Hund aus dem Tierschutz mit einigen Baustellen

  • Ich würde an deiner Stelle erstmal garnichts mit Trainer o.Ä. Machen.


    Ich habe auch eine Hündin aus dem Tierschutz (und das Glück, dass sie von Anfang an neugierig war und sich mehr oder weniger an mir orientiert hat), aber auch sie habe ich erst mehrere Wochen einfach "ankommen" lassen, ohne irgendein Training oder sonst was. Hausregeln sollten aber natürlich dennoch von Anfang an gelten.


    Lass ihn erstmal einfach im Alltag mitlaufen. Geht Gassi, vermeidet am besten erstmal Hundebegegnungen (die scheinen für ihn ja sehr viel Stress zu bedeuten) und macht kein großes Gewese um ihn.
    Wenn er sich an euch kuschelt, lasst es zu. Vielleicht braucht er das gerade auch einfach. Wenn es für euch in dem Moment unpassend ist, könnt ihr ihn ja wegschieben, aber nicht einfach so, weil eine Trainerin das gesagt hat.


    Der Hund muss erstmal zur Ruhe kommen und ankommen.


    Ein Spaziergang muss nach 8 Tagen auch keine Stunden dauern. Besser wäre es vielleicht, wenn ihr euch irgendwo an eine ruhige Stelle setzt und einfach zusammen beobachtet.

  • Vielleicht können @blauewolke und @Aza1on was zum Büro sagen. Deren Hunde mussten, glaube ich, auch relativ schnell mit ins Büro.

    Danke fürs verlinken.
    Ja, Smartie musste nach zwei Wochen schon mit ins Büro.


    Er war aber, wenn auch nervös und unsicher weit weg von dem was hier beschrieben wird.


    Ob ich das in eurer aktuellen Dituation machen würde weiß ich nicht.


    Falls ihr es tun müsst würde ich empfehlen, eine Box auf der Arbeit aufzubauen (die scheint er ja schon als schönen rückzugsort zu kennen?)
    Achtet auf jedenfall darauf, dass die Kollegen ihn in Ruhe lassen (ich mag Milan so gar nicht, aber "nicht anschauen, nicht ansprechen, nicht anfassen" hat bei uns hier gute Dienste geleistet).
    Am besten übt ihr, bevor er 8h mit muss auch vorher ein paar mal.
    Ins Büro in die Box, kauartikel anbieten und nach ner Std. wieder heim


    Und: Danke, dass ihr den Trainer wechselt. Das hat ja schon beim lesen weh getan

  • wie wörtlich ist das "Blick auf die Büro-Situation" werfen gemeint?
    Meinst du das Thema ansprechen nachdem er unseren Hund eingeschätzt hat oder das ganze tatsächlich vor Ort anschauen?
    Zweiteres wird wahrscheinlich schwierig werden.


    Denkst du es wäre abgesehen vom Trainer sinnvoll während des Urlaubs mal mit ihm im Büro vorbei zu schauen und schauen wie er so auf die Geräusche (und den anderen Hund im Nebenraum) etc reagiert? Oder auch hier eher vermeiden?

    Ich meine damit, dass ein Trainer sich Deinen Hund mit Blick darauf ansieht, ob er mit der Situation im Büro zurechtkommen würde.
    Also einerseits mögliche Ängste vor Menschen/ Geräuschen, aber auch die Reaktion des Hundes darauf, wenn z.B. das Telefon klingelt, jemand an die Tür klopft oder an der Tür schellt oder wenn es "gruselige" Geräusche gibt, auf die er reagiert, während Du z.B. telefonierst. Wenn der Hund dann gestresst ist oder anschlägt, kann das ja schnell problematisch werden.


    Und ich würde auch mit ihm durchsprechen, wie Dein Arbeitsplatz aussieht. Der Hund braucht einen geschützten Bereich, an dem er zur Ruhe kommt. Kein Durchgang, kein Kopierer, keine Kabel etc.. Du solltest klären, was passiert, wenn der Hund alleine im Büro bleiben muss, wie er gesichert (und versichert ist) und wie er in fremder Umgebung reagiert, wenn er Dir nicht folgen kann und z.B. Kollegen in Dein Büro kommen, die er nicht kennt. Das Anspringen, das Du beschreibst, ist ja in einer Arbeitssituation auch nicht unproblematisch.


