Hund hat nach mir geschnappt

  • Ich würde wirklich ganz gezielt daran arbeiten, ihm Sachen wegnehmen zu können. Und zwar nicht mit so einem wie von dir beschriebenem "Spiel", sondern mit wirklichem Training. Das wurde hier schon Ansatzweise beschrieben.


    Ich habe mit meinem Hund angefangen das zu trainieren, nachdem er mich in einer doofen Situation blutig gebissen hat. Wir waren Gassi, er hat etwas gefunden und angefangen zu fressen. Ich war total panisch (hätte ja ein Giftköder o.ä. sein können) und wollte ihm das, was er da fraß wegnehmen. Das schaffte ich auch, aber in Folge dessen langte er zu.
    Das was ich jetzt beschreibe ist der Weg, wie wir es geschafft haben. Das muss man nicht so machen, kann man aber ;)



    Für den ersten Schritt muss man sich überlegen, was für den Hund toller ist als das, was er gerade frisst.
    Frisst er normales Trockenfutter ist wahrscheinlich alles vom Hundekeks bis zum Hühnerherz toller. Bei Nassfutter wird es schon schwieriger und meistens wird es bei Kausachen nochmal wesentlich schwerer. Deshalb gilt auch hier wie immer: Die Schwierigkeit langsam steigern. Also mit dem Training nicht beim Rinderohr, sondern beim Trockenfutter beginnen (oder
    beim alten zerfledderten Zergeltau und nicht beim nagelneuen Quietschekuscheltier).
    Als besonderes Leckerlie nenne ich nun immer Käse, weil dies Whiskey's "No. 1 Guddie" war, als wir dieses Training durchgeführt haben ;)
    Was für den Hund besonders ist, hängt aber ausschließlich von ihm ab. Ich kenne z.B. Hunde, die für Möhren oder Erbsen alles tun würden...
    Der Hund frisst also, wir stehen mit Käse bewaffnet in der Entfernung zu ihm, in der er sich noch nicht von uns bedroht fühlt, also noch nicht knurrt, unter Druck "schlingt" oder was auch immer.
    Dann sagen wir das Wort, was wir in Zukunft immer sagen wollen, wenn der Hund uns eine Ressource überlassen soll (Aus, Pfui, Off, Schluß,... Wir nutzen "Schluß") und werfen gleichzeitig ein großes Stück Käse in Richtung des Hundes, möglichst nah neben den Napf. Wenn er vom Futter ablässt um den Käse zu fressen, wird er mittels Clicker oder
    Markerwort bestätigt und es fliegt sofort noch ein Stück Käse. Dann warten wir, bis der Hund wieder frisst und wiederholen das Ganze.
    Allerdings nicht zu oft. Wir haben diese Übung immer nur 1-2x pro Mahlzeit wiederholt. Schließlich soll der Hund ja eigentlich in Ruhe fressen. Wichtig ist, diese Übung nicht immer zu Beginn des Fressens zu machen, sondern die "Zeiten" zu variieren um das Verhalten zu
    generalisieren. Also auch ruhig, wenn der Hund mit dem Fressen schon fast fertig ist.
    Die meisten Hunde kapieren sehr schnell, dass Schluß (oder eben ein anderes entsprechendes Wort) bedeutet, dass es etwas leckeres zu fressen gibt.
    Sobald der Hund bei den Übungen auf "Schluß" bereits aufschaut, kann man sich stückchenweise näher an ihn und seine Ressource heranwagen.
    Steht man neben dem Hund ist der nächste Schritt, den Käse in den Napf zu legen. Lässt der Hund auch das zu, wird der Napf etwas angehoben und dann der Käse hineingetan. Das "Endziel" dieser Übung ist, dass der Hund frisst, man zu ihm hingeht, "Schluß" sagt, den Napf aufnimmt und der Hund geduldig wartet, bis er den Napf mit Käse darin wiederbekommt.

    Irgendwann kann man dazu übergehen, dem Hund die Ressource mal nur kurz wegzunehmen und schnell wieder zu geben oder sie ihm ganz wegzunehmen (bitte nicht bei den
    Hauptmahlzeiten!). Natürlich soll der Hund nicht leer ausgehen aber es ist auch okay, wenn der Hund nicht immer nur eine super tolle Gegenleistung bekommt. Irgendwann(! nicht nach 1-2 Wochen üben, sondern dann, wenn sich die Übungen wirklich gefestigt haben) ist es auch okay, wenn er für das Rinderohr mal nur eine Handvoll Trockenfutter bekommt.


    Wichtig ist, dass man bei diesen Übungen nicht zu schnell vorgeht. Wenn der Hund nach irgendeiner Veränderung der Übung wieder knurrt ist es besser, einen Schritt zurückzugehen, als auf Teufel komm raus mit der neuen Distanz weiterarbeiten zu wollen.
    Das ist schon alles. Eine sehr einfache Übung also, die keine Gewalt oder auch nur körperliche
    Kraft, sondern lediglich etwas Geduld erfordert.



