Jagdhunde in Nichtjägerhand - möglich, sinnvoll?

  • Auch eine Wachtel habe ich schon im Einsatz gesehen und teckel und jagdterrier ebenfalls schon. Wirklich nichts, was man sich als Nichjäger anschaffen sollte.
    Genial für die Arbeit, als familienhunde mit ein bisschen ersatzarbeit deplatziert und unglücklich.

    Hmmmm, ich denke nicht, dass einer meiner 3 Dackel bei mir deplatziert und unglücklich war/ist.

  • Auch eine Wachtel habe ich schon im Einsatz gesehen und teckel und jagdterrier ebenfalls schon. Wirklich nichts, was man sich als Nichjäger anschaffen sollte.

    Also meine Wachtel wollte bei mir leben und hat mich im Tierheim ausgesucht.


    Beim Jäger vegetierte er im Zwinger vor sich hin, mitleidige Nachbarn brachten ihn mit Erlaubnis des Besitzers ins Tierheim. Dort lebte er sichtlich auf, wurde entfloht usw.

  • Die drei Teckel die der Jäger in der Nachbarschaft meiner Bekannten hatte, waren die reinsten jagdmonster. Jeder Kaninchenbau war ihrer. Im Fuchsbau waren sie die Spezialisten. Ableinbar im Wald nur während der Arbeit. Die drei waren Mega cool. Selbst an Schwarzwild haben die sich getraut. Ein Schneid bei dem mir Angst und Bange wurde.
    Ich habe selten Hunde mit dieser Passion für ihren Job gesehen. Und ich kenne auch Dackel in privathand, aber dieses leuchten, diese Passion erkenne ich bei denen nicht. Meist zu dick, an der flexi hängend, um den Block.


    Nicht alle natürlich, aber ich denke Dackel werden oft total unterschätzt. Leider.
    Und dann eben weil sie klein sind, nicht wirklich ernst in ihren Bedürfnissen genommen.


    damit meine ich niemanden hier aus dem df. Aber im Alltag erlebe ich Dackel fast nur noch so. Schade, denn sie sind jagdlich echt eine Wucht auf ihrem Gebiet.


    Lg

  • @Gammur


    So wie du die Dackel des Jägers beschreibst, so war mein Benny, mit ihm hätte ich mich nicht gefürchtet wenn ich im Wald ein Wildschwein getroffen hätte, dem hätte ich die Leine abgemacht und der hätte sich ohne Rücksicht auf Verluste auf einen Kampf mit der Sau eingelassen.
    Ich sehe hier leider auch ausschließlich dicke Dackel. Mir kommt schön langsam der Verdacht, dass die so dick gefüttert werden, damit sie "ruhiger" werden und beim Gassigehen keinen "Streß" machen weil sie körperlich einfach nicht dazu in der Lage sind.
    Ich denke auch, dass der Dackel (als kleinste Jagdgebrauchshunderasse) oft total unterschätzt wird und bei vielen Leuten ein "langweiliges" Leben hat weil sie auf seinen Tieb nicht eingehen wollen/können.

  • Hallo,
    das ist eine spannende Frage - wieweit ist es Veranlagung, in wieweit Training. Bei meinem Pflegemädchen (keine Ahnung, ob sie von einem Jäger stammt) sind manche Jagdsequenzen "da", das Vorstehen, das Fixieren auf große Entfernung, das Interesse an fliegenden und fliehenden Tieren. Es ist aber alles ungeübt, zusammenhangslos, nicht konsequent - sie rennt und sieht aus dem Augenwinkel ein anderes spannendes Objekt - schaltet um.
    Ich denke nicht, dass diese Hündin in Jägerhand muss, nachdem sie nicht schußfest ist, wäre das eh illusorisch - aber in die Hände von sportlichen Menschen, die Erfahrung mit Jagdhunden haben bzw. mit ihr "arbeiten" wollen.







    Grüße Christine

  • Ich habe absolut keine Ahnung wie das normalerweise ist oder ob ich ein besonders "nettes" oder "langweiliges" Exemplar erwischt habe bzw ob es auch mit seiner Vergangenheit zusammenhängt, aber mein Setter in nicht-Jägerhand ist in erster Linie eines:
    ein ganz normaler Hund. Meinetwegen ein ganz normaler Hund mit Jagdtrieb, aber dennoch ein ganz normaler Hund.


