Er will nicht laufen

  • Hallo,


    vielleicht hat jemand noch den ultimativen Tipp.
    Mein Hund ist depriviert, hat öfter solche Phasen in denen er einfach nicht läuft. Normalerweise können wir zumindest in der Nähe vom Haus unbeschwert laufen. Jetzt geht er morgens aber nur 100m und bleibt dann stehen. Gehe ich auf ihn zu, rennt er nach Hause. Leine ich ihn an, geht er auch nicht mit. Rufe ich ihn ab, kommt er natürlich, aber geht dann trotzdem nicht mit mir weiter. Ich will natürlich keine Verhaltenskette aufbauen!
    Ich kann ihn auch nicht vorschicken, dann läuft er ein paar Meter, geht zur Seite beschwichtigt und macht Alibi-Schnuppern/Pinkeln.
    Heute im Wald lief er auch überhaupt nicht. Das ist auch öfter so, allerdings hat es bisher an der Leine dann gut geklappt. Ich bin dann mit ihm im Radkorb bis zur Hälfte der Runde gefahren und dann ist er den Rückweg im Stechschritt gelaufen.
    Er ist ungefähr seit einem Monat kastriert und mir kommt es vor als wäre seine Macke da seither schlimmer bzw. hat er nur noch Lust zu Fressen. Besonders morgens kommt es mir vor als würde er nicht gern laufen, weil er nach Hause will frühstücken.
    Wenn Futter im Spiel ist, läuft er natürlich, aber ich kann meinen Hund ja nicht alle 3m füttern.
    Gesundheitlich kann ich eigentlich alles ausschließen, weil er ja auch mit anderen Hunden rennt, zu mir beim Abruf oder eben auf dem Rückweg längere Strecken am Rad.
    Er hat einen leichten Bandscheibenvorfall, leichte HD und PL. Vor 4 Wochen waren wir röntgen, die Orthopädin meint er kann damit problemlos leben. Die Physiotherapie/Chiropraktik meinte auch, dass es ihm nicht schlechter geht als sonst. Er hat eben durch die steife Hinterhand eher Verspannungen im vorderen Bereich, weil es da dort abfängt, aber das ist alles nicht dramatisch. Ihm geht es eigentlich gut, er braucht auch keine Schmerzmittel. Die Schilddrüsenunterfunktion ist auch recht gut eingestellt. Aktuell gehe ich seit einer Woche auf Raten der Spezialistin runter, weil er draußen auch schnell hechelt, auch wenn es gar nicht warm ist. Einfach um Leber/Niere nicht so zu belasten und zu schauen ob das irgendwas am Verhalten ändert.
    Wenn er akut Schmerzen hat macht er das übrigens auch so, allerdings setzt er sich dann hin und zeigt mir das an. Auch vermeidet er das Rennen dann eigentlich ganz.
    Auch Ortswechsel zu meinen Eltern bringt nichts. Dort rennt er im Garten, aber will gerade mal die Straße vor dem Haus 100m nach links oder rechts, das war es.
    Es ist draußen sonst nichts schlimmes vorgefallen. Ich kann mir nicht erklären was das auslöst und weiß langsam nicht was ich machen soll, außer ihn dann einfach tragen. Aber er muss ja auch in Bewegung bleiben, gerade um Übergewicht vorzubeugen und damit er die Muskeln behält.
    Hat jemand eine Idee?

    • Neu

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    • Er ist ungefähr seit einem Monat kastriert und mir kommt es vor als wäre seine Macke da seither schlimmer

      Ich würde die Schilddrüse nochmal kontrollieren lassen. Es kann sein, daß er nach der Kastration neu eingestellt werden muß.

    • Ich kenne mich mit deprivierten Hunden nicht aus, aber was ist so schlimm dabei, wenn er nur zum lösen raus will? Geht es dir um den Konditionsverlust? Und wenn Futter ein so starker Motivator ist: warum nicht am Zielpunkt (der am weitesten weg ist von zuhause) regelmässig füttern (zB aus dem Futterbeutel)?

      Die Schilddrüsenunterfunktion ist auch recht gut eingestellt. Aktuell gehe ich seit einer Woche auf Raten der Spezialistin runter, weil er draußen auch schnell hechelt, auch wenn es gar nicht warm ist. Einfach um Leber/Niere nicht so zu belasten und zu schauen ob das irgendwas am Verhalten ändert.

