Hund aus dem Tierschutz ist äußerst anstrengend - komme so langsam an meine Grenzen

  • Wenn die gut ist, werden die Dir zumindest helfen. Manche bieten sogar HIlfe an, ohne dass der Hund weggeben werden muss. Du solltest Dich da einfach mal informieren.

    Oder eben mit Pflegestellen ins Gespräch kommen die sich mit solchen Hunden auskennen. Meiner Meinung nach nicht unbedingt Hundetrainer die besten, die können zwar Hilfestellung geben, haben meist aber auch keinen deprivierten Hund 24 h um sich. Da sind solche Pflegestellen einfach die kompetentesten Ansprechpartner.

  • Obwohl es im Tierheim München Programme für schwervermittelbare Hunde gibt, zB für aggressive.


    Evtl da mal anfragen mit welchen Trainern für Problemhunde die zusammenarbeiten bzw ob sie welche in der Region empfehlen können


    Die werden ja immer mal wieder Hunde mit ähnlichen Problemen und Vergangenheit reinbekommen, bei der Masse an Hunden die derzeit aus dem Ausland nach D kommen.
    So jemand kann auch am bessten live einschätzen was in dem Fall realistisch ist und in welchem Zeitrahmen. und ob das in der Haltunssituation Aussicht auf Erfolg hat oder nicht.


    Wenn das ganze natürlich möglichst nix kosten soll.... :-S

  • Obwohl es im Tierheim München Programme für schwervermittelbare Hunde gibt, zB für aggressive.

    Das stimmt, dort gibt unser Trainer z.B. Seminare für eben schwierige/schwervermittelbare Hunde. Das finde ich eine sehr gute Sache. Die arbeiten da Hand in Hand zusammen und beraten auch etc. Fragen kostet ja nix ...
    Und es wurden auch schon einige Hunde von dort an gute und begleitete Plätze vermittelt.

  • Nach langer Zeit möchte ich mich gerne mal zurück melden, wie es mit Mira und mir weitergegangen ist:


    Kurze Zeit nach meiner letzten Nachricht hier im Forum bin ich mit Mira zu meinem Freund gezogen, der eine kleine Eigentumswohnung in einer etwas ländlicheren Gegend hat (zumindest nicht in der Großstadt). Dort konnten Mira und ich etwas zur Ruhe kommen. Zwar hat Mira auch dort bei jedem Geräusch angeschlagen, aber die Anzahl der Geräusche war geringer, so dass ich meine Abschlussarbeit erfolgreich beenden konnte. Durch die Eigentümer-Stellung meines Freundes, hatten auch die Nachbarn mehr Verständnis für die Situation als dies in München der Fall war.


    Meine Wohnung in München habe ich damals monatsweise komplett untervermietet, so dass die Miete ein reiner Durchlaufposten wurde und sich die finanzielle Situation auch erstmal entspannt hat.


    Meinen Umgang mit Mira habe ich beibehalten - wir sind weiterhin wöchentlich in unsere Hundeschule gegangen und ich habe meinen Erziehungs"stil" beibehalten, indem ich weiterhin die wichtigsten Kommandos im Alltag ritualmäßig geübt habe - also "Stopp" und "Sitz" an jeder Straße, "bei Fuß" beim Spazierengehen immer wieder mal, "Sitz" und "Bleib" an jeder Türe - so dass sie erst nach mir und auf mein Kommando "Komm" weitergehen durfte. Um ihre Frustrationsgrenze zu erhöhen, lasse ich Mira seit damals auf ihr Fressen warten und übe dabei direkt auch das Kommando "Decke", also dass sie auf ihren Platz gehen soll. Wenn ich jetzt "Decke" sage, springt sie sofort in ihr Bettchen und legt sich dort hin, während ich in Ruhe ihr Futter in den Napf gebe. Diesen stelle ich dann auf den Boden und lasse Mira erst mit dem Kommando "Fressi" hin. Dadurch konnte ich Miras aggressives Verhalten in Bezug auf Futterverteidigung sehr gut in den Griff kriegen.


    In der Hundeschule habe ich einen anderen Hundebesitzer kennengelernt, über den ich einen super Job bekommen habe, den ich seit Anfang Dezember in der Nähe von München ausübe. Aus diesem Grund bringe ich Mira jeden Morgen auf dem Weg in die Arbeit in die Hundepension und hole sie auf dem Nachhauseweg wieder ab. Die Betreiber hatten von Anfang an großes Verständnis für Mira. Sie sehen auch, dass sie, trotz ihres teilweise extremen Verhaltens, ein sehr besonderer Hund ist und kümmern sich liebevoll um sie. Durch den täglichen Hundekontakt ist Mira schon viel mutiger geworden und bellt sogar nicht mehr alle Hunde an. Sie hat an der Leine zwar immer noch ihre Ausraster, wenn sie einen anderen Hund sieht, aber bei Weitem nicht mehr so schlimm. In der Hundeschule animiert sie die anderen Hunde immer aktiver zum Spielen und jagt die anderen Hunde sogar manchmal schon durch die Gegend.


    Wir haben eine tolle Strecke an der Donau gefunden, wo wir Mira sogar ohne Leine laufen lassen, weil sie das "Hier" schon richtig gut beherrscht. Dort blüht sie immer richtig auf und rast wie verrückt durch die Gegend. Wir treffen dort regelmäßig die anderen Gassi-Geher und Mira spielt schon ganz toll mit den anderen Hunden.


