Flat Coated Retriever/Labrador

  • Hallo Stadtmensch,

    Hallo,


    mich würde mal ganz unverbindlich interessieren,was es für charakterliche Unterschiede zwischen einem Flat Coated Retriever und einem Labrador aus der Arbeitslinie gibt?

    Ich würde Dir empfehlen, die beiden Rassen mal live und in Farbe anzuschauen. Flats und Golden gibts ja nun relativ häufig und ich bin mir sicher, wenn Du Dich nach Retrievertreffen, bzw. Ausstellungen umschaust, wirst Du auch in Deiner Umgebung fündig.


    Beim Flat gibt es keine wirkliche Arbeits- und Showlinien. Beim Labrador muss man immer unterscheiden, ob das Wort 'Arbeitslinie' nicht einfach als Modewort gebraucht, oder ob die Tiere tatsächlich tauglich für die Jagd sind. In Grossbritannien besteht ein riesiger Unterschied zwischen 'Field' bzw. 'Trial' Labradors und eben den Showhunden. In Deutschland wird der Labrador selten wirklich zur Jagd eingesetzt - häufig geht es auf dem Kontinent eher um so etwas wie Jagd(ersatz)sport.



    Der Flat soll ja eher etwas hibbeliger sein,stimmt das? Auch habe ich schon öfters gelesen,dass der Flat anderen Hunden gegenüber nicht immer so freundlich gestimmt ist,sondern schneller die Nerven verliert,wie sind eure Erfahrungen dazu?

    Flats sind generell immer auf Draht. 'Flatcoats,' sagt ein Sprichwort, 'do it with a wagging tail' - die Rute, besser der ganze Hund soll also stets wedeln und in Bewegung sein. Das erfüllen sehr viele Flats, mit dem Nachteil, dass ihnen ruhige Konzentration oft erst beigebracht werden muss. Seine hohe Aufmerksamkeit kann der Flat manchmal auf alles richten - nur nicht auf den Besitzer. Ein Jäger meinte mal zu mir, dass er in der Zeit, in der er einen Flat abrichten könne, stattdessen auch zwei Goldies oder drei Labradore auf denselben Stand bringen würde. Das mag natürlich übertrieben sein, das 'hibbelige', also immer aktive Gemüt des Flats muss man allerdings zu schätzen wissen. Dabei sind die Flats durch und durch Retriever: sie wollen stets gefallen und sind freundliche Hunde.


    Ich erlebe allerdings besonders die Rüden im Allgemeinen doch weniger im Grundsatz verträglich als den Labrador. Meiner mochte besonders keine anderen Rüden und war da ziemlich kompromisslos. Mit einer klaren Linie, strikten Grenzen und steter Aufmerksamkeit meinerseits ging das - der Hund wurde von den früheren Besitzern aber halt nicht grundlos abgegeben. Dabei waren keinesfalls die Besitzer schuld: der Hund stammte aus einer guten Zucht und wurde besten Wissens und Gewissens nach aufgezogen. Das kann Dir aber ehrlich gesagt bei fast jeder Rasse passieren: eine Garantie gibt es da nicht, nur Chancen und Wahrscheinlichkeiten.


    Andererseits kenne ich durchaus genügend Flats, auch Rüden, die äusserst umgänglich, sozial und friedfertig sind. Im Sport arbeiten sie alle eifrig mit, sind aber manchmal schnell abgelenkt, wenns ihrer Meinung nach zu wenig schnell vorwärts geht. Ein Flat braucht, wie der Jäger damals zum Ausdruck bringen wollte, eben Geduld.


    Den Labrador erlebe ich als gesetzter, insgesamt ruhiger, besonnener.


    Flats sollen wohl öfters Tumore etc. bekommen als andere Retriever,da sie dafür anscheinend anfälliger sind. Kennt ihr da eine Studie,wo dies bestätigt wird?

    Ganz weit vorn in der Tumorstatistik sind beide: Golden Retriever und Flats. Die nehmen sich da nicht viel. Interessanterweise spricht bei ersteren nur niemand darüber. Je nachdem, wen man fragt, sind es jeweils die Golden oder die Flats, die diese traurige Statistik anführen. Ich denke, wenn wir davon sprechen, dass ungefähr jeder zweite Hund dieser Rassen an Krebs stirbt, sind wir nicht weit von der Wahrheit entfernt. Die Gesundheistsstatistik 2014 des Kennel Clubs in England gibt bei Flats einen Altersmedian von 9 Jahren und ein paar Monaten, bei Golden Retrievern hingegen einen Median von 12 Jahren an.

  • Ich erlebe die AL-Labbis als klarer im Kopf. Sie können unglaublich lange konzentriert arbeiten und das schon in sehr jungen Jahren. Als weniger hibbelig als Flats würde ich sie jetzt nicht beschreiben, aber sie können besser Ruhe lernen, vor allem wenns in der Arbeit eben drauf an kommt.


    Am besten ist es die beiden Rassen live anzuschauen um sich ein Bild zu machen. Es gibt immer sehr unterschiedliche Vertreter und natürlich Zuchten mit verschiedenen Schwerpunkten. Da kommt es drauf an was du dir wünscht.

