• Hallo an alle, bei deren Hund ein Milztumor diagnostiziert wurde!


    Wir sind durch etliche Höllen gegangen, wissen nun aber: Man darf keinen Hund aufgeben. Niemals. Deshalb lohnt es sich auch, eine etwas ausführlichere Geschichte zu lesen.


    Wir waren Ende Juli in einem Ferienhaus in Dänemark, als unsere Labradordame Milka (gerade 13 geworden) plötzlich nicht mehr fressen wollte. Sogar bei einem Würstchen drehte sie den Kopf weg – und das bei einem Labrador...


    Die örtlichen Ärzte konnten außer schlechten Leukozytenwerten nichts feststellen, Milkas Zustand verschlimmerte sich stündlich. Wir brachen den Urlaub ab und fuhren so schnell wie möglich zurück nach Hamburg, wo wir Freitagabend (sowas passiert ja nie zu normalen Tierarztöffnungszeiten) mit telefonischer Ankündigung bei Frau Dr. Cornand in HH-Rahlstedt ankamen, die in dieser Nacht Notdienst hatte.


    Milka hatte zu diesem Zeitpunkt zwar schon länger schwere HD, deren Auswirkungen auf ihren Hundealltag aber durch eine Goldkugel-Akkupunktur und Dauergabe von Rimadyl in Grenzen gehalten wurde. Milka ist ein alter Hund, aber gut drauf, und geht jeden Tag noch über eine Stunde spazieren incl. Schwimmen und Ball/Stock-Apportieren.


    Und dann kam der Schock: Dr. Cornand, in deren Bekanntenkreis sich 14 Tage zuvor ein ähnliches Hundedrama ereignet hatte, erkannte sofort das, was sich wenig später unter dem Ultraschall-Gerät bestätigte: Milztumor, handballgroß, geplatzt, Krebszellen durch den Körper gestreut, dramatischer Blutverlust (in den Bauchraum).


    Wir konnten und wollten nicht einsehen, so plötzlich loslassen zu müssen. Dr. Cornand schaffte es, für Milka noch eine Not-OP in der Tierklinik Norderstedt (Magunna/Nickel) zu organisieren. Weinend fuhren wir eine Stunde durch die Nacht ans andere Ende der Stadt, wo uns gegen 23 Uhr der junge Chirurg Dr. Dörfeld samt OP-Helferin erwartete.


    Nachdem sich die Diagnose bei erneutem Ultraschall sogar noch verschlechtert hatte (evtl. Metastasen auch an der Leber) wies uns der Arzt mehrfach auf die hohen Kosten einer OP hin – er hielt dies offenbar für rausgeschmissenes Geld (mindestens 1400 Euro incl. postoperativer stationärer Behandlung) angesichts dieses alten Hundewracks auf dem Diagnosetisch. Auf die Frage, ob er den Hund operieren würde, wenn es sein eigenes Tier wäre, überlegte er länger und verneinte dann (später stellte sich allerdings heraus, dass der Mann gar keinen eigenen Hund hatte...).


    Die Chancen standen also 90:10 gegen Milka. Wir hätten die OP auch bei 99:1 gewollt. Das letzte, was wir von unser Süßen sahen: etwas müde, aber heftig wedelnd begleitete sie den Arzt an einer dünnen Klinikleine auf die Schlachtbank.


    Gegen 3:30 (wir waren nach Haus gefahren) hielten wir es nicht mehr aus – ich rief den Chirurg an, der sich eigentlich bei uns melden sollte: „Ihre Hündin hat die Operation aus medizinischer Sicht gut überstanden, wir konnten die Krebszellen, die wir fanden, entfernen“.


    Was nun folgte, sollte fast noch schwerer für uns alle werden, als die OP-Horrornacht. Wir wußten aus diversen Krebsforen im Internet, dass Hunde mit dieser Diagnose eine Lebenserwartung von 2 Wochen bis drei Monate nach der OP haben. Nirgendwo im Web fanden wir einen Fall dokumentiert, bei dem ein so alter mittelgroßer Hund mit geplatztem Milztumor überhaupt noch operiert worden war. Milka kam drei Tage nach der OP wieder zu uns (völlig verstört und ungepflegt – ich würde trotz der gelungenen OP nie wieder ein Tier über Nacht in dieser Klinik lassen), aber zwei Wochen lang fraß sie fast nichts, erbrach am Ende sogar das Trinkwasser. Offenbar musste am Ende der OP der Beatmungstubus zu schnell aus dem Hals gezogen werden (wahrscheinlich hatte man wegen des großen Blutverlustes extrem vorsichtig sediert und Milka erwachte zu früh), so dass sie eine Verletzung am Kehlkopfdeckel hatte und kaum schlucken konnte.


    Hinzu kam eine spät diagnostizierte und durch die vergebliche orale Gabe (Erbrechen) von Medikamenten extrem verschlimmerte Magenschleimhautentzündung (nicht ungewöhnliche postoperative Erkrankung). Eines morgens hatte sich Milka zum X-ten Mal im Garten erbrochen, legte sich ins Gras und wollte nicht mehr in die Wohnung zurück. Sie wollte nicht mehr leben, das war ein ganz klares Signal von ihr.


    Zum Glück wollte Dr. Cornand, die die Nachbetreuung machte, Milka noch nicht aufgeben. Ich bekam eine Wochendosis des Magenmedikamentes verteilt auf etliche Einwegspritzen mit und iniizierte es ihr drei Mal täglich subkutan. Nach zwei Tagen interessierte sich das völlig abgemagerte Tier endlich wieder für ein Würstchen. Drei Tage lang währte die Würstchendiät, die Lebenskräfte kehrten langsam zurück, Milka fraß wieder kleine Mengen Futter und große Mengen Vitamin/Aufbau-Paste (Lockstoffe...).


