Angst - Panik - deprivierte Hunde - Vorgehensweisen, Erfahrungen etc.

  • Vorweg: Für mich ist eine Box ein Transportwerkzeug. Ist ein Hund nach einer Stunde noch nicht draußen und verharrt in dieser, heb ich sie von hinten an und kippe ihn vorsichtig hinaus. Herzlich willkommen!

    Meine Tamy hatte sich mal in ihrer Katzenhöhle versteckt weil sie nicht Gassi gehen wollte. Ich hab dann diese Katzenhöhle hinten angehoben um sie hinauszu"schütteln" - wohlgemerkt, mein Hund wog nur 5kg - sie hat es dann vorgezogen, zu knurren anzufangen und sich in der Höhle so einzuspreizen, dass ich sie nicht herausschütteln konnte.
    Was tat ich also?
    Ich hab das Zugstopphalsband mit Leine geholt, hab in die Höhle gefasst und ihr das Halsband mit einer Hand umgelegt, den Karabiner nach unten gedreht und gezogen - und schwupp war mein Hund ganz ohne Würgen (der Zugpunkt war am Genick und nicht in der Kehle) aus der Höhle draußen.


    In der Theorie ist alles immer so einfach, aber wenn man das dann in die Praxis umsetzen soll, dann sieht das wieder ganz anders aus.

  • Wenn ich manchmal lese "bereits 6 Jahre im Shelter und dort geboren", frage ich mich: Tut man so einem Hund einen gefallen, wenn man ihn nach Deutschland holt? Was meint ihr? Ist es für diesen Hund eine Chance (zum Beispiel mit anderen Hunden in einem Dorf zu landen) oder wäre das immer ein zu großer Kulturschock?

  • Ich persönlich finde, dass man keinem dieser Auslandsstraßenhunde einen Gefallen tut, wenn man sie mitten nach Berlin in den 3. Stock holt. Das gehört meiner Meinung nach verboten.
    Solche Hunde, wenn man sie dann schon unbedingt "retten" muss, gehören m.E. in ein ruhiges Dorf oder an den ruhigen Stadtrand in ein Haus mit Garten.
    Auch hat so ein "geschädigter" Hund für mich nichts in den Händen von absoluten Hundeanfängern zu suchen.

  • Ich hab neulich an den Ampelmasten hier in der Gegend wieder so Poster gesehen, Hund wird vermisst, sehr scheu, bitte melden wenn gesehen, nicht ansprechen, keine Einfangversuche. Und das ist nicht das erste Mal.


    Das klingt doch recht stark nach so einem scheuen Auslandshund und ich wohne hier städtisch.


    Ich hab wirklich keine Ahnung, was sich die Leute mit so einer Aktion beweisen wollen. Und manchen Tierschutzorganisationen scheinen verzweifelt genug zu sein ihre Hunde "loszuwerden", dass sie solche Tiere dann auch in Stadthaltung vermitteln.

  • meine Grossmutter hat eine Schäfermix-Hündin aus dem örtlichen Shelter in Rumänien geholt. sie hatte panische Angst im Auto, hat sich eingepinkelt, usw. die ersten Wochen kam sie gerade mal in den Vorraum im Haus, immer mit eingezogener Rute. also haben sie ihr ein riesiges Hundehaus gebaut und in den Garten gestellt. da hat sie sich sofort zurück gezogen-
    jetzt wohnt sie schon ein halbes Jahr da, geht ab und an sogar mit ins Haus. ihre Welt ist aber draussen im Garten. sie liegt gerne vor dem Haus und beobachtet das Geschehen auf der Strasse. Gassi geht mittlerweile auch (ist ein Dorf).


    diesen Hund in eine Stadtwohnung, am Besten noch in eine Großstadt, zu zerren wäre in meinen Augen Tierquälerei.


    ich habe es schon in einen anderen Thread geschrieben - meiner Beobachtung nach hat sich die Situation mit den Strassenhunden in Ro dermaßen verschlimmert seid dieses Hunde nach D/Ö karren "in" geworden ist. da steckt richtig viel Geld dahinter...

  • Also zum Thema an sich muss ich mir mehr Zeit nehmen.


    Ich sehe fast ausschließlich, dass gewarnt wird, dass der Hund (im Falle von Vermisstenanzeigen) sehr scheu ist. Das hat aber ja auch den Sinn und Zweck, dass sich die Leute nicht auf die 'Jagd' nach so einem Hund machen. Das trifft oft Auslandshunde, aber auch 'ganz normale' Hunde (auch vom Züchter) aus Deutschland. Je mehr Leute versuchen den Hund einzufangen, desto schnell wandert er oft. Und genau das möchte man ja vermeiden.


    Zum Vermitteln von Hunden die ihr Leben lang auf der Straße oder im Tierheim waren. Sehr schwierig das Thema. Ich finde sowieso, dass Direktimporte für Anfänger ungeeignet sind. Sicherlich geht es in den meisten Fällen gut, aber gerade wenn es ein unauffälliger Hund ist, der dennoch problematisch ist, kann es schief gehen. Das sind oft kleine Zeichen, die für einen Anfänger schwer zu lesen sind.