  • Ich selbst habe eine AL labi-Hündin 9 Monate ..und in unserem Kurs in der hundeschule gibt es einen Flat-Rüde 6 Monate.. und einen Goldi-Rüde 10 Monate
    Der Goldi ist ein Traum.. ruhig.. am Besitzer orientiert.. nicht ganz so gut konzentriert bei der Arbeit (aber ist ja auch ein Familienhund).. aber echt ein Traum ausgeglichen..
    Meine Labbi-Dame lernt gerade ruhiger zu werden.. ist aber schon einiges hibbeliger und aufgedrehter als der Goldi.. arbeitet gern und konzentriert-lässt sich da gut auslasten.. das hibbelige bekommen wir, denk ich mal, ich gut erträglichen Rahmen - haben sie mit 5 Monaten total überdreht übernommen und arbeiten da jetzt so richtig erst seit ca. 2 Monaten dran..
    Der Flat ist ein Chaot.. natürlich mit 6 Monaten auch noch jünger als die beiden anderen.. aber mega hibbelig.. permanent in Bewegung.. sogar im Platz wedelt der ständig mit der Rute.. beim Apportieren schleppt er den Dummy immer zu den anderen Hunden und riskiert jedes Mal "Prügel".. irgendwie etwas lernresistent.. einfaches "Platz" ist oft erst nach tausend Versuchen möglich, weil er einfach tierisch abgelenkt ist von allem ringsum.. er ist auch jedesmal derjenige Hund, der sich irgendwann davon macht und auf einen der anderen Hunde zurennt - alle sind ganz klein wenig genervt davon ;-)..und im Training mag keiner gern neben ihm stehen, weil dieser Hund einfach alle aus dem Takt bringt, kenn ihn jetzt so knapp 2 Monate- eine Entwicklung Richtung Ruhe gibt es zwar.. aber nicht zu vergleichen mit Labi.. und sowieso Goldi..
    Die Frau des Halters hat mir erzählt, das die 11jähr. Tochter mittlerweile angst vor dem Hund habe, weil der so dermaßen wild und aufgedreht sei und da wohl oft über die Grenzen geht..

  • Ich erlebe die AL-Labbis als klarer im Kopf. Sie können unglaublich lange konzentriert arbeiten und das schon in sehr jungen Jahren. Als weniger hibbelig als Flats würde ich sie jetzt nicht beschreiben, aber sie können besser Ruhe lernen, vor allem wenns in der Arbeit eben drauf an kommt.

    hätte mir meinen laaangen Text sparen können.. :winken: .. das triffts genau

  • Der Flat ist ein Chaot.. natürlich mit 6 Monaten auch noch jünger als die beiden anderen.. aber mega hibbelig.. permanent in Bewegung.. sogar im Platz wedelt der ständig mit der Rute.. beim Apportieren schleppt er den Dummy immer zu den anderen Hunden und riskiert jedes Mal "Prügel".. irgendwie etwas lernresistent.. einfaches "Platz" ist oft erst nach tausend Versuchen möglich, weil er einfach tierisch abgelenkt ist von allem ringsum.. er ist auch jedesmal derjenige Hund, der sich irgendwann davon macht und auf einen der anderen Hunde zurennt - alle sind ganz klein wenig genervt davon ;-)..und im Training mag keiner gern neben ihm stehen, weil dieser Hund einfach alle aus dem Takt bringt, kenn ihn jetzt so knapp 2 Monate- eine Entwicklung Richtung Ruhe gibt es zwar.. aber nicht zu vergleichen mit Labi.. und sowieso Goldi..
    Die Frau des Halters hat mir erzählt, das die 11jähr. Tochter mittlerweile angst vor dem Hund habe, weil der so dermaßen wild und aufgedreht sei und da wohl oft über die Grenzen geht.

    Ich finde es schade, wenn eine Hunderasse durch Einzelfall-Beispiele und Verallgemeinerungen in eine Ecke gestellt wird.


    Ich habe mit Blue (fast 10) nun meinen zweiten Flat und kenne durch die Züchterin viele weitere Flats.


    Die oben genannte und in diesem Thread mehrmals erwähnte extreme Hibbeligkeit der Flats, kann ich keinesfalls bestätigen. Natürlich haben sie einen sehr ausgeprägten "will to please" aber sie sind sowas von einfach in die richtigen Bahnen zu lenken wenn man, die meiner Meinung nach, wichtigsten Regeln bei der Erziehung beachtet: Konsequenz, Liebe und rassetypische Auslastung.
    Und davon ist Konsequenz das allerwichtigste, dass hat nichts mit Strenge oder Härte zu tun, aber bei allen Dingen die man mit seinem Flat macht muss Konsequenz dabei sein.