    Auf Basis der Einschätzung des Trainers würde ich mir überlegen, ob Du dem Hund mit dem Büro einen Gefallen tust und mir ggf. einen Plan B überlegen. Wichtig fände ich auch, auf Basis seiner Einschätzung mit Chef/ Kollegen zu sprechen und vorher ein paar Dinge zu klären (z.B. den Umgang mit dem Hund). Blöd, wenn alle ihn ansprechen oder streicheln wollen, während er davon gestresst ist oder Du gegen das Anspringen arbeitest, während die Kollegen ihn anlocken.


    Ein Testlauf wäre sicherlich gut, aber auch den würde ich erst nach einem Gespräch mit einem Trainer machen. Ein solcher Testlauf bringt nur was, wenn er vernünftig aufgebaut ist, der Hund nicht überfordert wird und das Ziel erreicht, dass der Hund den Arbeitsplatz positiv verknüpft. Dazu musst Du aber u.a. wissen, wie Du den Hund runterfährst und für diese positive Verknüpfung in einer neuen und aufregenden Situation sorgst (und ob es überhaupt funktionieren kann, denn unter starkem Stress lernt der Hund nichts).


    Ich finde das Zeitfenster, das Du hast, leider sehr knapp. Nicht generell, aber mit Blick auf das, was Dein Hund zeigt, den Umstand, dass er noch gar nicht richtig angekommen ist und die von Dir beschriebene Unruhe und Unsicherheit leider schon.

  • Ich würde auch Abstand von der Trainerin nehmen. Gerade das Zurückdrängen und "Rangeln" beim Türklingeln halte ich für den völlig falschen Weg bei so einem unsicheren Hund. Da wäre "auf Deinen Platz" meine Wahl. Wenn er die Box kennt und mag, würde ich die dafür nehmen und als sicheren Rückzugsort für ihn aufbauen. Such Dir einen Trainer, der sich gut mit unsicheren Hunden auskennt und nicht krampfhaft dem Hund Gehorsam beibringen will.


    Viel Hecheln und Schmatzen kann ein Zeichen von Schmerzen sein.


    Nach 8 Tagen ist es logisch, dass der Hund alles Mögliche viel interessanter findet als Euch, wenn ihr draußen seid. War er vorher überhaupt bei einer Familie oder hat er eher auf der Straße gelebt? Ich würde kleine Runden gehen und vor allem immer die gleichen.


    Ich würde das Kuscheln und Nähesuchen auch nicht so unterbinden, wie die Trainerin meinte. Durch den Kontakt fühlt er sich sicher, Euch zugehörig.


    Nochmal generell zu Eurasiern: Eurasier lernen schnell, sind aber keine Hunde, die Aufgaben mit Freude zig mal wiederholen. Das solltet Ihr beim Training beachten. Sonst wundert Ihr Euch schnell, warum der Hund bockig wird.
    Sie neigen auch zur Schilddrüsenunterfunktion, das solltet Ihr beim Tierarzt mit untersuchen lassen, ebenso mögliche Schmerzpunkte.

  • Jain. Die Info war, dass das von Hund zu Hund unterschiedlich ist.

    Meiner Erfahrung nach ist es so, dass die Hunde mindestens drei Monate brauchen um zu merken, dass sie "da jetzt langfristig" wohnen. Bis dahin ist alles für den Hund anstrengend, "neu" und der Hund packt immer wieder neue Verhaltensweisen aus. Bei Hunden mit so einer Vorgeschichte dauert es meiner Erfahrung nach ein dreiviertel Jahr bis sie wirklich in ihrem neuen Zuhause angekommen sind. Keine Störungen in der Zeit vorausgesetzt. Man weiß ja nicht wie sie dann auf den Säugling reagiert - das könnte natürlich alles erst Mal wieder über den Haufen werfen.