    Wir genossen seitdem eine unglaublich intensive Zeit mit ihr, fuhren oft an die Ostsee zum Baden, wohl wissend um ihre kurze Lebenserwartung. Es waren neben der Welpenzeit die vielleicht schönsten gemeinsamen Monate.


    Morgen (6.10.2007) endet unser gemeinsamer Weg. Aber nicht wegen des Krebses, sondern weil Milkas Hüfte von der HD völlig zerfressen ist, und sie keine Kraft mehr zum Gehen hat. Ich schreibe diesen Beitrag heute, solange wir sie noch haben – ab morgen werde ich sicher erst mal lange Zeit mit diesem Thema nicht mehr rationell umgehen können.


    Wie gesagt: auch wenn der erste oder zweite Tierarzt, bei dem Ihr mit Eurem Hund mit Milztumor in die Praxis kommt, sagt, dass man da nichts mehr tun kann – gebt Euren Sonnenschein nicht so schnell auf.


    Ach ja, eine Kleinigkeit noch. Milkas Milz-OP war am 5. August 2005. Sie hat noch mehr als zwei Jahre fröhlich und munter gelebt.


    Liebe Grüße


    Peter aus Hamburg

    • Neu

    Hi


    hast du hier Milztumor* schon mal geschaut? Dort wird jeder fündig!


    • Oh Peter, was für ein ergreifender Text.


      Ich weiss gerade nicht so recht, was ich sagen soll ( ist sonst so gar nicht meine Mentalität :gott: )


      Ich finde es überwältigend, wie ihr für Euren Hund gekämpft habt...und wie man herauslesen kann, hat dieser Kampf noch zwei wunderschöne Jahre hervorgebracht.


      Ich kann nachempfinden, was Euch morgen bevorsteht :hilfe: ....und ich wünsche Euch alle Kraft der Welt dafür.


      Eure Hündin hatte ein langes schönes Leben bei Euch,


      und sie wird nun von Euch begleitet in ein anderes, schmerzfreies Leben.


      Traurige Grüsse


      von Britta


    • Hallo Peter, danke für Deinen Beitrag.
      Ich denke, das gilt für alle Krankheiten.
      Man sollte nie zu früh aufgeben.
      Viele HH tun das leider.


      Schön, dass Ihr alles für Euren Sonnenschein getan habt.
      Ich wünsche Euch viel Kraft für morgen und die Zeit danach!
      :(

    • Hallo Peter,


      vielen Dank auch von meiner Seite, dass Du Deine persönlichen Erlebnisse hier beschrieben hast. Hoffentlich lesen ihn viele, die in einer ähnlichen Situation stecken!!!


      Denn auch mir wurde gesagt, als ich mit Souma bei der TÄ mit einem sehr großem Krebstumor im Bauchraum auftauchte, dass, selbst wenn es sich nur um einen Tennisball großen Milztumor handeln sollte, die TÄ heutzutage eher dazu raten, es NICHT operieren zu lassen, da die statistische Wahrscheinlichkeit nur eine 3-6 monatige Lebensverlängerung bedeuten würde, was, ihrer Meinung nach, in keinem Verhältnis zu den Kosten und Stress für den Hund stehen würde. :/


      Meine Souma musste ich dennoch einige Tage über die Regenbrücke begleiten (denn es war leider nicht nur ein Milztumor). Ich wünsche Dir morgen ganz viel Kraft, Deinen Hund gehen lassen zu können!!!!! :streichel:

    • Ich weiss nicht ob Peter dieses Forum noch liest, aber ich wollte mich einfach einmal für seinen Beitrag bedanken, der mir wirklich Mut gemacht hat.


      Mein Labradormädchen Nova (9,5 Jahre) hatte auch einen aufgeplatzten Milztumor der vor gut 3,5 Wochen mit der Milz entfernt wurde.
      Leider wissen wir seit der Operation, dass er bösartig war und schon eine kleine Lebermetastase gebildet hat. Auch der Bericht des Pathologen bestätigte diese Vermutung am Ende: Hämangiosarkom.
      Nun tickt auch für uns die Uhr, geschätzte 3 Monate durchschnittliche Lebenserwartung....
      Ich weiss nicht wie ich mich vor der OP entschieden hätte wenn ich schon damals genau gewusst hätte, dass der Tumor bösartig ist. Aber alleine für die (wenn auch mit rund 20%) geringe Chance er könnte gutartig sein konnte ich sie da noch nicht gehen lassen. Die Metastase an der Leber konnte man weder auf der Röntgenaufnahme noch auf dem Ultraschall sehen.
      Die OP ist allerdings, im Gegensatz zu der von Milka, sehr gut verlaufen. Mein Hundemädchen hat sich enorm schnell erholt und war nach wenigen Tagen wieder voll auf den Beinen.
      Nun ist sie so wie sie immer war, lebensfroh, vespielt.
      Ich hoffe auf noch einige schöne Wochen (vielleicht sogar Monate?) damit die OP auch für meine Nova nicht ganz umsonst war.
      Sie wird nun natürlich besonders verwöhnt und wir genießen jeden gemeinsamen Tag. Es ist wirklich eine unglaublich intensive Zeit.
      Viele Grüße
      Claudia und Nova

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