    Wie gesagt: Das war unser Weg. Damit sind wir inzwischen so weit, dass wir ihm alles, auch unterwegs gefundene Sachen, wieder wegnehmen können.
    Bei uns hat es funktioniert. Vielleicht klappts ja bei euch auch =)

  • aber wenn sie nicht wäre, würden sie halt immer ins Ess und Wohnzimmer gehen, sobald ich das Haus verlasse oder oben bin.

    Was wäre daran so schlimm?


    Die Hunde hier gehen auch ins Wohnzimmer oder Esszimmer und schlafen dort,wo es ihnen am bequemsten ist.


    Mach doch die Türen zu,wenn du außer Haus bist,vielleicht ist alles harmonischer,wenn ihr die Hunde bei euch liegen lasst,sie wollen nur in eurer Nähe sein,warum dürfen sie das nicht?


    Das liest sich für mich sehr seltsam,hast du deine Hunde nicht gerne in deiner Nähe?Bzw noch näher?Sie gehören doch zu euch,diese Art der Haltung Grenzt sie so ab.Wie als wären sie für sich alleine und ihr für euch.

  • Für den Hund ist es ein großer Unterschied, ob etwas euer Besitz ist, was ihr zB mit "Tsch" bereits für euch in Anspruch genommen habt, bevor der Hund dran kommt - oder ob etwas sein Besitz ist. wenn er es nämlich bereits im Maul hat.
    Damit seinen Besitz nicht mit den Zähnen verteidigt und gerne hergibt, empfiehlt sich ein Training in der Art, wie Millemaus es beschrieben hat.



    Dagmar & Cara

  • Dein Hund kann ja gar nicht verstehen, weshalb du ihm das leckere Futter wegnehmen willst. Du schreibst, dass er das unrechtmäßig gestohlen hat und deswegen willst du es ihm wieder wegnehmen. Für den Hund besteht aber absolut keine Verbindung zwischen seiner Handlung und deiner Handlung, die Konsequenz schlägt völlig ins Leere. Wenn man eine Verhaltensweise schon mit einer Sanktion belegen will, dann muss die sofort erfolgen, nicht erst, wenn der Hund schon ein paar Minuten gemütlich gefressen hat. Er ist schlicht und ergreifend nicht in der Lage "Frauli will mir das wegnehmen" mit "Ich hab vor einer Viertelstunde Fressbares gestohlen" zu verbinden. (Bei einem Ressourcen verteidigenden Hund ist es aber ohnehin eine schlechte Idee, es auf eine Konfrontation hinauslaufen zu lassen - lieber positiv und ohne Rudelführerzeugs trainieren und keinen Biss riskieren.)
    Mal ganz abgesehen davon, dass dein Hund den "Diebstahl" nicht als solchen wahrnimmt, weil du in seinen Augen ja den Anspruch darauf sowieso aufgegeben hattest.

  • Ich bin überzeugt, dass sich die Geister hier scheiden und nicht jeder das toll findet. Nein, sie schauen uns nicht durch einen Türspalt zu, sondern sehen uns durch offene Balken. Sie sind in Sicht, Hör und auch Riechweite. Die Tür dazwischen, die offen ist, sieht hammer dämlich aus, aber wenn sie nicht wäre, würden sie halt immer ins Ess und Wohnzimmer gehen, sobald ich das Haus verlasse oder oben bin. Sowohl die Kinder als auch ich sind öfter am Tag bei ihnen zum Schmusen, Kuscheln und Streicheln. Gespielt wird draußen und eine große Runde am Tag (1h) unabhängig vom Auslauf auf dem eigenen Grundstück, den sie quasi jederzeit haben, gibt es täglich, bei Wind und Wetter.

    Ich denke, dass diese Art von Hundehaltung als problematisch angesehen wird, weil der Hund fast dauerhaft eine Art von Impulskontrolle unterliegen. Aus der ferne kann man es nicht beurteilen. Aber für den Hund kann es unglaublich anstrengend sein, den Drang durch die offenen Türen zu gehen zu unterdrücken. Als hätte der Hund den ganzen Tag eine Wurst vor der Nase liegen, aber darf nicht ran.

  • Ich hatte von meiner Hundetrainerin, die leider letztes Jahr sehr jung (40)verstorben ist, eine super Übung bekommen, die immer perfekt klappt. 1 Leckeri hinschmeißen und "Tscht" sagen, das darf er nicht nehmen. Das nächste mit "o.k." hinwerfen und er darf fressen. Das ganze mit bis zu 10 Wiederholungen. Das klappte immer super

    Ich nehme an du hast jetzt in dieser Situation das "Tscht" vergessen?
    Wäre ein Versuch Wert gewesen, bevor man dem Hund etwas wegnimmt.