      Auch hier bin ich nicht die grosse Spezialistin, aber könnte ein zu niedriger Level nicht auch mitspielen bei der Unlust? Ich hatte eine Hündin mit SDU im Alter, die wurde auch träge und unlustig, bis wir substituiert haben.


      Und was meinst du damit, die Substitutionierung zu drosseln, um Leber und Niere zu entlasten? Inwiefern belastet die Substitionierung eines körpereigenen Hormons auf normale, gesunde Levels Leber und Niere?

    • Ach man ich hätte das mit der SDU nicht erwähnen sollen, weil jetzt wieder nur darauf rum geritten wird. Er ist jetzt 7 Jahre alt, hat die SDU seit ca. einem Jahr und ihr müsst euch den Hund vorstellen wie einen Autisten. Die Umschreibung trifft es wirklich auf den Punkt und das ist seit 7 Jahren so und nicht erst seit der SDU. Diese Phasen hatte er wirklich schon öfter, auch ohne, dass irgendwas körperliches war, nur eben nicht so ausgeprägt. Also vielleicht hat jemand wirklich einen Tipp wie ich mit dem Verhalten umgehe.

      Ich würde die Schilddrüse nochmal kontrollieren lassen. Es kann sein, daß er nach der Kastration neu eingestellt werden muß.

      Ja das ist auch der Plan.

      Auch hier bin ich nicht die grosse Spezialistin, aber könnte ein zu niedriger Level nicht auch mitspielen bei der Unlust? Ich hatte eine Hündin mit SDU im Alter, die wurde auch träge und unlustig, bis wir substituiert haben.


      Und was meinst du damit, die Substitutionierung zu drosseln, um Leber und Niere zu entlasten? Inwiefern belastet die Substitionierung eines körpereigenen Hormons auf normale, gesunde Levels Leber und Niere?

      Theoretisch schon, allerdings ist sein "Level" vor 3-4 Wochen noch vollkommen in Ordnung gewesen und die SDU zeigt sich in extremer Hyperaktivität/Unruhe bei ihm. Also er ist momentan ja genau das Gegenteil davon. Drinnen ist er auch ganz normal. Sonst war er da auch unruhig, hat gehechelt, gepumpt, konnte nicht schlafen. Das würde einfach nicht passen wie er sich bisher gezeigt hat.
      Wir gehen momentan davon aus, dass der zu hohe Jodgehalt im Fertigfutter die SDU bei ihm ausgelöst oder zumindest stark beeinflusst hat. Der Jodwert im Blut müsste jetzt wieder im normalen Bereich sein (auch das testen wir demnächst), weshalb ich gern runter gehen wollte mit der Medikation. Der Hormonfluss ist ja dann nicht mehr "blockiert". Seine Leberwerte waren beim letzten Bluttest nicht so dolle und er bekommt enorm! viele Hormone für seine Größe. Wenn jetzt der zu hohe Jodwert weg fällt und die Hormone quasi alle "anschlagen", kann das eben in Richtung künstliche Überfunktion kippen mit Schädigung der Leber/Niere. Deswegen und weil wir ausprobieren wollen ob das am Verhalten etwas ändert.


      Ich kenne mich mit deprivierten Hunden nicht aus, aber was ist so schlimm dabei, wenn er nur zum lösen raus will? Geht es dir um den Konditionsverlust? Und wenn Futter ein so starker Motivator ist: warum nicht am Zielpunkt (der am weitesten weg ist von zuhause) regelmässig füttern (zB aus dem Futterbeutel)?

      Naja er macht das jetzt seit ungefähr 2 Wochen und so langsam nimmt er einfach deutlich zu, obwohl er echt wenig zu fressen bekommt. Das ist natürlich doppelt schlecht für seine Gelenke und da könnte ich auch irgendwann verstehen, dass er nicht mehr laufen mag.
      Ich möchte eigentlich genau das mit dem Futter vermeiden, weil ich nicht möchte, dass das sein Lebensmittelpunkt wird :( :
      Sonst ist er immer gerne raus gegangen, er liebt es Zeitung zu lesen, aber momentan zeigt er teils in der Wohnung schon an, dass er nicht raus will.


      Ich wüsste halt auch gerade nicht wie ich das Füttern aufbauen sollte, weil wir wie gesagt 100m kommen. Für die Runde um den Block muss ich ihn schon mitschleifen. Dann einfach nach 105m füttern? Da würde ich ja auch das Stehenbleiben irgendwie belohnen?

