Hilfe bei 4-jährigen Hund (Auslastung, Traumas, etc - Ersthundehalter hier!)

  • Ich würde auch nicht am Geschirr nehmen, so lange sie sich so verhält.


    Ich würde sie am Halsband halten (direkt!). Meiner Erfahrung hat man da am meisten Kraft. Was du dabei überträgst oder nicht ist total egal, weil wenn sie am Ausflippen ist/ausflippt ist es eh zu spät.


    Terrasse kann man mit billigem sichtschutz zu machen. Sieht nicht gut aus, aber hilft. So würde ich auch einen Teil des Gartens abgrenzen. Sonst wird es schwer mit gezieltem und dosierten Training.

  • Nicht die Hoffnung aufgeben. Der Anfang ist meist das schwierigste. Gerade als Ersthundhalter ist man dann bei solchen Hundereaktionen schnell überfordert.


    Mir ging es da ähnlich. Mein Hund geht andere Hunde an, dafür keine Autos oder Räder. Auch so mancher Mensch wird angepöbelt. Mein einziger Vorteil: Sie wiegt nur 10 kg und ich falle nicht auf die Nase.


    Der erste Tipp von meinem Trainer war folgender: Rede einfach mit deinem Hund, wenn du ihm etwas mitteilen willst. Sie versteht nicht die Worte, aber deine Gemütslage. (Weil anfangs ja noch keine Kommandos für eine klarere Kommunikation existieren). Das fand ich sehr hilfreich und hat uns anfangs schonmal gut im Alltag geholfen. Denn auch ich habe viel gelesen und da steht manchmal seltsames Zeug. Du kennst ja bestimmst selbst solche Bilder, in denen Frauchen viel redet und das Tier nur "Blablabla" versteht. Das hat mich anfangs total blockiert mit meinem Hund zu interagieren. Er versteht ja eh nix... Zu viel Bücher wälzen verwirrt dann irgendwann, da es viele unterschiedliche Ansichten gibt. Dann agiert man nur noch wie ein wandelndes Lexikon und nicht mehr normal.
    Zur Aggression sei gesagt: Nicht nur dein Hund muss lernen sondern auch du und zwar das Ruhe bewahren. Denn schnell wirst du dir denken "Oh Gott, da kommt ein Auto! Shit!" und das darfst du zwar denken, aber nicht ausleben. Auf Dauer kannst du einschätzen, mit wie viel Abstand dein Hund loslegt und wie nah du dich rantrauen kannst. Das dauert einfach, weshalb der Anfang so schwierig ist. Wir feilen bereits 5 Monate mit Trainer daran und haben schon viele Erfolge zu verzeichnen. Am Ziel sind wir aber noch lange nicht.
    Meine Trainerin meinte, dass es in etwa so lange dauert ein unerwünschtes Verhalten zu neutralisieren, wie es sich eingeschliffen hat. Deshalb solltest du (wie ja viele schon geraten haben), nicht noch mehr solcher Momente schaffen. Die große Aufgabe bei dir wird auch sein, mit dem Hund zu arbeiten BEVOR er ausflippt. Denn hängt er in der Leine, ist die Übung vorbei und seine Ohren auf Durchzug.



    Ich hoffe, dein Trainer ist gut und kann dir mit positiven Erziehungstipps helfen. Schlägt er vor, etwas nach dem Hund zu werfen oder ihn nass zu spritzen, solltest du ablehnen und dir einen anderen Trainer suchen. Vor diesen Maßnahmen gibt es viele und freundlichere Methoden. Nimmt der Hund draußen denn Leckerchen an?


    Berichte wie es gelaufen ist. Ich bin gespannt und lese neugierig mit. :dafuer:

  • Der Garten ist rundherum eingezäunt. Man kommt vom Wohnzimmer über eine 70qm Terrasse in den Garten und hat (leider) eine perfekte Sicht auf die vielbefahrene Straße

    Aber das ist doch der pefekte Trainingsort: Es kann nichts passieren, du kannst ihn kontrolliert gewöhnen und ihn sichern.


    Ich würde mit ihm ebenfalls die ersten drei bis vier Wochen oder auch länger jegliche öffentliche Straße oder Weg meiden. Stattdessen käme dieser (wirklich wunderschöne :herzen1: ) Hund bei mir zum Lösen in diesen sensationell großen Garten, an Geschirr und Leine. Weder würde ich mit Halti noch mit sonst was trainieren. Ich würde mich mit ihm einfach jeden Tag auf die Terasse setzen, einfach so und nichts tun. Pack ihm ein schönes gemütliches Körbchen hin. Irgendwann wird er entspannen und sich vllt. sogar ablegen. Dann würde ich mit ihm ein "schau" üben oder clickern, wenn das was für euch ist. Alles auf der Terasse. Der Sinn dahinter ist, dass er 1. seine Umweltsensibilität verliert und auf eurer Terasse cool bleibt und er 2. ein Signal lernt, was für ihn bedeutet, mit seiner Aufmerksamkeit bei dir zu sein.


