Alte Schäferhündin aus Tierheim scheint kein Vertrauen zu fassen

  • Hey ihr Lieben,


    folgende Situation hat sich jetzt bei mir in den letzten Wochen ergeben.


    Vor gut einer Woche bin ich in das örtliche Tierheim gegangen um einfach mal einen Hund auszuführen. Hintergrund war größtenteils Neugierde, aber auch allgemeine Tierliebe - habe nämlich vorher noch nie einen Hund an der Leine gehabt.
    Man gab mir dann, nach Vorzeigen von Haftpflicht und Ausweis, eine 9 Jahre alte Schäferhündin namens Luna. Luna wurde nach der Trennung ihrer vorherigen Besitzer vor einem halben Jahr im Tierheim abgegeben und ist laut ihren Pflegern mit der neuen Situation auch etwas überfordert.
    Nachdem es die ersten paar hundert Meter nur schleppend voranging, zeigte sie sich von ihrer besten Seite. Andere Hunde, fauchende Schwäne und kleine Kinder liesen Luna alle völlig kalt. Die mitgebrachten Geflügelstreifen aß sie auch ohne zu zögern und ohne mir dabei die Hand zu zerkauen (Machen Katze gerne bei mir :pfeif: ). Rundum war ich begeistert. :respekt:
    So wiederholte ich das ganze auch bis es nun zur täglichen Runde wurde.
    Das Tierheim fragte auch recht zügig, ob ich Interresse habe sie zu adoptieren. "JA!" sagte ich - und fügte noch "aber ich glaube sie wird in meiner Mietwohnung nicht glücklich", hinzu. Die Pflegerin meinte sie werde das mal mit der Chefin besprechen - ggf. ginge das da Luna ja bereits Seniorin ist.
    Bis ich nun die Kosten durchgerechnet, andere Betroffene um Erlaubnis gefragt und mir selbst gründlich überlegt habe, ob ich die Verantwortung übernehmen kann, führe ich Luna täglich vormittags aus.


    Nun kommen wir zum eigentlichen Grund meines Beitrags:


    Ich glaube mittlerweile sie fühlt sich total unsicher in meiner Gegenwart - vielleicht hat sie ja sogar Angst?
    Nach wie vor ist es so, dass sie erstmal nicht vom Tierheim wegwill. Nachdem ich dann diesen Punkt durch Entenstreifen und Geduld überwunden habe, fällt mir auf, dass die Richtung, in die sie am liebsten laufen will, wieder zurück zum Tierheim führt.
    Nun habe ich auch mal ein paar Websiten durchforstet um die Körpersprache von Hunden besser verstehen zu können. -Und ja, jetzt bekomme ich so langsam meine Zweifel :( : . Werde morgen noch genauer auf ihre Körpersprache achten. Aber was ich bis jetzt gesehen habe, sind anliegene Ohren und eine tief getragene Rute (Zwischen die Beine klemmt sie sie nicht). Auch ist mir aufgefallen, dass sie mich nie anschaut, wenn wir stehen bleiben. Nur manchmal schaut sie mal kurz in meine Richtung während wir laufen. Weiß aber nicht wie das bei Hunden zu deuten ist. Werde morgen auch noch mal die Pflegerin im Tierheim dazu befragen.


    Meint ihr, dass sie sich wirklich unwohl fühlt? Und wie gewinne ich dann ihr Vertrauen? Wenn es mein Umfeld erlaubt, würde ich sie gerne adoptieren, aber ich könnte es nicht ertragen eine unglücklichen Hund zu halten.


    Liebe Grüße,
    El Wauzerino

  • Ich glaube, daß der Hund total verunsichert ist. Sie hat ja wohl fast neun Jahre bei ihren Vorbesitzern verbracht und ist jetzt seit 6 Monaten im Tierheim?
    Sie weiß also gar nicht was los ist. Vielleicht erwartet sie immer noch von ihren Vorbesitzern dort abgeholt zu werden, wo sie abgegeben wurde, nämlich im Tierheim.


    Ich an deiner Stelle, würde sie adoptieren. Sie wird sehr bald merken, daß ihr neues zuhause bei dir ist.

  • Ich habe vor 20 Jahren einen 1 jährigen Schäferhund aus einem Tierheim übernommen, total übergewichtig und absolut unverträglich mit allem, was 4 Beine hatte.
    Es hat ca. 8 Monate gedauert, bis er sich bei mir eingelebt hatte, Vertrauen fasste und ich anfangen konnte, an seinem Problem zu arbeiten.
    Du kennst die Hündin gerade mal etwas mehr als 1 Woche - lass ihr Zeit!
    Ich hatte nach zwei Jahren, mit gutem Trainer, einen Traumhund!
    Durch die ganze Arbeit war unsere Bindung sehr viel enger, als mit meiner, einfachen, Ersthündin.

  • sie kennt dich nicht was erwartest du nach einer Woche ein bissl Gassi denn? Eine richtige Beziehung bekommt ihr zueinander nur durch wirkliches Zusammenleben. Und selbst dann dauert es so ca ein halbes Jahr bis der Hund wirklich komplett im neuen Zuhause angekommen ist.


    Hängende Rute kann auch einfach ein Zeichen von Entspannung sein. Ständiges nervöses rumgewedel würde mich da argwöhnischer machen. Dass sie dich nicht anschaut mag auch einfach daran liegen dass sie keinerlei Erwartungen an ihre Gassigänger hat. sie kommen und gehen eben, es lohnt für sie doch gar nicht da irgendwas zu investieren.

  • Hängende Rute kann auch einfach ein Zeichen von Entspannung sein.

    Ein Schäferhund trägt seine Rute nie aufrecht, sie hängt eigentlich immer. Solange sie nicht eingeklemmt ist, find ich die Haltung der Rute nicht unnormal.