    • Du schreibst er hat 'autistische Züge'.


      Hat sich irgendwas verändert? Dein Verhalten ja auf jeden Fall, denn du versuchst das Problem zu beheben. Dadurch brichst du auch mit Routine.


      Bei solchen Tieren reicht die kleinste Veränderung und sie machen massive Rückschritte. Wenn man dann noch mehr Routine verändert, dann wird es immer schlimmer.


      Routine Routine Routine, nicht mal so mal so.


      Ich würde ein festes Konzept aufschreiben- welche Runde wann, wie ich mit ihm arbeite, Tagesablauf etc. Das würde ich pingelig genau einhalten.

    • Alle Strecken die wir laufen, laufen wir immer und das eigentlich problemfrei. Gerade morgens laufen wir eigentlich immer dieselbe Strecke. Er bewegt sich absolut "symptomfrei" in seiner normalen Umgebung z.B. hier zu Hause (seit 2 Jahren) oder bei meinen Eltern (seit 7 Jahren). Nur weiter weg oder auf Sonderstrecken wird es schwierig nach dem Motto: "Da gehen wir doch nie lang!" Im Wald waren die ersten Meter schon immer schwierig, aber dann ging er freudig mit. Bei manchen Kreuzungen musste man ihn dann kurz anleinen, aber auch da ging er normalerweise mit und hat das einige Schritte später auch überwunden.
      Sonst war es so, dass er zumindest erst mal raus wollte und eben seine bestimmten Strecke ablaufen wollte. Jetzt ist er beim Kommen und Anziehen schon sehr zögerlich, man muss ihn quasi überreden, das ist neu. Er ist immer erst mal gerne raus gegangen zum Zeitung lesen, nur manche Routen fand er blöd oder wenn man die Runde "falsch rum" läuft. Aber ich kenne ja meinen Pappenheimer und schaue dann, dass es ihm passt.
      Bedürfnis nach Routine hat er in dem Sinne, dass er vormittags nicht gerne große Runden läuft. Ab mittags ist ihm aber normalerweise alles egal. Ich habe auch keine festen Fütterungszeiten, außer, dass es eben Frühstück und vorher mit Abstand die Tablette gibt.
      Eigentlich kommen wir mit seinem "Autismus" sehr gut klar. Ich bin die letzten 2 Jahre auch so alle 2 Wochen gependelt und er hat eigentlich gar keinen Tag gebraucht um sich wieder in der jeweiligen Wohnung zurecht zu finden. Sobald er sein Körbchen hat, fühlt er sich wohl. Jetzt vor einer Woche gab es nun die Trennung, aber das Problem hatte er ja schon vorher und er kennt ja sowohl meine eigentliche Wohnung und auch das Haus meiner Eltern, wo wir zwischendurch ein paar Tage waren. Es ist eben nur die Zweitwohnung weggefallen und mein Partner, aber theoretisch ist für ihn alles normal, weil wir ja trotzdem in seinem gewohnten Zuhause hier sind und ja eh ständig hin und her gefahren sind. Eigentlich alles wie immer, ich glaube nicht, dass es das Problem ist.


      Meine Vermutung ist momentan, dass sein Sexualtrieb das war, was ihn überhaupt irgendwie angetrieben hat und ihm Normalität gegeben hat. Das ist jetzt durch die Kastration vor 4 Wochen (und vorher 6 Wochen Androcur) weggefallen und jetzt mag er überhaupt nichts mehr außer Fressen. :( : Das war leider meine Befürchtung, aber es musste einfach sein. Ich weiß jetzt nur nicht wie ich ihm das wieder schmackhaft mache, dass man draußen auch so Spaß haben kann. Mein Zweithund kann ihn auch nicht motivieren. Ich möchte ungern Dauerbespaßung einführen oder draußen permanent Action machen.
      Ich werde jetzt mal versuchen immer die gleiche Strecke zu laufen. Das habe ich aber die letzten Tage eigentlich auch schon gemacht, bis auf heute die eine Runde im Wald.

    • Naja du selber wirst dich schon verändert haben. Dass du deine privaten Änderungen einfach so schluckst glaube ich fast nicht :smile: Und so Tiere reagieren da normalerweise sehr sensibel drauf.


      Ich persönlich (!) würde auf dieses Verhalten auch möglichst wenig eingehen, eben um es nicht zu festigen. Viel Drama verunsichern im Zweifel auch noch mehr.


