Hund "richtig" auslasten

  • Es ist selbstbelohnend, wie jagen. Der Kick entsteht durchs hetzen, egal ob ein Ball oder ein Hase gehetzt wird. Der Hormonhaushalt aendert sich und der Hund wird 'high'. Ich hab auch Beutegeier. Das ist so gewuenscht. Allerdings sind es keine Junkies (was bei denen super einfach machbar waere). Ich wuerd das sehr schnell abstellen (sehr schnell = sehr schnell damit anfangen) und dann am Grundgehorsam arbeiten. Wenn der mal da ist, kannst du ihr z.B. ueber Zughundesport Bewegung verschaffen. Ruhige Auslastung kann man ueber Sucharbeit machen.

  • Wie schauts bei euch eigentlich aus mit hundeschule?


    Das würde ich ja zuerst versuchen (bzw nachdem sie von der Droge Ball wieder runter ist und ihre Umwelt wahrnehmen kann)


    Da bekommt man super Tips zur sinnvollen Beschäftigung. Auch n Grundgehorsamkeits Kurs oder anti Jagd Trainings Kurs wäre sicher nicht Verkehrt.


    Ne fähige gute hundeschule in der Nähe kann man z.b. Auf der Seite von "trainieren statt dominieren" finden.


    Viel Erfolg.

  • Auslastung und Bewegung findet nicht über Ballspiele statt. Das ist zum Einen nicht gut für das Körpergerüst und andererseits siehst du doch selbst, dass der Hund völlig gaga ist und gar nicht fähig, um auf irgendetwas anderes zu reagieren.
    Möchtest du den Hund bewegen, geh einfach normal Gassi mit ihm. Oder auch joggen oder wie hier angeraten Radfahren, einfach gleichförmige Bewegung ohne auf Reize einzugehen.


    Für die Auslastung im Kopf bringt Ballspielen ebenfalls nichts. Man kann einen Ball als Belohnung einsetzen, aber in eurem Fall ist für nichts anderes als für den Ball Platz im Kopf. Deswegen würde ich ihn völlig weglassen, generell jegliche Beutehetzerei. Das hat auch wirklich überhaupt nichts mit Jagdtrieb befriedigen zu tun, da hast du leider einfach ein ganz falsches Bild im Kopf.


    @flying-paws hat wie immer Recht, bei dem Hund deiner Freundin sind die Prioritäten einfach ganz woanders, nämlich ihn fit im Alltag zu machen. Umweltreize auszuhalten ist für manche Hunde eine riesige Leistung. Das fordert den Kopf ungemein und richtiges Üben dauert zu Beginn nur wenige Minuten.


    Da du das Gefühl hast, dass du mit dem Hund irgendwie nicht weiter kommst und ihm nicht vermitteln kannst, was du von ihm möchtest, würde ich an deiner Stelle einen Kurs in einer Hundeschule besuchen, wo der Fokus wirklich auf Alltagstauglichkeit liegt. Also zB einen Outdoorkurs, wo du lernst, den Hund konzentriert und ruhig durch den Alltag zu führen.


    Nun musst du dich aber auch ehrlicherweise fragen, ob du überhaupt Lust auf die ganze Arbeit hast. Bisschen Üben hier und heute mal keine Lust usw. bringen in der Regel nix. Da musst du dran bleiben, das kostet Geld und Zeit. Und wenn daheim ansonsten wieder Ball gespielt wird, bringt das alles nichts. Ihr müsstet alle an einem Strang ziehen und das könnte Diskussionen und Streit nach sich ziehen. Dazu hättest du weniger Zeit mit deiner Freundin und müsstest auch außerhalb der Zeiten üben. Ist dir das alles wert? Es ist immerhin nicht dein Hund und aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass es frustrierend sein kann, wenn andere nicht mitziehen, die Entscheidungshoheit haben und du da nur investierst in einen Hund, der dir nicht einmal gehört...

