Hund hat nach mir geschnappt

  • Bzgl. Rudelführergedöns, Hundeverhalten, Lerntheorie etc. wurde ja schon einiges geschrieben - da solltest Du mal trotz inzwischen gut 16 Jahren Hundehaltung, wenn ich das alles zusammenrechne, mal dein Wissen drastisch erweitern.


    Dank euch so sehr!!! Gibt mir wieder Vertrauen in meinen Großen zurück.
    Ich hatte von meiner Hundetrainerin, die leider letztes Jahr sehr jung (40)verstorben ist, eine super Übung bekommen, die immer perfekt klappt. 1 Leckeri hinschmeißen und "Tscht" sagen, das darf er nicht nehmen. Das nächste mit "o.k." hinwerfen und er darf fressen. Das ganze mit bis zu 10 Wiederholungen. Das klappte immer super auch bei den Kindern (natürlich unter meiner Aufsicht) Am Ende haben wir die "Tscht" Leckeris ohne Probleme aufgesammelt und wieder eingetütet. Es muss wohl wirklich auch mit diesem Übergang in das Erwachsenen Alter zusammenhängen und ja, ich werde vorerst die Türen zum HWR und zur Küche schließen, um eine Wiederholung zu vermeiden und die Kinder, auch noch mal genauestens über die Thematik informieren.


    Wurde ja auch schon geschrieben, dass diese Übung für das Geschehene völlig irrelevant ist, da es sich um völlig unterschiedliche Ausgangslagen handelt. Der Hund hat in der realen Situation etwas genommen, was frei zugänglich herum lag ohne dass jemand "Besitzansprüche" gestellt hat. In der gestellten Trainingssituation wurde von Dir von vornherein "meins" angezeigt.


    Grundsätzlich finde ich allerdings auch die Haltung problematisch. Auf diese Weise - Hunde permanent augegrenzt und nur so am Rand nebenherlebend - kann keine vernünftige Bindung und Beziehung entstehen. DU bildest Dir ein, die Hunde seien involviert. Weil sie von weitem zuschauen können? Wo bitte ist da ein Hund ins Geschehen wirklich "involviert"? Wo ist das Problem, wenn die Hunde tatsächlich MIT euch leben und nicht nur NEBENHER?

  • Ich finde die Haltung jetzt zwar nicht schlimm, da gibt es sicher anderes.....
    Und Ich finde es schon verständlich, wenn bestimmte Räume tabu sind (evtl. Küche, Schlafzimmer), aber warum man seine Hunde nicht im Wohnzimmer haben mag, verstehe ich trotzdem nicht.
    Ist für uns die schönste Zeit des Tages, wenn wir abends oder am WE alle zusammen im Wohnzimmer chillen. Und dabei muss der Hund auch nicht unbedingt aufs Sofa, aber ab und zu streicheln und kuscheln will ich meine Hund dabei auf alle Fälle :ka:

    Sei dir unbenommen. Meins ist es auch nicht.

    Für die Hunde scheint es ja aber nicht so ganz in Ordnung zu sein.

    Wie kommst du zu diesem Schluss?
    Meinst du diese Art der Hundehaltung fördert Futteragression?
    Und warum waren meine beiden Sofahunde futteragressiv?

  • ich wollte einfach nur sagen, dass es bindungsförderndere Umstände gibt und Bindung eben auch das Training erleichtert

    Finde ich in dem Zusammenhang einen sehr treffenden Satz.


    @Ribani
    Aus meiner Sicht passen dein Anspruch, den du an deinen Hund hast, einfach nicht mit den Haltungsbedingungen zusammen. Soll heißen: Du möchtest deinem Hund seine Beute wegnehmen, integrierst ihn aber nicht so in euer Familienleben, dass er dein Vorhaben akzeptiert. Ich könnte meiner Hündin, die rassebedingt sicherlich auch lieber einsackt als hergibt, so ziemlich alles wegnehmen. Mache ich aber nicht. Hier gibt es das Signal "Aus", was ich lange trainiert habe und was ebenfalls nach wie vor belohnt wird. Wenn ich ihr was wegnehmen muss, zB den letzten Fitzel Kauknochen, bekommt sie was hochwertigeres im Tausch dafür.


    Einerseits erwartest du, dass dein Hund deine Regeln einhält, andererseits hältst du aber die Grundregeln deines Hundes nicht ein. Ich finde auch dieses Fressen auf Kommando absolut überflüssig, das schürt nur eine übersteigerte Erwartungshaltung deines Hundes. Gib ihm sein Futter und gut ist.