  • Das Ohren anlegen und sich auf den Rücken werfen sagt eigentlich aus, das der Hund deutlich Angst zeigt. Wenn man dann noch stupst etc kann es eben auch zur Wehr des Hundes kommen. Hecheln bedeutet u.a. Hund hat Stress. Hechelte er auch so mal viel, kann es auch bedeuten das der Hund Schmerzen hat z.b. Man kann via Internet schlecht Ratschläge geben in solchen Fall wenn man nicht sehen kann wie es live ist bzw. Sich verhält. Dringend jedoch Trainerwechsel. Die Dame macht mehr kaputt als gut. Regeln könnt ihr auch ohne Trainer soweit festlegen, indem ihr konsequent seit, aber den Hund auch ankommen lasst. Das Hecheln auf keinen Fall unterbinden, das ist wahrhaftig gegen die Natur wenn ihr das macht. Eine Hausleine kann oft hilfreich sein. Da muss man nicht gross einwirken, kann den Hund aber besser kontrollieren ohne grosses pipapo.


    Ich denke ich werde heute den Tag verteilt mal ein paar Videos machen und die mit euch teilen. Klar ist eine Ferndiagnose schwierig, aber vielleicht kann man sich dann ein besseres Bild machen. Wie sieht denn der Einsatz so einer Hausleine in der Praxis aus? Und für welche Situationen meinst du wäre das hilfreich?


    Ja, die Box wurde mir von der Vorkontrolle (eine Bekannte) empfohlen fürs Büro. Damit er sich bereits dran gewöhnt haben wir sie im Wohnzimmer aufgestellt und er hat sie sofort angenommen. Ist bereits ein Rückzugsort für ihn und mir scheint wir bräuchten fürs Büro dann auch eine zweite :)


    Die Pflegestelle sagte mir auch hier, dass sie keine Bedenken zwecks Büro hat. Wenn er mal liegt ist er auch entspannt und schläft. Aber darauf möchte ich mich irgendwie (nicht mehr) ganz verlassen. Vielleicht mache ich mir auch zu viele Sorgen. Die Situationen mit der Trainerin waren auch Ausnahmesituationen und sind bei uns so nie auch nur Ansatzweise vorgekommen. Irgendwo anders hingeben möchte ich ihn eigentlich ungern. Natürlich wäre eine Möglichkeit ihn den halben Tag mitzunehmen, am Mittag nach Hause zu bringen damit er dann die andere Hälfte zuhause seine Ruhe hat.
    Vielleicht sollte ich dann nächste Woche doch mal einen kleinen Testlauf machen und mit ihm ein Stündchen ins Büro fahren? Oder vielleicht am Wochenende? Dann ist Ruhe und er kann mal überall schnuppern?


    Danke für euren Input!

  • Vielleicht sollte ich dann nächste Woche doch mal einen kleinen Testlauf machen und mit ihm ein Stündchen ins Büro fahren? Oder vielleicht am Wochenende? Dann ist Ruhe und er kann mal überall schnuppern?

    Ja, halte ich für eine gute Idee.


    Auch das mit der Box, wenn er diese Höhle so gerne annimmt und sich dort geborgen fühlt.

  • Auf Basis der Einschätzung des Trainers würde ich mir überlegen, ob Du dem Hund mit dem Büro einen Gefallen tust und mir ggf. einen Plan B überlegen. Wichtig fände ich auch, auf Basis seiner Einschätzung mit Chef/ Kollegen zu sprechen und vorher ein paar Dinge zu klären (z.B. den Umgang mit dem Hund). Blöd, wenn alle ihn ansprechen oder streicheln wollen, während er davon gestresst ist oder Du gegen das Anspringen arbeitest, während die Kollegen ihn anlocken.