  • Ich würde wirklich ganz gezielt daran arbeiten, ihm Sachen wegnehmen zu können. Und zwar nicht mit so einem wie von dir beschriebenem "Spiel", sondern mit wirklichem Training. Das wurde hier schon Ansatzweise beschrieben.


    Ich habe mit meinem Hund angefangen das zu trainieren, nachdem er mich in einer doofen Situation blutig gebissen hat. Wir waren Gassi, er hat etwas gefunden und angefangen zu fressen. Ich war total panisch (hätte ja ein Giftköder o.ä. sein können) und wollte ihm das, was er da fraß wegnehmen. Das schaffte ich auch, aber in Folge dessen langte er zu.
    Das was ich jetzt beschreibe ist der Weg, wie wir es geschafft haben. Das muss man nicht so machen, kann man aber ;)

    Danke für diese so detaillierte Beschreibung Deiner Vorgehensweise und meinen riesen großen Respekt, dass du trotz einem Biss, der blutig war, an deinem Hund weitergearbeitet hast!!! Kann dir gar nicht so viele Likes geben, wie ich möchte.
    Käse ist ja auch alles für meine, aber auch sämtliche Äpfel, Pflaumen, Himbeeren, Johannesbeeren und auch Jostabeeren. Hab nur die Hälfte der Ernte gehabt dieses Jahr, weil alles wo sie rankamen aufgenascht wurde-womit ich kein Problem hatte, da draussen und frei zugänglich.
    War gerade bei meinen Wuffi. Mein Großer saß völlig bedröppelt vor mir, hat mich angestupst, dass ich ihn streicheln soll und wieder liebhaben. Als ich mich dann niedergekniet habe, hat er sofort mein Kinn abgeschleckt und seine Pfote auf meine Hand gelegt. Ich glaube, es tut ihm, wenn das möglich ist, "tierisch" leid.... Ich werde auf jeden Fall mit deiner Methode arbeiten. Sorry fürs Kürzen, aber das war so ausführlich und ich wollte dir so unbedingt antworten!!!

  • Finde ich gut, dass Du daran arbeiten willst =)


    Es war an sich gar kein so großes Problem, nach dem Biss mit ihm weiter zu arbeiten. Er hat das ja nicht getan, weil er mir schaden wollte o.ä. Er hat es getan, weil ich ihn bedrängt und ihm wehgetan habe.
    Es war meine Schuld.
    Ich denke, es ist ein sehr wichtiger Punkt das einzusehen. Weder mein Hund noch dein Hund sind aggressiv oder gar bösartig. Beide haben nur ganz natürlich reagiert (bei meinem weiß ichs, bei deinem denke ich es mir ;) ).

  • Was wäre daran so schlimm?
    Die Hunde hier gehen auch ins Wohnzimmer oder Esszimmer und schlafen dort,wo es ihnen am bequemsten ist.


    Mach doch die Türen zu,wenn du außer Haus bist,vielleicht ist alles harmonischer,wenn ihr die Hunde bei euch liegen lasst,sie wollen nur in eurer Nähe sein,warum dürfen sie das nicht?


    Das liest sich für mich sehr seltsam,hast du deine Hunde nicht gerne in deiner Nähe?Bzw noch näher?Sie gehören doch zu euch,diese Art der Haltung Grenzt sie so ab. Wie als wären sie für sich alleine und ihr für euch.

    Glaub mir, sie sind nicht abgegrenzt. Bis die Kinder abends um 20:00 ins Bett gehen, sind sie komplett involviert und kriegen immer noch ein Nachtschmuser, erst von den Kindern, dann nach der letzten Pullerrunde auf dem Grundstück von mir und ab um 20:00 sind sie auch ganz happy uns zu hören und in Ruhe ratzen zu können. Selbst unser Schlafzimmer ist direkt neben den Hunden und natürlich ist auch diese Tür auf, dass sie uns nachts hören und riechen können. So waren sie immer entspannt, bis auf dieses geklaute Futter...Deshalb war ich ja eingangs auch sooo extrem traurig, weil ich nicht weiterwusste.

  • Ich denke, dass diese Art von Hundehaltung als problematisch angesehen wird, weil der Hund fast dauerhaft eine Art von Impulskontrolle unterliegen. Aus der ferne kann man es nicht beurteilen. Aber für den Hund kann es unglaublich anstrengend sein, den Drang durch die offenen Türen zu gehen zu unterdrücken. Als hätte der Hund den ganzen Tag eine Wurst vor der Nase liegen, aber darf nicht ran.



    Ausserdem muss der Hund sich am unattraktivsten Platz aufhalten, nämlich da wo alle anderen, hochwertigeren menschlichen Bewohner nur durchgehen.


    Warum habt ihr überhaupt Hunde, wenn die keinen Anteil am Familienleben nehmen dürfen? Warum sind sie Mitbewohner zweiter Klasse?


    Ich meine, wenn man auf dem Bauernhof einen Hund hat der draussen lebt ist es immerin so, dass sich auch die Besitzer die meiste Zeit draussen aufhalten.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!