    Wenn du die Geduld hast, das durchzuziehen kannst du, wenn er verlässlich cool auf der Terasse bleibt den Abstand zur Straße immer weiter verkürzen und immer weiter dabei üben. Das wird ggfs. eine ganze Zeit in Anspruch nehmen, aber es wird sich auszahlen. Ein guter Trainer, der dich unterstützt ist da Gold wert. Einen guten Trainer erkennt man übrigens daran, dass er nicht von "du musst der CHef/Rudelführer sein" redet, keinen Leinenruck, keine Wasserspritze und keine Rappeldosen benutzt. Das sähe ich bei diesem Hund als ganz fatalen Rückschritt.


    Dieser Hund braucht Sicherheit und jemanden, der ihm richtiges Verhalten so beibringt, dass er das versteht.


    Ich finde deine Aktion übrigens ziemlich cool, einen Hund einfach so mitzunehmen und dich der Herausforderung zu stellen. Ich finde es auch toll, dass du das Positive an ihm siehst und mit ihm trainieren willst. Ich hätte ihn auch mitgenommen...sofort :smile:

  • Ich würde mir für die Anfangszeit Zylkene und Adaptilspray zulegen.
    Grade in der Eingewöhnungszeit kann das unterstützend wirken und ihm/euch etwas Stress ersparen.
    Zudem den Hund auch nach dem ankommen mal komplett gesundheitlich durchchecken lassen (Schilddrüse, Blutbild etc.) . Ein Alternativverhalten find ich ne gute Lösung und wenns im Garten nicht möglich ist, mit dem Auto in sehr reizarmes Gebiet zum lösen fahren.
    Mach nicht zuviel und "arbeite" erst einmal an eurer Bindung.
    Geschirr finde ich gut - würde hier jedoch eins mit extra Ringen im Brust und Schulterbereich nehmen. Wenn du die Leine vor der Brust einhaken kannst hast du mehr Kontrolle und der Hund kann nicht viel Kraft beim ziehen aufwenden, weil er beim zug nach vorne eindreht und aus dem Gleichgewicht gebracht wird.
    Im Prinzip wie hier :
    perfect_fit-Harness.png
    Back_Cover_Hi_Res_Cropped.jpg
    (z.B. von http://www.camiro-heimtierzubehoer.de oder stake-out) Wenn dein jetziges ein normales Gurtgeschirr mit Verbindungsringen ist, kannst du in diese auch die Leine einhaken, bis du Ersatz hast.Ein Halti ohne Anleitung zu verwenden halte ich persönlich für gefährlich.


    Ich wünsche dir viel Erfolg und finde es toll, dass du ihn (trotz aller Schwierigkeiten) bei dir aufgenommen hast.

  • Zum Thema Halsband - ich teile da nicht ganz die Meinung, dass man lieber das, statt Geschirr nehmen sollte.
    Ja - er hat dann vermutlich nicht soviel Kraft, um vorzupreschen - bis er sich daran gewöhnt hat und doch immer mehr und mehr zieht am Halsband.
    Das drückt auf den Hals, sorgt für Verspannungen und Nackenschmerzen - und ist auf Dauer einfach nicht gesund.


    Ganz abgesehen davon, dass ihm evtl. die Luft wegbleibt und er noch mehr gereizt wird dadurch.


    Wenn er in ein Halsband springt ist die Verletzungsgefahr sehr viel größer als wenn er in ein Geschirr springt.
    Du kannst einmal dann das Geschirr oben festhalten, oder an der Seite vorne.


    Wenn Du dann mit der Zeit einen positiven Geschirrgriff aufbaust, dürfte ihm das auch nicht mehr unangenehm sein.


    Drinnen könntest du ja damit anfangen, ihn einfach da mal anfassen und belohnen dafür.


    Ziel vom Geschirrgriff ist irgendwann, dass der Hund sich hinsetzt, bzw. beruhigt, wenn man ihn da anfässt.
    Gleichzeitig spielt es auch in die Leinenführigkeit irgendwann mit hinein. (Bez. Zug)


    Also ich würde mir das wirklich gut überlegen, ob Du den Hund am Halsband führen möchtest, wenn er zum Losstürmen neigt... .

