Wie schnell lernt ein Hund

  • Hallo,


    ich habe seit 1 Monat eine 1 jährige Labrador/Dogge (Vermutung Dogo Argentino) Mischlingshündin aus dem Tierheim.


    Sie ist mein erster eigener Hund, vorher habe ich nie einen Hund erzogen - ich war nur öfter fürs Tierheim Hunde ausführen.
    Ilana kommt aus schlechter Erziehung und wurde wohl nicht allzugut behandelt. Sie wurde bereits 2 mal im Tierheim abgegeben, das letzte mal weil sie ein Pferd angegriffen und gebissen hat.


    Ich trainiere mit dem Klicker mit ihr und verzichte bis auf ein bestimmtes "Nein" oder kurzes ignorieren komplett auf Strafen. Wenn sie zu wild auf Menschen zurennt ziehe ich mal leicht an der Leine, sie trägt ein Julius K9 Geschirr damit ihr das nichts machen sollte. Ich versuche sehr konsequent, aber freundlich zu sein. Sie läuft auf der Straße immer an der Leine, nachts lasse ich die Leine ab und an mal fallen wenn ich ihr ein Spielzeug werfe oder wir im Hundepark sind. Sofern kein anderer Hund in der Nähe ist kommt sie meist auf ersten oder zweiten Ruf wieder zurück gerannt. An der Schleppleine kommt sie ohne Ablenkung inzwischen oft sofort, mit Ablenkung bin ich nicht existent... :dagegen:


    Sie hat einen extrem starken Jagdtrieb auf alles, inkl. Autos. Ich lerne ihr sich immer wenn ein Auto kommt hinzusetzen, das klappt schon öfter mal - ich muss mich während einem Spaziergang nur extrem konzentrieren.
    Sie zieht extrem an der Leine, hier machen wir aber auch langsam Verbesserungen. Ich drehe immer um wenn sie vor mir läuft. Wenn sie lustig drauf ist brauchen wir für 100m so ca. 10 Minuten, am Anfang war es aber das doppelte... :flucht: Wenn ein anderer Hund in der Nähe ist drehen wir im 1m Takt um, da sie in beide Richtungen ausrastet. Ohne Leine ist sie super lieb zu anderen Hunden und spielt wild aber freundlich mit fast jedem Hund. Wenn ich es mal schaffe ruhig mit ihr bis zu einem Hund den wir auf der Straße treffen zu laufen, ist sie dort auch freundlich und schnuppert halt.
    Sie ist relativ gut mit Sitz. Ohne Ablenkung und mit Klicker in der Hand sitzt sie wenn ich "Sitz" ausgesprochen habe (sehr oft, nicht immer), mit Ablenkung oder ohne Klicker müssen wir noch üben.


    Ich trainiere nun 2 1/2 Wochen intensiv mit ihr. Ich sehe das sie gute Fortschritte macht, aber mir fehlen die Erfahrungswerte um einschätzen zu können ob wir gut zusammenarbeiten, bzw. ob ich nicht zu viel von ihr verlange.


    Was sind normale Lernzeiträume? Mir ist klar das 2 1/2 Wochen wenig Zeit sind, doch wäre es interessant von jemandem mit (mehr) Erfahrung zu hören wie schnell ein Hund verinnerlicht.
    Sie wäre neulich fast vor ein Auto gesprungen - sollte ich etwas anderes trainieren um sie besser von sowas abzuhalten?


    Ich trainiere momentan Sitz, Komm, Leine (Fuß), Aus und Stop. Stop funktioniert noch gar nicht gut...
    Sollte ich noch weitere Kommandos gleichzeitig üben?


    Vielen Dank schonmal für alle Tipps... :-)

  • Ich trainiere momentan Sitz, Komm, Leine (Fuß), Aus und Stop. Stop funktioniert noch gar nicht gut...
    Sollte ich noch weitere Kommandos gleichzeitig üben?

    Ich würde die nächsten 3-4 Wochen nur die dir allerwichtigsten Kommandos trainieren, da der Hund immer noch in der Eingewöhnungsphase ist und er somit leicht überfordert ist, wenn du schon zuviel von ihm verlangst bzw. mit ihm übst. Dann kann er sich nicht konzentrieren.
    Mir wäre wichtig, dass das Autojagen aufhört und "komm". Wenn der Hund draußen alles aufsaugt wie ein Staubsauger, wäre mir "aus" auch noch sehr wichtig.

  • 2-3 Wochen sind absolut keine lange Zeit.
    Das Du übst ist Super nur nicht zuviel aufeinmal.
    Mein Lehrer hat mal gesagt:" wenn Du es 10.000 mal gemacht hast und es hat geklappt, dann sitzt es."

  • Es gibt auch bei Hunden intelligente und weniger intelligente Vertreter ihrer Art.
    Das wirkt sich auf das Lerntempo aus und natürlich auch wie der Hund sozialisiert ist, ob er entspannt sein kann oder alles Neue ihn arg stresst.
    So als Faustregel gilt- man möge mich korrigieren- 100 Wiederholungen pro Übungsaufgabe, um diese einigermaßen zu festigen. Das darf natürlich nicht am Stück passieren, sondern nach und nach. Pausen sind enorm wichtig beim Lernen.


    In deinem Fall würde ich ein "Nein" etablieren, "Sitz" für den Strassenverkehr und andere Gelegenheiten und ein "Leg dich", damit der Hund ausspannen kann.
    Mit "Nein" kannst du ganz viel machen, wenn es der Hund gelernt hat, auch das Losspurten vom Gehweg verhindern, z.B.
    Ich würde anfangs eher weniger Kommandos und die richtig trainieren.


