Ewige Diskussionen um Beißkraft und Kampfhunde...

  • Hallo Leute,


    ist es wissenschaftlich bewiesen, dass die Beißkraft von Pitbulls und Co. eklatanter ist als die Beißkraft anderer Hunderassen ?
    Ich suche lange Zeit nach sinnvolle und wissenschaftliche Bezüge zur Beißkraft diverser Kampfhunderassen.
    Aus rein optischer Sichtweise, würde ich schon sagen, dass die Pitbulls und Co, wirklich einen sehr starken Kieferbau haben. Was die alles innerhalb kürzester Zeit durchbeißen und mit welcher Kraft die auch zerren können... Da können selbst die vermeintlich bissigeren Hunderassen a la Schäferhund nicht mithalten. Ich selbst als Akita Halter (Es gibt die Vermutung dass Hunde die dem Wolf "mehr" entsprechen, rein anatomisch mehr Beißkraft aufwenden können als die Anderen !) bin zwar durchaus gestaunt, was so ein Akita Junghund alles schafft aber dann sehe ich die Amstaffs etc. und sehe den gravierenden Unterschied bei der Auslegung der kieferKraft.
    Wurden diese Hunderassen wirklich auch wegen der enormen Beißkraft, zum kämpfen missbraucht ?
    Oder lag es nur an dem Temperament ?



    Gruß,
    Yuki


    PS. Bevor es wieder zur irgendwelche Diskussionen kommt, ich suche nach WISSENSCHAFTLICHEN Berichterstattungen. Es geht hier nicht um Schwanzlänge messen oder Vorurteilsbekennung, nein !!! Es geht um Statistik und die Historie und die wissenschaftliche Sichtweise der Beißkraft der Hunde.

  • Nein, gibt es nicht. Zum Einen gibt es keine standardisierte Methode zur Messung von Beisskraft. Es gab meines Wissens nur eine halbwegs wissenschaftliche Studie von 1995 (Lindner et al), das war aber wuch nur eine Pilotstudie. Die Variation zwischen Hunden innerhalb derselben Rassen war so hoch dass keine rassetypischen Unterschiede festgestellt wurden. Die Schlussfolgerung war, dass sehr wahrscheinlich Motivation die deutlich grössere Rolle spielt.
    Es gab auch 2005 eine Demo von "National Geographic". Das war aber in keinster Weise wissenschaftlich, es wurden nur ein Rotti, ein DSH und ein Pit Bull vorgeführt. Von den dreien hat der Pit Bull am schwächsten abgeschnitten. Von dieser Demo stammt auch die Idee, dass wolfsähnliche Hunde stärker beissen. Das beruht auf der Theorie, dass ein längerer Hebel (längere Schauze) mehr Kraft aufbauen kann.


    Zudem hat der Schaden, den ein Hund bei einem Angriff ausübt, nicht viel mit Beisskraft zu tun. Reissen und Schütteln richtet z.B. mehr Schaden im Gewebe an als ein tiefer, ruhiger Einbiss.

  • Wenn man sich die Rassen AmStaff, Staff, Pitbull und Co anguckt sieht man vor allem eines: Da ist überall Terrier mit drin.
    Terrier sind feurige, mutige Hunde die im Großen und Ganzen keinen Rückwärtsgang kennen, sondern nur nach vorne egal wer der Gegenüber ist. Dazu wurden die größeren, schwereren Bullrassen genomment, damit mehr Kraft vorhanden ist.


    Missbraucht ist ein sehr großes Wort. Kämpfe zwischen Tieren gab es schon im alten Rom, zur Belustigung der Massen. Das Podest, auf dem Haustiere aktuell stehen, konnte sich erst entwickeln als die Menschen nur noch wenig Sorgen hatten.
    So wie früher die Galdiatoren in der Manege standen, so standen die Hunde eben auch drinne.
    Und genau dafür brauchte man das Feuer der Terrier, dieses nicht aufgeben, bis zum äußersten und darüber hinaus gehen. Die bejubelten, verehrten, geliebten Gladiatoren des alten Roms in Hundeform.



    Übrigens: Im direkten Vergleich ist ein Labrador in Sachen Kauartikel schneller fertig als ein Mini Bullterrier.
    Keine wissenschaftliche Untersuchung, nur der Vergleich zwischen meinem Mini und einem mir bekannten Labrador.

  • Kurz und knapp: Es gibt und gab diverse Untersuchungen zur Beiskraft bei Tieren. Ich selbst habe für eine Studie mal ein Programm entwickelt, mit dem unter Einbeziehung differenter anatomischer Merkmale und in Anlehnung an die Methode finiter Element (und natürlich unter Zuhilfenahme diverser Kraftaunahmesensoren), die auftretenden Kräfte in diverven (unter anderem auch SOKA-) Gebissen gemessen wurden. Eine Allgmeingültigkeit haben sie aber nicht, da ja noch viele andere Faktoren eine Rolle spielen. Agressivität, Bereitschaft überhaupt bis zum Äußersten zuzubeissen, subjektive Schmerzempfindlichkeit, etc.