    Bei einem Jäger hätte er sicher viel Spaß und ich traue ihm auch zu, dass er als Jagdhund im Einsatz richtig genial arbeiten würde, aber hier bei mir ist er einfach ein Hund. Er hat natürch Jagdtrieb, sogar so viel Jagdtrieb, dass er nicht ableinbar ist.
    Aber ansonsten? Ich habe nicht das Gefühl, dass er jagen muss um glücklich/ausgelastet zu sein. Ich habe auch nicht das Gefühl, dass er "Ersatzarbeit" (Mantrailing, Dummy, was auch immer) bräuchte um ausgelastet zu sein.


    Mit genug Training (und insbesondere genug Trainingsgelegenheiten, vor allem daran scheitert es hier) wäre er am Wild sehr gut kontrollierbar und hätte definitiv das Potenzial ableinbar zu werden.
    Vögel interessieren ihn von Haus aus nicht, an Katzen können wir hier sehr viel üben und machen riesige Fortschritte, an Rehen/Wildschweinen ist er sehr interessiert, aber gut kontrollierbar. Unser einziges Problem sind Hasen/Kaninchen. Die Treffen wir nur wenige Male im Jahr, aber da fliegen bei ihm komplett die Sicherungen raus und er wäre auf und davon.
    Und weil wir die nur ein paar mal im Jahr sehen haben wir nicht mal ansatzweise genug Möglichkeiten um zu üben und das unter Kontrolle zu bekommen.
    Katzen sehen wir hier 1-3 Stück täglich und da war das Interesse am Anfang ähnlich groß wie bei Kaninchen. Da wir bei Katzen aber ausgiebig üben konnten, interessieren die ihn kaum noch. Er kann sogar eine Katze bewusst wahrnehmen und vollkommen desinteressiert an ihr vorbei laufen wenn er sie entweder kennt (bestimmte Katzen sehen wir sehr regelmäßig) oder wenn sie sich gerade nicht bewegt.



    Ich habe das Gefühl, er springt zwar gut auf den Bewegungsreiz an und möchte dann gerne hinterherjagen, aber das scheint eher ein Reflex als ein starkes inneres Bedürfnis zu sein.


    Er geht auch von alleine nicht auf die Suche nach Wild, kommt sehr schnell wieder runter wenn das Kaninchen außer Sichtweite ist, ist im Wald super ansprechbar.
    Bzw im Wald ist er sogar eher zu Tode gelangweilt - wir wohnen in der Großstadt wo es viel zu erschnüffeln gibt und wenn wir mal in ländlicher Gegend durch den Wald gehen ist ihm richtig offensichtlich stinklangweilig weil er da nichts (interessantes) zu erschnüffeln hat. Hundedüfte scheinen ne Million mal interessanter zu sein als Wilddüfte.


    Wenn er reden und mich verstehen könnte, würde er mit mir sofort den Deal eingehen nie wieder zu hetzen wenn er dafür frei laufen dürfte und ich ihm Versprechen würde wöchentlich 2-4 mal joggen/Radfahren zu gehen damit er mal so richtig flitzen kann.
    Schnelle Bewegung und das aufnehmen von möglichst vielen spannenden hundegerüchen hat für ihn die oberste Priorität. Das Jagen gehört eben dazu, ist aber eher ein einprogrammierter Reflex als ein Grundbedürfnis.


    Dummyarbeit und Flächenarbeit (auf Baby-Anfängerniveau) machen ihm riesigen Spaß und er blüht dabei richtig auf, ABER nur in ablenkungsarmen Gegenden. Und zwar so ablenkungsarm, dass das in den eigenen vier Wänden sein muss. Beides macht ihm daheim riesigen Spaß, aber sobald wir draußen sind, ist selbst in absolut langweiligen und ihm gut bekannten Gegenden das laufen und das abchecken von sämtlichen Hundeduftmarken um so vieles spannender, dass ihn das nicht die Bohne interessiert. Daran merkt man finde ich auch sehr schön wo seine Präferenzen liegen.
    Wenn wir daheim Dummyarbeit oder Flächensuche machen, wackelt der ganze Hund vor Freude und strahlt eine riesige Glückseeligkeit aus, aber beim Gassi macht ihm die Bewegung und das Schnüffeln um so viel mehr Freude, dass ihn die "Jagdersatzbeschäftigungen" nicht im geringsten interessieren, obwohl er es daheim richtig geil findet.



