Überzogene (?) Erwartungen an Hunde aus dem Auslandstierschutz

  • Achso - übrigens, dieses 'Katalogaussuchen' geht auch gar nicht bei jeder Orga.


    Man hat es z.T. sogar schwerer, als wenn man sich nen Hund aus ner Zucht holt.


    Wir hatten ne Vorkontrolle, mussten lange mit der Orga sprechen darüber, was wir uns vorstellen, was wir nem Hund bieten können.... .


    Hier vor Ort hatte ich zuerst geguckt, aber bei allen Welpen z.B. gingen sie weg wie warme Semmeln, das fand ich auch irgendwie doof. So nach dem Motto: "Wer zuerst kommt... ."
    Das örtliche Tierheim hat nur mit dem Kopf geschüttelt und gesagt, sie hätten keinen geeigneten Hund.
    (Stadt/kein Garten/'Anfänger')


    Also so 'einfach' ist das mit nem TS-Hund nicht immer, dass man den einfach bekommen kann und dann geht's rund - ich glaube, da wird man schon geerdet, dass es auch nicht wie aus dem Bilderbuch laufen kann.


    Wir sind auch zum Abholen über 400km(einfache Strecke) - also 800km an einem Tag - gefahren...


    ich denke, die, die erwarten, dass alles ganz easy ist, die würden das vermutlich eher weniger machen.


    Ich für meinen Teil war auch eher skeptisch, wie das alles wird, aber dachte mal, ich lasse es auch auf mich zukommen, wird schon irgendwie.
    Ich habe am Flughafen ihren Eierkopf in der großen Transportbox kurz gesehen, bei der Übergabe auf der Behindertentoilette war sie unten voller Urin vor Angst und war generell ganz verschreckt.(Ich weiß nicht, ob sie gepinkelt hat, oder einer ihrer Geschwister oder alle...)


    Es war also eher sehr unromantisch - aber ich hatte zum Glück auch keine verklärte Vorstellung.

  • Ich hab nicht alles genau durchgelesen in dem Thread, sondern nur das meiste überflogen. Aber zu der Ausgangsthematik kann ich nur sagen, dass es wahrscheinlich von Hund zu Hund unterschiedlich ist. Es stimmt, dass sich nicht jeder Straßenhund aus Rumänien oder sonst wo sich als Stadthund hier in Deutschland eignet. Dennoch sollte man ja dann nicht von einigen Hunden auf alle schließen. Ich denke es liegt eigentlich auch sehr stark an den Vermittlern zu entscheiden, ob ein spezifisches Tier sich eignet, eine Reise ins Ausland und somit eine völlig fremde Umgebung anzutreten. Es sind eher die Vermittler, die dann die Verantwortung haben (meiner Meinung nach), einen Hund bestmöglich einzuschätzen. Natürlich kann sich das Verhalten des Hundes, sobald er in seinem neuen Zuhause angekommen ist als deutlich schwieriger entpuppen, als es im ausländischen Tierheim der Fall war, aber ich denke, dass Menschen, die sich einen Auslandshund zulegen grundsätzlich auf alles gefasst sein sollten.


    Ich muss zugeben, dass ich auch tendenziell "blauäugig" bei meiner Wahl eines Hundes war. Ich habe sowohl in deutschen Tierheimen, als auch im TS geschaut und letztendlich war es so, dass mir Shulas Beschreibung und ihre Fotos usw. direkt zugesagt haben. Sie kommt aus Spanien und obwohl man mir als Ersthundehalterin auch schon abgeraten hatte, einen Hund aufzunehmen, den ich vorher nicht einmal kennenlernen kann, habe ich mich für sie entschieden. Ich habe mit der Vermittlerin telefoniert und ausdrücklich betont, dass ich Ersthundehalterin UND Studentin bin und habe auf ihre Aussagen vertraut, dass sich Shula tatsächlich für uns eignet. Dass sie erwähnte, dass sie HSH-Anteil in Shula vermutete hab ich quasi gänzlich ignoriert.
    Klar, es hätte schief gehen können und ich denke bei einem nächsten Hund wäre ich vorsichtiger. Aber letztendlich hat bei uns alles perfekt funktioniert. Wir haben erstmal mit dem schlimmsten gerechnet (nicht stubenrein, null Gehorsam, destruktiv und alles "negative" was man eben erwarten kann) und waren letztendlich positiv überrascht. Dennoch gab es natürlich einige Hürden. Trotz meiner ausdrücklichen Aussage, dass ich einem Hund, der aggressives Verhalten gegenüber Menschen zeigt, nicht gewachsen bin, zeigte Shula eben dies. Besuch war anfangs unmöglich, da sie extrem aggressiv reagiert hat. Selbst draußen hat sie fremde Leute "grundlos" angeknurrt. Von Stubenreinheit war natürlich gar nicht die Rede und allein-bleiben ging auch nicht. Mit Geduld und Training hab ich dies jedoch alles einigermaßen gut in den GRiff bekommen. Inzwischen ist sie 9 Monate hier und ich kann Besuch haben (den wir immer außerhalb der Wohnung kennenlernen) und sie kann studenweise allein bleiben (auch wenn es nie wirklich mehr als 2 std sind).