    Ein Testlauf wäre sicherlich gut, aber auch den würde ich erst nach einem Gespräch mit einem Trainer machen. Ein solcher Testlauf bringt nur was, wenn er vernünftig aufgebaut ist, der Hund nicht überfordert wird und das Ziel erreicht, dass der Hund den Arbeitsplatz positiv verknüpft. Dazu musst Du aber u.a. wissen, wie Du den Hund runterfährst und für diese positive Verknüpfung in einer neuen und aufregenden Situation sorgst (und ob es überhaupt funktionieren kann, denn unter starkem Stress lernt der Hund nichts).


    Ich finde das Zeitfenster, das Du hast, leider sehr knapp. Nicht generell, aber mit Blick auf das, was Dein Hund zeigt, den Umstand, dass er noch gar nicht richtig angekommen ist und die von Dir beschriebene Unruhe und Unsicherheit leider schon.

    Ich werde mich heute auf jeden Fall mal bemühen einen passenden Trainer für ein Gespräch zu finden. Vielen Dank Dir!


    Wir haben es wie gesagt nie so wirklich wie die Trainerin umgesetzt. Bei mir war es auch eher das "ab ins Bett" aber wie bereits gesagt, hat er sich mir dann immer gleich vor die Füße geworfen.


    Er war in Ungarn in einem Tierheim in dem wohl auch Kinder mit ihm spazieren gegangen sind (kann ich mir irgendwie nur schwer vorstellen) und war jetzt seit ca. April bei der Pflegestelle.


    Vielen Dank auch Dir für deine Zeit.

  • Klingt für mich nach einem ganz NORMALEN Hund. Mein Hund war auch so, obwohl er nicht aus dem Ausland kam und ich ihn mit einem Jahr übernommen habe. Er ist unsicher und sucht Anschluss. Ich würde ihn nicht wegschubsen, ich würde das annehmen und ihn langsam daran gewöhnen, dass er nicht permanent Aufmerksamkeit bekommt. Wenn er merkt, dass er bei euch bleiben darf, wird er nicht ständig nach Liebe bettelt, was ihn ja enorm stresst.
    Bei uns hat es mehrere Monate gedauert, dann war Ruhe und ich wurde nicht mehr mehrere Minuten lang abgeleckt. Ich habe behutsam angefangen das Körbchentraining zu etablieren, habe ihn ab und zu mal weg geschickt, was er aber auch erst lernen musste. Dann hat er mal ein paar Minuten brav im Körbchen gelegen und dann habe ich ihn zu mir gerufen und gekuschelt. Es ist schon so, dass man selbst bestimmt wann Hundezeit ist, aber ein völlig verwirrter Neuankömmling braucht das erst mal alles (kuscheln, Zuwendung, Aufmerksamkeit) um Anzukommen. Wenn etwas Zeit ins Land gegangen ist, legen sich die meisten Sache eh von selbst und für alles andere braucht man Liebe, Konsequenz, Verstand und Geduld. Gerade das Körbchen/Deckentraining löst fast alle eure Probleme und wäre ein guter Anfang.

  • Kurz bzgl Büro:


    Meine Kröte war ab dem ersten Tag im Büro und da hatte sie nicht mehr Stress als "zu Hause".
    Es kommt natürlich etwas auf den Hund und die Umgebung drauf an. Aber meine hatte ihren Rückzugsort (unter meinem Schreibtisch) - da durfte keiner hin. Hab sie dort die ersten 2 Tage beweils angebunden (Hausleine) damit sie zu ruhe kommt. Nach einem halben Tag hat sie einfach nur noch da gepennt - Stress = 0. Weil sie da auch vollkommen in Ruhe gelassen wurde.
    Zudem hat ihr die Rotine und die "nicht Aufmerksamkeit", sowie die "erzwungene" Ruhe gut getan.


    Ich würde nicht pauschal sagen Büro = Stress.


    Ansonsten haben die anderen ja schon alles gesagt. Dein Hund hat Stress, ist überfordert und du verlangst zu viel vom ihm.
    Ich konnte mit meiner schon nach 1 Woche "arbeiten", aber die war echt unkompliziert was die Eingewöhnung anging. Aber jetzt nach 3 Monaten macht sie noch mal einen "Entwicklungsschub" gerade durch - das merkt man richtig - und jetzt ist sie wirklich angekommen.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!