    Dennoch würde ich nie bewusst einen Setter oder anderen "richtigen" Jagdhund (ist ja auch Definitionssache) als Welpe von einem Züchter kaufen.
    Die meisten wären in Jägerhand sicher glücklicher und werden nicht umsonst selten an Nichtjäger abgegeben. Bei Tierschutzhunden die ohnehin quasi gar keine Chance hätten zu einem Jäger zu kommen sehe ich das lockerer.
    Wobei ich absolut keine Lust auf einen Hund hätte der das Jagen wirklich braucht oder im Wald ständig auf Spurensuche und absolut nicht ansprechbar ist. Das Ausmaß an Jagdtrieb von meinem Setter (reiner Hetzreflex bei flüchtendem Wild, sonst kein übersteigertes Interesse am Wild) finde ich noch ok, würde aber grundsätzlich einen Hund bevorzugen der keinen Jagdtrieb hat und ableinbar ist.

  • Ich denke auch, dass man die Frage pauschal gar nicht beantworten kann.


    Es werden ja auch manchmal Welpen/Junghunde "aussortiert", die sich nicht zur Jagd eignen und dann sicherlich auch gut in Familien klar kommen.


    Ich selbst kenne nur zwei Deutsche Jagdterrier, beide unfassbare Jäger. Der eine hatte sich mit einem Wildschwein angelegt, war 1,5 Jahre (!) außer Gefecht. Dann die erste Jagd wieder, nach vollständiger Genesung, hängt als erstes wieder am WSchwein.


    Selbst habe ich mal mit einer erfahrenen Jägerin einen Kleinen Münsterländer ausgebildet. Unglaublich, was die Kleine konnte.


    Diese Nasenarbeit ist so enorm gut und präzise. Wahnsinn. Ich weiß nicht, ob da andere Nasenarbeiten einen Ausgleich bieten können, oder nicht. Da habe ich keine Ahnung von.


    Der beste Freund meiner Hündin ist Deutsch Draht-/Kurzhaar (Mix) und fängt jetzt (mit 15 Monaten) mit der Ausbildung zum geführten Jagdhund an. Super spannend.


    Ich habe mir selbst vorgenommen, möglichst keinen Hund zu halten, der nicht seine eigentliche Natur leben kann (grob gesagt - bevor jetzt eine Diskussion anfängt bzgl. Hundehaltung überhaupt im Zusammenspiel mit dem Menschen; und ob Emma nicht auch in die "Pit" müsste :mute: ).


    Ich habe meinen Traumhund, den BC, an Schafen gesehen, Jagdhunde bei der Arbeit und würde nicht wollen, dass mein Jagd- / Hütehund das nicht machen "darf", bzw. kann, Eignung vorausgesetzt.


    Wie gesagt: die individuelle (nicht) Eignung ist immer eine Voraussetzung und nicht pauschalisierbar!!


    Wenn ich groß bin :hust: und jemanden mit Schafen kenne, gibt's auch n BC ;) (seit 26 Jahren mein Traum)

  • Mein Dackelrüde hat immer im Garten die Igel unter der Thujenhecke hervorgeholt und wenn ich nicht schnell genug war, dann hat er sie auseinandergerollt, egal ob er anschließend Stachel im Hals oder in der Schnauze stecken hatte. Dort musste ich hin und wieder einen Stachel rausziehen. Benny war schon ein kleiner Wilder. :D

  • Das Problem ist, dass Jagdhunde ohne Papiere in vielen Bundesländern keine Prüfungen ablegen dürfen.
    Aber trotzdem nehmen mehr und mehr Jäger auch (Auslands-) Tierschutzhunde, um sie ohne Prüfung jagdlich zu führen. Oft sind dass dann die größten Streber.

  • Ich habe hier einen Schweizer Laufhund-Mix (mit Tiroler Bracke, vermutlich) sitzen, und auch wenn ich ihn jetzt schon abgöttisch lieb habe, sowas sollte man nicht absichtlich als Welpe vom Züchter holen, wenn man nicht will, dass er an Wild geht.


    Auch wenn ICH beschließe, das ich damit leben kann, meinen Hund unter Umständen nie ableinen zu können finde ich es unverantwortlich und egoistisch, mir einen Welpen produzieren zu lassen, der dann zu einem Leben an der Leine verdammt ist und seine Berufung nicht ausleben darf.


    Bei Tierschutz Hunden sehe ich das auch entspannter, aber so einen Hund beim Züchter kaufen und ihn dann zu einem "normalen Familienhundeleben" zu verdammen finde ich nicht ok.

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