Hunde für einen bestimmten Zweck suchen


  • was ist denn so schlimm daran, wenn man Spaß am Hundesport hat und sich einen Hund sucht, der diese Leidenschaft mit großer Wahrscheinlichkeit teilt?
    Warum soll man es denn sich und dem Hund unnötig schwer machen?
    Und ich meine jetzt wirklich die feste Absicht einen bestimmten Sport zu machen. Und kein 'vlt schnuppern wir mal hier und da rein'.



    mal zum Autovergleich: jemand sagt, er sucht ein Auto, mit dem er regelmäßig große Sachen transportieren kann.
    Klar kann man jetzt lang und breit darüber diskutieren, dass man das mit einem Seat Ibiza auch kann. Man muss nur die Rückbank umlegen oder ausbauen und schon hat man ne recht große Fläche.
    Aber es ist eben einfach mehr Aufwand, als wenn sich derjenige gleich nen Kombi oder gar Transporter kauft.


    Wieso es sich also schwerer machen als nötig und mit viel ach und krach ein schlechteres Ergebnis hinbekommen als es möglich wäre? Mal ganz davon abgesehen, dass es dem Seat Ibiza vlt auch irgendwann schadet, wenn er ständig so (über)laden wird..


  • Die Zurückhaltung bei den Vorschlägen gilt jetzt nicht für Leute, bei denen man merkt, dass da mehr dahinter ist, wie es im "Welche Rasse"-Thread der Fall ist. Da denke ich, ist genug wissen da um sich selbst die Vorschläge genau anzusehen und zu sagen, ja, einem Mali werde ich gerecht, dass ist das was ich im Sport will. Vielleicht sagt derjenige aber auch, es würde ihn interessieren zu schauen, wie weit er einen Collie mit seiner Ausbildung bekommt.


    @miamaus2013
    Ich zitiere mich einfach nochmal selbst. :tropf: Eigentlich sind wir nämlich gar nicht weit auseinander.


    Ich finde das dann gar nicht schlimm, wenn man sich den entsprechenden Hund dafür holt. Solche Leute, die sich schon ambitioniert mit dem Sport und dem Hund dafür auseinandergesetzt haben, können wahrscheinlich einschätzen, ob sie bzw ob die Rasse den Anforderungen gerecht werden.
    Aber warum demjenigen nicht auch eine Alternative vorschlagen, die vielleicht nicht die typische Rasse dafür ist. Vielleicht findet er die Rasse nachher so interessant und spannend und sonst so passend, dass es eben diese wird und man sich denkt: Mal schauen wie weit wir kommen.
    In diesen Fällen finde ich es also vollkommen in Ordnung die Spezialisten oder aber auch die Underdogs vorzuschlagen.

  • Ich denke die Krux hinter der ganzen Geschichte ist die Tatsache, dass viele Leute glauben "Wenn ich mir nen Mali/Border Collie hole, klappt das automatisch mit dem IPO-Sport/Agility". Es braucht einfach auch bei diesen Rassen eine durchdachte Ausbildung und Sachverstand, um sie weit zu bringen, auch wenn sie vielleicht vieles anbieten. Wenn ich damit aber nicht umgehen kann, gewinne ich keinen Blumentopf mit dem Hund, auch wenn dieser in anderen Händen vielleicht sogar eine Granate wäre.


    Ich erlebe es halt häufig so: Frau XY führt ihren derzeitigen Hund ganz gut im Agi. Sie hat Spaß mit ihm, obwohl sie eigentlich nur reinschnuppern wollte. Frau XY fängt dann an Turniere zu laufen. Ihr Hund macht das alles ganz toll, ist aber irgendwie zu langsam im Parcours. Sie sieht die ganzen Border Collies und ihr Hirn beginnt zu arbeiten, denn eigentlich möchte sie da auch mitmischen und vlt sogar "mehr erreichen". Der Gedanke, dass der nächste Hund ein Border sein muss, ist geboren.


    Und das meistens ohne sich zu fragen, ob man selber a) so einen Flitzeblitz überhaupt führen kann (ich bin ehrlich...ich könnte es nicht) und b) ob der Border auch sonst ins Leben von Frau XY passt. Ich habe schon Teams erlebt, bei denen diese Vorgehensweise gründlich in die Hose gegangen ist.


    Als ambitionierter, erfahrener Sportler auf eine Rasse zurückzugreifen, die sich besonders gut eignet ist natürlich völlig legitim.

  • Danke für den Tipp, ich hab in mich reingeschaut - ich habe nie etwas "Abkanzelndes" geschrieben. Das war reine Interpretation deinerseits. Lies noch mal genau. Ich erlebe extrem viele und viele unterschiedliche Hunde in meinem Alltag, vermutlich mehr als viele andere. Ich hatte auch schon unterschiedliche Typen Hund. Daher denke ich, meine Sichtweise ist geprägt von den Unterschiedlichkeiten, die jede Rasse und jeder individuelle Hundecharakter so mit sich bringt.