  • Ich habe die Seiten jetzt schnell überflogen und weiss nicht ob das schon gut herausgekommen ist:


    Dein Tama ist nicht "aggressiv" gegenüber seiner Umwelt im klassichen Sinne sondern weil er wahrscheinlich total überfordert und unsicher ist.
    Das ist machmal für einen selbst als Hundehalter wichtig zu wissen um mit Situationen gut umzugehen.


    Wenn er drinnen frisst, würde ich mal die Terassentür auf machen und den Napf direkt an die Tür stellen und da fürs erste Füttern. Draussen scheint er ja viel Stress zu haben.
    Kein Futter annehmen ist immer ein Signal von Stress.


    Stress kann man beim Hund nicht immer vermeiden und gerade bei Alltagsdingen "muss" der Hund auch einfach lernen mit der Situation um zu gehen, was aber nicht heisst Augen zu und durch!
    Viel Geduld und Ruhe (vor allem deine innere Ruhe) werden dem Hund Sicherheit geben.



    Was hier viele auch gesagt haben. Ich würde den Hund aktuell nicht "beschäftigen" sondern ankommen lassen. Erst wenn er sich "sicher" im Haus und Garten bewegt würde ich mit irgendwelchen Trainings zur Auslastung beginnen.
    (Das nicht heisst, dass du ihm nicht vorher schon zeigen kannst wenn er was gut macht oder Grenzen setzen.)

  • Und noch ein Tipp für morgen: Wenn du Dich bei irgendetwas mit denn Trainer ungut fühlst- sag es und lasse Dich nicht als Anfänger abstempeln. Du musst ein gutes Bauchgefühl haben. Sonst bringt die Herangehensweise nichts.


    Ich weiß nicht wie der Trainer morgen mit Euch arbeiten will (falls er das schon will), aber scheue Dich nicht eine Aktion, mit der Du Dich nicht gut fühlst, abzubrechen. Es ist jetzt Dein Hund, den Du im Moment am besten kennst.

  • Ich kenne niemanden, der einen 40-50 Kilo Hund hält, wenn der ins Geschirr springt. Biete es den Leuten auch an zu probieren. Mag aber keiner. Und wenn du schon unsicher bis einen Hund zu halten, dann ist das nicht so toll. Erstrecht bist du mit Geschirr chancenlos, wenn du nicht drauf gefasst bist.


    Ich würde mir also genau überlegen, ob ich das Risiko für den Hund und meine Umwelt eingehe. Da finde ich ein paar mal am Halsband in die Leine knallen echt harmloser. Zumal deshalb ja auch direkt am Halsband gehalten werden sollte, wenn man eine 'Gefahr' ist. Da hat der Hund gar nicht genug Spielraum.


    Ansonsten im Garten kann man natürlich mit Geschirr üben, bzw. sollte man.


    Wenn du einen 40-50 Kilo Hund hast nehm ich es zurück und würde mich über ein Video mit der Technik und einem tobenden Hund freuen. Ansonsten kann ich es leider nicht ganz ernst nehmen. Weil um die 30 kg halt weit entfernt ist.
    Oder ist Tama so leicht?

  • Dabei hatte ich gehofft, dass es Tama bei mir besser geht bzw. ich ihm ein schönes Leben bieten könnte.

    Ach komm, das wird schon. :streichel:
    Meine Hündin hat mich auch schon zweimal umgeworfen. Sie war einfach zu stürmisch und hat unmotiviert losgezogen. Einmal hat sie mich vor die offene Beifahrertüre gezogen, meine ganze rechte Körperhälfte samt rechte Gesichtshälfte waren grün und blau. Ich sah aus wie verhauen. :lol:
    Die war auch so stürmisch und unerzogen als ich sie übernommen habe und ich bin hundeerfahren. Mittlerweile ist sie der beste, liebste Hund.
    Also etwas Geduld und Training, dann wird das schon. ;)

  • Ich kenne niemanden, der einen 40-50 Kilo Hund hält, wenn der ins Geschirr springt. Biete es den Leuten auch an zu probieren. Mag aber keiner. Und wenn du schon unsicher bis einen Hund zu halten, dann ist das nicht so toll. Erstrecht bist du mit Geschirr chancenlos, wenn du nicht drauf gefasst bist.


    Naja....so wie sich das liest ist er ja mit Halsband auch nicht zu halten gewesen und hat Sie mehrfach umgerissen, also soviel mehr Kontrolle ist damit auch nicht vorhanden. Das Geschirr hatte Sie ja erst hier vor kurzem besorgt und konnte ihn damit zumindest schon einmal "aushängen" - wenn ich jetzt nichts übersehen oder mich großartig verlesen habe.

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