  • Einerseits erwartest du, dass dein Hund deine Regeln einhält, andererseits hältst du aber die Grundregeln deines Hundes nicht ein.

    Ich denke, es wird hier eine Art "Ethik" bei den Hunden vorausgesetzt.


    Das Verhalten bzw. das erwünschte Verhalten wir arg vermenschlicht und völlig am Hund vorbei interpretiert:

    , dass er sich unaufgefordert etwas klaut

    Er hat Fressen in Reichweite und nimmt es sich, ganz einfach!

    Er hat eben 3 mal die Regel gebrochen und sich doch heimlich aus der Küche oder dem HWR etwas geholt-

    Seiner Meinung nach macht er nichts "heimlich" sondern er folgt seiner Natur.

    Mein Großer saß völlig bedröppelt vor mir, hat mich angestupst, dass ich ihn streicheln soll und wieder liebhaben. Als ich mich dann niedergekniet habe, hat er sofort mein Kinn abgeschleckt und seine Pfote auf meine Hand gelegt. Ich glaube, es tut ihm, wenn das möglich ist, "tierisch" leid....

    Absolut vermenschlicht, das ist ein HUND! Der beschwichtigt, nicht um "liebgehabt" zu werden, sondern um für ihn bestmögliche Ergebnisse zu erzielen.

    kriegen immer noch ein Nachtschmuser

    Brauchen Hunde VIEL weniger als dauerhaften FREIEN Zugang zu ihren Menschen. Sie nur sehen und riechen zu können ist kein gemeinsames Leben in Hundeaugen, da ändern auch "Nachtschmuser nix dran.

    Einerseits erwartest du, dass dein Hund deine Regeln einhält, andererseits hältst du aber die Grundregeln deines Hundes nicht ein. Ich finde auch dieses Fressen auf Kommando absolut überflüssig, das schürt nur eine übersteigerte Erwartungshaltung deines Hundes. Gib ihm sein Futter und gut ist.

    Sehe ich auch so.

  • Mich stören gerade ein bisschen die Begriffe „Regeln“ und „Ethik“. Aber ob jetzt Mensch oder Hund - jedes Wesen hat Bedürfnisse und daraus resultierende Grenzen. Die fallen grundlegend gleich aus, die Stärke der Bedürfnisse ist aber abhängig von Prägung, Charakter, Umfeld, Tagesform usw. Werden die Bedürfnisse nicht erfüllt / Grenzen nicht eingehalten, kommt es zu „unerwünschtem“ Verhalten. Das dient aber eigentlich nur dazu, die Bedürfnisse befriedigt zu bekommen oder eben die individuelle Grenze zu verteidigen. Je länger/öfter ein Bedürfnis nicht befriedigt oder eine Grenze nicht respektiert wird, desto stärker fallen die Reaktionen für gewöhnlich aus.


    Ein Hund der das Bedürfnis nach Bindung und Anhang hat, wird unzufrieden, wenn er immer außen vor ist. Das kann sich in „Aufdringlichkeit“ äußern oder eben anders. Ein Hund der sich zurückziehen will, also das Bedürfnis nach Ruhe hat, aber immer wieder gestört wird und im größten Tumult sein muss, wird eventuell „aggressiv“ reagieren damit er endlich mal in Ruhe gelassen wird.


    Ist bei Menschen nicht anders. Wer gerade das Bedürfnis nach Schlaf hat und dabei gestört wird, reagiert im Normalfall nicht gerade entspannt, freundlich und angepasst.


    Hab gerade nochmal den ersten Text gelesen und ich versuch’s mal aus Hundesicht:
    Dein Hund hat dir jetzt schon mehrfach deutlich gemacht, dass die gefundenen Leckerli nicht mit dir teilen oder sie sich wegnehmen lassen will. (er hat sie verteidigt). Das ist seine Grenze. Die hast du überschritten - obwohl er dich und deinen Mann bereits mehrfach gewarnt hat. Er hat es gefunden oder „verdient“ wenn du so willst, hat vielleicht gerade das Bedürfnis Hunger (auch wenn du nicht der Meinung bist, dass er Hunger haben müsste) und du „funkst“ dazwischen. Zum wiederholten Male!!!
    Aus der Sicht ist die Eskalation eigentlich vorprogrammiert.