    Warum man harte Hunde guten Aggressionsbereichen für den IPO Sport braucht? Weil der Sport sich so definiert. Der Ausdruck kommt erst durch einen Hund, der deutlich zeigt, dass er gerne in den Kampf mit dem Helfer geht. Auch wenn dieser Kampf ein ritualisiertes Spiel ist. Diese Hunde haben Spaß daran, den Helfer "zu beschimpfen", sich darzustellen und mental gegen zu halten - die wollen den Kampf gewinnen. Das macht einen guten Ausdruck im Schutzdienst nunmal aus. Ein Hund, der vor einem Helfer sitzt und ein freundliches "Wuff Wuff" macht, wirkt einfach gar nicht. Ist so - kann man gut oder schlecht finden. So ist der Sport.


    Und Härte braucht es, weil der Hund nun mal laut Prüfungsordnung sowohl mit Stockschlägen belastet wird und seinen Griff dabei nicht lockern soll, sondern voll, fest und ruhig bleiben. Dazu braucht es nun mal Hunde, die das mitbringen, ansonsten trainiert man halt (ob mit oder ohne Erfolg am Ende) ewig lang daran, dass der Hund die Stockschläge nicht als schlimm empfindet. Auch das mentale Gegenhalten darf man nicht unterschätzen. Der Helfer soll dominant sein, ausstrahlen, dass er ebenfalls um seine Beute kämpfen wird. Ein Sensibelchen hält allein dieser Ausstrahlung nicht stand. Der Hund soll schnell sein, wuchtige Einstiege zeigen - was bringt es einem Hund, der das nicht mitbringt da auf Biegen und Brechen hintrainiert zu werden und in den meisten Fällen niemals dort anzukommen.


    Ist doch auch schade für den Hund. Er hat immer das Gefühl, unzulänglich zu sein. Und ja, Hunde merken das. Gebrauchshunde sind auch vom Wesen her eher die Profilneurotiker, die sich selbst gern feiern und Konflikte nach vorn umsetzen. Ist einfach ne Mentalität, die es braucht.


    Warum fehlt dir das Restverständnis für den Sport? Der Sport bietet alles, was dem Wesen von guten Gebrauchshunden entgegen kommt, wo man Spaß am ritualisierten Spiel hat. Wo man der Dampf abgelassen werden kann, wo man der gemeinsamen Leidschenschaft nachgeht und der deshalb zu einem zufriedenen, ausgeglichenen Hund führt. Der Sport macht allen beutetriebigen, selbstbewussten Hunden Spaß, wenn der Helfer die Lust hat, sich auch mit Hunden zu beschäftigen, die das eben wirklich ohne größere Prüfungsambitionen machen.


    Wozu man die Gebrauchshunde benötigt? Für den Dienst zB (Zuchtselektion findet über diesen Sport statt) - aber auch weil man diese Hundecharaktere einfach mag. Ich will keinen anderen Typ Hund bei mir haben - sie sind für mich die tollsten Geschöpfe und ja, sie passen auch in meinen Alltag, so wie ich ihn für sie gestalte.


    Ist doch wie bei jedem anderen Schlag Hund. Es passt, oder es passt nicht. Muss man halt abwägen.

  • Die Frage ist doch aber auch, weiß ein totaler Hundeneuling überhaupt welcher Sport ihm letztlich liegen wird?


    Aber bei der Diskussion dreht es sich ja nicht nur um absolute Neulinge.
    Es gibt mehr als genug Hundehalter, die nach dem ersten oder zweiten oder dritten Hund irgendeine Sparte entdecken, die sie bisher nicht aktiv auf dem Schirm hatten und mit großem Interesse einsteigen wollen.


    Und da ist mMn der richtige Hund dann essentiell. Natürlich muss es für den Sportanfänger nicht der absolute Spezialist sein, dessen Genie hauchdünn am Wahnsinn vorbei schrammt. aber mit einem absoluten Exoten für eine Aufgabe wird man sich da auch keinen Gefallen tun, egal in welcher Sportart oder auch im Privatleben.
    Will ich einen netten Familienbegleithund, wird der Kangal aus der Schäferei vermutlich die falsche Wahl sein, ebenso wie für Agility keiner zum Barsoi und für IPO keiner zum Golden raten wird, auch wenn man vielleicht mal einen kennen gelernt hat, der das ganz nett macht und wo es irgendwo funktioniert.
    Da sucht man dann einen Hund, der von seiner Rasse her die notwendigen Anlagen mitbringt, aber vielleicht eben in der Mitte des möglichen Ausprägungsfelds und nicht ganz oben oder unten an der Skala.