    Bei eigentlich allen Untersuchungen haben sich Werte ergeben, die die meisten öffentlichen Zahlen, weit unterbieten UND es konnte keine signifikante höhere Beisskraft bei SOKAS festgestellt werden, als bei anderen anatomisch ähnlich gebauten Tieren. Ist eigentlich auch logisch, da die Kraft, die ein sich schließender Scherenmechanismus (wenn man ein Gebiss mal so bezeichnen will), von immer den gleichen Grundfaktoren abhängig ist. Der Hebelwirkung, der zur Verfügung stehen Druck-bzw. Zugkraft der Muskeln und nicht zuletzt von der "Haltbbarkeit" der Aufhängung (KIferngeleng) und des eigentlichen, druckausübenden Materials (Knochen). Hätten Sokas z.B: eine Beiskrafft von in manchen Foren kursierenden Angeban von bis zu drei Tonnen, müsste deren Gebiss mindestens aus Aluminium, die Kiefergelenke verschraubt und die Muskalmasse bie szu 8 mal so groß sein, wie sie ist. Ein Hund mit einem solchen Kopf, hätte wohl große Ähnlichkeit mit einem Wesen aus Resident Evil. Davon, was mit seinerm Zahnfleisch und seinen Zähnen passieren würde, wenn das zu beissende Material sehr hart wäre, gar nicht erst zu sprechen.


    Und da wir hier gerade bei Mythen sind. Im Bezug auf SOKAS kommt auch immer wieder das Gerücht auf, dass sie über eine sog. Kiefernsprerre verfügen. Soll heissen: Beissen sie mit aller Kraft zu, dann "sperrt" sich das Gebiss un kann nicht mehr geöffnet werden. Aus diesem Grund haben TÄ ja auch immer einen SOKA, Entriegelungs-Hebel für den Kiefer bereitliegen. Auch DAS ist in das Reich der Phantasie zu verbannen. Wäre das so, gäbe es diese Rassen nicht mehr. Sie würden schlicht und einfach verhungern, weil es es unter SOKAS keine Tierärzte gibt. Allerdings könnte man daraus ein weiteres Märchen kreieren: SOKAS haben den Strohalm erfunden! Nur so können sie sich bei einer Maulsprerre weiter ernähren.... Da fällt mir gerade ein: Eine sehr beliebte Disziplin bei SOKAS ist ja das, "Ich schaff mir einen Soka an, weil mein EGO so klein ist und hänge ihn an ein Seil" Prozedere gib, wenn DIE alle Maulsperre haben.... wie pflückt man die wieder ab?

  • Größere Beißkraft haben sie vielleicht nicht, aber sie neigen dazu, wenn sie sich verbissen haben, nicht mehr los zu lassen. Das habe ich leider schon selbst gesehen. Auch wenn da keine Kiefersperre oder sonst was eintritt, du musst den Hund da raus hebeln, sonst lässt er nicht mehr los.

  • @Herdifreund Ist die Studie, an der Du mitgearbeitet hast, auch veröffentlicht worden? Und wenn ja, wo?

    Das kann ich nicht sagen. Die eigentlich Studie wurde an der Veterinämedizinischen Universität Budapest oder Wien, ich glaube im Rahmen von Grundlagenforschungen im Bereich Anatomie, in Zusammenarbeit mit der Faktultät für Informatik an der UNI BI (mein Bereich, Naturw. Informatik mit Schwerpunkt Biotechnologie) geführt. Und das in Zusammenarbeit mit dem ZIF (Zentrum für Interdisziplinäre Forschung). Ich hab da nur am ebenfalls interdisziplinären Programm zur Berechung der Kraftaufnahme, bzw. -Verteilung gearbeitet. Ich kann nicht mal sagen, ob das was größeres oder "nur" eine Aufgabe im Rahmen des interkulturellen Austausches und der interdisziplinären Zuzsammenarbiet verschiedener Fakultäten war. Das ist jetzt recht viele Jahre her :-)
    Aber evtl. könntest Du was von der Universität Sydney erhalten. Zumindest haben die mit dem "Bite Force Quotienten BFQ", eine Art international anerkannten STandart entwickelt.


    DAs hier könnte rechte interessant sein:


    Die bissigsten Raubtiere aller Zeiten - ORF ON Science

  • Größere Beißkraft haben sie vielleicht nicht, aber sie neigen dazu, wenn sie sich verbissen haben, nicht mehr los zu lassen. Das habe ich leider schon selbst gesehen. Auch wenn da keine Kiefersperre oder sonst was eintritt, du musst den Hund da raus hebeln, sonst lässt er nicht mehr los.

    Ich denke auch ,dass gewisse deswegen Rassen zu den Kampfhunderassen gehören und nicht, weil die eine stärkere Beißkraft haben.
    Irgendwo habe ich das mal vor langer Zeit gelesen.

  • Nicht mehr loslassen ist nicht unbedingt eine schlechte Eigenschaft und kann sogar lebensnotwendig sein. Ein Hund mit Raubzeugschärfe oder bei der traditionellen Wildschweinjagd z.B. kann sich selbst (und den Jäger) in grosse Not bringen, wenn er ablässt und/oder umgreift. Auch im Schutzdienst wird erwartet, dass der Hund einmal tief einbeisst und dann nicht mehr loslässt bis das Aus Kommando kommt.


    Blöd ist es natürlich bei Auseinandersetzungen auf der Hundewiese, und sieht auch brutal aus. Aber sogar da ist es evtl besser als ein Hund, der 100 Löcher stanzt und dann reisst und schüttelt.

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