früher unheimlich viel Hilfe gebraucht. Manchmal auch eine ziemliche Ansage, wenn sie abgedreht ist.


    So im Rückblick gesehen, waren die wichtigsten Punkte bei Finya bisher wohl:
    - bei Wildsichtung stehen bleiben
    - ruhig sitzen bleiben und gucken (damals noch mit komplett angespanntem Hund)
    - Umorientierung üben --> das hat wirklich Ewigkeiten gedauert
    - Abbruch, wenn sie austickt
    - als das geklappt hat, kam die Spurensuche als Belohnung dazu; also wenn sie sich bei Wildsichtung und bis das Wild weg war ruhig verhalten hat und dann zu mir geschaut hat, durfte sie der Spur nach (an der Leine natürlich)
    - dann hab ich angefangen die Tiere (Vogel, Klopfer, Bambi^^) zu benennen; zu der Zeit ist sie bei Wildsichtung wesentlich (!) ruhiger geworden und durfte ab da länger schauen
    - erst dann ist der Rückruf dazu gekommen --> das ist unser aktueller Stand



    Bei Frodo schauen die Lernphasen völlig anders aus. Er hat eine andere Reihenfolge, hat manches auch nie gezeigt, dafür aber anderes Verhalten.





    Oi ich hab echt nen Schaden mit dem Jagdtraining, aber es macht so Spaß xD

  • Genau das ist der Punkt: Angespanntes "Glotzen" würde ich immer abbrechen. Wenn der Hund irgendwann entspannt schauen kann ist es was anderes. Wenn er es denn kann.

  • Da Finya jahrelang nicht kapiert hat, dass sie sich auch mal umorientieren soll (so wenig, dass sie sich bei "Schau" immer noch hinsetzt, wenn sie gerade Wild sieht xD ),

    hihi, wenn Smartie im "Jagd-Fixier-Modus" ist, setzt er sich bei allem was ich sage hin - egal was ich eigentlich gesagt habe :ugly:
    Leider fetzt er dafür bei jeder Bewegung von mir (egal welche Bewegung) sofort in Richtung Wild los...


    ABER:
    ich habe ja jetzt lange auch mit "gucken lassen" geübt, glaube aber, dass das gerade zumindest bei uns nicht funktioniert.
    Er fährt einfach, je mehr er guckt immer mehr hoch.
    Bei Spuren anzeigen (durch Vorstehen) und weiter-schicken funktioniert super (solang sie nicht frisch sind)
    aber bei Sichtung will ich nicht mehr gucken lassen - Wild sehen und zu mir umorientieren ist das neue Programm, das wir jetzt ausprobieren werden.

  • Genau das ist der Punkt: Angespanntes "Glotzen" würde ich immer abbrechen. Wenn der Hund irgendwann entspannt schauen kann ist es was anderes. Wenn er es denn kann.

    Ich habe ehrlich gesagt nie eine Lösung dafür gefunden, wie ich das hätte abbrechen können :ka:


    Wenn ich sie nicht hätte glotzen lassen, wie hätte sie lernen sollen, dass Wild gucken an sich aber okay ist?

  • Lese hier interessiert mit da bei uns ne Menge Tiere rumrennen und ich Luna noch immer nicht richtig lesen kann.
    Vögel sind ihr außerhalb unseres Gartens total egal. Können auch in 5m Abstand an nen Gruppe Enten vorbeigehen. Die werden zwar wahrgenommen, aber ignoriert.
    Rennt plötzlich ein Eichhörnchen, eine Katze, ein Hase, Reh oder Einhorn vor uns über den Weg will Luna aber noch hinterher.


    Mich würde aber das mit dem Anstarren interessieren.

    Genau das ist der Punkt: Angespanntes "Glotzen" würde ich immer abbrechen. Wenn der Hund irgendwann entspannt schauen kann ist es was anderes. Wenn er es denn kann.

    Wie unterscheidet man das denn? Sieht Luna etwas auf Entfernung (Hund, Wild, Katze) bleibt sie starr stehen. Ohren hoch, Rute locker runter, Haare normal. Sie lässt sich mit "Schau" ansprechen, belohnen und in der Regel auch umorientieren ("Bei mir", Richtungswechsel und lockeres an der Leine laufen ohne starren). Aber damit Vermeiden wir ja nur die Begegnung.


    Gehen wir weiter in Richtung der Sichtung starrt sie wieder. Klar, ich kann durch sie durchgehen, aber dann geht sie halt 3 Schritte vor und alles beginnt von vorne. Bei Hunden nutze ich das aus um ihren Wohlfühlabstand einzuschätzen und zu sehen ob sie hin möchte oder lieber vermeiden will.
    Wild bewegt sich aber nun einmal nicht auf den Wegen.
    Was ist denn hier ein brauchbarer Ansatz? Schauen lassen bis es uninteressant ist? Für den Hinweis belohnen und den Weg fortsetzen? Für mich klingt das total gegensätzlich :ka: Ich lasse sie bei Hundebegegnungen ja auch nicht den anderen erst absichtlich anbellen um ihr dann das gewünschte Verhalten zu zeigen. Wo ist denn hier mein Denkfehler?

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