    Vergleichbar wäre das vielleicht damit, dass du deinen Kindern schon zum zigsten Mal gesagt hast, sie sollen nicht auf die Straße rennen. Du hast das Bedürfnis nach Sicherheit, willst sie schützen. Heute hast du ohnehin schon einen schlechten Tag und dann rennen sie zum zigsten-und-einsten Mal wieder auf die Straße – missachten also dein Bedürfnis und deine gesetzte Grenze schon wieder. (weil sie gerade andere Bedürfnisse haben) Wärst du in der Situation noch ruhig und würdest wieder geduldig erklären oder würdest du vielleicht auch mal lauter und deutlicher werden? Und wenn es nur ein „Mensch, ich hab es schon zig Mal gesagt, das ist gefährlich und ich habe dabei solche Angst um euch!!!“ 5 Dezibel lauter als sonst ist.


    Für deinen Hund war das Schnappen vermutlich „lauter und deutlicher werden“. Nicht aus Boshaftigkeit, sondern weil die ersten paar Male in der anfänglichen Intensität nichts gebracht haben. Die Steigerung der Intensität ist also eigentlich ganz natürlich und verständlich. Er kann dir nicht ruhig erklären, warum er deinen Zugriff nicht möchte. Er nutzt die Möglichkeiten, die er hat (Knurren, Warnschnappen, Zubeißen).


    Für dich in dem Moment aber einfach nur erschreckend und erschütternd. Kann ich absolut verstehen. Aber vielleicht hilft es ja – vor allem langfristig – wenn du mal die Perspektive wechselst. Genauso wie ein Säugling nicht aus Boshaftigkeit weint oder schreit, sondern weil gerade ein Bedürfnis nicht erfüllt wird und der Nachwuchs keine andere Möglichkeit hat sich zu äußern, knurrt und schnappt dein Hund.
    Und so agiert er ja auch nicht. Der kommt nicht zu dir, nimmt dir Essen weg und bedroht dich dabei.
    Er reagiert nur so, wenn du ihn in die Situation bringst mit unbefriedigten Bedürfnissen umgehen und seine Grenzen verteidigen zu müssen.


    Ein bedürfnisorientierterer Umgang, mehr Vertrauen/ Bindung schaffen und deine Grenzen hinterfragen, wäre glaube ich hilfreich.


    Warum dürfen die Hunde nur auf dem Flur sein und nicht am Familienleben teilnehmen? Was richtet das mit ihren Bedürfnissen an? (Sie könnten jederzeit raus, wollen aber lieber drin sein und werden da dann ausgeschlossen – klingt nach unbefriedigten Bedürfnissen) Gäbe es hier vielleicht eine Lösung, die für alle befriedigender ist?


    Könntest du vielleicht graduell die Art der Fütterung ändern, damit die Hunde schneller und langanhaltender satt sind? Dadurch sind Verlockungen eben nicht mehr so verlockend.


    Könntest du ihnen Beschäftigungen auf dem Flur zur Verfügung stellen? Robuste Leckerli-Spielzeuge oder Kauartikel, bei denen keine Erstickungsgefahr besteht?

  • Ich glaube auch das das Erfüllen des Gesellschaftsbedürfnisses evtl schon ausreichen würde. Ich streichel meinen Hund zum Beispiel gar nicht oft aber wir liegen sehr oft zusammen (Kontaktliegen) so etwas ist für Hunde wichtig nicht das er seinen gute Nacht Kuss bekommt. Wenn du schon von Rudel sprichst solltest du dich auch mit sozialen Bedürfnissen von einem Rudel auseinander setzen.


    Evtl will er mit dem"klauen" auch nur Aufmerksamkeit erregen?

  • Evtl will er mit dem"klauen" auch nur Aufmerksamkeit erregen?

    das glaub ich nicht: schließlich kommt das Klauen ja gar nicht so oft vor (3x, wenn ich es richtig gelesen hab) und zum Anderen ist das immer etwas Essbares, was offen und unbeaufsichtigt herumgelegen ist. Aus Hundesicht war es also noch nichtmal Klauen. Gehörte ja keinem. Damit Essen jemandem gehören kann, muss es aus Hundesicht beaufsichtigt sein, ist es es nicht, gehört es auch keinem. Ganz einfach.