      Man sagt ja, dass man unsichere Hunde besser nicht kastrieren soll. Mit dem Sexualtrieb hat das nicht so viel zu tun glaube ich. Einfach mit den Hormonen an sich. Ich würde deshalb auch keinen unsicheren Hund kastrieren. Habe meinen Zwerg auch kastriert bekommen. War schade, auch wenn ich natürlich nicht weiß, ob es unkastriert besser oder leichter für ihn gewesen wäre.


      Also zusammenfassend: ich würde gar nicht so viel probieren. Ich würde schauen welche Runden er am liebsten mag und dann 'einfach machen'. Auch versuchen deine Stimmungen vorher zu 'prüfen'.


      Edit: ich schreibe natürlich nur aufgrund deiner Beschreibung!

    • Man sagt ja, dass man unsichere Hunde besser nicht kastrieren soll. Mit dem Sexualtrieb hat das nicht so viel zu tun glaube ich. Einfach mit den Hormonen an sich. Ich würde deshalb auch keinen unsicheren Hund kastrieren. Habe meinen Zwerg auch kastriert bekommen. War schade, auch wenn ich natürlich nicht weiß, ob es unkastriert besser oder leichter für ihn gewesen wäre.

      Ja ich weiß, aber das war der letzte Ausweg, weil ihm das auch so großen Stress gemacht hat, dass wir ihn nicht auf die Tabletten einstellen konnten. Seit dem der Trieb unterdrückt wurde, hatte er überhaupt mal einen vernünftigen T4 Wert und konnte endlich wieder normal sein. Wir sind echt durch die Hölle gegangen, das war fast ein Jahr lang wie der schlimmste pubertierende Rüde überhaupt. Er hat manchmal nur geröchelt, konnte kaum atmen, weil ihn Hündinnenpipi so aufgeregt hat. Ich hätte es mir auch anders gewünscht, weil ich ja wusste, dass ihn das vielleicht wieder so zurück wirft, aber das musste eben leider sein :(


      Ich persönlich (!) würde auf dieses Verhalten auch möglichst wenig eingehen, eben um es nicht zu festigen. Viel Drama verunsichern im Zweifel auch noch mehr.

      Okay das ist jetzt auch der Plan. Aber würdest du dann auch einfach wieder umdrehen und rein gehen wenn er nur 2min draußen läuft und dann zurück will?
      Ich hoffe wir überwinden diese Phase ganz schnell wieder.

    • Okay, das ist verständlich. Wollte nur drauf hinweisen, dass das durchaus zur Verschlechterung beitragen kann.


      Nein, ich persönlich würde nicht umdrehen. Damit führst du ja eine neue Routine ein, die du dann wieder durchbrechen musst.
      Natürlich würde ich den Hund 'nicht über den Asphalt schleifen', genauso wenig locken. Geduld und loben, wenn er gut läuft. Es soll ja ein positives Ereignis bleiben. Loben würde ich aber nur, wenn er flüssig läuft (nicht gerade wieder losgelaufen oder 'kurz vorm Bocken).


      Und entspannen. Denk nicht so viel drüber nach. Wenn du schlecht drauf bist, dann lass ihn einfach nur in den Garten (oder zur nächsten Wiese).


      Ihr schafft das schon!


      Edit: würde ihn auch komplett an der Leine lassen (z.B. 5 Meter), dass da nicht noch mehr Unruhe und negative Verknüpfungen kommen. Wenn er wirklich Angst bekommt kannst du dich auch auf den Boden setzen und körperlich Sicherheit geben. Meine Hunde reagieren da trotz verschiedener Charaktere total gut drauf.

    • Okay. Das Ding ist nur, dass er aus meiner Sicht gar keine Angst hat. Es sieht eher aus wie keine Lust haben. Er läuft ganz fröhlich, erledigt alles und dann nach dem Bein heben, beschließt er, dass er nicht mehr weiter möchte. Das finde ich eben so komisch. Es ist nicht so, dass er geduckt rum schleicht oder irgendwie anzeigt, dass er sich unwohl fühlt. Und das kann er normalerweise sehr gut. Bei ihm sprechen z.B. die Ohren sonst Bände.
      Hinhocken und gekrabbelt werden findet er gut. Wenn ich mich ins Gras oder auf eine Bank setze, möchte er auch auf den Schoß und in der Gegend rumschauen.
      Bei ihm muss echt nur mal ein Pups quer sitzen und dann hat er so komische Anwandlungen :roll:

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