Hund flippt an der Leine aus

  • Hallo zusammen,


    es geht um einen Hund, der bei dem Nachbarn meiner Oma lebt, mit dem ich eigentlich gerne regelmäßig raus gehen würde, aber ich fange mal ganz von vorne an :)


    Es ist eine 6 Jährige reinrassige Schäferhündin, die leider außer Sitz und Platz wohl nichts an Erziehung bekommen hat. Ihr Besitzer war nie mit ihr in einer Hundeschule und auch sonst hatte sie nie Kontakt zu anderen Hunden. Ich habe dem Besitzer auch schon gesagt, das er einiges hätte anders machen müssen, aber darauf möchte ich jetzt nicht rumreiten. Nun ist es so, das der Besitzer durch einen Unfall selbst nicht mehr viel mit ihr laufen kann.
    Deswegen habe ich ihm angeboten, mit ihr zu laufen. Er meinte dann, das würde nicht gehen, weil ich den Hund niemals halten könnte.
    Im Haus und Garten ist sie total lieb, sie liebt toben, Suchspiele, Ballspiele, usw. und das mache ich auch regelmäßig mit ihr. Dennoch bin ich der Meinung, das dieser Hund mehr Bewegung braucht und auch mal was anderes als nur den Garten zu sehen bekommen soll.
    Aber ich merke selbst im (eingezäunten) Garten, wie sie auf andere Hunde reagiert. Sobald sie einen anderen Hund sieht, habe ich das Gefühl, einen komplett anderen Hund vor mir zu haben. Sie rennt wie von der Tarantel gestochen in die Richtung des Hundes, knurrt, bellt, fletscht die Zähne.
    Und laut Besitzer ist es beim Spazieren gehen ganz genau so, so das selbst er Probleme hat, sie zu halten.


    Deswegen wollte ich hier mal nachfragen, ob es Methoden gibt, wie ich den Hund in solchen Momenten unter Kontrolle bringen kann. Ich habe in dem Moment keine Angst vor dem Hund, sondern eher davor das ich sie wirklich nicht halten kann und ich nicht einschätzen kann, was sie tun würde, wenn sie sich losreißen sollte. Deswegen bin ich bis jetzt noch nicht mit ihr raus gegangen.
    Ich hatte schon den Vorschlag gemacht, mit einem Hundetrainer zu arbeiten, das verneinte das Besitzer aber,weil er der Meinung ist, das es zu spät sei, dem Hund noch etwas beizubringen, weil sie das Verhalten ja nun schon von Anfang so zeigt.
    Denkt ihr das auch? Ich möchte das irgendwie nicht glauben, es muss doch eine Möglichkeit geben, auch eine "schon" 6 Jahre alte Schäferhündin noch etwas zu erziehen bzw es zu ermöglichen, das man mit ihr normal spazieren gehen kann, oder?


    Ich wäre über jeden Tipp sehr dankbar, da sie mir echt leid tut und ich ihr gerne mehr wie nur den Garten bieten würde.


    Liebe Grüße

  • Klar kann man auch einen 6 jährigen Hund noch erziehen.
    Ich würde den Hund beim Spaziergang auf jeden Fall doppelt sichern, mit Halsband und Geschirr, die Leine mit dem jeweiligen Ende in beides einklinken.
    Am besten wäre ein Halti, aber den Gebrauch müßtest du dir zeigen lassen, ein unkontrolliertes Gezerre am Halti kann mehr Schaden anrichten als nützen.

  • Sich den Gebrauch vom Halti von einem guten Trainer zeigen zu lassen, ist auf jeden Fall ein guter Ansatz - allerdings muss das Tragen des Halti auch erst einmal am Hund geübt werden. Es einfach ohne Vorbereitung auf den Hund knallen und ihn damit kontrollieren - das klappt nicht. Das Halti muss wie Halsband und Geschirr akzeptiert und ganz selbstverständlich getragen werden.
    Man kann sie auch an einen Maulkorb gewöhnen (Gittermaulkorb, nicht Plastik oder Nylon) und eine Leine in eine Strebe unter dem Kinn einhängen. So kann man den Hund wie am Halti führen und ist extra gesichert, falls wortwörtlich alle Stricke reißen.
    Wenn unbedingt ein Geschirr an den Hund soll, dann eines, das einen Ring am Bruststeg hat - hängt man die Leine dort ein, kann man den Hund besser kontrollieren, als wenn die Leine irgendwo am Rücken klebt. Dazu sollte man auch das Laufen am Halsband üben - und das sehr streng. Zieht der Hund am Halsband, wechselt man die Richtung oder bleibt stehe, sodass er lernt, dass er mit Zug genau nirgendwohin kommt. Kann man nicht üben, dann lieber am Geschirr einhaken, um sich Lernerfolge nicht zu versauen.