    LG, Friederike

  • Es kommt darauf an was ein Hund lernen soll. "Sitz" lernt ein Hund recht schnell, der Jagdtrieb stellt je nach Hunderasse ein größeres Problem da und der Abruf ist auch nicht immer ganz einfach.


    Ich finde du übst zu viel mit ihr. Ich würde mir ein Problem raussuchen das dir am wichtigsten ist. Mir persönlich wäre am wichtigsten, dass Autos an euch vorbeifahren können.


    Die Leinenführigkeit übt man sowieso immer bei jedem Spaziergang. "Sitz" finde ich eher unwichtig, das bietet ein Hund immer mal an und lernt es nebenbei.

  • Nala ist jetzt fast seit einem Jahr bei uns- und so lange hat es gedauert bis wir alle Probleme (Leinenpöbeln, Vögel/Kleingetier jagen, Dauerfiepen, Leinenführigkeit) in den Griff bekommen haben und sie den nötigen Grundgehorsam erlernt hat. Knapp 3 Wochen sind da gar nichts und ich glaube auch, du brauchst etwas mehr Geduld :D Ich wollte am Anfang auch viel zu viel und viel zu schnell.


    Ich persönlich würde wahrscheinlich ersteinmal Aufmerksamkeitstraining machen, also jede Umorientierung an der Schlepp (sei sie noch so klein, Ohren zu dir, in deine Richtung schielen) clickern und belohnen.
    Auch mit den Autos und Hunden würde ich anders vorgehen und Click4Blick versuchen: Im außreichenden Abstand in der Sekunde clickern, in der sie das Auto/den Hund nur ansieht und noch nicht loslegt und mit der Zeit den Abstand verringern.
    Aber das ist natürlich auch Geschmackssache und es gibt viele Wege, die nach Rom führen.

  • Äh, der Hund hat ein Pferd gejagt, das vermutlich davongelaufen ist.


    Ein Hund der Spass daran hat Huftiere zu jagen beisst deswegen nicht Menschen oder andere Hunde und ob da Huftiere in der Gegend sind die er jagen wollen könnte, das kann der verantwortliche Mensch hoffentlich doch jederzeit einschätzen.

  • Mein letzter Schäferhund aus dem TH, den ich auch mit ca. 1 Jahr übernommen habe, hat ca. 1,5 Jahre gebraucht, bis er nicht mehr alles, was 4 Beine hatte, fressen wollte.
    Das Jagen habe ich nie ganz weg bekommen, was aber an mir gelegen hat.
    Nach den 1,5 Jahren haben wir die BH gemacht und sind im Agility gestartet, er ist 12 Jahre alt geworden.

    nachts lasse ich die Leine ab und an mal fallen wenn ich ihr ein Spielzeug werfe oder wir im Hundepark sind.

    Besonders Nachts kannst Du Ansätze von Jagdverhalten nicht erkennen, da dunkel. Das wäre mir zu gefährlich, da jagdbares Wild (Hasen, Rehe, Katzen usw.) gerne Nachts und in der Dämmerung unterwegs ist!

  • Was sind normale Lernzeiträume? Mir ist klar das 2 1/2 Wochen wenig Zeit sind, doch wäre es interessant von jemandem mit (mehr) Erfahrung zu hören wie schnell ein Hund verinnerlicht.

    Sowas hängt ja nicht von der Intelligenz eines Hundes ab.
    Wenn es darum geht ein unerwünschtes Verhalten abzustellen, hängt das von zu vielen Faktoren ab (bisherige Erfahrungen den Hundes, Erziehungsstand, Charakter, u.s.w.)
    Ich würde da an deiner Stelle gar keinen Zeitrahmen setzen, damit du euch nicht unbewusst unter Druck setzt. Arbeite weiter daran. (Mache aber nicht zuviel auf einmal. Der Hund ist doch noch sehr frisch bei dir.)
    Und freu dich über die kleinen Erfolge.


    Meine Hündin war Leinenpöblerin und in diesen Situationen absolut kopflos. Es hat weit über ein Jahr gedauert um das gut in den Griff zu bekommen.
    Immer noch nicht 100%ig zuverlässig aber schon ganz gut im Griff...
    Da war sie aber schon erwachsen und wir hatten sonst keine Baustellen.
    (Ich habe zu spät gemerkt das meine Hündin aus Unsicherheit heraus pöbelt. Sie brauchte in den Situationen meine Führung.)


    Dein Hund ist noch sehr jung (so große Hunde sind erst mit ca. 3 Jahren erwachsen). Er hat vermutlich nie gelernt wie er mit bestimmten Reizen umgehen soll und ist zusätzlich vllt. mit der Situation überfordert.


    Bei uns hat übrigens genau das funktioniert was viele hier empfehlen. Bereits auf größere Entfernung die Aufmerksamkeit mit Leckerlie oder Spieli (oder was auch immer bei deinem Hund funktioniert) auf sich lenken und positiv bestätigen. Nicht hektisch oder nervös. Sondern ganz ruhig und entspannt.
    Jede Begegnung, auch auf Entfernung, die dein Hund schafft ohne auszuflippen ist ein Erfolg und wird belohnt.


    Wenn dein Hund bereits ausgetickt ist, warst du schon zu nah am fremden Hund/Auto/was auch immer. Dann ist es eh zu spät, Hund ist nicht mehr ansprechbar und es hilft nur noch Schadensbegrenzung und ausweichen.


    Mit der Zeit wirst du merken wo die Grenze bei deinem Hund liegt. Da kannst du dann ansetzen und versuchen seine Toleranz immer weiter zu erhöhen.

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