    Naja, lange Rede kurzer Sinn. Ich denke dass man Hunde insoweit nicht "zurecht biegt", sondern dass sie sich eben anpassen. Sicherlich können manche dies besser als andere, aber wenn man bereit ist, dies in Kauf zu nehmen, spricht nichts gegen einen Auslandshund.


    Shula war - abgesehen davon, dass sie 10cm größer ist als auf der Seite angegeben, nicht ansatzweise so, wie ich sie mir vorgestellt habe. Dennoch ist sie ein sehr unkomplizierter, alltagstauglicher Hund geworden und hat sich in so kurzer Zeit wirklich fabelhaft an das Leben mit uns angepasst. Ich denke, dass man in der Tat nicht viel erwarten soll von einem Auslandshund, aber dass eben dies dazu führt, dass die Erwartungen übertroffen werden! :)

  • ein weiteres "Problem" ist ja auch, dass einem kaum eine andere Möglichkeit bleibt wenn man keinen Rassehund vom Züchter möchte.
    Das Argument vieler, die sagen wie kann man nur weil doch so viele Hunde in deutschen Tierheimen sitzen ist auch totaler Quatsch, denn mittlerweile kommen 80% der Hunde in deutschen Tierheimen auch aus dem Ausland. Hier in Deutschland ist man nunmal um einiges schlauer geworden und weiß, dass eben nicht jede Hündin einmal geworfen haben sollte.
    Die Ups-Würfe werden auch immer weniger Gott sei Dank.
    Wer dann keinen wilden Vermehrer unterstützen möchte, der landet dann fast zwangsweise beim Auslandstierschutz.

  • Das Argument vieler, die sagen wie kann man nur weil doch so viele Hunde in deutschen Tierheimen sitzen ist auch totaler Quatsch, denn mittlerweile kommen 80% der Hunde in deutschen Tierheimen auch aus dem Ausland.

    Grenzen sind Erfindungen der Menschen, die Hunde haben sie nicht gemacht.
    Wenn man Hunde als Individuen sieht (Dank nochmal an @Cindychill für ihren tollen Beitrag!), dann können Grenzen wohl egal sein.
    Den Hunden ist's auf jeden Fall egal, sie sprechen international "hündisch", was es auch für den Menschen einfacher macht: Stellt Euch vor, der Hund müsste nach "Nationalität" behandelt/angesprochen werden... :lol:
    Jetzt müssten nur noch die Menschen internationales "Hündisch" besser lernen! :klugscheisser:
    L. G.

  • ein weiteres "Problem" ist ja auch, dass einem kaum eine andere Möglichkeit bleibt wenn man keinen Rassehund vom Züchter möchte.
    Das Argument vieler, die sagen wie kann man nur weil doch so viele Hunde in deutschen Tierheimen sitzen ist auch totaler Quatsch, denn mittlerweile kommen 80% der Hunde in deutschen Tierheimen auch aus dem Ausland. Hier in Deutschland ist man nunmal um einiges schlauer geworden und weiß, dass eben nicht jede Hündin einmal geworfen haben sollte.
    Die Ups-Würfe werden auch immer weniger Gott sei Dank.
    Wer dann keinen wilden Vermehrer unterstützen möchte, der landet dann fast zwangsweise beim Auslandstierschutz.

    Glaub ich nicht, Tierelend in Deutschland ist nur anders, nicht so öffentlich, nicht so die deutliche Masse, aber wenn man die Augen öffnet, durchaus sehr präsent.


    Cindy (meine kleine Hündin, die vor kurzem mit 15 Jahren gestorben ist) war ja im Grunde ursprünglich ein Auslandsnotfall, aber eigentlich war sie ein deutsches Tierschutzproblem, sie wurde als Welpe aus einer Tötungsstation gerettet (falls das stimmt, vielleicht auch einfach von einem spanischen Vermehrer gekauft um in Dtl was putziges zum Vermitteln zu haben), dann war sie aber zu ängstlich und lebte dann vier! Jahre bei der "Tierschutzorga", die sicherlich vielen Tieren irgendwie das Leben gerettet hatte, aber halt vielen Hunden auch das Leben schwer machte, weil das Aufwachsen eines Hundes bei einem Tiermessie ist eben kein Tierschutz mehr, auch wenn dieser Tiermessie der Leiter einer Tierschutzorga ist.