    Ich habe auch eine Tochter die mittlerweile fast 17 ist, und es hat nicht eine Situation gegeben wo es irgendein Problem zwischen ihr und Blue gegeben hätte.
    Noch extremer war es mit den Nachbarskinder. Die Eltern kommen oft rüber und wir sitzen vorm Haus, da lagen die zwei Kinder (2+3 Jahre) auf unserem Rasen, Blue daneben und die Kleinen stopften ihm Gras ins Maul und knuddelten ihn durch.
    Die 3-jährige nahm Blue mit seinen über 30 Kg an die Leine und ging vorm Haus hin und her. Und der wilde Blue, der mit seinen Hundekumpels tobt und wild herumläuft, läuft wie ein Lämmchen, ohne jegliche Zug auf der Leine nebenher.
    Sie kommt übrigens als mittlerweile 11-jährige immer noch und geht mit Blue an der Leine unseren Feldweg vorm Haus hin und her.


    Und so wie Blue ist, sind in meinem Bekanntenkreis nahezu alle Flats.


    Natürlich kenne ich auch einen, aggresiven und ungehorsamen Flat, aber das Pärchen hat sich getrennt und der Hund wird hin und hergeschoben.


    Das betätigt mich aber wieder in meiner Meinung: Eine Verallgemeinerung einer Hunderasse ist vollkommen unsinnig.
    Natürlich bringt jede Rasse ihre genetischen Merkmale mit, aber was wir daraus machen, ist alleine unsere Chance und Verantwortung.

  • Das betätigt mich aber wieder in meiner Meinung: Eine Verallgemeinerung einer Hunderasse ist vollkommen unsinnig.
    Natürlich bringt jede Rasse ihre genetischen Merkmale mit, aber was wir daraus machen, ist alleine unsere Chance und Verantwortung.

    Da muss ich Dir allerdings recht geben -ohne Zweifel !

  • Ich finde es schade, wenn eine Hunderasse durch Einzelfall-Beispiele und Verallgemeinerungen in eine Ecke gestellt wird.

    Naja, als Einzelbeispiel würde ich das nicht sehen. Eher als exemplarisches Beispiel. Als ich die Beschreibung las, musste ich schmunzeln: so können manche Flats eben durchaus sein, wenn diesen Energiepaketen keine ruhige Konsequenz entgegensteht und die Besitzer sie nicht zu führen wissen. Meiner war auch so, als ich ihn bekommen habe. Seine 'Kopflosigkeit' war mit Struktur und klarer Führung problemlos zu handhaben.


    Sie brauchen Klarheit und Fokus - es sind keine Hunde für jedermann. Manche Menschen empfinden sie als nervig und nervös. Sie haben die Eleganz und die Aktivität vom Setter, sind aber weniger sensibel und zart: körperlich wie mental. Man bedenke, dass in diese Hunde wahrscheinlich auch Collie und möglicherweise Barsoi eingekreuzt wurde.


    Flats probieren es gerne auch noch ein zweites oder ein drittes Mal, ob sie vielleicht nicht doch Erfolg haben können. Das ist ein Segen, wenn man sich so einen Hund wünscht und ein Fluch, wenn man lieber einen Hund hätte, der schneller nachgibt. Dieses ständige In-Bewegung-Sein des Flats muss man wirklich mögen.

  • Ich kenne etwas näher nur die Flat Dame von @Laura97 und Gwenna ist soweit weg von kopflos, Hibbel, Unverträglichkeit etc.
    Sie erschien mir bei Besuchen und Treffen mit 6 Monaten und über einem Jahr auch weiter und klarer im Kopf als es mein Golden Retriever in dem Alter war und je werden wird. Glaube auch, dass die meisten Flats aus Gwennas Zucht so sind. Aber dazu weiß Laura sicherlich mehr.


    Aber ja, die meisten sind schon Clowns und den Spruch des Jägers bzgl ein Flat, zwei Golden und drei Labbis find ich schon passend.

  • [...]
    Flats probieren es gerne auch noch ein zweites oder ein drittes Mal, ob sie vielleicht nicht doch Erfolg haben können.
    [...]

    Das ist der Punkt, warum ich bei der Erziehung von Konsequenz spreche.


    Wenn ein Flat merkt, dass ein Kommando nur daher gesagt wird und er es sich aussuchen kann, ob er es macht oder nicht, dann bekommt der Besitzer früher oder später Probleme.


    In allen Bereichen konsequent sein, dann ist die Erziehung eines Flats kein großes Problem.


  • Dem Flat den ich kenne entspricht die Beschreibung allerdings ziemlich genau. Der war so mit 3, 4 immer noch so, erst jetzt im Alter wird der etwas ruhiger bzw weniger leicht überdreht.


    Ne, mit Härte erreicht man da überhaupt nix, aber man braucht stählerne Nerven um das Gehampel so lange zu ignorieren bis es bei ihm ankommt, dass Schluss ist.


    Und das ist ein absolut nicht stressresistenter Hund, der zum Glück in einem sehr ruhigen Haushalt lebt, mit ein paar Kindern und ständig Besuch da würde der abdrehen. Siehe Stressrammeln nach Wochenende mit Familienfest im Haus obwohl garnichts aufregendes mit ihm gemacht wurde und er nur dabei war.


    Und dann hat so ein arbeitseifriger Hund im mittleren Alter ED.

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