Übersprungshandlung - Erfahrungsaustausch / Lösungsmöglichkeiten gesucht

  • Einen Punkt würde ich noch berücksichtigen: es ist ganz wichtig, erkennen zu können, wanns dem Hund zu viel wird, und das dann abfangen zu können zB mit einem PLATZ o.ä.. Einfach, um ihr das Leben zu erleichtern, und ihr eine Möglichkeit zu geben, was sie tun kann, um Streß abzubauen, und sich bei Dir Sicherheit zu suchen. Das wird sie immer wieder brauchen, weil Du nie 100%ig Streß-Situationen vorherplanen kannst, v.a. unterwegs (man weiß ja auch (noch) nicht genau, was überhaupt besonders viel Streß auslöst).


    Aber nichtsdestotrotz bedeutet es für mich immer noch, wenn es überhaupt notwendig wird, einzugreifen, daß sie in dem Moment überfordert war. Will heißen, ich als Hundehalter würde mir sagen "da hast Du gerade/heute/die Woche zu viel verlangt". Das wäre mir ein wichtiger Anzeiger dafür, was Hund schon kann, und was noch zu viel ist - denn darauf kann man den Alltag dann abstimmen. Vielleicht einen Tag einplanen, an dem gar nix gemacht wird außer daheim rumliegen und faulenzen, wenn ich merke, nach 5 Tagen mit viel Gassi "explodiert" Hund regelmäßig. Damit der Hund die Zeit bekommt, den Streß zu verarbeiten.


    Du kannst ja mal genau beobachten, an was für Tagen diese "Ausraster" sich ankündigen - am Tag, nachdem was Aufregendes passiert war, oder kurz nach nem anstrengenden Spaziergang, nach kritischen Situationen etc. (so ne Art Streßtagebuch: was hast Du mit dem hudn gemacht tagsüber, wann/wie lange danach kommt ein "Ausraster", was kann die Ursache gewesen sein). Um für Dich zu lernen, was bei ihr Streß auslöst (dann kann man daran gezielt arbeiten oder diesen Streß meiden, wenn man gerade an was Andrem arbeitet), das kann Dir also für den Alltag gut helfen. Wenn ich weiß, der Hund rastet zB immer dann aus, wenn Verwandtschaft am Vortag zu Besuch war, kann man dann auch künftig an diesem "kritischen" Folgetag die Action komplett runterfahren, also nur ne Pipirunde bei Bedarf machen, aber keine größeren Gänge und Erlebnisse einplanen. So kann der Hund den Streß erstmal verarbeiten, und man setzt nicht aus Unwissenheit noch einen drauf in puncto Streß.

  • Stresstagebuch ist gut!
    Wir hatten anfangs 2 Wochen lang auch ein "Ruhetagebuch" um mal zu sehen wieviel die kleine schläft und ob sie die Ruhephasen bekommt, die sie braucht. Sie hat sich in der Anfangszeit viel selbst an den Hinterläufen und Po geknabbert, das wurde auch im Tagebuch vermerkt + Gassizeiten und was wir gemacht haben. Dann konnte ich ziemlich gut ablesen wann und warum sie knabbert. (Physische Ursachen hatte ich vorher ausgeschlossen). Mittlerweile knabbert sie nur noch ganz selten :applaus:

  • Ich weiß nicht, ob hier noch jemand mitliest, aber ich wollte kurz ein Update geben für alle, die hier weitergeholfen haben und interessiert sind. Seit über einer Woche gab es keine Beißanfälle mehr (klopf auf Holz). Ich achte jetzt noch mehr als vorher darauf, dass für Feta beim Spaziergang alles gut ist und sie sich nicht so viel aufregen muss. Die Spaziergänge sind sehr kurz, was ich manchmal echt schade finde, aber für Feta ist es genau richtig so. Wenn ich merke, sie ist langsam gestresst treten wir den Rückweg an, machen noch ein kleines Suchspiel und/oder eine "Platz" Übung, das entspannt sie. Ich kann sie auch von Tag zu Tag besser lesen. Jetzt ist sie läufig und draußen gibt es soooo viele tolle Gerüche und noch mehr Grund am Rad zu drehen, aber ich hab auch den Eindruck wir wachsen jeden Tag ein Stück mehr zusammen. Bin gespannt wie es weitergeht, wenn die Läufigkeit vorbei ist.
    Hatte ich schon erwähnt, dass ich meinen Hund sehr lieb habe? :herzen1:


    Ich kann nur allen, die vielleicht hier in den Thread reinstolpern und ähnliche Probleme haben, sagen: In der Ruhe liegt die Kraft und Geduld muss man als Mensch eben auch erst lernen. :bindafür:

  • Gestern und heute gab es leider wieder kleine Rückschläge und neue blaue Flecken.
    Woran es gelegen hat kann ich überhaupt nicht sagen, denn zuviel gemacht haben wir definitiv nicht. Gestern kam der Beißanfall draußen auf einem Feldweg. Wir waren noch keine 5 Minuten gelaufen, keine Hundebegegnung oder andere aufregende Dinge und wie aus dem nichts ging es auf einmal wieder los mit hochspringen und beißen. Und dann heute morgen nochmal. Nix besonderes war los. Wir gehen früh sowieso nur ums Eck bei uns in gewohnter Umgebung auf dem Grundstück.
    Ich schiebe es mal darauf, das Feta jetzt läufig ist (im Moment schon in den Stehtagen). Vielleicht ist am Feld vorher ein Rüde auf dem Weg gelaufen und der Geruch hat sie verückt gemacht? Das würde das Verhalten heute morgen aber nicht erklären, denn bei uns auf dem Grundstück laufen keine Rüden lang. Dann könnte höchstens der Geruch von der Straße rübergeweht sein. Oder sie ist einfach so unter Hochspannung. Sie zeigt auch wie ich denke recht typisches "Läufigkeitsverhalten":
    Sehr viel schnuppern draußen und übermäßig oft Aufnahme von allem was auf der Straße so rumliegt (Zweige, Papierchen, Taschentücher, Erdklumpen usw), zu Hause unruhiges Herumlaufen, sie "verfolgt" mich in der Wohnung, was sie normalerweise kaum tut und fietschelt auch ab und zu. Will ständig raus und hat Bärenhunger. Ich habe aber an unserem gewohnten Tagesablauf nichts verändert und Futter bekommt sie auch wie gewohnt. Nur gekuschelt wird häufiger.
    Würdet ihr jetzt was anders machen in dieser Phase? Kleines verrücktes Hundetier! Ich würde es ihr gern leichter machen, aber vielleicht müssen wir uns da jetzt auch einfach durchschleifen. Ich bin gespannt, wie und ob sie sich verändert, wenn die Hitze vorbei ist. Das ist alles sehr aufregend beim ersten Hund und ohne Erfahrung. :rollsmile:

  • Im Bezug auf die Läufigkeit kann ich leider nichts beitragen, da ich da keine Erfahrung habe, aber ich würde auch mal abwarten ob es sich nach der Läufigkeit wieder legt.


    Ich hab jetzt den ganzen Thread nicht mehr im Kopf, ist schon ein-zwei Wochen her, dass ich ihn durchgelesen habe^^, aber hast du schon über einen Maulkorb nachgedacht?
    Bei so einem jungen Hund würde ich auf jeden Fall schauen, dass das Beißen und zwicken nicht zur Gewohnheit wird in schwierigen Situationen, es kann nämlich durchaus selbstbelohnend sein, wenn sie darüber Stress und Frust entlädt.