  • Da niemand von uns den Hund bei euren Spaziergängen sehen kann, kann auch niemand hier im Forum sicher einschätzen ob und vor allem warum die Hündin Angst hat oder verunsichert ist. Frag dazu auf jeden Fall die Pfleger und schau dich vielleicht auch mal nach einer guten Hundeschule/einem guten Trainer um. Viele Hundeschulen/-trainer bieten kostenlose Beratung beim Welpenkauf an; da lohnt sich auf jeden Fall auch mal die Anfrage, ob jemand dir auch bei der Auswahl eines erwachsenen Tierschutzhundes helfen würde.


    Weißt du irgend etwas über die Vorgeschichte der Hündin? Wenn sie vorher schon unsicher war, wird das im Tierheim nicht besser geworden sein. Wenn sie es nicht war, aber, wie du schreibst, im Tierheim überfordert ist, kann es sein, dass sie deshalb so reagiert. Sie hat vor einem halben Jahr ihr (jahrelanges? bis dahin lebenslanges?) Zuhause verloren und ist in eine Umgebung gekommen, die ihr völlig fremd ist. Je nachdem, wie sensibel sie ist, kann sie das schon sehr mitnehmen. Das muss auch nicht unbedingt etwas mit deiner Gegenwart zu tun haben, sondern vielleicht eher mit der Gesamtsituation. Ist aber eben, ohne euch zu sehen, nicht sicher zu beurteilen.


    Ansonsten ist eine gute Woche auch noch keine Zeit, in der ein Hund wirklich Bindung zu einem Menschen aufbaut. Wenn sie tatsächlich verunsichert ist, kann es noch eine Weile dauern, bevor sie wirklich Vertrauen zu dir fasst. Und je nachdem, wodurch die mögliche Unsicherheit verursacht wird/wurde, kann es länger oder kürzer dauern, bis sie sie ablegt. Wenn es länger dauert, kann das eine ganz schöne Herausforderung werden (hab ein kleines großes Schisserchen hier zu Hause sitzen, spreche also aus Erfahrung).


    Da du scheinbar bisher noch so gar keine Erfahrung mit Hunden hast, würde ich dir wirklich raten, dir für die Entscheidung Zeit zu lassen und dir auch einen hundeerfahrenen Menschen mit ins Boot zu holen, der dir ihre Körpersprache erklärt, möglicherweise auch einen "neutralen" Dritten.


    Abgesehen davon: warum sollte die Hündin in einer Mietwohnung nicht glücklich sein? Hier im Forum gibt es sehr viele Hundehalter, die mit ihren Vierbeinern in einer Mietwohnung leben. Macht den meisten Hunden nichts aus. Oder war sie in ihrem alten Leben dauernd draußen? Dann könnte die Umstellung ihr schwerfallen.
    Was ich bei dem Thema wichtiger fände: wohnst du im Erdgeschoss oder gibt es einen Lift bei euch? Gerade in ihrem Alter könnte es sein, dass sie früher oder später Gelenkbeschwerden bekommt. Wäre ja schade, wenn du ihr jetzt ein neues Zuhause gibst und in einigen Monaten oder 1-2 Jahren hat sie dann so starke Probleme, dass sie keine Treppen mehr schafft (sie sollte auch sonst nicht ständig viele Treppen steigen müssen, aber mit einer Erkrankung schafft sie es vielleicht nicht einmal mehr in den ersten Stock). Oder könntest du sie im Zweifelsfall tragen?


    Mich würde es freuen, wenn es die Möglichkeit gäbe, dass du der Hündin, die es bei einer Vermittlung aufgrund ihres Alters vermutlich nicht so leicht haben wird, ein neues Zuhause gibst. Aber prüf halt auch genau, denn es wäre weder für dich noch für die Hündin schön, wenn du sie doch wieder abgeben müsstest.

  • Genau das Thema mit den Treppen - das wollte ich auch anschneiden.


    Wir haben Leika damals mit 4 Jahren von Privatleuten übernommen - die Bindung zu uns kam recht schnell, denn sie kannte es nicht, mit Menschen in der Wohnung zu leben (war Zwinger und Garten gewöhnt). Das gegenseitige Vertrauen hat aber länger gedauert. Erst nach etwa 3 Monaten haben wir sie von der Leine gelassen - meist nur, wenn wir zu zweit unterwegs waren. Dann ging es aber recht schnell.... und auch die Dogforum-Leute haben uns da viel geholfen, mit denen wir dann fast jedes Wochenende unterwegs waren. Sie haben sowohl uns als auch Leika viel Sicherheit gegeben.


    Ich würde an deiner Stelle noch nicht sofort "ja" zur Übernahme sagen, sondern noch eine Zeitlang warten - und, wie oben auch schon empfohlen, mal mit einem Trainer Kontakt aufnehmen, der ggf. mit zum Spaziergang kommt und das Verhalten der Hündin besser deuten kann. Vielleicht kannst du da auch Tipps bekommen, wie du während der Spaziergänge eine Bindung aufbauen kannst.


    Gruss
    Gudrun

  • In einem Tierheim verhält sich ein Hund immer anders als in einem Zuhause. Sie wird Zeit brauchen sich einzuleben und Bindung entsteht erst nach einigen Wochen/Monaten im Alltag. Trotzdem solltest Du Dir noch Zeit lassen und regelmäßig mit der Maus Gassi gehen, ich würde da nichts überstürzen. Die Idee mit einem Trainer finde ich gut.

  • Aus Erfahrung kann ich sagen, dass doch einigen Hunden ein Tapetenwechsel gut tut. Viele haben sich mit dem neuen Zuhause innerhalb ein paar Tage angefreundet, manche brauchten etwas länger.

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