  • Vielleicht zum Thema Jagdtrieb:
    Jagen fängt mit der Spurensuche an, Fährten erschnüffeln, auf der Lauer liegen, Beute fixieren, Wild aufscheuchen. Das Hetzen kommt erst ganz zuletzt.
    Mit dem Ballwerfen sprichst du nicht direkt den Jagdtrieb an, sondern den Hetztrieb. Und Hetzen ist, obwohl es natürlich höchst selbst belohnend ist, ein wahnsinnig großer Stressfaktor. Schließlich entscheidet es in der freien Wildbahn, ob der Hund nun was zu fressen bekommt oder weiter hungern muss, wenn er nicht erfolgreich war. Diese Urinstinkt ist natürlich noch immer vorhanden im Hund.
    Es macht von außen den Anschein, dass das dem Hund wahnsinnig Spaß macht. In den aller meisten Fällen ist es aber nichts anderes als das ständige Aktivieren des Hetztriebs (also einem STRESSFAKTOR), der den Hund in eine Art Rausch versetzt und auf Dauer auch gesundheitsschädlich werden kann.


    Ich würde dir und deiner Familie den Rat geben sich mal intensiv mit dem hündischen Verhalten und der Körpersprache auseinander zu setzen z.B. durch Bücher. Das könnte euch auch ein neues Bild zum Thema "Hund" eröffnen. :smile:
    Finde ich übrigens super, dass du sich damit auseinandersetzt und eurem Wauzi was gutes tun willst. :bindafür:

  • Also wir haben ja noch einen recht jungen Hund. Aber ich stehe auch immer wieder vor der Frage, wie wir ihn richtig auslasten können. Wir haben einen Aussie und die brauchen ja bekanntlich auch viel Beschäftigung. Nun ist er fast elf Monate und ich habe für mich nun festgelegt, dass Auslastung durch Grundgehorsam üben, das Sinnvollste ist. Ich merke auch wie anstrengend die Übungen für ihn sind. Übe ich beim Spaziergang oder auf dem HuPlatz nur 10 min Fuß laufen, abliegen und abrufen, habe ich einen ausgelasteteren Hund, als wenn ich eine Stunde spazieren gehen und nur vor mir herlatsche bzw wenn ich Ball spiele oder Tobe.

  • Ich rate auch dringend davon ab, weiterhin dieses süchtigmachende Bällchenwerfen zu praktizieren! Du merkst ja selbst, dsss die Hümdin sich in einer Art "Rausch" befindet. Mag ja lustig aussehen, in Wahrheit idt das aber Riesenstress für den Hund und er braucht danach sehr lange, wieder "runterzukommen". Ich würde das streichen an deiner Stelle, zumal das ständige abrupte Bremsen und die Monotonie auch für den Bewegungsapparat nicht gut sind...


    In vielen Hundeschulen werden Beschäftigungskurse angeboten. Vielleicht wäre das ein Weg für euch?


    Grundsätzlich kann man ja sehr viel machen mit Hund und wenn sie draußen noch zu unruhig ist, kann man ja fürs Erste
    e auch indoor Tricks klickern oder Suchspiele aufbauen.


    Ich würde den Hund aber auch nicht mit zig verschiedenen Sachen überfordern und mich auch erstmal darauf konzentrieren, dass sie draußen "gelassener" wird.

  • Ist wirklich ein Balljunkie.
    Ja, ich weiß, dass das nicht so gut sein soll und es eigentlich viel zu stumpf ist, aber so hat sie Bewegung, kommt raus und kann ihren Jagdtrieb ausleben.
    ...


    Ich würde einfach gerne mehr mit ihr arbeiten, aber irgendwie kommt das nie über einen gewissen Punkt hinaus.
    Beim Ball spielen z.B. ist sie so auf den Ball fixiert, das ich machen und sagen kann, was ich will, ihr ist das sch**ß egal, hauptsache ich werfe irgendwann mal die Kugel. Habe auch schon probiert, das sie erst auf Kommando losläuft oder das sie auch mal auf die Suche geht, das funktioniert aber irgendwie gar nicht.