    Ich hatte mit meinem Rüden vor einigen Jahren (als er 1,5-2,5 Jahre alt war, also ca. 1 Jahr lang) das Problem, dass er mir, wenn er wegen eines Autos oder Hundes, komplett ausgerastet ist, richtig ordentlich ins Bein 'gezwickt' (ohne Blut oder Löcher, aber große Hundebiss-förmige blaue Flecken). Und man tat das weh, wenn der zugepackt hat, dabei war er blitzschnell, so, dass weder ich noch andere den Zubiss wirklich gesehen haben, nur den Schmerz hab ich gespürt. :ugly:
    Mir wurde damals (als verzweifelter Ersthundehalter) leider geraten, dem Hund anschließen eins drauf zu geben... geholfen hat das, denke ich, nichts. Aber zum Glück passierten diese Vorfälle auch nur so an die fünf mal verteilt auf ein Jahr oder so. (Hab ihn halt meistens versucht von mir fern zu halten, wenn er ausgerastet ist. Am Halsband ging das wesentlich besser als am Geschirr, auch wenn er sich dann halt gewürgt hat beim in die Leine springen... Noch besser war es ihn sowohl am Geschirr als auch am Halsband anzuleinen.)
    In unserem Fall wurde es mit dem Hormonchip, und später mit der Kastration, soweit besser, dass er nie mehr so extrem ausgerastet ist, dass er, blind vor Wut, mir ins Bein gehackt hat.
    Also vielleicht haben die Hormone bei Feta auch etwas Einfluss darauf, daher vllt. auch eine Verschlechterung während der Läufigkeit.
    Das sollte jetzt übrigens kein Rat sein, sie kastrieren zu lassen, sie ist ja eh noch zu jung. Nur mein Erfahrungsbericht bei einem ähnlichen Problem.


    Ich würde sie an nen Maulkorb gewöhnen und ihn ihr dann draußen immer anziehn, solange diese Ausraster vorkommen. Sie muss ein anderes Ventil finden um mit Frust und Stress umzugehen, denn es wird immer wieder mal zu stressigen/frustrierenden Situationen kommen, das lässt sich nicht vermeiden.
    Mit Maulkorb dran geht vieles natürlich nicht mehr, auch für ein Ventil zum Stress-/Frustabbau... vielleicht hilft es ein Stück mit ihr zu rennen, dynamische Tricks die ihr Spaß machen oder so.


    Auf den Maulkorb würde ich nur dann verzichten, wenn man ihre Attacken auf Arme und Beine z.B. auf eine Beißwurst, einen Zergel oder einen Ball der geworfen wird zuverlässig umlenken kann. Wäre natürlich optimal, wenn sie sich dann einfach auf ein Zerrspiel oder so einlassen würde. Weiß nicht ob ihr das schon probiert habt.
    In unserem Fall damals hatte mein Hund leider einen zu starken Tunnelblick um sich umlenken zu lassen, dafür klappte das dann super nach dem Hormonchip - Sein Autoproblem haben wir damit sehr gut in den Griff bekommen!


    Oder vielleicht wäre zumindest eine doppelte Leinensicherung an Halsband und Geschirr eine oOption, wenn der Maulkorb gar keine ist.


    Unterstützend gibt es einige Hilfsmittel für Stressempfindliche Hunde, nicht alle helfen jedem Hund, aber man kann es ausprobieren. An pflanzlichene/'natürlichen' Tabletten gibt es z.B. Zylkene (simuliert die beruhigende Muttermilch oder so), Adaptil (Amino-/GABA-Säuren, Vitamin B) oder Grau Stress-Tabletten (U.a. Baldrian, Vitamin B). Dann gibt es das Thundershirt oder das Körperband, dass auf Tellington Touch beruht und beruhigend wirken soll. Vielleicht hilft auch ein Adaptil Halsband oder Adaptil Spray (Pheromone). Möglichkeiten gibt es da genug, die Kunst ist es nur, das Richtige zu finde das auch hilft. :lol:


    Abgesehen davon, finde ich es ganz toll und bewundernswert, dass du so positiv und liebevoll bleibst. Verliere das nicht! =) Feta hatte wohl sehr viel Glück mit dir. :bindafür:
    Ihr schafft das schon!