    Cindy war im Grunde ihres Herzens eigentlich ein sehr sensibler aber auch sehr frecher Hund. Die deutsche Tierschützerin hat das zerstört und das ist leider kein Einzelfall, nur eben alles nicht so offen, weil bei uns eben selten Leute mit der Kamera in solche Haushalte ziehen und Fotos machen etc.
    Dieses schwarz-weiß gibt es nicht, in Deutschland ist man nicht schlauer geworden.

  • Den individuell Global agierenden Hund, der freiwillig und vollkomen autark 2500km über seine reviergrenzen hinaus pilgert um am ende auf einer couch zu landen, die er noch nie zuvor gesehen hat, den möchte ich gern mal kennenlernen..


    Also das grenzen nur eine erfindung der Menschen sind, dass glaube ich nicht ;)

  • Würdest Du einen anrufen, der damit wirbt, knackige Jungs zu schicken?
    Es gibt halt Infos über Kandidaten, die mit seriöser Info nichts zu tun haben.
    Wenn sowas auf TS-Seiten auftaucht, dann bin ich eher skeptisch.

    :D Klar. Solange er Klempner ist ists mir egal wie er aussieht.
    Und diese Infos, das die oft falsch sind, bzw nicht stimmen, das weiß eben nicht jeder. Woher denn auch?
    Die meisten Leute verstehen nichtmal Rassebeschreibungen. Einfach weil das was da steht nicht wirklich das ist was die Leute glauben zu wissen. "Mutig" heißt nicht "Beschützt mich, weiß aber von selber wann und wie", nur das weiß man oft erst hinterher... Ist halt schon eine ganz eigene Welt von der man vorher nicht wußte das sie so existiert.


    Ist so ein bisschen so als wenn die Technikfreaks der Meinung sind alle Menschen wüssten wie der PC von innen aussieht und wie alles ganz genau geht. Oder wenn Ärzte annehmen das alle Welt ihr Ärztesprech versteht.
    Oder halt wie die Pharmafirmen glauben das ihre Packungsbeilagen sehr einfach verständlich sind.

  • Und diese Infos, das die oft falsch sind, bzw nicht stimmen, das weiß eben nicht jeder. Woher denn auch?

    Für Immobilen allgemein und für Reiseprosekte im besonderen gibt es "Wörterbücher".


    Z. B. https://www.philognosie.net/re…sekataloge-reiseprospekte


    Wäre vielleicht eine Idee, so was für TS-Orga-Slang zu machen.


    Dass ein "süßer Hund" nicht für Diabetiker geeignet ist und das "bezaubernde Hundemädel" nur für Harry-Potter-Fans ... :D
    Oder -- ernster -- dass "bei Rüden entscheidet die Symathie" bedeutet, dass der Hund nicht verträglich ist.

  • Das wärs!
    Ehrlich, damit wäre so manchem Halter-Hund Gespann einiges erspart geblieben. Letztens wieder jemand mit tobendem Hund an der Leine gesehen, die Frau wirkte total verzweifelt. Ich hab meine Jungs also mal schnell um die Ecke angebunden und bin zu ihr, sie sah echt aus wie kurz vorm Heulen.
    "Ich versteh das nicht, es hieß doch er mag Hunde, nur manche nicht. Aber der flippt immer so aus wenn wir Rüden treffen. Jedesmal."
    Sie tat mir so leid, zum Glück ist der Hund nicht groß, sie kann ihn gut halten. Aber wassn Scheiß, für sie und den Hund.

  • Hast Du ihr ne Hundeschule ans Herz gelegt? ;-)


    Und - manchmal kann es ja auch tatsächlich sein, dass der Hund sich vor Ort mit allem vertragen hat, aber dann, wenn er angekommen ist, auf einmal doch andere Seiten zeigt...
    Es gibt halt immer Variablen in alle Richtungen... .


    Aber eben auch bei Rassehunden aus guter Zucht - da gibt's auch das Risiko, dass der "gelassene Hund" laut Rassebeschreibung eben nicht gelassen ist vom Charakter.


    Ich denke, bei ner Hundeanschaffung sollte man generell immer auch in Betracht ziehen, dass es ganz anders sein kann... als 'normalerweise'.

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