    Ich bediene mich mal an einem Beispiel aus dem Ursprungsthema (ohne darauf näher einzugehen, aber es passt gut zu dem Thema). Der Hund schaut aufmerksam in den Raum. Der Beweggrund wird direkt als Neugierde beschrieben. Was aber unterscheidet im Zweifel Neugierde, Misstrauen und/oder Wachsamkeit? Das sind doch minimale Unterschiede für einen Anfänger oder jemanden der sich damit nie beschäftigt hat (weil diese Leute gibt es halt auch, da ist dann kein großer Wissensvorsprung zu einem Anfänger, lediglich eben mehr Routine).


    Deshalb finde ich es sinnvoller solche Hunde zuerst auf Pflegestellen unterzubringen, die ihn dann einschätzen und entsprechend passend vermitteln können.


    Grundsätzlich finde ich es doch etwas problematisch, dass oft kranke oder extrem panische Hunde hier nach Deutschland gebracht werden. Ich glaube nicht, dass man mit solchen Hunden nicht erfolgreich arbeiten kann, aber die meisten suchen doch einfach nur einen unproblematischen Familienhund. Davon gibt es doch soooo viele. Warum also solche Hunde hierher bringen, die es mangels Sozialisierung etc. hier tatsächlich nicht unbedingt besser haben. Das ist wohl halt dieses 'ooooooh der Arme' Problem.


    Ängstliche Hunde gehören für mich in der Regel immer zu einem Zweithund. So viel Arbeit wie meine Große geleistet hat hätte ich nie leisten können. Und mein Zwerg war 'nur' ängstlich und hat zu seinen Bezugspersonen recht schnell Vertrauen gefasst. Dennoch hat sie ihm einfach Ruhe und Sicherheit gegeben. Mit ihrer Sprache konnte er mehr anfangen. Sie hat sich klar und deutlich ausgedrückt und ihm Routine vorgelebt. Auch war man dadurch nicht so auf ihn fixiert. Er war dabei, hatte aber auch viel Ruhe.


    So.... Das eigentliche Thema, da brauche ich mehr Zeit.

  • und schwupp war mein Hund ganz ohne Würgen (der Zugpunkt war am Genick und nicht in der Kehle) aus der Höhle draußen.

    Hmmm... das Zug mit Druck aufs Genick und damit auf das recht empfindliche Nackenband echt schmerzhaft ist, war Dir dabei aber klar, oder ;)

  • Hallo,
    ich finde wenn man das erste mal einen (deprivierten) Angsthund bekommt muss sich als erstes die Erwartungen zur Hundehaltung verändern.
    Als ich Julieta bekam hatte ich (auch durch meine anderen Hunde) im Kopf "Meine Hunde machen die Begleithundeprüfung, können ein paar Tricks, begleiten mich viel im Alltag, hören gut etc." Halt was man so als 1./2. oder 3. Hundehalter denkt....
    Aber mit einem Angsthund ist alles anders, man darf NICHTS erwarten, selbst wenn es Erfolge gibt sich ne diese oft nicht von Dauer und seeeehr klein.
    Dem Hund gezielt ein Komando beibringen? Gaaaaanz schwer und dauert Monate (und klappt sowieso nur in der Wohnung wenn wir alleine sind).


    Was ich damit meine, man muss als 1. lernen sich über die Anwesenheit des Hundes zu freuen und nicht über sein können.


    Man darf den Hund an nichts außer an ihm/ ihr selber messen.


    Man muss bereit sein sich den Rest des Hundelebens um einen (psychischen) Pflegefall zu kümmern.


    LG

  • Ich persönlich finde, dass man keinem dieser Auslandsstraßenhunde einen Gefallen tut, wenn man sie mitten nach Berlin in den 3. Stock holt. Das gehört meiner Meinung nach verboten.
    Solche Hunde, wenn man sie dann schon unbedingt "retten" muss, gehören m.E. in ein ruhiges Dorf oder an den ruhigen Stadtrand in ein Haus mit Garten.
    Auch hat so ein "geschädigter" Hund für mich nichts in den Händen von absoluten Hundeanfängern zu suchen.

    Beziehst du dich auf DarFays Aussage? Dann gibt es (mindestens) einen Unterschied zwischen einem "in einem Shelter geborenen Hund" und einem "Auslandsstraßenhund".


    Ich habe einen Auslandsstraßenhund nach Berlin den 4. Sock geholt. Problemlos. Für alle Seiten. Außnahmen, dass es auch schief gehen kann, sollten nicht zur einer Verallgemeinerung gemacht werden.

  • Hmmm... das Zug mit Druck aufs Genick und damit auf das recht empfindliche Nackenband echt schmerzhaft ist, war Dir dabei aber klar, oder ;)

    Jepp, ist mir klar, aber mir ging es darum, dass immer geschrieben wird, ein Hund wird immer gewürgt wenn man an einem Halsband zieht - und das ist definitiv nicht so. ;)

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