  • Es überrascht mich immer wieder, wie schnell aus einem braven Familientier ein vermeintlich aggressiver Hund wird, nur, weil man nicht klar mit seinem Hund kommuniziert und entsprechend mit ihm umgeht.


    Ich glaube einfach ihr @Ribani habt die Aufgabe mit einem Großen Senner einfach unterschätzt. Der GSS ist ebenfalls ein Spätentwickler, also mit ca. 3 Jahren geistig und körperlich fertig. Bis dahin muss man immer wieder damit rechnen, dass sich Verhalten ändert und wirklich schon im Ansatz korrigieren, wenn es unerwünscht ist. Das ist Arbeit, und nur weil ein Hund etwas kann, zB. einen Raum nicht betreten, heisst das nicht, dass er das nicht doch tut, wenn sich die Gelegenheit ergibt.



    Dies ist bereits das 3 Mal im letzten halben Jahr, dass er sich unaufgefordert etwas klaut und wenn man (auch meinem Mann ist es schon passiert) es ihm dann wieder wegnehmen will, da er es ja weder als Futter noch als Leckerli verdient hat/ von uns bekommen hat, dreht er völlig ab.

    Das darf nicht 3 x passieren. Es steigert sich bis zu dem Punkt, an dem ihr jetzt seid.


    Den Fehler, den du gemacht hast, sehe ich eigentlich hierin


    beugte ich mich runter und fragte: "Donni, was ist das denn?"

    Was soll ein Hund damit anfangen? Wie soll er reagieren wenn du nicht klar mit ihm kommunizierst und ihm sagst, was du möchtest? Wenn mein Hund etwas im Maul hat, was er wirklich dringlich hergeben muss, gibt es ein Abbruchsignal, bevor die Hand oder der Körper auch nur ansatzweise in Richtung Hund wandert. D.h. ich sage meinem Hund ganz klar: Ja, hast du gefunden, hast du genommen, gehört trotzdem nicht dir, also gibst du es jetzt her. Wenn der Hund genau das tut, wird er belohnt, d.h. ich nehme nichts weg, sondern er "verdient" sich durch sein Verhalten noch was leckeres dazu.


    Zudem ist fressen ein Grundbedürfnis, dass es zu verteidigen gilt, wenn man eine Ressource, das heißt für mich: es wichtig, macht, zB. indem nur auf KOmmando gefressen wird und die Mahlzeiten auf drei Portionen aufgeteilt werden. Vllt. hatte dein GSS, dem Verfressenheit nicht fern liegt, einfach Hunger? Vllt. habt ihr euch auch nicht mehr in dem Maße mit ihm beschäftigt, da ihr der Annahme seit, er ist nun erwachsen und fertig?


    Das ist ein Irrglaube. Gerade die sehr selbständigen Hunde brauchen eigentlich ständig eine regelmäßige Auffrischung und Erinnerung an das, was in Ordnung ist und was nicht. Ansonsten tun sie halt, wozu sie gezüchtet wurden: EIgenständig was sie meinen.



    Jedenfalls lag auf der Waschmaschine eine offene Tüte mit duftenden Pansenstückchen.

    Und du erwartest, dass dein Hund das ignoriert? Sehr ambitioniert, meine HÜndin hätte die gesamte Tüte mitgefressen :lol: und was soll man dem Hund daran übel nehmen? Eigener Fehler, räum das Zeug halt weg.



    Ich war wirklich fertig und habe ernsthaft überlegt, ob er überhaupt noch hierbleiben darf, wenn er mich bzw. meinen Mann als Rudelführer nicht zu 100% akzeptiert.

    Frag dich einfach, WAS du DAFÜR tust, dass dein Hund dir vertraut und deine Entscheidungen akzeptiert.



    Wir haben ja 3 Kinder und nun weiß ich nicht, ob ich ihm je wieder komplett vertrauen kann.

    Wenn die Kinder seine Grenzen einhalten und ihm nicht versuchen Futter weg zu nehmen, oder ihn sonstwie damit zu ärgern, was soll da passieren? Ihr habt da einen großen, ausgewachsenen und ernsten Hund, der auch durchaus das Bedürfnis nach Sicherheit hat. Nimm ihn ernst, beschäftige dich mit ihm und zwar auch positiv und nicht nur erzieherisch, gib ihm seine Streicheleinheiten und lerne ihn zu lesen.


    Dein Hund ist nicht aggressiv, er kennt nur unsere Sprache nicht.

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