    Meine Wohnung in München habe ich nach wie vor und nutze diese momentan aber als WG. Weil Mira tagsüber ohnehin in der Hundepension ist, kann ich 1-2 mal pro Woche in München übernachten und meinem "normalen" Leben nachgehen. An diesen Tagen bringt und holt mein Freund Mira in und zur Hundepension. Nachdem ich die anderen Tage 89 km in die Arbeit pendle, sind die München Abende wichtig und gut für mich. Dafür kann er an den anderen 2 Tagen seinem Privatleben außerhalb der Beziehung nachgehen - Sport machen, Freunde treffen usw.


    Damit wir auch zusammen abends wieder etwas unternehmen können, mal ins Kino oder auf einen Geburtstag und ich ohnehin ein Auto für den Weg zur Arbeit brauchte, habe ich mir einen kleinen Transporter (Peugeot Bipper) gekauft. Dieser hat hinten keine Fenster und ich habe es durch mega viele Kissen und Decken total kuschelig gemacht, so dass wir Mira im Auto lassen können, wenn wir z.B. mal essen gehen wollen oder ähnliches. Natürlich nicht, wenn es zu kalt oder zu heiß ist und auch nicht ewig lange, das ist klar! Aber bei normalen Temperaturen kann sie sich dort ganz gut entspannen und schläft immer tief und fest, wenn wir nach ihr sehen (haben das Auto dann ja auch immer in unserer Nähe). So werden die Nachbarn abends auch nicht durch Miras Bellen belästigt, das leider immer noch ziemlich stark und wirklich schwer wegzubekommen ist. Sie bellt mittlerweile nur noch, wenn sie alleine zu Hause ist, in unserer Anwesenheit gar nicht mehr.


    Das Problem mit dem, ich nenne es jetzt mal mobbing, also dass Mira uns wie wild angesprungen hat, teilweise bis in Gesichthöhe und richtig fest, wenn ihr etwas nicht gepasst hat, haben wir durch eine Wasserspritzflasche in den Griff bekommen. Ihre Beissereien, sie hat uns aus Spaß richtig feste in Arme und Beine gebissen und hat durch nichts aufgehört, habe ich etwas unkonventionell gelöst indem ich zurück gebissen habe. Ich bin in meiner Familie mit mehreren Hunden aufgewachsen und habe die spielerischen Rangkämpfe der Hunde oft gesehen. Nachdem Mira meine Sprache in dieser Sache einfach nicht verstanden hat, habe ich irgendwann versucht, ihre Sprache zu sprechen. Ich habe Mira jedesmal, wenn sie mich gebissen hat, durch ein lautes "Aua" zu verstehen gegeben, dass sie mir wehgetan hat und sie dann direkt in etwa gleicher Intensität zurück gebissen. Natürlich nie so, dass tatsächlich eine Verletzung dabei entstanden wäre, aber eben so, dass es schon unangenehm für sie ist. Circa 1 Woche haben wir dann diese "Beiss-Spiele" ausgetragen, bei denen die Rangordnung geklärt wurde. Das hat so gut funktioniert, dass jetzt ein leises Knurren meinerseits reicht und Mira direkt aufhört - egal welchen Unfug sie macht.


    Ich habe das Gefühl, wir sind ein richtig gutes Team geworden - durch unsere beiderseitigen Stärken und Schwächen zusammen gewachsen und zusammengewachsen. Ich habe nicht ein einziges mal bereut, dass ich Mira damals mitgenommen habe, obwohl es wirklich ein sehr harter Weg war. Ich habe auf vieles verzichtet und nicht jeder in meinem Umfeld kann verstehen, wieso ich mein Leben derart umstelle für einen Hund. Aber ganz oft schaut Mira mir lange in die Augen und ich sehe ihre Liebe. Jede neue abgelegte Angst von ihr erfüllt mich mit einer tiefen Freude und ich denke mir immer: was hätte ich denn schon groß gemacht, wenn meiner und Miras Weg sich nicht getroffen hätten... Ihre Freundschaft ist mir so viel Wert, dass jeder Verzicht sich gar nicht anfühlt wie ein Verzicht. Als ich hier ins Forum geschrieben habe, habe ich noch stark an meinem Leben ohne Mira festgehalten. Erst die Akzeptanz der Veränderung hat Mira und mich auf unseren gemeinsamen Weg gebracht, der ein anderer aber auch sehr schöner ist. Jeden Abend, den ich in München verbringe, vermisse ich Mira sehr und merke, dass ich auch ohne Mira viel verpasse.

  • ...... so dass ich meine Abschlussarbeit erfolgreich beenden konnte.

    Herzlichen Glückwunsch dazu erstmal! ;-)


    Ich freu mich wahnsinnig, daß Ihr beide einen Weg gefunden habt, miteinander umzugehen! Da habt Ihr in relativ kurzer Zeit schon ganz, ganz viel erreicht. Ja, manchmal ist es schwierig, bis man den Weg gefunden hat, auf dem Hund versteht, was von ihm erwartet wird, und Mensch herausgefunden hat, wie er sich verständlich machen kann, und mit dem Hund eine vertrauensvolle Beziehung aufbauen kann. Dazu brauchts bestimmt öfter mal unkonventionelle Methoden - umso schöner ist es dann, wenn man merkt, der Hund findet sich rein, man selbst findet den richtigen "Draht" im Umgang mit dem Hund und bekommt ein positives Feedback von diesem, indem erste Erfolge sichtbar werden.....


    Das sind dann so die Momente, die einen für jeglichen anfallenden Mehraufwand entschädigen..... Und was wäre das Leben ohne die ein oder andre Herausforderung ab und an *ggg


    Viel Glück Euch beiden weiterhin miteinander! :-)

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