    Du beschreibst eure Hündin zwar selbst als Balljunkie, aber eher spaßhaft.


    Nach deiner Beschreibung ist sie aber im vollen Wortsinn süchtig, mit allen Konsequenzen. Hunde können ebenso süchtig werden wie Menschen. Nicht alkohol- oder drogenabhängig, aber auch beim Menschen gibt es ja zB Glücksspielsüchtige oder Computersüchtige, das gilt heute genauso als Krankheitsbild. Beim Hund ist eben Ballsucht sehr verbreitet. Der ständig wiederholte Kick, ohne den das Leben sinnlos ist, und darüber hinaus wird nichts mehr wahrgenommen, sobald der Hund weiß, ein Ball ist da. Bei jedem Wurf werden Adrenalin und Glückshormone ausgeschüttet, und nach diesen ist der Hund süchtig. Genau das, was du von deiner Hündin schilderst.


    Da Hunde keine Bälle werfen können, ist diese Sucht logischerweise immer menschengemacht. Das ist dein Vorteil, denn du hast es in der Hand, dem Hund sein Suchtmittel zu entziehen. Genau wie andere Süchtige leiden aber auch Hunde beim Entzug und wollen ihren Kick wiederhaben. Es ist also gut möglich, daß deine Hündin erstmal noch nerviger wird, wenn du den Ball entziehst, trotzdem darfst du auf keinen Fall weich werden. Der Ball muß endgültig aus dem Leben deiner Hündin verschwinden, damit sie wieder offen für ihre Umwelt wird, sich konzentrieren kann usw.
    Ein ehemals ballsüchtiger Hund bleibt süchtig, genau wie ein trockener Alkoholiker. "Nur ein bißchen" Ballspielen wird also auch in der Zukunft nicht möglich sein.


    Die Trainerin meiner Welpenschule hat uns damals einmal ihren "trockenen Alkoholiker" vorgeführt, der Rüde hatte schon jahrelang keinen Ball mehr bekommen. Sie nahm einen Ball, steckte ihn vor den Augen des Hundes in einen abgelegten Rucksack und fortan lag der Hund die ganze Zeit vor diesem Rucksack und fixierte ihn, in der Hoffnung auf seinen Kick. Für uns alle damals ein warnendes Beispiel, bei unseren Junghunden von Anfang an darauf zu achten.


    Es passiert leicht aus Unwissenheit, daß man seinen Hund zum Balljunkie macht, der Hund hat ja solchen Spaß daran, und es ist praktisch, man braucht sich selbst nicht so viel zu bewegen. Und viele Hunde können auch Ballspielen, ohne davon süchtig zu werden. Aber eben längst nicht alle.


    Wenn man Süchtige fragt, ob ein Leben mit oder ohne Sucht besser ist, wird die Antwort wohl eindeutig ausfallen. Du und deine Familie, ihr habt es in der Hand, wie es für eure Hündin weitergeht.


    Dagmar & Cara

  • Rad fahren wird schwierig. Sie kann / sollte nicht ohne Leine laufen,

    Du kannst es, quasi als Vorübung zum Radfahren, mit Joggen versuchen. Gleichmäßiges Traben lastet körperlich gut aus und kann den Hund entspannen, vorausgesetzt natürlich, man rennt jetzt nicht wie irre durch den Wald über Stock und Stein... :ugly:


    Wenn das funktioniert und sie gelernt hat, an deiner Seite in einem gleichmäßigen Tempo zu laufen, könnte man aufs Fahrrad wechseln. Mit Leine in der Hand würde ich das auch nicht wagen, aber mit Halterung samt Dämpfer, der Sprünge abfängt, sollte das funktionieren.


    Zum Ballwerfen wurde ja bereits genug gesagt, dem schließe ich mich an. Eine geistige Auslastung ist auch wichtig, wenn sie die Nase nicht benutzt, kann man ihr das mit kleinen Spielen prima beibringen. Ist auch eine schöne Aufgabe, die auslastet.

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