  • @Chuva Danke für deine umfangreiche Antwort :) Ich werd jetzt noch etwas abwarten, wie es sich entwickelt wenn die Läufigkeit vorbei ist und dann blätter ich ggf. weiter im großen Katalog der Möglichkeiten. An einen Maulkorb gewöhnen kann ich sie ja so oder so, selbst wenn wir es für diesen Zweck dann doch nicht brauchen sollten ist es denke ich nicht verkehrt wenn ein Hund das kennt. Ich glaube im ÖPNV ist das teilweise auch Pflicht, von daher...
    Von Zerrspielen hat unsere Trainerin abgeraten, die Vermutung lag nah, dass mit Feta beim Vorbesitzer viel Zerrspiele u.Ä. gemacht wurden und sie so überhaupt erst so doll auf die Fixierung von Gliedmaßen konditioniert wurde. In der Wohnung hatten wir anfangs auch Probleme mit Beißen (da eher im spielerischen Kontext). Passiert mittlerweile gar nicht mehr (ignorieren, aufstehen und Geschirr spülen hat da super geholfen ;) ). Aber vielleicht ist das in diesem speziellen Kontext der Frust-Stress-Situation doch sinnvoll. Ich quatsch das nochmal mit der Trainerin durch. Auch die Sache mit den natürlichen Helferlein werde ich sie fragen, ich glaube sie kennt sich da auch ganz gut aus.


    Ich hab auch ganz viel Glück mit Feta, denn abgesehen von diesem Beißproblem und ihrer Stressanfälligkeit draußen (für die sie ja nichts kann mit ihrer mangelhaften Sozialisierung) ist sie ein ganz feines Schnäuzelchen. Ich bleib optimistisch, dass wir das alles gut hinbekommen! Ich dachte anfangs auch etwas naiv "Ich hol mir einen Hund und der macht dann alles mit und kommt überall mit hin und lässt sich super trainieren und hört dann aufs Wort". Ich glaub es ist nicht schlimm, das zu denken, wenn man dann, wenn es nicht so läuft wie geplant, trotzdem die Verantwortung für das Tier übernimmt, sich kompetente Hilfe sucht und den Rat von anderen beherzigt, die sich besser auskennen. Und vorallem den Wauz liebhat, denn das spüren die kleinen Racker ja sehr.

  • Frage noch mal deine Trainerin wg. dem Zergeln. Bei Fili habe ich gerade über das Zergeln diese Beißattacken in den Griff bekommen, sie liebt es sehr und kann sich dabei schön abreagieren, hilft ihr fast so gut wie Freilauf. Ich mache das seitdem sie bei uns ist sehr kontrolliert. Anfangs nur kurz und zuhause, mit dem Zergel vor ihr rumgewedelt, etwas rumgezerrt, dann kam ein "Aus" und ich hielt das Teil einfach fest, zeigte ihr mit der andern Hand ein Leckerlie. Ich wartete bis sie losließ und sich hinsetzte, dann bekam sie das Leckerlie. Sitzt das "Aus" beim Zergeln richtig gut, kann man damit auch gut die Beißattacken unterbrechen.


    Anfangs als Fili noch diese Beißattacken hatte, habe ich sie auf Armlänge Abstand an ganz kurzer Leine gehalten, so dass sie mich nicht erwischen konnte. Wenn etwas in der Nähe war, an dem ich sie festbinden konnte, habe ich das genutzt. Dann gab es das "Sitz" und es ging erst weiter, wenn sie ruhig gesessen hat. Natürlich wurde ruhiges Verhalten auch belohnt, aber ganz ruhig, nicht dass Hundi sich gleich wieder hochfährt...


    Wir kämpfen heute mit den Bellattacken und nach vorne in die Leine gehen. Um die Läufigkeiten drum herum wird das richtig fies und ist nicht berechenbar, wann und warum sie ausflippt. Da es mit jeder Läufigkeit schlimmer wird, wird sie nach dieser Läufigkeit kastriert. Meiner mittlerweile verstorbenen Hündin Chucky hat die Kastra damals sehr geholfen und ich hoffe, dass es bei Fili auch so gut läuft. Ich bin aber trotzdem froh, bei beiden erst einmal ein paar Läufigkeiten abgewartet zu haben, weil man auch sehen konnte, dass es ihre geistige Reifung bis zu einem bestimmten Zeitpunkt sehr gut war.


    Womit ich bei beiden Damen auch ganz gut fahre ist, anfangs weniger weite Strecken laufen, dafür viel irgendwo rumsitzen und in Ruhe beobachten lassen, damit sie sich langsam an die ganzen Reize gewöhnen können. Kein großartiges Bespaßungsprogramm, vllt. ein bisschen Zergeln und Leckerlie suchen lassen.

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