    Ich kenn Leute, die haben einen Verschleiß an Hunden, wo ich nur mit dem Kopf schütteln kann. Jedes Jahr kommt und geht ein Sheltie. Oder mit 7, 8 Jahren werden die Hunde verkauft.
    Was da für Gründe und fadenscheinige Ausreden genannt werden, da dreht sich mir der Magen um


    Hat man aber auch ganz ohne Sportgedanken oft genug.
    Hier im Dorf wechselt zB eine Familie in schöner Regelmäßigkeit, glaube länger als zwei Jahre hatte die noch keinen Hund, weil keiner dem Anspruch des selbsterziehenden Familienhundes entsprach. und sie sind nicht die einzigen.
    Das gleiche in Grün. Wieso sollte es bei Sportlern anders sein.


    Ich sehe das alles ziemlich kritisch. Einfach, weil ein Hund normalerweise 1-3mal pro Woche für vielleicht 20-30min auf dem Platz "gearbeitet" wird.
    Und der Rest der Zeit? Erstmal muss man mit dem Hund an sich klar kommen und mit ihm seinen Alltag gestalten können!


    Das gleiche wie die echten Arbeitshunde. In der Familie leben und warten auf den nächsten Einsatz. Kein Arbeitshund ist täglich jede Stunde des Wachseins on duty, egal ob Hüte-, Jagd- oder Polizeihund.
    Natürlich fällt das nicht vom Himmel und die Hunde müssen lernen zwischen den Aktivitätsphasen Ruhe zu geben - früher hat man sie halt oft im Zwinger weggesperrt. Aber es ist kein Hexenwerk mit einem Sporthund normal zu leben, wenn man nicht erwartet, dass er sich von einer Minute auf die andere wie eine komplett andere Rasse verhält.
    Ein DSH wird immer ein DSH bleiben und gewisse Charaktermerkmale nicht ablegen. Aber das bedeutet nicht, dass man da ein reines Sportgerät hat, dass im Alltag nicht funktionieren kann.


  • klar, ob man so einen Hund auch führen kann und will muss man letztendlich aber auch irgendwo für sich selbst entscheiden..


    ich hatte lange vor dem Einzug von Ares hier auch mal einen Thread zur Suche nach einem Sporthund gestartet. Der Mali wurde mir damals nicht empfohlen.
    Dennoch stand er zu dem Zeitpunkt längst ganz oben auf meiner Liste.


    Aber nicht, weil ich Hunde im Sport auf ner Prüfung gesehen hatte und das fertige Bild toll fand. Sondern weil wir zu dem Zeitpunkt auch viel mit Malis zusammen trainiert haben und mich die Art zu arbeiten, die Art mit ihren Menschen umzugehen, einfach die ganze Art des Hundes sehr fasziniert und beeindruckt hat.
    Trotzdem wäre ich selber nicht auf die Idee gekommen, mir nur deswegen einen Mali zu holen.
    Überhaupt erstmal auf die Idee, dass es vlt sogar ein Mali werden könnte, kam ich nach einem langen Gespräch über einen potentiellen Sportnachfolger mit einem der Mali-Halter. Der meinte dann irgendwann nachdem er sich ziemlich lange meine Ausführungen angehört hatte 'Wieso holst du dir denn eigentlich keinen Mali?'
    Da war ich auch noch entsetzt und mir eigentlich ziemlich sicher, dass ein solcher Hund mindestens drei Nummern zu groß für mich wäre.
    Lange Rede, kurzer Sinn, das Feuer in mir war halt trotzdem entfacht. Ich habe mich dann noch oft mit verschiedenen Mali-Haltern darüber unterhalten und so habe ich dann letztendlich den Entschluss gefasst, dass ich es versuchen werde.


    Und bis jetzt habe ich meine Entscheidung auch noch nicht einen Tag bereut. Ares ist einfach genau der Hund, den ich mir erträumt hatte. Er ist, für mich, einfach wirklich perfekt. Und jetzt muss ich mich gerade echt zusammen reißen, dass ich nicht schon wieder anfange, von ihm zu schwärmen. :ops:

  • Danke @Streichelmonster, toller Beitrag!



    Und das meistens ohne sich zu fragen, ob man selber a) so einen Flitzeblitz überhaupt führen kann (ich bin ehrlich...ich könnte es nicht) und b) ob der Border auch sonst ins Leben von Frau XY passt. Ich habe schon Teams erlebt, bei denen diese Vorgehensweise gründlich in die Hose gegangen ist.