    Such im Forum mal nach "Zeigen und Benennen". Davon kann die Hündin sehr profitieren. Hunde lernen in jedem Alter; es ist nie zu spät, zu trainieren, dass der Hund sich im Alltag entspannt bewegen kann. Wenn sie schon im Garten austillt, kann man da schon üben. Anleinen, auf Auslöser warten, RECHTZEITIG umlenken. Kommen eher selten Hunde vorbei, kann man vielleicht Nachbarn und Bekannte bitten, mal mit dem eigenen Hund vorbeizuspazieren. Der Vorteil daran, es im Garten zu üben, ist der Zaun - wenn sie sich doch losreißt, hat man die Sicherheit, dass nichts passiert. Der Nachteil - es ist IHR Revier und das verteidigt sie evtl heftiger.
    Den herannahenden Hund entdeckt man idealerweise zuerst. Statt den Pöbler abzulenken oder abzuschirmen, wird er auf den Fremdhund aufmerksam gemacht - er SOLL den anderen Hund wahrnehmen. Ehe er aber ins Pöbeln oder auch nur Fixieren gerät, wird er sofort herausgeholt - Leine zupfen, antippen oder (grad in der Anfangszeit) Futter vor die Nase und damit den Blick zum menschen lenken. Blick zum Menschen wird belohnt, und das am Anfang extrem gut. Rohfleisch, Wiener, der Lieblingsball - erlaubt ist, was gefällt. Der Hund muss fremde Hunde nicht mögen, muss aber lernen - wenn ich etwas sehe, was mich wirklich ankotzt, gucke ich zu meinem Menschen, dann passiert etwas total tolles. Beherrscht hund das auf große Distanz, kann man Abstände verringern und nach und nach andere Stressoren zulassen - fixierende, kläffende Hunde, etc.


    Leicht gesagt, im Alltag schwer durchgesetzt. Aber auch, wenn bei einem Spaziergang ein Tutnix in den "eigenen" Hund brettert - abwehren, tief durchatmen, und dort weitermachen, wo man aufgehört hat, als wäre nichts passiert. Man kann die Menschen nicht ändern und man kann nicht immer von vorn anfangen - merkt der Hund, dass die blöde Begegnung nichts besonderes wr, kann er sie auch besser abhaken und fällt im Lernfortschritt nicht zu weit zurück.

  • Da ich weiß, wie solche Schäferhündinnen ticken können, würde ich dir nicht raten mit der Hündin Gassi zu gehen. Ich denke, das wird nicht funktionieren wenn du nur Kontakt beim Gassigehen zum Hund hast.
    Auch würde ich keinesfalls ein herkömmliches Geschirr verwenden, denn die Hündin wird dich damit erst Recht hinterherzerren und dich umreißen wenn es dumm läuft. Und so wie sich das anhört, wird das dumm laufen und dann hast du evtl. eine handfeste Rauferei.

  • Nur Geschirr alleine funktioniert mit Sicherheit nicht, drum hab ich ja geschrieben Halsband und Geschirr, also doppelt gesichert.
    Damit könnte ich sogar einen 45 Kilohund halten.

  • Als erstes und vor jedem Gedanken an einen Ausgang solltest du einen sicheren, gut passenden Maulkorb besorgen und ein Maulkorbtraining machen. Damit kein anderer Hund ums Leben kommt, falls du oder der Besitzer die Hündin mal nicht halten kann. Ein wirklich entschlossener Hund in Schäferhundgröße kann einen Erwachsenen schon von den Beinen oder ihm die Leine aus der Hand reißen.


    Ich weiß nicht, inwieweit es hier was nützt, einen Hundetrainer hinzuzuziehen, da der Besitzer ja offenbar sehr wenig interessiert ist. So eine Artgenossenagression kuriert man ja nicht mal eben in ein, zwei Stunden. Das wäre richtig, richtig Arbeit sogar für einen motivierten und konsequenten Hundehalter, und den hat die Hündin ja leider nicht.


    Ich finde, du hilfst der Hündin schon sehr viel mit Beschäftigung im Garten. Vermutlich ist es für die Hündin angenehmer und entspannter, wenn du dich darauf beschränkst und sie nicht nach draußen und damit in Situationen bringst, die sie nicht bewältigen kann.


    Dagmar & Cara

  • Nur Geschirr alleine funktioniert mit Sicherheit nicht, drum hab ich ja geschrieben Halsband und Geschirr, also doppelt gesichert.
    Damit könnte ich sogar einen 45 Kilohund halten.

    Du vllt. schon, aber ob das auch jemand kann, der damit keine Erfahrung hat. ;)
    Da reicht es schon, wenn die Leine zu lang gelassen wird und der Hund mit voller Wucht in die Leine knallen kann.
    Bei einem Hund, der so tickt, der reißt einen locker um, wenn man die Leine sogar nur 50cm hinter dem Karabiner hält - auch mit Halsband UND Geschirr.
    Wie schon gesagt: ICH würde das nicht riskieren, vor allem, weil es nicht der eigene Hund ist.

  • Deswegen wollte ich hier mal nachfragen, ob es Methoden gibt, wie ich den Hund in solchen Momenten unter Kontrolle bringen kann.

    Präge sie verstärkt auf Dich.
    Mach Suchspielchen, wirf Leckerlis, gib Aufgaben, fördere Konzentration auf Dich.
    Biete alternatives Verhalten an.

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