Ausbruch(sversuche) aus Wohnung

  • Danke schön für die tollen Erläuterungen, DarFay!
    Jetzt haben wir wenigstens eine Ahnung hinsichtlich Ginas Verhaltens.


    Wie erkennt man einen kompetenten Hundepsychologen?


    Gibt es Erfahrungswerte/Empfehlungen im Raum Darmstadt?

  • Ich würde nicht sagen, dass wir die Situation haben eskalieren lassen oder zu lange gewartet haben.

    Ich habe damit die Phase seit Auftreten des ersten Problems, also seit Eröffnung dieses Themas hier gemeint.
    Objektiv betrachtet ist der Zeitraum natürlich nicht lang, besonders nicht, wenn man bedenkt, dass der Hund ja über Jahre hinweg gut alleine bleiben konnte.
    Subjektiv, also mit Blick auf das Problem des Hundes und das Verhalten, das er zeigt, wurde leider zu spät gehandelt.


    Trennungsstress ist eine Reaktion des Hundes auf den Verlust von sozialer Unterstützung durch den Menschen. Gut möglich, dass es irgendeinen Auslöser gegeben hat, den der Hund in Abwesenheit von Euch als seinen Bezugspersonen nicht alleine bewältigen konnte und der die Spirale in Gang gesetzt hat.


    Ihr lasst den Hund nach dieser Situation, die er nicht alleine bewältigen konnte (und die Ihr vermutlich gar nicht mitbekommen habt), erneut alleine. Das erzeugt beim Hund Frustration, die Frustration steigert das Erregungsniveau, ein gesteigertes Erregungsniveau erzeugt Stress und Stress sorgt dafür, dass der Hund neue Verhaltensweise ausprobiert, um die Situation für sich aufzulösen, zu verbessern und den Stress zu beseitigen. Stress ist, besonders täglich über mehrere Stunden, für den Hund nicht nur sehr unangenehm, sondern kann im schlimmsten Fall sogar körperliche Schmerzen verursachen. Kennst Du vielleicht selbst als "grippiges" Gefühl, wenn Du einen richtig fordernden und anstrengenden Tag hattest, der Kopf total dicht ist und Du Dich am liebsten nur noch verkriechen würdest. Ganz ähnlich dürfte es einem Hund in so einer Situation gehen.


    Eine erste Stufe, die Ihr u.U. gar nicht bemerkt habt, können z.B. motorische Unruhe oder übermäßige Körperpflege als Bewältigungsstrategie gewesen sein. Weil das nichts gebracht hat, um die Situation aufzulösen, probiert der Hund etwas Neues aus: vielleicht jault er zunächst, vielleicht kippt er aber auch sofort in Zerstören und Nachfolgeverhalten. Und wenn auch das nichts bringt, kann sich die Strategie des Hundes z.B. in Selbstverletzung steigern.


    Der Kern des Problems ist, dass der Hund es (aus welchen Gründen auch immer) nicht mehr schafft, sein Gleichgewicht in Eurer Abwesenheit zu halten. Ob Ursache dafür eine übermäßige Bindung, Frust (z.B. durch Unter- oder Überforderung) oder Stress (z.B. auch durch körperliche Ursachen oder eine falsche Verknüpfung) ist, muss vor Ort geklärt werden.


    Das Problem wird im Rahmen des Trainings gelöst, indem mögliche Auslöser außerhalb der Trennungszeiten behoben werden und dem Hund zunächst in Eurer Anwesenheit funktionales Verhalten beigebracht wird, mit dem er die Trennungssituation später in Eurer Abwesenheit alleine bewältigen und somit entspannen kann. Dazu muss er lernen, aber lernen kann das Hundehirn nicht, wenn Stresshormone aktiv sind.


    Deshalb sollte sehr kleinschrittig trainiert werden, der Hund sollte nicht immer wieder erneut mit einer für ihn unlösbaren Aufgabe konfrontiert werden und es sind u.U. die von mir angesprochenen Nahrungsergänzungsmittel/ Medikamente sinnvoll, die z.B. Gegenspieler zu den Stresshormonen sind, somit den Stress reduzieren, entspannen und das Einüben von Gegenstrategien ermöglichen. Namen möchte ich Euch nicht geben, weil das wirklich mit einem erfahrenen Trainer oder Verhaltenstierarzt besprochen und abgestimmt werden sollte und kein Selbstläufer ist. Ohne die vorgenannten Ansätze sind die Mittel wirkungslos.


    Kontaktdaten von Verhaltenstierärzten findest Du hier: Suche Verhaltenstierärzte – GTVMT


    Ihr solltet Euch aber darüber klar sein, dass das Training ein längerer Weg werden wird und von Euch Geduld und Zeit erfordert. Einen Hunde- Psychologen, der nur beim Hund ansetzt und das Problem auflöst, gibt es nicht. Ihr werdet regelmäßig mit dem Hund trainieren und Euch für diese Phase eine Betreuung suchen müssen. Damit würde ich sofort anfangen, damit die Situation mit Beginn der neuen Arbeitswoche nicht noch weiter eskaliert.

  • Danke, Juno2013. Und allen anderen hier.


    Dann gehen wir jetzt mal Fachleute suchen.


    Hoffentlich findet sich jemand bei uns in der Nähe.
    Drückt uns mal die Daumen.
    Ich werde berichten, wie die Sache weitergeht.

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