    Und genau da habe ich ja weiter oben eingehakt. Plötzlich ist der Frust groß, dass er nicht will oder kann, wie er soll. Dann passt der Hund nicht mehr.


    Was macht man dann mit einem Hund, der ggf. von Welpenbeinen an ab der 14., 15. Lebenswoche auf Trieb komm raus gefördert wurde. Ein Jagdhund, der alles mitbringt, außer der Schussfestigkeit? Ein Hund, der auf alle möglichen Reize anspringen sollte? Ein Gebrauchshund mit zu schwachem Nervenkostüm? Ein "Hütitüti", der sein erstes Lebensjahr gelernt hat mit Vollspeed über Hindernisse zu rennen? Wo soll so ein Hund denn hin, wenn er doch nicht die Quintessenz taugt, die es braucht, um ganz oben mitzuspielen oder er sonst nicht reinpasst?
    Solche Fragen stelle ich mir zB auch bei Gebrauchshundkreuzungen. Di besten im Wurf gehen in den Dienst oder in den Sport. Und der "Ausschuss"? Wer möchte den haben bzw hat die Kompetenz diese Hunde zu führen?

    Als ambitionierter, erfahrener Sportler auf eine Rasse zurückzugreifen, die sich besonders gut eignet ist natürlich völlig legitim.

    Wenn man genug Erfahrung und ambitioniert genug ist sowie tief genug in der Materie drin ist, fragt man aber ganz sicher nicht in einem allgemeinen Forum nach Rat, welche Rasse man kaufen soll :ka:


    @Gammur Ich glaube, da ist noch ein qualitativer Unterschied. Du nimmst deine Hunde doch für die Arbeit, oder? Wenn ihr Schafe hütet, dann muss sich der Hund so verhalten lernen, dass auch die Schafe damit gut leben können... Wenn man sich einen Kelpie für den Sport (Freizeit! Hobbysport!) holt und dann den Hund als nicht brauchbar einschätzt, dann, so zumindest meine Meinung, ist man einfach zu ehrgeizig im Freizeitsportbereich. Und da gehört Frust nicht hin, denn niemand zwingt dich noch den Hund im Sport ganz oben mitzuspielen und es hängt auch überhaupt nichts davon ab :ka: niemand hat einen Nachteil davon, wenn der Hund es aus welchen Gründen auch immer nicht schafft für große Meisterschaften zu qualifizieren.

  • Wenn man genug Erfahrung und ambitioniert genug ist sowie tief genug in der Materie drin ist, fragt man aber ganz sicher nicht in einem allgemeinen Forum nach Rat, welche Rasse man kaufen soll :ka:


    Das würde ich jetzt nicht sagen. Man fragt vielleicht aus Interesse, will ein paar Meinungen oder ein paar unerwartete Vorschläge. ABER bei solchen Leuten sind die Vorschläge aus DF meistens nicht absolut ausschlaggebend. Wie man zum Beispiel bei @miamaus2013 Ausführung sieht.


    Jemand mit Ambition und Ahnung und Wille einen Hund für einen bestimmten Sport zu ziehen, der kann auch oft einschätzen (oder hat außerhalb des DF noch erfahrene Rasseleute an der Hand die man befragt) ob die Vorschläge Mist waren und man lieber was anderes hätte. So jemand holt sich keinen Border Collie, Working Kelpie oder einen Malinois, weil XY im Dogforum das vorgeschlagen hat. Aber ihn hat vielleicht einfach interessiert was andere Leute, von denen man so jeden Tag ein bisschen was ließt, für passend erachten.

  • Die wenigsten Leute im DF laufen selbst in der Sparte, die man sich ausgesucht hat und für die man Anregungen braucht. Viele können nur allgemeine Ratschläge geben.


    Was nützt es, wenn ich eine Rasse fürs Dummytraining empfehle, wo ich kein Insider bin? Da könnte ich auch nur die üblichen Verdächtigen ableiern und habe sonst keine Ahnung. Vor allem unterscheiden sich die Rassen und Linien nochmal so stark untereinander (und für diese Spezialisten sind die feinen Unterschiede entscheidend), dass es auch wenig bringt, wenn man sagt: da könnte auch ein Labrador aus AL passen. Davon gibt es auch so viele, dass es bestimmt große Unterschiede geben könnte in der Leistung :ka:

  • Die wenigsten Leute im DF laufen selbst in der Sparte, die man sich ausgesucht hat und für die man Anregungen braucht. Viele können nur allgemeine Ratschläge geben.


    Naja, die Hundewelt ist ja deutlich größer als das DF.


    Und uach im realen Leben gibt es mehr als genug Leute, die die unpassendsten Rassen für eine bestimmte Aufgabe empfehlen bzw. auch selber aussuchen.

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